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Die Sicheldune oder auch Barchan manchmal auch Transversaldune genannt ist eine sehr verbreitete quer zur Windstromung sich bildende Dunenform die nahezu in samtlichen Wustengebieten der Erde vorkommt Sie entsteht bei relativ niedrigem Sandangebot Mangeldune benotigt aber eine konstant bleibende Windrichtung Ihre konvex geformte flache Seite zeigt in den Wind Sicheldunen sollten nicht mit den genau umgekehrt organisierten Parabeldunen verwechselt werden Darstellung einer Sicheldune Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Entstehung und Beschreibung 3 Dimensionen 4 Abgewandelte Formen 5 Fortbewegung 5 1 Einfluss der Windgeschwindigkeit 6 Internaufbau 7 Vorkommen 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksEtymologie BearbeitenDie deutsche Bezeichnung Sicheldune leitet sich von der charakteristischen Sichelgestalt ab Der aus dem Kasachischen stammende Begriff Barchan barhan barhan wurde uber das Russische barhan barchan 1881 vom russischen Naturforscher Alexander Theodor von Middendorff eingefuhrt Transversaldune bezieht sich auf die Querlage zum Wind Entstehung und Beschreibung Bearbeiten nbsp Aufbau einer SichelduneSicheldunen nehmen ihren Anfang als kleine ovale Sandflecken auf einer steinigen gepflasterten zusammenhangenden Oberflache mit relativ geringem Sandangebot 1 Diese Initialstruktur gewinnt dann langsam an Hohe und durchlauft sodann die Stadien Protodune mit Windrippeln gefolgt von durch Kornsprung engl grainfall charakterisierte domartige Protodune Nach Einsetzen der aerodynamischen Stromungstrennung englisch flow separation entsteht im Lee der Dune eine Abrutschseite engl slip face die mit dem Reibungswinkel von trockenem mittel bis feinkornigen Sand 30 bis 35 einfallt und sich durch Korngleiten engl grainflow auszeichnet 2 Die dem Wind zugewandte Seite Luvhang ist aufgrund der Windpressung wesentlich flacher und besitzt einen Einfallswinkel von rund 15 Sobald die Sandakkumulation 30 Zentimeter an Hohe erreicht beginnen Sicheldunen windabwarts zu wandern Eine voll ausgereifte Sicheldune besitzt fur sich genommen d h vom Einfluss etwaiger Nachbarn getrennt im Grundriss bilaterale Symmetrie mit charakteristischem mondsichelformigen Umriss Ihr Aufriss ist ausgesprochen asymmetrisch mit einem langen langsam ansteigenden Luvhang und einer kurzeren wesentlich steileren Leeseite Die beiden spitz zulaufenden Sichelenden oft auch Arme Horner oder Flugel genannt zeigen windabwarts Sie umschliessen einen gebogenen Zentralteil in dem sich durch Sandlawinen unterhalb einer schmalen Abrutschkante eine steile Abrutschseite gebildet hat Der parabelformig gebogene Dunenkamm senkt sich langsam zu den Sichelenden hin ab Da die Sichelenden sich schneller bewegen als der Hauptkamm der Dune entsteht die charakteristisch gebogene Sichelform Grund fur das schnellere Wandern der Seitenarme ist die geringere Sandmasse die durch den Wind umgewalzt werden muss sowie die erhohte Transportrate die auf eine geringere intergranulare Reibung und somit ein erleichtertes Zuruckspringen der Korner engl rebound zuruckzufuhren ist 3 Dimensionen Bearbeiten nbsp Sicheldune in den Mesquite Sand Dunes im Death Valley KalifornienGewohnlich erreichen Sicheldunen Hohen von 2 bis 20 Meter und verhalten sich innerhalb einer Region relativ massstabsgerecht 4 Extreme Hohen von 50 Meter sind jedoch bekannt geworden diese Dunen entwickeln dann parasitare Transversalstrukturen 