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Die Schrift Sokratische Denkwurdigkeiten wurde von Johann Georg Hamann im Jahre 1759 verfasst Der Essay ist eine der ersten schriftstellerischen Arbeiten Hamanns uberhaupt und entstand nach einem religiosen Erweckungserlebnis Hamann setzt sich in seinem Aufsatz mit dem Rationalismus der europaischen Aufklarung auseinander adressiert ist er an seinen fruheren Studienkollegen Johann Christoph Berens und an Kant in Konigsberg der damals bereits als Dozent an der dortigen Universitat lehrte Die Schrift war wohl auch wegen Hamanns dunkler und verklausulierter Sprache kein Publikumserfolg wurde aber von den Literaten des Sturm und Drang bis zur Romantik rezipiert Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Sinn und Zweck 3 Stil 4 Inhalt 4 1 Einleitung 4 2 Erster Abschnitt 4 3 Zweiter Abschnitt 4 4 Dritter Abschnitt 4 5 Schlussrede 5 Zeitgenossische Kritik 6 Hegels Kritik 7 Deutungen 8 Wirkungsgeschichte 9 Textausgaben 10 Sekundarliteratur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenSie entstand aus einer personlichen Auseinandersetzung zwischen Hamann und Christoph Berens einem der Besitzer des Rigaschen Handelshauses Berens und ehemaligem Kommilitonen Hamanns Berens schickte Hamann 1756 fur vier Jahre nach London damit Hamann dort fur ihn kaufmannische und politische Auftrage ausfuhrte 1 Hamann fand sich in London nicht zurecht und fluchtete sich in das Studium der Bibel Im Fruhling 1758 erfuhr er beim Lesen eine erschutternde Begegnung mit Gott die ihn vom Aufklarer zum Glaubigen machte 2 Nach seiner Ruckkehr nach Riga kundigte er seine Stelle bei Berens und ging im Fruhling 1759 nach Konigsberg Berens wollte die Veranderungen die Hamann in London erfahren hatte nicht akzeptieren da er zu Studienzeiten Hamanns Begabung sehr schatzte und erwartet hatte dass dieser sie im Sinne der Aufklarung nutzen wurde Berens versuchte Hamann wieder zur Vernunft zu bringen und reiste zu Immanuel Kant nach Konigsberg 3 Die beiden versuchten Hamann zur Aufklarung zuruckzubekehren In umfangreichen Briefen wird der dabei entstehende Konflikt in dem es um den Grundkonflikt zwischen Christentum und Aufklarung geht bezeugt 3 Aus diesem Konflikt entsteht schliesslich Hamanns Werk Sokratische Denkwurdigkeiten Hamann begann Mitte August 1759 dieses Werk zu verfassen und meldete am 31 desselben Monats die Fertigstellung des Manuskripts Der Zensur wegen verzogerte sich der Druck so dass das erste gedruckte Exemplar erst am Weihnachtsabend 1759 vorlag 4 Sinn und Zweck BearbeitenSinn und Zweck der Schrift wird in zwei Vorreden erklart die sich zuerst an das Publicum 5 wenden und dann an die Zween 6 nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Wen er mit den Zween meint macht Hamann deutlich Berens und Kant Da Sie beyde meine Freunde sind so wird mir Ihr partheyisch Lob und Ihr partheyischer Tadel gleich angenehm seyn Der eine arbeitet mit dem Stein der Weisen den er als ein Mittel ansieht die Tugenden der Menschen und das gemeine Wohl zu fordern Dies beschreibt Berens der ein Verfechter des Fortschritts und der Aufklarung ist Und der andere Kant mochte einen so allgemeinen Weltweisen und guten Munzwaradein abgeben als Newton war Hamann glaubt dass sie sich zu sehr von der Zeitmode der gesunden Vernunft haben verfuhren lassen 7 Deshalb will er sie von der Aufklarung weg und zum Glauben hinfuhren Dies ist nicht sein einziges Ziel denn er wendet sich auch an das Publikum 8 und versucht dieses fur den Glauben zu offnen Stil BearbeitenUm sein Ziel zu erreichen wahlt Hamann fur seine Schrift den mimischen Stil Er verkundet seine Botschaft demnach nicht direkt unverhullt sondern in einer verschleiernden Sprache 9 Nach Hamann ist es notwendig eine