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Dieser Artikel beschreibt eine gefuhlte Temperaturdifferenz Fur den Horrorfilm mit dem Originaltitel Wind Chill siehe Der eisige Tod Der Windchill englisch bzw die Windkuhle auch Windfrosteln beschreibt den Unterschied zwischen der gemessenen Lufttemperatur und der gefuhlten Temperatur in Abhangigkeit von der Windgeschwindigkeit Er ist definiert fur Temperaturen unterhalb von ca 10 C Gefuhlte Temperaturdifferenz Windchill Faktor bei 0 C in Abhangigkeit vom WindDer Windchill Effekt englisch wind chill factor wird durch die konvektive Abfuhrung hautnaher und damit relativ warmer Luft und die damit einhergehende Erhohung der Verdunstungsrate hervorgerufen Die fur den Phasenubergang des Wassers notwendige Verdampfungsenthalpie wird dabei durch Warmeleitung aus der Korperoberflache abgezogen und kuhlt diese dementsprechend ab Der Wind hat daher die Wirkung die Angleichung der Oberflachentemperatur des Korpers mit der Umgebungstemperatur der Luft zu beschleunigen was Menschen als kuhlend empfinden Wahrend der Windchill vornehmlich fur Temperaturen unterhalb der Behaglichkeit angewendet wird ist fur Temperaturen daruber der Hitzeindex aussagekraftiger Gefuhlte Temperatur in Abhangigkeit von der WindgeschwindigkeitInhaltsverzeichnis 1 Quantifizierung Grossen des Windchill 2 Aktuelle Berechnung und Tabelle 3 Bedeutung und Anwendung 4 Geschichte 4 1 Einfuhrung des Windchill 4 2 Kritik an den Messungen von Siple und Passel 4 3 Weitere Entwicklung bis 2001 4 4 Heutige Berechnung ab 2001 5 Kritik 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseQuantifizierung Grossen des Windchill BearbeitenEs gibt verschiedene Moglichkeiten den Windchill Effekt zu quantifizieren so zum Beispiel uber den Warmeverlust pro betreffender Hautflache oder uber die Temperatur der Haut selbst Diese haben sich bisher jedoch nicht gegen die derzeit vorherrschende Windchill Temperatur WCT durchgesetzt oder wurden von ihr verdrangt Die WCT ist uber die Lufttemperatur definiert die bei schwachem Wind die gleiche Warmeverlustrate pro dem Wind ausgesetzter Hautflache verursachen wurde wie die tatsachliche Lufttemperatur mit Windeinfluss Diese Definition wurde aus Grunden der Verstandlichkeit gewahlt da eine Temperatur von der breiten Offentlichkeit besser verstanden wird als etwa die Angabe in Watt pro Quadratmetern Es handelt sich also im eigentlichen Sinne nicht um eine Temperatur sondern um ein Mass fur die Warmeverlustrate das lediglich in Einheiten der Temperatur angegeben wird Dabei geht man von trockener Luft aus berucksichtigt also nicht den bei niedrigen Temperaturen geringen Effekt der Luftfeuchtigkeit Der hier verwandte schwache Wind wird meist als Windstille bezeichnet Das kann jedoch zu Missverstandnissen fuhren da es sich normalerweise um eine Windgeschwindigkeit von 1 34 m s fruher 1 79 m s beim Gehen handelt Solange man als Bezug eine totale Windstille veranschlagt ist die Windchill Temperatur immer geringer als die tatsachlich messbare Temperatur Die Allgemeinverstandlichkeit der WCT durch ihre Angabe in Temperatureinheiten fuhrt leicht zu einem falschen Verstandnis dessen was die WCT eigentlich zum Ausdruck bringt Es handelt sich dabei gerade nicht um die Temperatur die ein Korper aufgrund des Windes annimmt Bei einer gemessenen Temperatur von 5 C und einer Windgeschwindigkeit von 55 km h ergibt sich eine WCT von 1 6 C siehe unten dennoch wird die Haut vollig unabhangig vom Wirkungszeitraum niemals Erfrierungen aufweisen Die WCT ist nur ein Ausdruck dafur um wie