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Bei einem Skitour Ungluck im Wallis nahe der italienischen Grenze starben Ende April 2018 sieben Menschen nachdem 14 Skitourenganger am 29 April einem Sonntag in ein Unwetter gerieten Sie waren auf der Route La Serpentine unterwegs einem Abschnitt der bekannten Haute Route in den Walliser Alpen zwischen Chamonix und Zermatt 1 2 An diesem Tag brachen sie bei der Berghutte Cabane des Dix 2928 m u M auf und wollten die Cabane des Vignettes 3160 m erreichen Unterwegs traten jedoch in der Nahe des Pigne d Arolla Nebel starker Wind und Schneefall auf Die Strecke zwischen den beiden Hutten gilt als anspruchsvoll fuhrt durch Gletschergebiet hat etwa 980 Hohenmeter im Aufstieg und ist uber 8 Kilometer lang Uber mehrere Kilometer hinweg befindet man sich oberhalb von 3600 Meter Hohe 3 Route La Serpentine Blick vom Col du Tsijiore Nouve ca 3450 m hinauf zum Col du Brenay 3615 m Der Pigne d Arolla ist am linken Bildrand teilweise zu sehen Wahrend mehrere Todesopfer bei Lawinen Unglucken nicht aussergewohnlich sind sorgte der Unterkuhlungstod so vieler Tourengeher fur Aufsehen 4 Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf der Ereignisse 2 Wetterentwicklung wahrend des Unglucks 3 Ursachen des Unglucks 4 Opfer 5 Siehe auch 6 Dokumentation 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAblauf der Ereignisse BearbeitenDie Tourengeher hatten neben weiteren Gruppen in der Dix Hutte ubernachtet Sie brachen etwa gegen 6 30 Uhr auf kurz nach Sonnenaufgang und gehorten zwei verschiedenen Gruppen mit insgesamt 14 Beteiligten an Vier Personen waren Franzosen und nur mit Karte und Kompass ohne Bergfuhrer unterwegs Zehn andere Alpinisten waren mit einem im Tessiner Muggiotal wohnhaften aus Italien stammenden Bergfuhrer auf Tour Er leitete seit vielen Jahren ein alpinistisch orientiertes Reiseburo war sehr erfahren und hatte bereits vier der Seven Summits sowie drei Achttausender bestiegen Zudem wiesen mehrere dieser Gruppe Zugehorige langjahrige Erfahrung mit Skitouren auf eine Teilnehmerin hatte im Jahr zuvor den 6960 m hohen Aconcagua bestiegen Sie beschaftigten den Bergfuhrer primar fur die Organisation und Buchung der Hutten der mehrtagigen Begehung der sogenannten Haute Route Kurzere Touren hatten sie in eigener Regie unternommen Fur die Zehnergruppe handelte es sich um den vorletzten Tag auf der Haute Route die von Chamonix nach Zermatt fuhrt Auf der funften Etappe wird zwischen der Dix und der Vignettes Hutte der hochstgelegene und dem Wetter am starksten ausgesetzte Teil der Strecke zuruckgelegt 5 4 nbsp Blick vom Pigne d Arolla zuruck auf den oberen Brenaygletscher und die Aufstiegsroute Der Sattel am linken Bildrand liegt auf etwa 3740 m und wurde von den beiden Gruppen erst kurz vor 17 00 Uhr erreicht da sie sich auf dem Gletscher verirrten Eine andere Gruppe hatte ihn bereits um 10 40 Uhr uberschritten Ein aus Italien stammender Uberlebender berichtete dass die Temperatur in der Nacht auf Montag auf 5 C bis 10 C gesunken sei 6 wegen der schlechten Sicht hatten sie mehrmals die Orientierung verloren 5 Nach Aussage eines Teilnehmers nutzte der Bergfuhrer zur Navigation eine GPS App auf seinem Mobiltelefon was unter Bergfuhrern ublich sei Er hatte allerdings kein GPS Handheld dabei im Unterschied zu einem der Teilnehmer Doch war auf dessen Gerat nur die Sommer und nicht die Winter Route abgespeichert Da es ihnen damit nicht gelang in Nebel und Schneetreiben den richtigen Weg auf Anhieb zu finden irrten die Tourengeher umher und erreichten mit mehreren Stunden Verspatung den Gipfelbereich des Pigne d Arolla am Col du Brenay 3631 m erst kurz vor 17 00 Uhr 1 Bis zum Sonnenuntergang verblieben den Alpinisten zwar noch fast 4 Stunden fur die Strecke zur Vignettes Hutte Bis dahin sind auf dem rund 3 Kilometer langen Weg noch weitere etwa 100 Hohenmeter im Aufstieg zum Firnsattel des Pigne d Arolla und im Anschluss fast 600 Hohenmeter im Abstieg auf 3157 m zu uberwinden 7 Allerdings ist der Weg nicht einfach zu finden ohne Orientierung sind insbesondere der Einstieg und die letzten Meter zur Hutte schwer aufzufinden Da die Sicht extrem schlecht