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Sophie Auguste Tilebein 20 Dezember 1771 in Gottingen 21 August 1854 in Zullchow bei Stettin eigentlich Sophie Caroline Auguste Tilebein geb Pepin verw Buyrette war eine deutsche Malerin und Grafikerin Organisatorin des kulturellen Lebens in Stettin und begrundete einen kunstlerischen Salon in Stettin 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Abstammung 1 2 Jugendjahre 1 3 Heirat mit Jean Rodolphe Buyrette 1 4 Heirat mit Carl Gotthilf Tilebein 1 5 Schloss in Zullchow 1 6 Salon in Zullchow 1 7 Witwenjahre 2 Tilebeinstiftung 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAbstammung Bearbeiten nbsp Das Ehepaar Tilebein an der Herzogseiche Gemalde von Friedrich Georg Weitsch Sophie Auguste Tilebein hatte franzosische und englische Wurzeln Sie war die Tochter des aus England stammenden Dozenten der englischen Sprache an der Universitat Gottingen Philipp Heinrich Pepin und dessen Ehefrau Henriette Luise Perard der Tochter eines kgl Hofpredigers der franzosisch reformierten Gemeinde in Stettin die im Wochenbett verstarb Jugendjahre Bearbeiten Ihr Vater liebte sie sehr war aber ohne Mutter nicht in der Lage fur die Erziehung zu sorgen Deshalb wurde das Kind von Verwandten der Mutter insbesondere dem Prediger der franzosisch reformierten Gemeinde in Hannover Armand erzogen Sophie Auguste wurden die Grundlagen der Geographie Botanik Religion Literatur Sprachen gelehrt sie spielte Cembalo und pflegte den Gesang Mit ihrem Vater ging sie nach Berlin und dann nach Paris Heirat mit Jean Rodolphe Buyrette Bearbeiten Im Jahre 1790 also mit 19 Jahren heiratete Sophie Auguste in Stettin den 55 jahrigen Kaufmann Jean Rodolphe Buyrette der durch den Handel mit Holz und Wein Schiffbau und eine eigene Reederei wohlhabend geworden war Geschatzt wurde schon zu dieser Zeit ihre Gastfreundschaft und ihre sozialen Fahigkeiten Nach sechs Jahren Ehe verstarb Jean Rodolphe Buyrette am 1 Oktober 1796 Heirat mit Carl Gotthilf Tilebein Bearbeiten Weniger als ein Jahr nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratete Sophie Auguste zum zweiten Mal Carl Gotthilf Tilebein war der Sohn des Kaufmanns Gotthilf Friedrich Tilebein der mit Wein Getreide und Holz handelte und dadurch wohlhabend geworden war Carl Gotthilf Tilebein wurde 1806 der Ehrentitel Geheimer Kommerzienrat verliehen sodass seine Frau als Geheimratin angeredet wurde Carl Gotthilf Tilebein war schon als junger Mann fur sieben Jahre ins Ausland geschickt worden um den Beruf des Kaufmanns zu erlernen Er war auch einige Zeit in Bordeaux gewesen um die Geheimnisse des Weinbaus und der Herstellung des Weines zu erlernen 1784 kehrte er nach Stettin zuruck und arbeitete zunachst bei seinem Vater Nach dessen Tod im Jahre 1787 fuhrte er das Unternehmen unter der Ta Tilebein amp Comp zunachst mit seinem Schwager Johann Tobias Piefke fort der 1792 verstarb Er gehorte zu einem Kreis von engen Freunden der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig Er hatte Sophie Auguste schon kennengelernt als sie noch mit Buyrette verheiratet war Spater half er der Witwe in Finanzfragen Die Heirat fand in der Kirche St Gertrud in Stettin am 31 Juli 1797 statt Nach einer bescheidenen Hochzeit da nach dem Tod ihres ersten Mannes noch kein Jahr vergangen war ging das junge Paar auf eine elf Monate lange Hochzeitsreise durch viele Lander in Europa in der sie sechs Monate in Paris zunachst in einer angemieteten 5 Zimmer Wohnung im Hotel du Nord und danach in einer 5 Zimmer Wohnung nahe den Theatern die haufig besucht wurden wohnten Sie traf dort ihren Vater wieder der in Paris als Professor tatig war Wahrend ihr Ehemann seine Handelsinteressen ausbauen konnte widmete sich die junge Frau ihrer geistigen und kunstlerischen Fortbildung Neben dem Gitarren und Gesangunterricht lernte sie Italienisch und beschaftigte sich mit dem Studium der Literatur und dem Klavierspielen Die Eheleute