andere Sprache zu verwenden da er sich den Horern Berens und Kant verstandlich machen will 9 Da Ihnen die Sprache der Kirche fremd ist 9 bedient sich Hamann der Verhullung In seiner Schrift wird z B Jesus Christus nicht mit seinem Namen sondern nur mit Andeutungen wie der sanftmutige und demutige Menschenlehrer 10 oder der Schonste unter den Menschenkindern 10 bezeichnet Durch diese Unaufdringlichkeit hofft Hamann dass er von Berens und Kant verstanden wird Indem er nicht mit der Tur ins Haus fallt sondern auf die Entscheidungsfreiheit seiner Gesprachspartner Rucksicht nimmt schafft er fur sie eine Umgebung in der sich ein Einsehen und damit der Glaube entwickeln kann 11 Inhalt BearbeitenDie Sokratischen Denkwurdigkeiten sind gegliedert in eine Einleitung drei Abschnitte und eine Schlussrede Die Einleitung beschaftigt sich mit dem Stand der philosophischen Geschichtsschreibung der erste Abschnitt mit Sokrates Leben und beschreibt es fast schon biografisch bevor der zweite Abschnitt der den Kern der Schrift bildet zu Sokrates Gestandnis seiner Unwissenheit kommt Der dritte Abschnitt beschreibt das weitere Leben des Sokrates bis zu seinem Tod Einleitung Bearbeiten In der Einleitung sagt Hamann was er von einer philosophischen Geschichtsschreibung erwartet und in einer Metapher erklart er wie es zur Zeit um die philosophische Geschichtsschreibung bestellt ist In der Metapher beschreibt Hamann die Einstellung drei verschiedener Menschen zur Bildsaule des franzosischen Staatsministers 12 Der Bildhauer zeigt sein Konnen der Konig zeigt seinen Reichtum indem er die Herstellung finanziert und seine Bewunderung wahrend der Zar Peter der Grosse die Marmorstatue um Rat fragt wie er sein Volk am besten regieren kann 12 Hamann zeigt hier drei Missstande auf Zum einen gibt es die die an der Philosophiegeschichte ihr gelehrtes Konnen zeigen wollen und daruber Bucher schreiben Daneben gibt es die die diese Werke bewundern und dann gibt es die die glauben sie konnten wie der Zar versucht einem Stein Leben einzuhauchen der Geschichte des menschlichen Denkens von sich aus Leben einflossen und aus ihr Kraft schopfen Die die es dem Zaren gleichtun machen die Philosophie zum Gotzen indem sie ihr zutrauen lebenszeugende Krafte zu besitzen 13 Hamann kleidet diese Kritik in das Metaphernbild des Gotzentempels und verurteilt dieses Vorgehen wobei er Stanley Brucker und Deslandes anspricht aufs Scharfste da Gott der Einzige ist der Leben geben kann Hamann verlangt dass die Geschichte der Philosophie zukunftig nur noch von Laien also einem unbeteiligten bzw unparteiischen Dritten geschrieben werden soll Unterdessen glaube ich zuverlassiger dass unsere Philosophie eine andere Gestalt nothwendig haben musste wenn man die Schicksale dieses Namens oder Wortes Philosophie nach den Schattierungen der Zeiten Kopfe Geschlechter oder Weltweiser selbst sondern als ein mussiger Zuschauer ihrer olympischen Spiele studiert hatte oder zu studieren wuste Hamann S 21 Mit dem Satz Wie die Natur uns gegeben unsere Augen zu offnen so die Geschichte unsere Ohren 14 meint Hamann dass nicht alles mit der Vernunft erklart werden muss Vor allem die Natur und Geschichte mussen mit den Sinnen empfangen werden Einen Korper und eine Begebenheit bis auf die ersten Elemente zergliedern heisst Gottes unsichtbares Wesen seine ewige Kraft und Gottheit ertappen wollen 14 Gott kann jedoch nicht mit menschlicher Forschung gefunden werden Die Naturwissenschaft kann so weit nicht vordringen Dasselbe gilt fur die Geschichtswissenschaft Nur der Glaube kann uns zu ihrem Ursprung fuhren so wie der Glaube an Moses der Propheten dahin brachte zu sagen dass Gott die Erde schuf 15 Auf die Frage ob es uberhaupt noch genug alte Schriften gibt um die Philosophiegeschichte