wurde verzichtete man auf eine Pause und setzte die Route zu Fuss auf Steigeisen fort In den folgenden Stunden versuchten die Leute erfolglos in einem abschussigen vergletscherten Gelande bei nur wenigen Metern Sichtweite die Vignettes Hutte zu finden Sie fanden zwar das Steinmannchen aufgrund der schlechten Sicht jedoch den weiteren Weg zur Vignettes Hutte nicht Der Versuch mit Hilfe der Wasserleitung zur Hutte zu finden schlug fehl weil die Leitung nicht am Weg entlang lauft sondern frei uber einem Grund hangt Wegen Batterieproblemen konnte der Bergfuhrer sein Satelliten Telefon nicht benutzen 4 Dem Bericht eines Uberlebenden nach mussten sie vier Mal umkehren da sie den richtigen Weg nicht fanden nbsp Die Vignettes Hutte Zugang vom links uber den GratTatsachlich lag die Unglucksstelle nur rund 550 Meter entfernt von der rettenden Vignettes Hutte auf 3270 m Hohe 1 6 Am Montagmorgen um 6 30 Uhr vernahm ein Alpinist Hilferufe und der Huttenwart der Vignettes Hutte alarmierte die Rettungskrafte Laut diesen war der Boden am Unglucksort hart wie Beton daher hatte die Gruppe sich gar nicht in den Schnee eingraben konnen um Schutz vor dem Wetter zu suchen Als die Rettungskrafte mit dem Hubschrauber am Ort eintrafen war der Bergfuhrer bereits durch einen Sturz ums Leben gekommen Laut Tourteilnehmern hatte er die Gruppe verlassen um Hilfe zu holen Seine Leiche wurde direkt unterhalb des Platzes gefunden wo der Rest der Alpinisten gewartet hatte 6 4 Mit insgesamt sieben Hubschraubern von Air Glaciers Air Zermatt und Rega wurden die zum Teil kritisch unterkuhlten Personen geborgen Gegen 12 30 Uhr befanden sich alle Teilnehmer in Kliniken Dort starben im weiteren Verlauf sechs der Tourenganger darunter auch die Frau des Bergfuhrers Da Hutten Ubernachtungen nicht zuletzt zur Sicherheit der Tourenganger im Voraus angemeldet werden mussen sorgte die spate Alarmierung der Rettungskrafte bei manchen Experten fur Erstaunen Laut dem Magazin Outside wollte der Bergfuhrer ursprunglich die Nacamuli Hutte ansteuern und entschied sich dann aufgrund der Wetterprognosen die Vignettes Hutte aufzusuchen Die schlechte Wetterentwicklung war zumindest einem Teil der Teilnehmer bekannt 4 In derselben Wetterlage starben am Monch zwei junge Alpinisten 21 und 22 ebenfalls an Unterkuhlung Bei beiden Unglucken wurde die Suche nach Uberlebenden durch die Wetterverhaltnisse behindert Ebenso starb am Monte Rosa ein Alpinist an Unterkuhlung 4 Wetterentwicklung wahrend des Unglucks BearbeitenFohnlagen fuhren am Alpensudrand aufgrund der Staulage zu Wolkenbildung und lokalen Niederschlagen die teils bis uber den Alpenhauptkamm hinaus reichen In den Hochlagen entlang des Hauptkamms und der Gipfel bedeuten die Wolken dichten Nebel Das Ende des Fohnwindes ist ein sicheres Anzeichen fur einen Wettersturz In einem Editorial schilderte der bekannte Meteorologe Jorg Kachelmann die Wetterentwicklung Samtliche verfugbaren Wettermodelle hatten bereits am 26 April fur den Abend des 29 April das Ende des Fohnwindes korrekt vorausberechnet Ebenso sagten die Prognosen vom 27 April das Wetter in der Region Arolla wie folgt und zutreffend voraus 7 Uhr Windboen mit 50 75 km h Mittag erste Windboen mit 100 km h 13 Uhr Wind nimmt zu massiger Schneefall 17 Uhr Noch relativ milde Temperaturen fur diese Hohe 0 bis 4 C jedoch muss dabei der wind chill berucksichtigt werden 19 Uhr Starker Schneefall 5 6 cm Neuschnee in einer Stunde 20 Uhr Windboen mit rund 200 km h gegen 21 Uhr zwischen 10 und 12 cm Neuschnee in einer Stunde Nach Mitternacht Wind flaut ab Schneefall hort auf jedoch Temperatursturz auf 10 C 8 Laut dem Wetterarchiv des Anbieters Meteoblue wurden fur den ganzen 29 April und den Ort der Vignettes Hutte 42 5 mm Niederschlag ein durchschnittlicher Wind von 60 km h und eine durchschnittliche Temperatur von 2 C vorausgesagt Ursachen des Unglucks BearbeitenUnter Alpinismus Experten wurde vor allem die Frage aufgeworfen warum keiner der zum Teil sehr erfahrenen Teilnehmer die Entscheidungen des Bergfuhrers hinterfragt hatte obwohl sich das Wetter zunehmend verschlechtert hatte Der Bergfuhrer hatte seine Absichten und Informationen kaum den anderen