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Als Singularitaten Theorem bezeichnet man in der allgemeinen Relativitatstheorie der Physik ein Theorem aus der Gruppe von mathematischen Satzen die aus wenigen globalen Annahmen uber eine Raumzeit das Vorhandensein von Singularitaten in ihr folgern Die Bedingungen sind einerseits Energiebedingungen an die Masse und Energieverteilung im Raum und andererseits Kausalitatsbedingungen an die Topologie der Raumzeit Solche Theoreme wurden zuerst Ende der 1960er Jahre von Stephen Hawking und Roger Penrose bewiesen 1 2 Insbesondere fur diesen Beitrag erhielt Penrose 2020 den Nobelpreis Hawking war bereits verstorben da das Theorem die Existenz Schwarzer Locher in der Allgemeinen Relativitatstheorie untermauert Inhaltsverzeichnis 1 Historische Einordnung 2 Energiebedingungen 3 Kausalitatsbedingungen 3 1 Die Raumzeit ist chronologisch 3 2 Die Raumzeit ist kausal 3 3 Die Raumzeit ist streng kausal 4 Singularitatentheorem nach Hawking und Penrose 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHistorische Einordnung BearbeitenSchon kurz nach der Veroffentlichung der einsteinschen Feldgleichungen 1915 wurde 1916 mit der Schwarzschild Losung eine erste exakte Losung prasentiert Diese weist als markantes Merkmal starke Symmetrieannahmen auf und es ergibt sich die Moglichkeit fur eine Krummungssingularitat im Zentrum Diese tritt auf da der unaufhaltsame spharische Kollaps innerhalb des Ereignishorizontes den Gultigkeitsbereich der Aussenraumlosung immer weiter an das Symmetriezentrum annahert Diese Massenballung schreitet voran bis theoretisch alle Masse in einem Punkt konzentriert ist und die Krummung des Raumes an dieser Stelle divergiert Ein solcher Zusammenbruch der Theorie in so einfachen Modellen kann leicht als ein Artefakt der Symmetrieannahmen eingestuft werden 3 Mit der Formulierung und dem Beweis der ersten Singularitatentheoreme durch Hawking und Penrose konnte aber gezeigt werden dass Singularitaten eine Folge der anziehenden Natur der Gravitation sind Energiebedingungen BearbeitenHauptartikel EnergiebedingungenIn der allgemeinen Relativitatstheorie wird die Massen und Energieverteilung mit einem Energie Impuls Tensor T a b displaystyle T ab nbsp beschrieben Energiebedingungen sind im Rahmen dieser Theorie Ungleichungen fur Kontraktionen dieses Tensors Die verschiedenen Singularitatentheoreme unterscheiden sich in der Starke der angewendeten Energiebedingung Eine starke Bedingung resultiert in einfach zu beweisenden kausalen Singularitaten aber es gibt eventuell Materieformen im Universum die dieser widersprechen und nur schwacheren Energiebedingungen gehorchen Die schwachsten Energiebedingungen lichtartige sind sehr wahrscheinlich von allen Materien erfullt daraus folgen allerdings nur lichtartige Singularitaten Kausalitatsbedingungen BearbeitenKausalitat umfasst alle Moglichkeiten mit denen sich Ereignisse in der Raumzeit beeinflussen konnen und ordnet Ereignissen Raum Zeit Koordinaten Relationen zu Diese Relationen ergeben sich aus den Tangentialvektoren an den Kurven die die Ereignisse verbinden Liegt ein Punkt in der zeitlichen Zukunft eines anderen so gibt es mindestens eine Verbindungskurve zwischen ihnen mit ausschliesslich zeitartigen Tangentialvektoren Andere Moglichkeiten sind dass Punkte nur lichtartig in Beziehung stehen oder dass sie nicht kausal verbunden sind es also nur raumartige Verbindungskurven gibt Kausal verbunden sind Punkte wenn es lichtartige oder zeitartige Verbindungskurven gibt Kausalitatsbedingungen beschranken in welchen Relationen die gesamten Ereignisse einer Raumzeit zueinander stehen konnen Die Raumzeit ist chronologisch Bearbeiten Die Raumzeit wird als chronologisch bezeichnet wenn es in ihr keine geschlossenen zeitartigen Kurven gibt Das bedeutet dass kein Punkt in seiner eigenen zeitartigen Vergangenheit oder Zukunft liegt Die Raumzeit ist kausal Bearbeiten Die Raumzeit wird als kausal bezeichnet wenn es in ihr keine geschlossenen zeitartigen oder lichtartigen Kurven gibt Das bedeutet dass kein Punkt in seiner eigenen kausalen Vergangenheit oder Zukunft liegt Die Raumzeit ist streng kausal Bearbeiten Die Raumzeit wird als streng oder stark kausal bezeichnet wenn keine kausale Kurve eine konvexe Umgebung in zwei unverbundenen Mengen schneidet Anschaulich gesprochen wurde eine Verletzung dieser Bedingung bedeuten dass man von einem Ereignis uber eine kausale Kurve beliebig nahe zuruck an dieses Ereignis kommen konnte Singularitatentheorem