niederzuschreiben antwortet Hamann dass Gott dafur sorge dass kein Schrifttum das fur uns wichtig ware verloren ginge genauso wie er dafur sorge dass kein junger Sperling ohne unsern Gott auf die Erde fallt 16 Jetzt musse nur noch dafur gesorgt werden dass die Natur und die Geschichte richtig verstanden werden Da die Natur und die Geschichte ein versiegelt Buch 16 seien konnen sie nicht mit der Vernunft aufgedeckt werden sondern mit einem andern Kalbe 16 wie der Offenbarung Mit seinem Text uber Sokrates will Hamann dies umsetzen und auch so schreiben dass der Text Analogien mit der aktuellen Zeit aufzeigen kann Erster Abschnitt Bearbeiten Im 1 Abschnitt werden biographische Elemente des Sokrates erzahlt Sokrates war der Sohn eines Bildhauers und einer Hebamme Er wurde selbst zum Bildhauer und dazu auch ein sehr guter da sein Werk der drei Grazien aufgehoben wurde Die drei Grazien oder Gottinnen stellte Sokrates angezogen dar was eine alte Darstellungsweise war Zu Sokrates Zeit wurde es vorgezogen Gottinnen nackt darzustellen Es ist daher laut Hamann sehr wahrscheinlich dass die Bekleidung der Grazien angefochten wurde Diese Erzahlung stellt eine Analogie zu Hamann dar Hamann hat keine andere Wahl als seine Schrift verhullt also indirekt zu schreiben damit er die christliche Wahrheit schonender verkunden konnte dafur musste er den Vorwurf der Unbestimmtheit in Kauf nehmen In diesem Abschnitt spielt auch das Orakel von Delphi eine grossere Rolle Orakel Erscheinungen und Traume sind Ammenmarchen doch der Glaube an sie kann wahre Wunder bewirken So sind z B die heiligen drei Konige dem Kometen gefolgt im Glauben er sei von Gott geschickt worden um sie zu Jesus zu fuhren Dieses Hirngespinst hat sie tatsachlich zu Jesus gefuhrt Laut Hamann sind diese Hirngespinste Gott nur angemessen weil es menschlicher und Gott anstandiger aussieht uns durch seine eigene Grillen und Hirngespinste als durch eine so entfernte und kostbare Maschinerey wie das Firmament und die Geisterwelt unseren bloden Augen vorkommt zu seinen Absichten zu regieren 17 Mit dieser Argumentation sagt er dass die Zweifler eigentlich an grossere Wunder glauben als die Glaubigen Indem sie die aktive Lenkung des Kometen durch Gott leugnen machen sie aus seiner Erscheinung und dem Erfolg der heiligen drei Konige ein noch grosseres Wunder Zweiter Abschnitt Bearbeiten Der 2 Abschnitt ist die Kernaussage der Schrift Hier erhalt Sokrates einen Gonner Kriton alias Berens der aus dem Bildhauer einen Sophisten machen mochte Dieses Vorhaben scheitert jedoch da Sokrates trotz der Fulle an Lehrmeistern unwissend bleibt 18 Sokrates ubertrifft Sophokles und Euripides als die weisesten Menschen der damaligen Zeit in ihrer Weisheit weil er in der Selbsterkenntnis weiter als jene gekommen war und wuste dass er nichts wuste 19 Die Bekennung zu seiner Unwissenheit gegenuber den Atheniensern und Kriton wird als Beleidigung aufgefasst Dies ist den Sophisten ein Dorn im Auge 20 so wie der Glaube den Aufklarern ein Dorn im Auge ist Sokrates lehnt die Zusammenarbeit mit den Sophisten ab genau wie Hamann es ablehnte mit Berens und Kant zusammenzuarbeiten da diese die Wahrheit durch Kartenspiele 21 bevorzugen und die Wahrheit die von aussen kommt ablehnen Die Wissenschaft der Sophisten sind ihre flinken Finger 20 und nicht das Bemuhen um Wahrheit Hamann erklart Die Unwissenheit des Sokrates war Empfindung 20 Im Anschluss daran behandelt er die Empfindung als Gegensatz zum Lehrsatz Er erklart dass sich das Nichtwissen als Empfindung aussern kann oder als Versuch das Nichtwissen zu beweisen so wie es David Hume und Pierre Bayle Sophisten tun Dadurch dass sie aber einen Beweis fur das Nichtwissen suchen verraten sie dass ihre Skepsis eine Form von Wissen