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Als Sigillen von lateinisch Sigillum Siegel Singular die Sigille oder auch das Sigill 1 sind allgemein im Kontext von Magie und Okkultismus erscheinende graphische Symbole Sigillen aus dem Sefer Raziel Amsterdam 1701 Inhaltsverzeichnis 1 Sigillensymbole 2 Sigillenschriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseSigillensymbole BearbeitenDiese Symbole konnen fur sich fur ein Geistwesen stehen zum Beispiel einen Engel oder einen Damon oder als Objekte der Konzentration magischen Willens dienen wie in der Sigillenmagie 2 Ein Beispiel fur die erste Art sind die Planetensiegel des Agrippa von Nettesheim der in De occulta philosophia die Siegel fur die Geistwesen der sieben Planeten der klassischen Astrologie angibt Das Verfahren zur Gewinnung der Siegel beruht auf sieben den Planeten entsprechenden magischen Quadraten Jedem Feld eines solchen Planetenquadrats werden hebraische Buchstaben zugeordnet und die Buchstaben des hebraischen Namens eines Geistwesens werden dann durch einen Linienzug verbunden wodurch sich das Siegel des Geistwesens ergibt das dann in magischen Operationen verwendet werden kann 3 Eine Abgrenzung solcher Symbole gegenuber zahlreichen Symbolen aus Astrologie und vor allem Alchemie ist nicht moglich weshalb Fred Gettings in seinem tausende solcher Zeichen umfassenden Lexikon nicht weiter unterscheidet zwischen hermetischem Siegel und alchemistischem Symbol nbsp Austin Osman SpareDie zweite Art geht auf den britischen Magier und Kunstler Austin Osman Spare zuruck der eine Methode zum Erstellen von Sigillen entwickelte die auf dem Finden von fur einen magischen Zweck geeigneten Buchstabenkombinationen der Verbindung dieser Buchstaben zu komplexen Ligaturen und der Modifikation des Resultats mit einer dem automatischen Schreiben ahnlichen Technik beruhte Diese Form der Herstellung von Sigillen wurde vor allem in der Chaosmagie einflussreich In ihrer Funktion ahneln solche Sigillen den in Hinduismus und Tantrismus verwendeten Yantras Sigillenschriften Bearbeiten nbsp Sigillenalphabete des Agrippa von Nettesheim nbsp Sigillenkonstruktion mit magischen Quadraten und hebraischen BuchstabenVon diesen fur eine Wesenheit oder ein Konzept stehenden symbolischen Sigillen zu unterscheiden sind Sigillenschriften auch Sigillenalphabete oder magische Alphabete Hier sind die Sigillen Glyphen einer Buchstabenschrift und eine Bedeutung der einzelnen Sigille ist abgesehen vom Buchstabenwert wenn vorhanden dann nachgeordnet Ein mit solchen Sigillenzeichen geschriebener Name kann dann wieder zu einer Ligatur verbunden zum Sigillensymbol werden Solche Sigillenschriften sind in antiken Textdokumenten uberliefert in Inschriften auf Amuletten und auf spatantiken Zauberschalen 4 5 6 7 Den Sigillen liegt dabei eine bekannte Schrift zugrunde das heisst es handelt sich um abweichende Glyphen einer bekannten Schrift zum Beispiel hebraische athiopische demotische und mandaische Ihre Verwendung steigert das Geheimnisvolle und damit auch die magische Wirkung solcher Objekte Daruber hinaus kann eine solche Schrift auch als Geheimschrift verwendet werden was dann auch geschah beispielsweise bei dem Alphabetum Kaldeorum einem vermutlich von Herzog Rudolf IV von Osterreich erfundenen angeblich auf die Chaldaer zuruckgehendem Alphabet Aus den Traditionen der westlichen Esoterik der fruhen Neuzeit sind mehrere solcher Sigillenschriften bekannt deren Glyphen und Tabellen sich in der fruhneuzeitlichen Grimoire Literatur finden zum Beispiel dem Sefer Raziel 