viel schneller sich die Temperatur der Haut an die gemessene Lufttemperatur von 5 C annahert als es ohne Wind der Fall ware Das erklart auch warum sich der Windchill nicht bei hohen Temperaturen zeigt denn ein schnellerer Temperaturangleich spielt bei geringen Temperaturdifferenzen kaum eine Rolle Aktuelle Berechnung und Tabelle BearbeitenDie seit November 2001 gultige empirische Formel in Form einer Zahlenwertgleichung zur Berechnung des Windchill mit metrischen Einheiten und einer in 10 Meter Hohe uber dem Erdboden gemessenen Windgeschwindigkeit lautet ϑ W C T 13 12 0 621 5 ϑ a 0 396 5 ϑ a 11 37 v 0 16 displaystyle vartheta mathrm WCT 13 12 0 6215 cdot vartheta mathrm a 0 3965 cdot vartheta mathrm a 11 37 cdot v 0 16 nbsp ϑWCT Windchill Temperatur in Grad Celsius ϑa Lufttemperatur in Grad Celsius v Windgeschwindigkeit in Kilometern pro StundeMit Einheiten des angloamerikanischen Masssystems fur 33 Fuss Hohe uber dem Erdboden ϑ W C T 35 74 0 621 5 ϑ a 0 427 5 ϑ a 35 75 v 0 16 displaystyle vartheta mathrm WCT 35 74 0 6215 cdot vartheta mathrm a 0 4275 cdot vartheta mathrm a 35 75 cdot v 0 16 nbsp ϑWCT Windchill Temperatur in Grad Fahrenheit ϑa Lufttemperatur in Grad Fahrenheit v Windgeschwindigkeit in Meilen pro Stunde Landmeile Zu beachten ist dabei dass sich die Formeln nicht auf eine komplette Windstille beziehen und man bei Windgeschwindigkeiten unter 1 34 m s einen Wert erhalt der sich uber dem der Lufttemperatur befinden kann Das hat seine Ursache in der isolierenden Wirkung der hautnahen Luftschicht die sich bei vollstandiger Windstille erwarmt ohne vom Wind weggetragen zu werden Die dann wahrgenommene Lufttemperatur ist aufgrund dieser warmeren Korperhulle hoher als die tatsachliche Umgebungstemperatur in einiger Entfernung zur Hautoberflache Fur derart niedrige Windgeschwindigkeiten ist die Formel allerdings nicht ausgelegt und die entsprechenden Ergebnisse sind unzuverlassig In der Regel wird der Gultigkeitsbereich der Formel daher erst fur Windgeschwindigkeiten uber 5 km h veranschlagt Die Ursprunge dieser Gleichungen die Probleme in ihrer Umsetzung und Exaktheit sowie alternative Herangehensweisen werden in den folgenden Abschnitten dargestellt Windchill Temperatur 1 Wind ge schwin dig keit Lufttemperatur0 0 km h 10 C 5 C 0 C 5 C 10 C 15 C 20 C 30 C 40 C 50 C0 5 km h 9 8 4 1 1 6 0 7 3 12 9 18 6 24 3 35 6 47 0 58 310 km h 8 6 2 7 3 3 0 9 3 15 3 21 2 27 2 39 2 51 1 63 015 km h 7 9 1 7 4 4 10 6 16 7 22 9 29 1 41 4 53 7 66 120 km h 7 4 1 1 5 2 11 6 17 9 24 2 30 5 43 1 55 7 68 325 km h 6 9 0 5 5 9 12 3 18 8 25 2 31 6 44 5 57 3 70 230 km h 6 6 0 1 6 5 13 0 19 5 26 0 32 6 45 6 58 7 71 740 km h 6 0 0 7 7 4 14 1 20 8 27 4 34 1 47 5 60 9 74 250 km h 5 5 1 3 8 1 15 0 21 8 28 6 35 4 49 0 62 7 76 360 km h 5 1 1 8 8 8 15 7 22 6 29 5 36 5 50 3 64 2 78 0Anmerkung Bei blauen Feldern besteht die Moglichkeit dass es innerhalb von 30 Minuten oder weniger zu Erfrierungen kommt Erfrierungsgefahr besteht bei Erreichen einer Hauttemperatur von 4 8 C unterhalb der fur etwa 5 der Menschen Erfrierungen auftreten Bedeutung und Anwendung BearbeitenEine besondere Bedeutung besitzt der Windchill in kalten und windigen Regionen der Erde insbesondere in Arktis Antarktis und in den Hochgebirgen also fur Bergsteiger Auch eine schnelle Bewegung des Menschen entspricht dabei einer hohen Windgeschwindigkeit wovon bestimmte Wintersportarten betroffen sind Eine grosse wirtschaftliche Bedeutung und somit politische Brisanz kommt dem Windchill daher in Wetterberichten der Wintersportgebiete zu insofern er dort verwendet wird