5 Maxima in der Hohenverteilung sind meist bei 4 Meter und bei 8 bis 10 Meter angesiedelt Die durchschnittliche Breite von Sicheldunen liegt bei 50 Meter sie konnen jedoch in Ausnahmefallen bis zu 370 Meter breit werden Ihre Lange verhalt sich ahnlich der Breite mit Durchschnittswerten von 50 bis 100 Meter und seltenen Fallen von bis zu 225 Meter Abgewandelte Formen Bearbeiten nbsp Ziehende Kraniche in energiesparender V FormationDurch den Winddruck konnen Sicheldunen kompaktiert werden was wiederum zu Abweichungen von der aerodynamischen Idealgestalt fuhrt Ihre Abrutschkanten verbiegen sich die Sichelenden werden asymmetrisch wobei ein Flugel schneller wachsen kann als der andere Eng beieinander liegende Sicheldunen vereinigen sich oft zu einer V Formation die grosse Ahnlichkeiten mit Zugvogelformationen aufweist Sand wird bevorzugt an den Flugeln abgeblasen daher preschen diese vor Der Grund hierfur liegt bei einer verminderten Scherspannung in Bodennahe und in einer Konvergenz des Windstroms im Lee der Sichelenden Zugvogel sparen mit ihrer Staffelung Energie da sie im Randauftrieb der Wirbelschleppe ihrer Vorganger fliegen Gewohnlich wachst ein Sichelhorn bevorzugt so dass schliesslich ein Ubergang zu Perlenseifdunen erfolgt Hierbei werden zwei Grundtypen unterschieden Gemass Bagnold 6 entstehen ausgezogene Sichelenden durch sehr starke Querwinde die unter einem Winkel von zirka 45 ansetzen Nach Tsoar 7 sind diese Querwinde relativ schwach und wehen uberdies nur jahreszeitlich begrenzt Die beiden resultierenden Dunenformen sehen sehr unterschiedlich aus da im Bagnold schen Modell deutliche Luvseiten in den ausgezogenen Spitzen entstehen jedoch bei Tsoar nicht verwirklicht werden In Dunenfeldern treten Sicheldunen gewohnlich als Gruppenverbande von Einzelformen auf Sie konnen auch Ketten bilden welche sich in Windrichtung hintereinanderreihen Einzelformen verwachsen bei steigendem Sandangebot oft zu Riesenbarchanen oder quer zur Windrichtung zu barchanoiden oder gar zu riesenbarchanoiden Rucken Letztere beiden Formen entstehen durch seitliches Verschmelzen von nebeneinanderliegenden Sicheldunen Die Rucken konnen sich uber hunderte von Kilometern hinziehen und werden dabei ihrerseits oft von parasitaren kleinen Sicheldunen bedeckt 8 Die Grossenverteilung in einem Dunenfeld wird uber Zusammenstosse von Einzeldunen und Anderungen in der Windrichtung reguliert welche neue Sicheldunen aus den Hornern ihrer Vorlaufer entstehen lassen 9 Fortbewegung BearbeitenSicheldunen sind freie Dunen Wanderdunen und wandern uber Fels unbewegliche Schotterpflaster und Grobsand uber so genannte Regs windabwarts In Sicheldunenfeldern ist keine oder nur eine extrem luckenhafte Vegetation vorhanden da ihre Fortbewegung ansonsten behindert werden wurde Die Geschwindigkeit ihrer Fortbewegung wurde bereits in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen untersucht und modelliert Generell bewegen sich Sicheldunen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 bis 20 Meter pro Jahr oder 0 317 bis 0 634 10 6 Meter pro Sekunde Gemessene Spitzenwerte sind 70 Meter pro Jahr oder 2 22 10 6 Meter pro Sekunde 10 Die Geschwindigkeit ist hierbei umgekehrt proportional zur Dunenhohe d h niedrige Dunen wandern schneller als hohe So massen Fryberger u a 1984 in Saudi Arabien fur 2 9 Meter hohe Dunen 39 Meter pro Jahr und fur 23 Meter hohe Dunen 5 Meter pro Jahr 11 Wahrend der Fortbewegung kommt es zu intensiver Sortierung