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Smoothed Particle Hydrodynamics SPH deutsch geglattete Teilchen Hydrodynamik ist eine numerische Methode um die Hydrodynamischen Gleichungen zu losen Sie wird unter anderem in der Astrophysik der Ballistik und bei Tsunami Berechnungen eingesetzt SPH ist eine Lagrange Methode d h die benutzten Koordinaten bewegen sich mit dem Fluid mit SPH ist eine besonders einfach zu implementierende und robuste Methode Inhaltsverzeichnis 1 Methode 1 1 Allgemeines 1 2 Herleitung 1 3 Kern und Glattungslange Smoothing Length 1 3 1 Glattungslange 1 3 2 Kern 1 4 Fehlerabschatzungen 1 5 Vorteile und Nachteile 2 Hydrodynamische Gleichungen in SPH 2 1 Symmetrisierung 2 2 Bewegung des Fluids 2 3 Kontinuitatsgleichung in SPH 2 4 Euler Gleichung in SPH 2 5 Viskositat 3 Anwendungen 4 Weiterfuhrende Veroffentlichungen 5 Weblinks 5 1 Filme 5 2 CodeMethode BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Bei der Smoothed Particle Hydrodynamics Methode wird die zu simulierende Flussigkeit in Elemente aufgeteilt Dabei werden ahnlich den Monte Carlo Methoden die Elemente zufallig uber die Flussigkeit verteilt Dies minimiert den zu erwartenden Fehler Der mittlere Abstand dieser Elemente wird durch die Smoothing Length Glattlange h displaystyle h nbsp reprasentiert Sie ist der wichtigste Parameter der Methode Zwischen den Teilchen wird das Fluid durch den Kernel geglattet daher der Name Jede Grosse z B die Dichte r displaystyle rho nbsp wird durch Summation uber alle Teilchen berechnet Jedes einzelne Teilchen erhalt einen Anteil in Form eines Skalars an dieser Grosse Dadurch werden aus den partiellen Differentialgleichungen der Hydrodynamik gewohnliche Differentialgleichungen was die Berechnungen sehr vereinfacht SPH ist eine sehr empirische Methode Das bedeutet dass viele Dinge gemacht werden weil sie funktionieren nicht weil es eine strenge mathematische Herleitung gibt Herleitung Bearbeiten Die formale Herleitung lauft entweder uber eine Lagrange Funktion oder uber eine Integralinterpolation Bei der Integralinterpolation fur eine Grosse A 1 displaystyle A 1 nbsp geht man von einer Identitat aus wobei d r displaystyle delta vec r nbsp die Diracsche Deltadistribution bezeichnet A 1 r A d r A r d r r d r A r W r r h d r displaystyle A 1 vec r A delta vec r int A vec r delta vec r vec r mathrm d vec r approx int A vec r W vec r vec r h mathrm d vec r nbsp Dann wird die d displaystyle delta nbsp Distribution durch einen Kern W r r h displaystyle W vec r vec r h nbsp angenahert wobei h displaystyle h nbsp die Glattungslange ist Damit die Naherung im Grenzfall gultig bleibt kann man Normierung und Identitat mit der d displaystyle delta nbsp Distribution im Grenzwert fur h 0 fordern W r r h d r 1 displaystyle int W vec r vec r h mathrm d vec r 1 nbsp lim h 0 W r r h d r r displaystyle lim limits h to 0 W vec r vec r h delta vec r vec r nbsp Tatsachlich ist dies bei den meisten verwendeten Kernen nicht mehr der Fall Um daraus die Aufteilung in Massenelemente zu erhalten erweitert man mit der Dichte r displaystyle rho nbsp und belasst h displaystyle h nbsp grosser als 0 Fur den Fall unendlich vieler unendlich kleiner Teilchen geht die Summe in das Integral uber Numerisch wird man sich immer mit endlich vielen Teilchen zufriedengeben mussen A S r lim h A r r r W r r h r r d r b 1 N m b A b r b W r r h A b displaystyle A S vec r lim limits h rightarrow infty int frac A vec r rho vec r W vec r vec r h rho vec r mathrm d vec r propto sum limits b 1 N m b frac A b rho b W vec r vec r h A b nbsp Dabei ist m b displaystyle m b nbsp die Masse des Teilchens b und r b displaystyle rho b nbsp die Dichte am Ort des Teilchens b r b r r b j m j r j r j W r b r j h j m j W r b r j h displaystyle rho b