was in Europa meist nicht der Fall ist Der Effekt kann die Einsatzfahigkeit von Maschinen beeintrachtigen insbesondere von Fahrzeugen Er hat eine hohe Bedeutung fur alles Leben in entsprechenden Extremklimaten und beeinflusst die Verbreitung von biologischen Arten in windoffenem Gelande Hauptanwendungsgebiet des Windchill in Form der WCT sind die USA und Kanada weshalb die meisten Definitionen von dort oder dem National Weather Service und Environment and Climate Change Canada stammen Beide nutzen derzeit vorgefertigte Tabellen zur Auswertung der Messdaten Zusatzlich zu Anstrengungen in europaischen Staaten und Israel ergeben sich durch diese Vielfalt je nach verwendeter Fachliteratur oder Berechnungsverfahren deren Aktualitat und der eventuellen Anpassung an spezifische Bedingungen teils erhebliche Unterschiede sowohl in der grundsatzlichen Herangehensweise wie auch beim Ergebnis Geschichte BearbeitenEinfuhrung des Windchill Bearbeiten Die Entwicklung der ersten empirischen Formeln und Tabellen geht auf die Bemuhungen der Streitkrafte der Vereinigten Staaten zuruck ihre Soldaten fur die Harten der europaischen Winter des Zweiten Weltkrieges adaquat auszurusten Sie beauftragte die US amerikanischen Polarforscher Paul Siple und Charles F Passel welche wahrend der zweiten Antarktisexpedition Richard E Byrds 1939 1941 im Winter des Jahres 1941 dazu ein Experiment durchfuhrten Ihre Messungen basierten dabei jedoch nicht auf einem Menschen sondern auf einem mit 250 g Wasser gefullten Kunststoffzylinder Dieser bestand aus Celluloseacetat war 14 9 cm lang 5 7 cm im Durchmesser und hatte eine Dicke von 0 3 cm Sie nutzten zwei Widerstandsthermometer zur Messung von Luft und Wassertemperatur und ein Schalenkreuzanemometer zur Erfassung der Windgeschwindigkeit Uber die Zeitdauer des Gefriervorganges konnten sie mithilfe der bekannten Schmelzenthalpie des Wassers den Warmeverlust des Zylinders in Kilokalorien pro Stunde siehe Warmestrom und damit schliesslich auch den Warmeubergangskoeffizient in Kilokalorien pro Stunde Quadratmeter und Grad Celsius ermitteln Einflussgrossen waren dabei die dem Wind ausgesetzte Flache des Zylinders sowie die Differenz aus dessen Temperatur mit 0 C veranschlagt und der Lufttemperatur Die Lufttemperaturen bewegten sich wahrend ihrer Messungen im Bereich zwischen 56 C und 9 C die Windgeschwindigkeiten von absoluter Windstille bis 12 m s Ihre ersten wirklichen Ergebnisse erhielten Siple und Passel durch eine grafische Interpolation eines Diagramms in dem ihre gemessenen Windgeschwindigkeiten gegen die bestimmten Warmeubergangskoeffizienten aufgetragen waren Die resultierende Ausgleichsgerade dieser Interpolation 1 1 konnte nun leicht mit dem Warmeverlust des Kunststoffzylinders verknupft werden 1 2 1 1 a 10 v 10 45 v displaystyle alpha 10 sqrt v 10 45 v nbsp 1 2 F a A ϑ O ϑ L displaystyle Phi alpha A vartheta mathrm O vartheta mathrm L nbsp Auf Basis dieser Beziehung wurde der Warmeverlust mit den Bedingungen der Windchill Temperatur gleichgesetzt 1 3 a A ϑ O ϑ L a 0 A ϑ O ϑ W C T displaystyle alpha A vartheta mathrm O vartheta mathrm L alpha 0 A vartheta mathrm O vartheta mathrm WCT nbsp Die einzelnen Formelzeichen stehen fur folgende Grossen a Warmeubergangskoeffizient mit Wind a0 Warmeubergangskoeffizient ohne Wind v Windgeschwindigkeit F Warmestrom Warmemenge pro Zeit A Flacheninhalt der Oberflache ϑO Oberflachentemperatur ϑL Lufttemperatur ϑWCT Windchill TemperaturFur ϑO veranschlagten sie eine Temperatur der Haut von 33 C und zur Bestimmung von a nach Formel 1 1 wurde