ist Die alten und neuen Skeptiker mogen sich noch so sehr in die Lowenhaut der sokratischen Unwissenheit einwickeln so verrathen sie sich durch ihre Stimme und Ohren 20 Die Skeptiker waren gegen die Unwissenheit Sokrates dagegen war dafur Sie war bei ihm nicht nur Kopfsache sondern Anliegen und Lebenseinstellung Dies meint Hamann wenn er sagt dass die Unwissenheit des Sokrates Empfindung ist Im Weiteren wird klar dass mit dem Begriff Empfindung auch Glaube gemeint ist Hamann sagt dass unser eigen Dasein geglaubt werden muss genauso wie das Nichtwissen 22 Ein Beispiel liefert Hamann an dem Begriff Tod Dass jeder sterben muss ist eine Tatsache und nichts ist so sicher bewiesen Etwas anderes ist es wenn Gott selbst zu jemandem kommt um ihm zu sagen dass er sterben wird und dieser das instinktiv als Wahrheit ansieht also glaubt Was man glaubt hat daher nicht nothig bewiesen zu werden und ein Satz kann noch so unumstosslich bewiesen seyn ohne deswegen geglaubt zu werden 23 Ein Mensch der an die Wahrheiten glaubt ist demnach viel sicherer als einer der sie bewiesen hat Hamann greift hier Grundgedanken von David Hume auf Nach diesem ersten Teil des zweiten Abschnitts in dem Sokrates sein eigenes Innerstes selbst durch seine Unwissenheit gefunden hat folgt ein zweiter Teil In diesem Teil spricht Hamann von dem Begriff der die Unwissenheit ersetzen kann dem Genius bzw Damon 24 Sie sind in der Lage einem Menschen das zu geben was die Vernunft nicht vollbringen kann Halt und Festigkeit Sokrates hatte einen Genius auf dessen Wissenschaft er sich verlassen konnte den er liebte und furchtete als seinen Gott an dessen Frieden ihm mehr gelegen war als an aller Vernunft der Egypter und Griechen dessen Stimme er glaubte und durch dessen Wind der leere Verstand eines Sokrates so gut als der Schoos einer reinen Jungfrau fruchtbar werden kann 24 Den Genius bzw Damon erklart Hamann nicht genauer obwohl schon viele Sophisten versuchten diesen Begriff zu erklaren und zu bestimmen Allerdings sagt er dass Sokrates mit seinem Damon bzw Genius versucht hat die Athenienser aus der Umklammerung der Sophisten der Vernunft zu reissen und sie zu einer Wahrheit zu fuhren die im Verborgenen liegt zu einer heimlichen Weisheit 25 Denn die Vernunft verwirrt uns noch mehr fuhrt uns in ein Labyrinth 23 Wer aber auf die Stimme des Damons bzw Genius hort der hort die Stimme seines Herzens und kann dadurch zu seinem Glauben finden Dritter Abschnitt Bearbeiten Hier wird Sokrates Leben nach seiner Unwissenheitsbekundung dargestellt Er uberlebt drei Schlachten kann an Staatsversammlungen teilnehmen und als er glaubte lange genug gelebt zu haben 26 nahm er eine Stelle im Rat an Ein Autor wurde er jedoch nicht Seine Ausserungen und Theorien hat er nie selbst niedergeschrieben Sokrates wurde schliesslich als Missethater zum Tode 27 verurteilt Man warf ihm die Nichtehrung der Gotter und den Versuch der Einfuhrung neuer Gotter vor Sein zweites Verbrechen war es die Jugend durch seine anstossigen Lehren und freien Gedanken verfuhrt zu haben Schlussrede Bearbeiten Die Schlussrede ist ein Pladoyer fur die Wahrheit kritisiert aber den Umgang mit ihren Verkundern Sokrates der Geburtshelfer der Wahrheit der die Wahrheit erkannte und lehrte wurde zum Tode verurteilt Laut Hamann wurde Gott der die Wahrheit erzeugt noch schlimmer enden als Sokrates Zudem ist Hamann der Meinung dass diejenigen die nicht im Sinne der Wahrheit handeln gar nicht erst versuchen sollten sie zu verbreiten bzw anderen zu lehren Zeitgenossische Kritik Bearbeiten113 Literaturbrief 19 Juni 1760 von Moses MendelssohnMendelssohn referiert ausfuhrlich den Inhalt von Hamanns Schrift Er lobt den Witz der Schrift und die Schreibart Zur Darstellung der sokratischen Unwissenheit