rho mathbf r b sum j m j frac rho j rho j W mathbf r b mathbf r j h sum j m j W mathbf r b mathbf r j h nbsp Damit haben wir die Grundgleichung der Smoothed Particle Hydrodynamics hergeleitet rechter Teil Die Grosse A wird durch eine Summe uber alle Teilchen berechnet Man sieht dass aus der von r abhangigen Grosse A S displaystyle A S nbsp ein Skalar A b displaystyle A b nbsp multipliziert mit dem Kernel geworden ist Dies fuhrt zu einer starken Vereinfachung von Differentialgleichungen da eine Ableitung nun nicht mehr auf die Grosse sondern nur noch auf den Kernel wirkt A r b m b A b r b W r r h displaystyle nabla A vec r sum limits b m b frac A b rho b nabla W vec r vec r h nbsp Kern und Glattungslange Smoothing Length Bearbeiten Glattungslange Bearbeiten Der wohl wichtigste Parameter der SPH ist die Glattungslange h displaystyle h nbsp Sie legt die Auflosung der Methode fest und hat damit starken Einfluss auf Genauigkeit und Rechenaufwand bei Simulationen Bei entsprechender Wahl des Kernels siehe unten legt sie auch die Anzahl der bei Berechnung mit einzubeziehenden Nachbarn fest Ublich sind bis zu einige zehn Teilchen pro Grosse Fur gute Ergebnisse orientiert man sich an der mittleren Dichte des Fluids h 1 r 1 n displaystyle h sim frac 1 langle rho rangle frac 1 nu nbsp mit n displaystyle n nbsp Teilchen n displaystyle nu nbsp Dimensionen und r 1 n b r b displaystyle langle rho rangle frac 1 n sum limits b rho b nbsp In modernen Codes wahlt man h h t displaystyle h h t nbsp zeitabhangig Mit d h a d t h a n r a d r a d t displaystyle frac mathrm d h a mathrm d t left frac h a nu rho a right frac mathrm d rho a mathrm d t nbsp nutzt man dann in Gebieten grosser Dichten eine hohere Auflosung wahrend in Bereichen geringer Dichten die Smoothing Length grosser wird Dadurch lasst sich der Rechenaufwand bei gleich bleibender Genauigkeit verringern Kern Bearbeiten Der Kern ist die wohl wichtigste Struktur der SPH Methode Verschiedene Kerne entsprechen verschiedenen Differenzenschemata in Gittermethoden Zur Interpretation von SPH Gleichungen ist es vorteilhaft einen Kern in Form einer gaussschen Kurve zu verwenden W r r h e r r h 2 displaystyle W vec r vec r h sim e frac vec r vec r h 2 nbsp Numerisch ist dieser Ansatz allerdings nicht sehr geeignet da man in diesem Fall oft auf ein klares Verhalten bezuglich der Reichweite des Kerns Wert legt D h man wahlt einen Kern der ab einem gewissen r displaystyle vec r nbsp null ist um die Anzahl der Nachbarn die bei der Berechnung mit einbezogen werden klar festlegen zu konnen Damit kann man den benotigten Rechenaufwand eingrenzen Wie bereits erwahnt ist SPH eine sehr empirische Methode d h fur unterschiedliche Anwendungen werden sehr unterschiedliche Kerne benotigt Die genaue Wahl ist Erfahrungssache und erfolgt oft nach dem Versuch und Irrtum Prinzip Da ein Kern oft in einer eigenen Funktion implementiert wird ist der Aufwand ihn auszutauschen oder zu verandern minimal Oft werden Kerne auf Basis von Splines verwendet W r h s 4 h n 4 6 q 2 3 q 3 f u r 0 r h 1 2 q 3 f u r 1 r h 2 0 s o n s t displaystyle W vec r h frac sigma 4h nu cdot begin cases left 4 6q 2 3q 3 right amp quad mathrm f ddot u r quad 0 leqslant frac r h leqslant 1 left 2 q right 3 amp quad mathrm f ddot u r quad 1 leqslant frac r h leqslant 2 0 amp quad mathrm sonst end cases nbsp Mit q r r displaystyle q vec r vec r nbsp einer Normierungskonstante s displaystyle sigma nbsp und der Anzahl der Dimensionen n displaystyle nu nbsp Hier werden nur Teilchen bis zum ubernachsten Nachbarn in die Berechnung mit einbezogen Ausserdem ist die 2 Ableitung dieses Kerns nicht konstant weshalb er nicht von der Unordnung der Teilchen abhangt Fehlerabschatzungen Bearbeiten Bei der Herleitung uber Integralinterpolationsfunktionen