eine Windgeschwindigkeit von 1 79 m s genutzt Die sich durch Umformungen schliesslich ergebende empirische Gleichung fur die Trockentemperatur in Grad Celsius und die Windgeschwindigkeit in km h lautet 1 4 ϑ W C T 33 0 478 0 237 v 0 012 4 v ϑ 33 displaystyle vartheta mathrm WCT 33 0 478 0 237 cdot sqrt v 0 0124 cdot v cdot vartheta 33 nbsp In der Formel werden nur die tatsachliche Temperatur und die Windgeschwindigkeit als Variablen verwendet Sie ist im eigentlichen Sinne nur unter extremen Bedingungen wie windstarken Bergkuppen mit niedriger Lufttemperatur gultig denn zusatzlich zum Wind beeinflussen auch noch andere Parameter die gefuhlte Temperatur etwa die Luftfeuchtigkeit siehe Humidex Schwule Korpergrosse und gewicht die Bekleidung die Sonneneinstrahlung Grad der Beschattung Sonnenstand und die Hautfeuchtigkeit In Kanada wurde nur die linke Seite von Gleichung 1 3 mit ansonsten identischen Annahmen genutzt Man erhalt dadurch uber Umformungen den so genannten wind chill index WCI in Watt pro Quadratmeter also den eigentlichen Warmeverlust Der NWS veranschlagte fur die WCT einen Schwellenwert von 29 C ab dem man von einer Gefahrlichkeit des Windchill spricht Dieser eher willkurliche Wert wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst und sollte daher nur als ungefahrer Richtwert gesehen werden Als Beispiel wurde ihn eine starke Sonneneinstrahlung erniedrigen Kritik an den Messungen von Siple und Passel Bearbeiten Die ursprunglichen Messungen weisen vielerlei Schwachstellen auf So hat man zum Beispiel nur ein Thermometer zur Erfassung der Wassertemperatur genutzt obwohl das Wasser im Kunststoffzylinder nur sehr ungleichmassig gefriert Das fuhrt zu einem im Nachhinein nicht mehr ausgleichbaren Abweichen der Messwerte die auf dem von Siple und Passel fur ihre Interpolation genutzten Diagramm sehr weit gestreut lagen Die Veranschlagung von 0 C fur den Kunststoffzylinder ignoriert zudem dessen thermischen Widerstand der eine eigentlich niedrigere Temperatur bedingt Hinzu kommt dass die Probleme in Bezug auf eine Extrapolation von einem kleinen Kunststoffzylinder auf den Korper des Menschen nicht berucksichtigt wurden Das gilt wiederum besonders fur den thermischen Widerstand der bei einer Hautoberflache noch erheblich grosser ist Das grosste Problem ist jedoch wohl die Nutzung von 33 C fur die Temperatur der Haut denn diese kann sich in einer kuhlen Umgebung sehr schnell unter diesem Wert befinden Ein noch zum Teil aktuelles Problem hangt mit der Messung der Windgeschwindigkeit zusammen Diese wird als Eingangsgrosse fur die Gleichungen benotigt meteorologisch standardisiert jedoch in zehn Metern Hohe uber dem Erdboden erfasst In der Hohe eines Menschen also zwischen dem Erdboden und rund zwei Metern ist die Windgeschwindigkeit durch Reibungseffekte an Hindernissen jedoch in der Regel wesentlich geringer All diese Faktoren wirken zusammengefasst in Richtung einer Uberbewertung des Windchill durch die Gleichung von Siple und Passel Trotzdem haben es ihre Ergebnisse erstmals ermoglicht einer breiten Offentlichkeit den Windchill bewusst zu machen Weitere Entwicklung bis 2001 Bearbeiten In den 1970er Jahren wurden diese Daten schliesslich dem National Weather Service zur Verfugung gestellt und durch seine 1971 und 1984 erschienenen Arbeiten passte der australische Forscher Robert G Steadman diese Formel auf einen bekleideten Durchschnittsmenschen an Das Ergebnis wurde vom National Bureau of Standards als offizielle Formel ubernommen und vom National Weather Service in den USA ab 1973 angewandt