gibt Mendelssohn folgenden Kommentar Die Erlauterungen die der Verfasser von diesem sonderbaren gestandnise des Socrates gibt sind so grundlich dass sie einen vertrauten Schuler desselben verrathen der ihm sogar einen Theil seiner glucklichen Unwissenheit abgelernt hat 28 Mendelssohn kritisiert Hamanns Ausdeutung des Vergleiches des sokratischen Unterrichts mit der Hebammenkunst indem er anmerkt dass dies nicht ganz dem entspreche was Sokrates gemeint habe 29 In dieser Rezension des Textes uberwiegt Lob den Tadel Dennoch hat Mendelssohn kein Auge fur den Bedeutungsumfang der Schrift Er erkennt nicht den christlichen Hintergrund und den Endzweck Staats und Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten 25 Juni 1760 anonymDer anonyme Autor raumt ein dass er den Text bis auf einige Stellen nicht zu deuten vermochte Dennoch bringt er die Anerkennung zum Ausdruck dass in diesen wenigen Blattern ein ungemeines Genie eine feine und gluckliche Satyre viel Belesenheit und etwa auch eine kleine Dosis von philosophischer Freydenkerey hervorleuchte 30 Das Ziel der Schrift sieht der Verfasser darin dass Hamann eine Probe davon geben wollte wie man die Historie der Weltweisheit darstellen sollte Auch diese Rezension ist voll von Lob hat aber kein tieferes Verstandnis fur die Schrift Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit 57 Stuck der Nachrichten 1760 von Christian ZiegraNach Ziegra ist Die Rezension im Konkurrenzblatt des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten eine geistlose Schimpferei die allein deshalb geschrieben wurde weil sich der Hamburgische unpartheyische Correspondent positiv uber die Schrift ausserte 30 Hegels Kritik BearbeitenIn seiner Rezension in den Jahrbuchern fur wissenschaftliche Kritik von 1828 macht Hegel erstmals darauf aufmerksam dass hinter Hamanns Schriften mehr steckt als man zunachst glaubt Hegel erkennt Hamanns Missionsdrang auch wenn ihm der nicht gefallt er ist somit der Erste der den geistigen Hintergrund der Schrift erkennt 31 Den Inhalt nennt Hegel ganz personlich obwohl die Schrift den Schein erwecke objektiv zu sein Hegel ist der Meinung dass der Sokrates in Hamanns Schrift mehr mit Hamann selbst als mit dem Philosophen Sokrates gemein habe 31 Kritisiert wird der Glaubensbegriff der Sokratischen Denkwurdigkeiten Hier spiegele sich der Subjektivismus wider indem Hamann in Anlehnung an Hume die sinnliche Gewissheit von ausserlichen und zeitlichen Dingen als Glauben bezeichnet Hegel ist der Ansicht dass Hamann im Subjektiven steckengeblieben und nicht bis zum Objektiven vorgedrungen 32 ist Deutungen BearbeitenCarl Heinrich Gildemeister schreibt in seinem 6 bandigen Werk uber Hamann von 1857 dass Hamann die Sokratischen Denkwurdigkeiten dazu benutzt habe um den beiden Freunden auf indirectem Wege Wahrheiten ans Herz zu legen die er ihnen schwerlich auf andere Weise so eindringlich hatte machen konnen 33 Julius Disselhof der 1871 einen Wegweiser zu Johann Georg Hamann verfasste sagt in diesem Buch Hamann wandte das Schwert des Wortes gegen die beiden Verfuhrer und das ganze Volk dessen Mund diese zwei waren Seine Autorschaft sollte das Mittel werden sie Berens und Kant und die ihren zu bekehren der klugen Mitwelt ihre Ursunde aufzudecken den Gotzendienst des Zeitgeistes zu sturzen und von dem Konige der Wahrheit zu zeugen Das ist der Ursprung Inhalt und Zweck der socratischen Denkwurdigkeiten 34 Weitere Interpretationen kamen unter anderem von Rudolf Unger 1876 942 Emil Brenning Erwin Metzke Otto Mann Josef Nadler Martin Seils Wirkungsgeschichte BearbeitenHamanns Schrift obwohl in den Rezensionen zunachst verkannt verkaufte sich erstaunlich gut Ende 1759 erschienen war sie schon im Juni des darauffolgenden Jahres ausverkauft und es