nach Hawking und Penrose Bearbeiten nbsp Raumzeitdiagramm mit Ereignishorizont einer gefangenen Flache Bedingung 4 1 im Theorem und in einer Ebene x1 konstant sind der Horismos E sowie die davon begrenzte Zukunft I eingezeichnet Die Kompaktheit des Horismos wird deutlich und dass sowohl die nach aussen gerichteten als auch die nach innen gerichteten Nullgeodaten zusammenlaufen Pfeile in q fur den Lichtkegelanteil in der dargestellten Ebene Die Raumzeit der Dimension n displaystyle n nbsp ist kausalgeodatisch unvollstandig wenn die vier folgenden Punkte erfullt sind Die starke Energiebedingung gilt entlang aller kausaler Kurven folgt aus der starken Energiebedingung Die generische Bedingung ist erfullt Das heisst jede dieser Kurven mit Tangentialvektorfeld u a displaystyle u a nbsp enthalt einen Punkt mit nicht verschwindender effektiver Krummung u c u d u a R b c d e u f 0 displaystyle u c u d u a R b cd e u f neq 0 nbsp Die Raumzeit ist chronologisch Die Raumzeit enthalt mindestens eines der folgenden eine abgeschlossene raumartige Untermannigfaltigkeit T displaystyle mathcal T nbsp der Dimension n 2 displaystyle n 2 nbsp deren mittleres Krummungsvektorfeld vergangenheitsgerichtet und zeitartig ist eine kompakte achronale raum oder lichtartige Untermannigfaltigkeit T displaystyle mathcal T nbsp ohne Rand oder einen Punkt x displaystyle x nbsp so dass entlang jeder vollstandig in die Vergangenheit in die Zukunft fortgesetzten Nullgeodate vom Punkt x displaystyle x nbsp ausgehend mit dem Tangentialvektorfeld u a displaystyle u a nbsp die Spur 8 u a a displaystyle theta u a a nbsp des kovarianten Ableitungstensors u b a displaystyle u b a nbsp der Nullgeodatenschar aus x displaystyle x nbsp negativ wird Ziel dieses Theorems ist es also die kausalgeodatische Unvollstandigkeit der Mannigfaltigkeit zu beweisen Vereinfacht gesprochen enden also Weltlinien von Beobachtern oder Lichtteilchen einfach an einer Stelle die nicht mehr zum Raum gehort Der Beweis basiert darauf dass Bedingung 1 und 2 zusammen mit angenommener kausalgeodatischer Vollstandigkeit einen Widerspruch zu den Bedingungen 3 und 4 bewirken Wenn 1 4 also zutreffen muss die kausalgeodatische Vollstandigkeit verletzt sein Die ersten beiden Bedingungen implizieren eine Fokussierung der kausalen Geodaten Dies ergibt sich direkt aus der Raychaudhuri Gleichung und den Existenz und Eindeutigkeitssatzen uber gewohnliche Differentialgleichungen Die Fokussierung bewirkt dass bis zu einer gewissen endlichen Entfernung vom Ursprung der geodatischen Kongruenz mindestens ein Punkt konjugiert zu diesem Ursprung auftreten muss In einer kausalgeodatisch vollstandigen Raumzeit kann man alle Geodaten auf unendliche Parameter fortsetzen Da die fokussierende Wirkung auf alle kausalen Geodatenscharen wirkt enthalten dann alle kausalen Geodaten im maximal fortgesetzten Parameterintervall mindestens ein Paar konjugierter Punkte Auf der anderen Seite kann man aus den Bedingungen 3 und 4 in einem Bereich dessen kausale Entwicklung nur durch die Werte auf T displaystyle mathcal T nbsp vorgegeben ist eine kausale Kurve konstruieren die keine konjugierten Punkte aufweist Aufgrund einer sehr starken Kausalbedingung die in diesem Bereich gilt der globalen Hyperbolizitat existiert eine kausale Geodate als Grenzkurve zu dieser konstruierten Kurve Mit dem Erhalten dieser kausalen Geodate die im gesamten Parameterbereich ohne konjugierte Punkte ist sind die Bedingungen zum Widerspruch gefuhrt und der Beweis erreicht Literatur BearbeitenStephen Hawking George F Ellis The Large Scale Structure of Space Time Cambridge University Press Cambridge 1973 ISBN 0 521 09906 4 englisch Marcus Kriele Spacetime Foundations of general relativity and differential geometry Lecture notes in physics NS M Monographs Band 59 Springer Berlin u a 1999 ISBN 3 540 66377 0 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Stephen Hawking The occurrence of singularities in cosmology T 1 3 In Proceedings of the Royal Society A Bd 294 1966 ISSN 0962 8444 S 511 521 Bd 295 1966 S 490 493 Bd 300 1967 S 187 201 Stephen Hawking Roger Penrose The singularities of gravitational collapse and cosmology In Proceedings of the Royal Society A Bd 314 1970 ISSN 0962 8444 S 529 548 Marcus Kriele Spacetime foundations of general relativity and differential geometry Lecture notes in physics Bd 59 Springer Heidelberg 1999 ISBN 3 540 66377 0 S 383 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Singularitaten Theorem amp oldid 204334138