Teilnehmern mitgeteilt die Organisation Planung und Fuhrung der Gruppe lag alleinig bei ihm Als die Skitourenganger bei der Dix Hutte aufbrachen entschieden sich mehrere Gruppen in der Vignettes Hutte zur Abfahrt nach Arolla anstelle auf grosser Hohe nach Zermatt weiterzugehen Grund dafur waren die dortigen Sicht und Windverhaltnisse die bereits am Morgen des 29 April schlecht waren Es bleibt offen warum der Bergfuhrer keine telefonische Auskunft bei der Vignettes Hutte eingeholt hatte Die Recherchen des Magazins Outside legen nahe dass das zunachst recht gute Wetter bei der Dix Hutte die Bedenken entkraftete 4 Nebensachlich war dass die Teilnehmer nicht fur eine notfallmassige Ubernachtung im Freien ausgerustet waren Wahrend in den USA die Unterkunfte in aller Regel weiter auseinander liegen und schlechter ausgestattet sind was ein hoheres Mass an Autonomie erfordert konnen europaische Alpinisten mit leichterer Ausrustung unterwegs sein Ein weiterer Punkt ist dass der Bergfuhrer keine redundanten Orientierungshilfen mitfuhrte 4 Wahrend die franzosische Gruppe sich einen etwas windgeschutzten Platz zum Ubernachten suchte und in der Folge keine Todesopfer zu beklagen hatte biwakierte die Zehnergruppe an der Stelle wo sie sich gerade befand Dies war jedoch eine dem Wind ausgesetzte Stelle weshalb die Lagernden rasch auskuhlten 1 Opfer BearbeitenAus der Zehnergruppe uberlebten drei eine Deutsche 48 aus Munchen und ein Italiener 50 aus Bozen mit leichter Unterkuhlungen sowie ein Schweizer 72 aus dem Tessin mit schweren Unterkuhlungen Es starben der Bergfuhrer Mario Castiglioni 59 vor Ort durch einen Sturz sowie seine begleitende Frau aus Bulgarien 52 an extremer Unterkuhlung im Krankenhaus Von den acht Gasten starben funf im Krankenhaus an extremer Unterkuhlung zwei Ehepaare aus Bozen bzw Parma 42 und 45 52 und 53 Jahre eine Frau aus Bozen 44 Aus der Gruppe der Franzosen zwei Ehepaare aus Tignes uberlebten alle zwei Manner und eine Frau 55 57 und 58 Jahre erfuhren leichte Unterkuhlungen eine Frau uberlebte mit schweren UnterkuhlungenSiehe auch BearbeitenNotrufkanal der Schweizerischen Rettungsflugwacht Das Trekking Ungluck am Thorong La Nepal im Oktober 2014 mit mindestens 43 Toten Damals bestand keine Moglichkeit die Warnung vor dem unublich schweren Wintereinbruch rechtzeitig an die lokalen Guides weiterzuleiten Das Ungluck am Mount Everest im Mai 1996 mit 8 TotenDokumentation BearbeitenZwei Jahre Recherche und modernste Technik fur den DOK Film Todesfalle Haute Route Rekonstruktion eines Dramas Koproduktion von SRF SRG SSR ServusTV und Arte 2023 Das Reenactment wurde von Spiegel TV produziert Beschreibung Todesfalle Haute Route Rekonstruktion eines Dramas SRF 2023 Video 90 Min Haute Route Das Drama SRF 2018 Video 16 Min Abenteuer Alpen Die Skitour des Lebens SRF 2021 Video 93 Min Keine Doku uber das Ungluck sondern uber eine andere Gruppe die diese Stecke geht Weblinks BearbeitenIn eisigen Hohen Das Drama am Pigne d Arolla 14 Marz 2022 Disaster in the Alps In Outside 13 September 2018 abgerufen am 31 Marz 2019 Reportage uber das Ungluck englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Tragodie in den Alpen Todesfalle Haute Route die Rekonstruktion eines Dramas In Schweizer Radio und Fernsehen vom 28 April 2023 Neue Doku uber die todliche Tragodie im Wallis Der Bergfuhrer war dumm und wir waren so dumm ihm zu folgen In Neue Zurcher Zeitung vom 27 April 2023 Routen 460d und 460a gemass Schweizer Skitourenkarte die von SAC und Swisstopo herausgegeben wird a b c d e f g h Disaster in the Alps In Outside 13 September 2018 abgerufen am 31 Marz 2019 a b Tommaso P uberlebte die Horror Nacht am Berg Jetzt weiss ich was die Holle ist In Aargauer Zeitung watson ch 2 Mai 2018 abgerufen am 3 Mai 2018 a b c Ungluck im Wallis Umgekommener Bergfuhrer liess Skitourengruppe nicht im Stich In Neue Zurcher Zeitung 3 Mai 2018 abgerufen am 3 Mai 2018 nach Skitourenkarte auf map geo admin ch Jorg Kachelmann Von uberraschenden Schneesturmen und der Wahrheit In Tages Anzeiger 4 Mai 2018 abgerufen am 4 Mai 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skitour Ungluck im Wallis 2018 amp oldid 238070611