8 Bekannte Sigillenalphabete sind das Thebanische Alphabet des Johannes Trithemius und vor allem drei Alphabete mit zugrundeliegendem hebraischen Alphabet die die bei Agrippa von Nettesheim in De occulta philosophia III 30 erscheinen namlich die Scriptura Coelestis Schrift des Himmels die Scriptura Malachim Schrift der Konige und die Scriptura transitus fluvii Schrift der Flussuberquerung 9 Agrippas Himmelsschrift zusammen mit dem von dem englischen Magier und Gelehrten John Dee der Sprache der Engel zugeschriebenen Henochischen Alphabet sind der Grund dafur dass solche Sigillenschriften auch als Engelsschrift oder Engelsalphabet bezeichnet werden Der Einfluss von Agrippas Sigillenschriften und symbolen auf die westliche Esoterik war erheblich Sie wirkten auf das Freimaurer Alphabet und fanden Eingang in die Ritualmagie des Golden Dawn 10 und in die Magick Aleister Crowleys Auch in anderen Traditionslinien war man kreativ so zum Beispiel bei dem angeblich keltischen Coelbren Alphabet des walisischen Altertumsforschers und Dichters Iolo Morganwg Edward Williams das Aufnahme in die Uberlieferung einiger neopaganer Richtungen fand Den Altphilologen Hans Alexander Winkler veranlasste die Ahnlichkeit von hauptsachlich aus geraden Linien und kleinen Kreisen bestehenden Sigillenschriften mit Brillengestellen dazu von Brillenbuchstaben zu sprechen wobei er den Begriff auf einen Aufsatz von Moise Schwab zuruckfuhrte 11 12 Literatur BearbeitenHans Alexander Winkler Siegel und Charaktere in der muhammedanischen Zauberei Tubingen Univ Diss 1925 Nachdruck der Ausgabe Berlin und Leipzig 1930 Munchen Arbeitsgemeinschaft fur Religions und Weltanschauungsfragen 1980 ISBN 3 921513 49 9 Fred Gettings Dictionary of Occult Hermetic Alchemical Sigils and Symbols Routledge 1981 ISBN 0 7100 0095 2 Rosemary Ellen Guiley The Encyclopedia of Magic and Alchemy Facts on File New York 2006 ISBN 0 8160 6048 7 S 293 f s v Sigil Einzelnachweise Bearbeiten SIGILL n In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch 16 Bande in 32 Teilbanden 1854 1960 S Hirzel Leipzig woerterbuchnetz de Rosemary Ellen Guiley The Encyclopedia of Magic and Alchemy Facts on File New York 2006 ISBN 0 8160 6048 7 S 293 f Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim James Freake Donald Tyson Three Books of Occult Philosophy Llewellyn 1995 ISBN 0 87542 832 0 Appendix V Magic Squares S 733 751 R Kotansky Greek Magical Amulets The Inscribed Gold Silver Copper and Bronze Lamellae Part I Published Text of Known Provenance Opladen 1994 R Kotanksy Joseph Naveh Shaul Shaked A Greek Aramaic silver amulet from Egypt in the Ashmolean Museum In Le Museon 105 1994 S 5 25 Joseph Naveh Shaul Shaked Amulets and Magic Bowls Aramaic Incantations of Late Antiquity Jerusalem Leiden 1985 Tafeln 2 4 Joseph Naveh Shaul Shaked Magic Spells and Formulae Jerusalem 1993 Tafel 7 Joshua Trachtenberg Jewish Magic and Superstition A Study in Folk Religion New York 1974 S 140 f Das soll sich auf die Uberquerung der Flusse Babylons bei der Heimkehr der Juden aus dem Exil beziehen Vgl Israel Regardie How to Make and Use Talismans New Falcon Publications 2018 ISBN 978 1 56184 556 9 Hans Alexander Winkler Siegel und Charaktere in der muhammedanischen Zauberei De Gruyter Berlin amp Leipzig 1930 Kapitel Die Brillenbuchstaben S 150 f Moise Schwab Le Ms 1380 du fonds hebreu a la Bibliotheque Nationale In Notices et Extraits des Manuscrits de la Bibliotheque Nationale Band 36 I 1899 S 293 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sigillen amp oldid 239296451