wurde sogar nach einer neuen Auflage verlangt Wie in Dokumenten von Goethe deutlich wird hat er auch diese Schrift gelesen Viele Gedanken Hamanns liessen ihn nicht los der philosophische Heldengeist die einsichtlose Masse die wenigen Alleinganger u v m 35 Goethe sieht in Hamanns Sokrates die Gestalt Christi und erkennt dass Hamann mit seiner Schrift zum Glauben bekehren will 36 Goethe erkannte somit den Kernpunkt der Sokratischen Denkwurdigkeiten Einfluss hatte Hamanns Werk nicht nur auf den jungen Goethe sondern auch auf die Autoren des Sturm und Drang Die spateren Sturmer und Dranger zu denen sowohl Goethe als auch Herder gehorten waren fasziniert von dem Dunklen Geheimnisvollen und Unerforschlichen in Hamanns Werk von den neuen Elementen die er benutzte z B die Natur als Geheimnis und die Darstellung der Geschichte als Mythologie 37 Die eigentliche Aussage des Werkes wurde von den Sturmern und Drangern jedoch nicht angenommen Weiterhin mussen Hamanns Werke auch bei den Romantikern bekannt gewesen sein da Achim von Arnim und Clemens Brentano in ihrer Zeitung fur Einsiedler Teile von Hamanns Aestetica in nuce abdruckten 38 Teile der Schrift die sich auf Sokrates Erziehung beziehen verwendete Bischof Sailer fur sein Buch Ueber Erziehung fur Erzieher 38 In manchen Werken von Schelling Kierkegaard und Nietzsche sind ebenfalls Anspielungen oder direkte Bezuge auf Hamanns Sokratische Denkwurdigkeiten zu finden 39 Textausgaben BearbeitenSokratische Denkwurdigkeiten fur die lange Weile des Publicums zusammengetragen von einem Liebhaber der langen Weile Mit einer doppelten Zuschrift an Niemand und an Zween Amsterdam 1759 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Projekt Gutenberg Volltext nach der Ausgabe Reclam Stuttgart 1968 Sokratische Denkwurdigkeiten Aestetica in nuce Reclam Stuttgart 2004 Textausgaben in der DNB Johann Georg Hamann Sokratische Denkwurdigkeiten Wolken Historisch kritische Ausgabe Mit einer Einfuhrung und einem Stellenkommentar hg von Leonard Keidel und Janina Reibold unter Mitarbeit von Konrad Bucher Philosophische Bibliothek 748 Hamburg Felix Meiner Verlag 2021 Sekundarliteratur BearbeitenOswald Bayer Zeitgenosse im Widerspruch Johann Georg Hamann als radikaler Aufklarer Piper Munchen 1988 Fritz Blanke Johann Georg Hamanns Hauptschriften erklart Bd 2 Bertelsmann Gutersloh 1959 Thomas Brose Johann Georg Hamann und David Hume Metaphysikkritik und Glaube im Spannungsfeld der Aufklarung Lang Frankfurt a M 2006 ISBN 3 63154 517 7 Helgo Lindner J G Hamann Aufbruch zu biblischem Denken in der Zeit der Aufklarung Brunnen Verl Giessen 1988 James C O Flaherty Johann Georg Hamann Einfuhrung in sein Leben und Werk Lang Frankfurt a M 1989 Weblinks BearbeitenAusfuhrliche Inhaltsangabe und Interpretation Ted Kinnaman Johann Georg Hamann Sokratische Denkwurdigkeiten and Aesthetica in nuce Internet Encyclopedia of PhilosophyEinzelnachweise Bearbeiten Blanke Fritz Johann Georg Hamanns Hauptschriften erklart Bd 2 Bertelsmann Gutersloh 1959 S 11 i f Blanke S Blanke S 11 a b Blanke S 12 Blanke S 13 Hamann Johann Georg Sokratische Denkwurdigkeiten Aestetica in nuce Reclam Stuttgart 2004 S 7 i f Hamann S Hamann S 13 Blanke S 19 Hamann S 7 a b c Blanke S 17 a b Blanke S 18 Blanke S 18 19 a b Hamann S 17 Blanke S 83 a b Hamann S 23 Vgl Hamann S 25 a b c Hamann S 25 Hamann S 39 Hamann S 41 Hamann S 43 a b c d Hamann S 49 Vgl Hamann S 49 Vgl Hamann S 51 a b Hamann S 51 a b Hamann S 55 Hamann S 61 Hamann S 63 Hamann S 69 Blanke S 23 Blanke S 23 a b Blanke S 24 a b Blanke S 25 Blanke S 25 26 Blanke S 27 Blanke S 140 141 Vgl Blanke S 34 Blanke S 35 Blanke S 36 37 a b Blanke S 37 Blanke S 38 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sokratische Denkwurdigkeiten amp oldid 237296130