Es handelt sich dabei jedoch vielmehr um eine Reaktion der zustandigen Behorden auf die bereits in den 1960er und 1970er Jahren in den USA einsetzende Nutzung des Windchill durch einige Medienvertreter Steadman war es der sich des Problems der Windgeschwindigkeitsmessung annahm Er erstellte eine Formel die fur den Fall einer offenen Flache die Windgeschwindigkeiten in Gesichtshohe auf ungefahr zwei Drittel der Windgeschwindigkeiten in zehn Metern Hohe bestimmte Noch grossere Werte alle mit einer Erhohung der WCT verknupft zeigen sich dabei in Waldern oder urbaner Umgebung Da derartige Hindernisse in ihrer Beeinflussung der Windgeschwindigkeit schlecht zu kalkulieren sind stellen sie weiterhin ein Problem dar Ist der Einfluss der Umgebung nicht exakt feststellbar sollte die standardisiert gemessene Windgeschwindigkeit dennoch grob korrigiert werden solange die Korrektur nicht schon in der Gleichung enthalten ist Einen wesentlichen Fortschritt fur die Genauigkeit von WCT WCI ermoglichten die Arbeiten von Randall Osczevski im Jahr 1995 Er entwickelte ein Modell des menschlichen Kopfes und konnte so Messungen im Windkanal durchfuhren wobei sich ahnliche Ergebnisse zu denen eines Zylinders ergaben Maurice Bluestein und Zecher nutzen 1999 eine ahnliche Herangehensweise jedoch nur mit einer theoretischen Analyse Zylinder wahlt man dabei deswegen weil sie in der Fachliteratur der Warmeleitung intensiv abgehandelt werden und folglich besser mathematisch zu modellieren sind Osczevski ging in der Folge dazu uber nicht mehr den Kopf als Ganzes sondern nur noch das Gesicht zu betrachten da es dem Wind am starksten ausgesetzt ist Der Warmeverlust bei schwachem Wind an dieser Stelle der Frontseite der Versuchszylinder erwies sich dabei als hoher im Vergleich zu dessen Seiten In Gleichung 1 3 hat das ein hoheres a0 zur Folge was die WCT erhoht Zusammen mit einer realistischen Temperatur fur die Hautoberflache ergaben sich hohere Temperaturen als bei Siple und Passle Bluestein und Zecher und besonders fur hohe Windgeschwindigkeiten auch Steadman Ein Vergleich der verschiedenen Berechnungsmethoden wurde unter anderem von Quayle vorgenommen Besonders von Steadman wurden Anstrengung unternommen weitere Faktoren wie die Strahlungsstarke und damit verbunden die Bewolkung einfliessen zu lassen Das fuhrt jedoch zu einer zunehmenden Komplexitat der Berechnungsgrundlage wobei ein von Jahreszeit und Breitengrad abhangiger Faktor fur die Sonneneinstrahlung noch einigermassen gut umgesetzt werden konnte Die Entwicklung eines Modells fur den gesamten Korper mit Berucksichtigung von Metabolismus Kleidung und verschiedener anderer Faktoren wurde unter anderem von Steadman vorgeschlagen gestaltet sich jedoch schwierig Einen Versuch in diese Richtung und damit der Angabe einer gefuhlten Temperatur uber grosse Intervalle ohne dabei die Berechnungsgrundlage zu wechseln stellt das Klima Michel Modell des Deutschen Wetterdienstes dar Heutige Berechnung ab 2001 Bearbeiten Durch eine im Jahr 2000 von Seiten der kanadischen Verantwortlichen anberaumte Internetkonferenz wurde die Bestrebung forciert eine grundlegende Reform der Windchill Berechnungen durchzufuhren Eine Gruppe von Spezialisten die Joint Action Group for Temperature Indices JAG TI wurde damit beauftragt eine Empfehlung fur die WCT auszuarbeiten Auch die International Society of Biometeorology ISB bildete eine Expertengruppe um die internationale Ubertragbarkeit verschiedener Losungskonzepte zu prufen Im Jahr 2001 wurden zwei internationale Konferenzen durchgefuhrt um