machten die Bekanntschaft mit vielen franzosischen Personlichkeiten Sie trafen aber auch viele fruhere Bekannte wieder die sie aus Stettin kannten Wahrend der Hochzeitsreise leitete der Schwager Piefke das Geschaft allein Er verstarb kurz nach der Ruckkehr der Eheleute Tilebein sodass Carl Gotthilf Tilebein das Geschaft bis zu seinem Tode allein fuhrte Schloss in Zullchow Bearbeiten Schon wahrend ihrer ersten Ehe mit Jean Rodolphe Buyrette hatte dieser fur seine Ehefrau im Jahre 1795 ein landliches Budnerhaus mit Garten auf einer Oder Anhohe in Zullchow erworben Dieser Grundbesitz wurde spater bedeutend vergrossert Die Eheleute Tilebein beabsichtigten ihr Stadthaus zu verkaufen und auf diesem Grundstuck ein Landhaus bauen zu lassen und gaben an den Architekten Karl Friedrich Schinkel den Auftrag zu einem Entwurf Die Entwurfe die der Schinkel damals zeichnete und nach denen man in Stettin lange gesucht hat sind vor nicht langer Zeit in Munster Westfalen wieder aufgetaucht Sie stellen ein reprasentatives zwei Stockwerke hohes und sieben Fensterachsen breites Gebaude mit Anfahrtrampe und Saulenvorbau vor der Frontmitte dar Die Ausfuhrung unterblieb jedoch da im Oktober 1806 die Franzosen in Stettin einmarschierten Auch gefiel Sophie Auguste Tilebein der Entwurf nicht Sie ausserte sich unter Bezugnahme auf ihre Freunde Friedrich Georg Weitsch und Friedrich Wilhelm von Schadow zu dem Entwurf mit der Bemerkung dass Schinkel zwar Wert auf Pracht und grossen Geschmack nicht aber auf Zweckmassigkeit und burgerliche Behaglichkeit lege Er baue immer fur Fursten und Herren nicht aber fur den wirklichen Eigentumer Als das Ehepaar im Jahre 1809 das Hausbauprojekt wieder aufnahm zeichnete Sophie Auguste Tilebein daher selbst einen Riss und liess ihn durch einen Stettiner Zimmermeister ausfuhren 2 Es entstand ein schlossartiges Landhaus mit Theatersaal Musiksaal und einer Bibliothek 3 Am 12 Juni 1822 besichtigte der preussische Kronprinz Friedrich Wilhelm das angenehme Landhaus der geheimen Rathinn Tilebein in Zulchow 4 Salon in Zullchow Bearbeiten nbsp Gruss an Zullchow komponiert von Carl LoeweDas Ehepaar Tilebein bildete den kulturellen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Stettin Zwischen 1790 und 1806 sowie 1820 und 1833 und fuhrte Rahel Levin bzw nach ihrer Verheiratung Rahel Varnhagen in Berlin einen literarischen Salon Salon der Rahel Varnhagen in dem Dichter Naturforscher Politiker Gesellschaftsgrossen und Aristokraten auf einer Ebene miteinander verkehrten Bei einem siebenwochigen Aufenthalt in Berlin im Jahre 1805 in dem die Eheleute Tilebein im renommierten Hotel Stadt Paris wohnten lernten diese durch den befreundeten schwedischen Geschaftstrager Carl Gustav von Brinkmann 5 auch Rahel Levin kennen in deren Salon Frau Tilebein mehrmals als Gast erschien Dies bestarkte den Gedanken auch in Stettin einen derartigen Salon zu begrunden Es wurden bei den Eheleuten Tilebein einheimische Kunstlerpersonlichkeiten wie der Komponist Carl Loewe und der Dichter Ludwig Giesebrecht sowie auch auswartige Kunstler wie der Berliner Schauspieler und August Wilhelm Iffland eingeladen Besucher waren auch der Oberprasident der Provinz Pommern Johann August Sack der Feldmarschall Friedrich Graf Wrangel der Generalarzt August Ferdinand Wasserfuhr Goethes Enkelsohne Walther und Wolfgang deren Mutter Ottilie geb von Pogwisch die Prinzessin Elisabeth von Braunschweig und der Prinz Louis Ferdinand von Preussen 6 Carl Loewe der von Frau Tilebein gefordert wurde und sehr oft Gast in Zullchow gewesen war vertonte aus Dankbarkeit mehrere Gedichte von Heinrich Wilhelm von Gerstenberg u a einen Gruss an Zullchow die Loewe der Geheimratin Tilebein widmete 7 nbsp Louis Ferdinand von Preussen 1772 1806 nbsp Carl Loewe nbsp Rahel Levin nbsp Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig WolfenbuttelWitwenjahre Bearbeiten Carl Gotthilf Tilebein starb am 7 Juli 1820 nach kurzer Krankheit