wurden zwei Naherungen gemacht Erstens wurde h gt 0 displaystyle h gt 0 nbsp angenommen und die Summation erfolgt nur uber eine endliche Zahl von Teilchen Fur die Identitat d h mit h 0 displaystyle h 0 nbsp und beliebig vielen Teilchen gibt eine Taylorentwicklung einen Fehler von O h 2 displaystyle O h 2 nbsp Auch fur die Summationsnaherung kann man mit Hilfe der Shoenberg Formel einen Fehler O h 2 displaystyle O h 2 nbsp ausrechnen falls die Teilchen geordnet im Fluid verteilt sind Im Falle von ungeordneten Teilchen existiert keine traditionelle Fehlerabschatzung Damit ist man bei Simulationen mit SPH immer auf den Vergleich mit anderen Simulationen angewiesen zumindest fur eine Fehlereinschatzung Einige Veroffentlichungen erwahnen dass die Fehler meist deutlich unter denen einer Monte Carlo Simulation liegen auch dies ist Erfahrungssache Generell neigt SPH zur Ausschmierung von Diskontinuitaten ist also gerade im Falle von Simulationen mit wenigen Teilchen lokal recht ungenau Fur grosse Teilchenzahlen wird das Verhalten aber deutlich besser Allerdings ist das globale Verhalten schon bei geringen Teilchenzahlen was geringem Rechenaufwand entspricht sehr gut D h globale Grossen wie die Energie sind gut wiedergegeben Oft lasst sich mit SPH eine global gute Simulation mit wenig Aufwand programmieren die in akzeptabler Zeit auf Workstations gerechnet werden kann Vorteile und Nachteile Bearbeiten Vorteile SPH ist eine Lagrange Methode die Kontinuitatsgleichung ist automatisch erfullt Der Code ist sehr robust d h liefert fast immer Ergebnisse Die Implementation von SPH ist vergleichsweise einfach ebenso das Testen verschiedener Kernels Mit Hilfe einer Gaussfunktion als Kernel lassen sich theoretische Ergebnisse leicht interpretieren In modernem Code zeigt sich eine N log N displaystyle N log N nbsp Abhangigkeit des Rechenaufwandes von der Teilchenzahl SPH zeigt gute globale Ergebnisse bei geringen Teilchenzahlen Nachteile Der Code ist oft zu robust trotz eines falschen Modells kann SPH Ergebnisse liefern die dann aber physikalisch inkorrekt sind Die Fehlerabschatzung ist oft problematisch und nur im Vergleich mit den Ergebnissen anderer Methoden zu erhalten Die Methode ist hoch dispersiv Fur gute Genauigkeiten werden hohe Teilchenzahlen benotigt Damit ist der Vorteil geringen Rechenaufwandes nicht zutreffend Die Behandlung von Diskontinuitaten ist oft schwierig da Strukturen auf Skalen die kleiner als die Smoothing length sind geglattet werden Hydrodynamische Gleichungen in SPH BearbeitenSymmetrisierung Bearbeiten Um die Hydrodynamik in SPH zu formulieren ist der scheinbar einfachste Ansatz die Grundgleichung in die hydrodynamischen Gleichungen wie z B die Navier Stokes Gleichung einzusetzen Die daraus resultierenden Gleichungen sind allerdings nicht symmetrisch gegenuber Teilchenvertauschung Deshalb gelten in diesem Fall viele Erhaltungssatze fur Energie Drehimpuls etc nicht mehr Oft ist es allerdings moglich diese zu retten indem man die Dichte in den jeweiligen Differentialoperator herein schreibt und die Produktregel nutzt r A r A A r displaystyle rho nabla A nabla rho A A nabla rho nbsp Oft lassen sich so symmetrische Gleichungen herleiten All dies geschieht nicht streng formal sondern nur weil es bessere Ergebnisse liefert Bewegung des Fluids Bearbeiten Die einfachste Moglichkeit ist die Verwendung der Definition der Geschwindigkeit d r a d t v a displaystyle frac mathrm d vec r a mathrm d t vec v a nbsp Dabei ist die Bewegung eines Teilchens nicht an die der anderen gekoppelt was oft zu Problemen fuhren kann Deshalb hat man die XSPH Methode Extended SPH entwickelt d r a d t v a e b m b v b a r a b W a b displaystyle frac mathrm d vec r a mathrm d t vec v a varepsilon sum limits b m b left