die Probleme und Losungsvorschlage bezuglich des Windchill zu thematisieren Dabei standen die Fragen im Vordergrund ob ein Temperaturindex fur die gesamte Spanne des Warmeubergangs entwickelt werden konne ob dieser Index auf alle Klimate und Jahreszeiten anwendbar ware ob er fur die Wettervorhersage und andere Verwendungen nutzbringend ware und ob dieser Index unabhangig von individuellen Charakteristika sein wurde wie etwa der jeweiligen Kleidung Schliesslich wurden Osczevski und Bluestein beauftragt einen Kompromiss zwischen ihren ursprunglichen Arbeiten zu realisieren Dafur wurden im Juni 2001 am Defence and Civil Institute of Environmental Medicine in Toronto Versuchsmessungen durchgefuhrt Dabei wurden zwolf Personen in einem Windkanal unterschiedlichen Temperaturen und Windgeschwindigkeiten ausgesetzt wodurch man Werte erhielt die den thermischen Widerstand des Gesichtes besser berucksichtigten Danach wurden die Methoden der Warmeubertragung auf einen halben Zylinder angewandt der das dem Wind zugekehrte Gesicht reprasentieren sollte Die Bedingungen fur Windstille wurden dabei auf einen Wert von 1 34 m s reduziert was einer realistischen Gehgeschwindigkeit von 4 8 km h Rechnung tragen sollte Durch eine Iteration mit fortschreitenden Abschatzungen der Hauttemperatur wurde auf dieser Basis der Warmeverlust ermittelt und uber einen Ruckbezug auf die windstillen Bedingungen in eine WCT umgerechnet Die Korrekturen fur die Windgeschwindigkeitsmessung schloss man in diese Regressionsformeln ein weshalb sie wie angegeben mit in 10 m Hohe gemessenen Windgeschwindigkeiten arbeiten Zukunftige Entwicklungen zielen vor allem auf die Berucksichtigung der Sonneneinstrahlung ab es werden jedoch Verbesserungen in Bezug auf die Erfrierungsgefahr erwartet Ein weiteres Forschungsfeld ist die Entwicklung eines Windchill unter Berucksichtigung des Einflusses von Nasse was besonders fur marine Umgebungen wichtig ist Kritik BearbeitenEs gibt verschiedene Wege den Effekt des Windchill quantitativ zu bestimmen Meist werden einfache Naherungsformeln mit stark eingeschrankter Gultigkeit vorgefertigte Tabellen oder auch Nomogramme verwendet Allen Methoden ist jedoch gemein dass der durch sie bestimmte Wert idealerweise nur unter Berucksichtigung seines Zustandekommens verwendet werden sollte denn weder ergeben die verschiedenen Berechnungsmethoden einheitliche Ergebnisse noch muss der berechnete Wert viel mit der Realitat des konkreten Einzelfalles zu tun haben Allen Anstrengungen zum Trotz kann der Windchill nicht allgemeingultige Aussagen uber das subjektive Temperaturempfinden eines Individuums treffen da sich dieses schon per Definition der Allgemeingultigkeit entzieht Was der Windchill letztendlich an Aussagen uber dieses Temperaturempfinden treffen kann hangt von einer Vielzahl von Faktoren ab Die Annahmen die in die Rechnungen einfliessen stellen zwar gute Mittelwerte dar sind jedoch unzutreffend wenn man in einer konkreten Situation von diesen Mittelwerten abweicht Die Geschwindigkeit mit der man geht oder fahrt und die den Wind beeinflussende Umgebung in der man sich bewegt sind im Regelfall andere als jene die fur den Windchill veranschlagt wurden Das Tragen einer grossen Brille ein umfangreicher Bartwuchs oder die Nutzung einer isolierenden Creme beeinflussen die Reaktion der Haut auf den Wind sehr stark ebenso die Eigenheiten der korpereigenen Thermoregulation die sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden Ein Mensch mit grossem Korpergewicht im Vergleich zur Korperoberflache weist dabei geringere