Seine Ehefrau begrub ihn im eigenen Park in einer Gruft Spater liess sie nach ihrem Entwurf ein Mausoleum errichten Nach dem Tod ihres Mannes setzte sie ihre kunstlerische und soziale Tatigkeit fort Sie war weiterhin eine Forderin fur viele Kunstler in Stettin und ihre Unterstutzung war von grosser Bedeutung Frau Tilebein starb am 21 August 1854 in Zullchow und wurde in dem Mausoleum neben ihrem Mann begraben Tilebeinstiftung BearbeitenSophie Auguste Tilebein hatte keine Kinder In ihrem Testament war etwas von dem Geldvermogen fur Pensionen fur Freunde und Bedienstete vorgesehen Der verbleibende Nachlass insbesondere der Grundbesitz in Zullchow wurde fur die Grundung der Tilebein Stiftung verwandt Diese hatte vom Ursprung her den Zweck als Trager eines Altersheimes in den Gebauden in Zullchow alteren bedurftigen Damen die aus Pommern vorwiegend aus Stettin stammen einen sorgenfreien Lebensabend zu verschaffen Die Stiftung uberstand die schwierigen Jahre vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg als die deutsche Wirtschaft zusammengebrochen war In der Nacht vom 29 bis 30 August 1944 wurden durch die Kriegsereignisse der Palast und die Seitengebaude vernichtet ohne dass Menschen getotet wurde Mausoleum und Gartnerhaus blieben unzerstort und wurden spater abgerissen Zum Zeitpunkt der Bombardierung gab es im Palast keine Wertsachen mehr Sie waren ausgelagert worden Was mit ihnen nach dem Krieg geschah ist nicht bekannt Unter der Bezeichnung Tilebein Stiftung Stettin Zullchow wurde die Stiftung mit dem neuen Sitz in Kiel in das Stiftungsverzeichnis eingetragen Solange ein geeignetes Heim nicht zur Verfugung steht sollen nunmehr aus den Nettoertragen des Stiftungsvermogens hilfsbedurftigen und wirtschaftlichen bedurftigen Damen die aus Pommern bevorzugt aus Stettin stammen oder dort leben moglichst zum Weihnachtsfest Geldzuwendungen gewahrt werden 8 Weblinks BearbeitenNamensartikel zu Sophie Auguste Tilebein in Encyklopedia Szczecin Stettin Namensartikel zu Sophie Auguste Tilebein in TransodraPolenEinzelnachweise Bearbeiten Die nachfolgenden Ausfuhrungen sind im Wesentlichen entnommen aus der sehr ausfuhrlichen Beschreibung von Otto Altenburg Die Tilebeins und ihr Kreis Stettin 1937 294 Seiten Online Elmar Schone Baltische Studien Neue Folge Bd 55 1996 Seite 55 online Bilder des Schlosses das als eines der Wunder von Zullchow bezeichnet wurde auf der Webseite von Opencaching pl 1 Preussen In Brunner Zeitung der k k priv mahrischen Lehenbank Brunner Politische Zeitung Mahrisch Standische privilegierte Brunner Zeitung Intelligenzblatt fur Mahren Brunner Wochenblatt zur Beforderung der Vaterlandskunde zur Belehrung und Unterhaltung Amtsblatt Brunner Zeitung Intelligenzblatt Beilage Amtsblatt zur Brunner Zeitung 7 Juli 1822 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung bru vergl zu Brinkmann E F Fossmann Brinckmann Karl Gustav von In Allgemeine Deutsche Biographie herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Band 47 1903 S 236 238 Digitale Volltext Ausgabe Hermann Manzke Sanitatsrat Dr August Steffen 1825 1910 Nestor und Spiritus rector der Kinderheilkunde in Deutschland und Mitteleuropa Kiel 2005 S 23f digital 2 Carl Loewes Werke Liederkreise herausgegeben von Max Runze Bd XVII Leipzig 1817 Seiten 99 bis 115 Digital 3 Stiftungsverzeichnis des Landes Schleswig Holstein digital abgerufen am 10 Juni 2021 digitalNormdaten Person GND 1036704971 lobid OGND AKS VIAF 304484274 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tilebein Sophie AugusteALTERNATIVNAMEN Tilebein Sophie Caroline Auguste Pepin Sophie Auguste Geburtsname Buyrette Sophie Auguste Ehename KURZBESCHREIBUNG deutsche Malerin und Grafikerin Organisatorin des kulturellen Lebens in StettinGEBURTSDATUM 20 Dezember 1771GEBURTSORT GottingenSTERBEDATUM 21 August 1854STERBEORT Zullchow Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sophie Auguste Tilebein amp oldid 218397601