frac vec v ba bar rho ab right W ab nbsp mit einer gemittelten Dichte r a b 1 2 r a r b displaystyle bar rho ab frac 1 2 left rho a rho b right nbsp und einem Kopplungsparameter e Damit wird die Ordnung der Teilchen besser erhalten ohne dass zusatzlich Viskositat eingefuhrt werden muss Kontinuitatsgleichung in SPH Bearbeiten Setzen wir die Dichte in die Grundgleichung ein so erhalten wir r a b m b W a b displaystyle rho a sum limits b m b W ab nbsp fur ein Teilchen a Daraus lasst sich die SPH Kontinuitatsgleichung ausrechnen d r a d t b m b v a b a W a b displaystyle frac mathrm d rho a mathrm d t sum limits b m b v ab nabla a W ab nbsp Euler Gleichung in SPH Bearbeiten Fur die Euler Gleichung ergibt sich d v a d t 1 r a b m b P b r b a W a b displaystyle frac mathrm d vec v a mathrm d t frac 1 rho a sum limits b m b frac P b rho b nabla a W ab nbsp Diese Gleichung ist nicht symmetrisch gegenuber Teilchenaustausch Impuls und Drehmoment sind nicht erhalten Deswegen verwenden wir den oben angedeuteten Trick fur den Druckgradienten P r P r P r 2 r displaystyle frac nabla P rho nabla left frac P rho right frac P rho 2 nabla rho nbsp Woraus wir die gewunschte symmetrische Gleichung erhalten d v a d t b m b P b r b 2 P a r a 2 a W a b displaystyle frac mathrm d vec v a mathrm d t sum limits b m b left frac P b rho b 2 frac P a rho a 2 right nabla a W ab nbsp Setzen wir einen Gauss Funktion ein ergibt sich eine Zentralkraft die auf beide Teilchen gleich stark wirkt m a d v a d t 2 m a m b h 2 P b r b 2 P a r a 2 r a r b W a b displaystyle m a frac mathrm d vec v a mathrm d t frac 2m a m b h 2 left frac P b rho b 2 frac P a rho a 2 right left vec r a vec r b right W ab nbsp Viskositat Bearbeiten Wie fast jede numerische Methode erzeugt auch SPH durch Rechenungenauigkeiten Viskositat Zur Modellierung ist diese oftmals aber nicht ausreichend Deswegen fuhrt man ahnlich wie beim Ubergang von der Euler Gleichung zur Navier Stokes Gleichung einen Viskositatstensor ein Die genaue Wahl dieses Tensors hangt stark vom Modell ab d v a d t b m b P b r b 2 P a r a 2 P a b a W a b displaystyle frac mathrm d vec v a mathrm d t sum limits b m b left frac P b rho b 2 frac P a rho a 2 Pi ab right nabla a W ab nbsp Anwendungen BearbeitenSPH wird in vielen verschiedenen Bereichen wie der Astrophysik angewendet Es existieren auch relativistische und magnetische SPH Methoden Gasdynamik Galaxie Entstehung und Verschmelzung Binare Sternsysteme Akkretionsscheiben und Sternkollisionen Mondentstehung Relativistische Probleme Magnetische ProblemeWeiterfuhrende Veroffentlichungen BearbeitenMonaghan Smoothed Particle Hydrodynamics Annu Rev Astrophys 1992 Steinmetz Muller On the capabilities and limits of s p h Astronomy and Astrophysics 1993 Alimi Courty Thermodynamic evolution of the cosmological baryonic gas pt 2 Astronomy and Astrophysics 2005Weblinks BearbeitenFilme Bearbeiten Visualisierungen von Galaxien Entstehungsrechnungen englisch Mathias Steinmetz Galaxien Entstehung und Verschmelzungen Leibniz Institute for Astrophysics Potsdam abgerufen am 26 Februar 2018 englisch Code Bearbeiten Website des Gadget Codes dessen Gasdynamic SPH nutzt englisch SimPARTIX ist ein Softwarepaket fur SPH und DEM Simulationen vom Fraunhofer IWM Pasimodo simuliert verschiedene Partikelmethoden u a SPH ThreeParticle CAE ist eine multiphysics Softwareplattform fur DEM und SPH Simulation der BECKER 3D GmbH SOFA Simulation Open Framework Architecture Memento vom 8 April 2008 im Internet Archive simuliert SPH im Hinblick auf Echtzeitanwendungen OpenTissue Memento vom 24 August 2011 im Internet Archive bietet ebenfalls SPH mit Fokus auf Echtzeitanwendung an Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Smoothed Particle Hydrodynamics amp oldid 234628496