Hauttemperaturen auf als eine schmachtige Person die dafur aber auch leichter auskuhlt Hypothermie Dazu kommt die unterschiedliche Akklimatisierung und auch genetische Adaption was ein Vergleich zwischen dem Temperaturempfinden eines Mitteleuropaers und eines Eskimos bei 20 C Aussentemperatur illustriert Ein weiteres Problem ist dass stillschweigend Meereshohe vorausgesetzt wird obwohl im Hochgebirge in grossen Hohen z B auf dem Gipfel des Kibo die Luft nicht einmal die Halfte der Dichte auf Meereshohe hat Dadurch ist die Warmekapazitat der Luft und die Warmeleitung durch Konvektion entsprechend reduziert und der Windchill viel schwacher Der Windchill Effekt wird haufig falschlicherweise mit dem Begriff gefuhlte Temperatur gleichgesetzt Das ist insofern irrefuhrend da auch bei hochsommerlichen Temperaturen Wind dazu fuhrt dass die Temperatur als niedriger empfunden wird Hohe Luftfeuchtigkeit dagegen bewirkt bei niedrigen Temperaturen dass die Temperatur kuhler empfunden wird als die tatsachliche Temperatur bei sehr warmer Umgebung lasst hohe Luftfeuchtigkeit dagegen die Temperatur als noch hoher empfinden Diese Faktoren beschranken die Aussagekraft des Windchill zwar stark jedoch kann bei ihrer Kenntnis auch deren Zuverlassigkeit eingeschatzt und an den Einzelfall angepasst werden Das ist jedoch auch nur dann moglich wenn genaue Kenntnisse uber die WCT und deren Zustandekommen vorliegen was jedoch meist nicht der Fall ist Der Nutzen des Windchill im Rahmen eines Wetterberichts fur die breite Bevolkerung wird daher oft als gering eingeschatzt und in Unkenntnis des Zustandekommens konnen die oft sehr niedrigen Temperaturen abschreckend wirken Aufgrund dieser Faktoren wird der Windchill oft als nutzlose Grosse erachtet die gerade fur Laien keinen Mehrwert zur Angabe von realer Lufttemperatur und Windgeschwindigkeit besitzt Das ist auch einer der Grunde weshalb der Windchill ausserhalb Nordamerikas selten Verwendung findet Siehe auch BearbeitenHitzeindex Empirische FormelLiteratur BearbeitenMaurice Bluestein Jack Zecher A New Approach to an Accurate Wind Chill Factor In Bulletin of the American Meteorological Society Band 80 2010 S 1893 1899 doi 10 1175 1520 0477 1999 080 lt 1893 ANATAA gt 2 0 CO 2 J C Dixon M J Prior Wind chill indices a review In Meteorological Magazine Band 116 Nr 1374 1987 S 1 17 James R Holton Hrsg John Pyle Hrsg Judith Curry Hrsg Encyclopedia of Atmospheric Sciences Academic Press San Diego London 2002 ISBN 0 12 227090 8 Randall J Osczevski Windward Cooling An Overlooked Factor in the Calculation of Wind Chill In Bulletin of the American Meteorological Society Band 81 2010 S 2975 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nbsp Commons Windchill Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Windchill Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Windchill Rechner Windchill Erklarung Windchill Erklarung Wind Chill Index National Weather Service NWS abgerufen am 2 Juni 2010 engl Tabelle der Windchill Temperaturen mit spezifischer Erfrierungszeitdauer Canada s Wind Chill Index Environment and Climate Change Canada engl Miguel Tremblay Wind Chill and Humidex 31 Mai 2003 abgerufen am 2 Juni 2010 engl Vortrag Kritik an Windchill und Humidex Der Windchill Effekt Gefrorene Wellen MyVideo 22 Januar 2008 abgerufen am 2 Juni 2010 Video Einzelnachweise Bearbeiten Gefuhlte Temperatur Memento vom 16 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Dieser Artikel wurde am 7 August 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Windchill amp oldid 236469712