des Sediments nach Korngrosse Korngestalt und Dichte Grosse Korner tendieren danach sich an den Flugeln an den Umrandungen oder im Kammbereich der Sicheldune anzulagern 6 Schwere Korner konzentrieren sich am windaufwartigen Ende wohingegen sehr feinkornige Quarzsande auf der windabwartigen Seite mit Rippeln versehene Sandflachen bilden 12 In Dunenfeldern kann beobachtet werden wie kleine Sicheldunen sich schneller fortbewegen als ihre grosseren Artgenossen Die Kleinformen schliessen dann zur Luvseite ihrer Vorlaufer auf durchdringen sie formlich und tauchen dann auf der Leeseite wieder auf Dieser Vorgang ahnelt oberflachlich betrachtet dem Durchdringungsprozess von Licht Schall oder Wasserwellen der jedoch im Detail anders geartet ist Die Sicheldunen scheinen das Verhalten von Solitonen nachzuahmen Solitonen jedoch durchdringen ein Medium ohne es gross zu storen bei Wasserwellen beispielsweise verandert sich die Position der einzelnen Molekule nur minimal wohingegen es bei den Sicheldunen zu einem Umlagerungsprozess der Sandkorner kommt und die einzelnen Sandkorner tatsachlich bewegt werden Sobald die schnellere Kleinform ihren grossen Vorlaufer erreicht wird Sand auf dessen Luvseite abgelagert Gleichzeitig wird Sand vom Kamm des Vorlaufers abgeblasen ohne ersetzt zu werden Mit der Zeit wachst die Luvseite dann zur Hohe der ursprunglichen Grossdune heran Der weggeblasene Vorderteil organisiert sich jetzt zu einer schnelleren Kleinform die sich schliesslich ganz ablost und mit dem Wind weiterwandert 13 Einfluss der Windgeschwindigkeit Bearbeiten Eine Zunahme der Windgeschwindigkeit hat eine Hohenzunahme der Sicheldune zur Folge gleichzeitig geht aber die Krummung des Dunenkamms zuruck 14 Internaufbau BearbeitenSicheldunen zeigen in ihrem Internaufbau eine charakteristische Schragschichtung vergleichbar mit unter Wasser abgelagerten Dunen aber von grosserer Dimension 15 Die Schragschichtung ist in ebenen tafelartigen 1 bis 2 Meter dicken Paketen organisiert welche durch Diskordanzflachen voneinander getrennt werden Im Unterschied zu keilformigen Paketen deutet dies auf relativ konstante Windverhaltnisse Horizontale Schichtpakete treten auch auf insbesondere in der Kammregion und auf der Luvseite der Dune Bedingt durch das lawinenartige Abgleiten an der Leeseite sind synsedimentare Deformationsstrukturen recht haufig Die maximalen Einfallswinkel der Sedimentlagen erreichen 34 Im Zentralteil der Sicheldune bleibt die Streuung der Einfallsrichtungen von der Hauptwindrichtung meist unter 45 ganz im Gegensatz zu Seifdunen die bis zu 90 streuen konnen Die Sichelhorner sind ein Ubergangsfall da sie durch ihre Auslangung bedingt bereits die Charakterzuge von Seifdunen annehmen Ihr variables Schichteinfallen zeigt dass in ihrem Bereich Sekundarstromungen vorliegen einerseits Wirbelsysteme mit vertikaler Achse 16 oder horizontale Spiralstromungen Vorkommen Bearbeiten nbsp Sicheldunen auf dem MarsSicheldunen werden in samtlichen Wustengebieten der Erde angetroffen die einzige Ausnahme bildet hierbei eigenartigerweise Australien 17 Sie kommen vor in der Sahara in den Wusten Arabiens in den Wusten des Iran in den ariden Becken Zentralasiens 18 in den Trockenregionen Ostafrikas 12 und des sudlichen Afrikas im Sudwesten der Vereinigten Staaten in der Wuste PerusSicheldunen sind auch in Kustenregionen der gemassigten Zonen beobachtet worden 19 Selbst auf Sandbanken grosserer Flusse konnten sich Sicheldunen etablieren Beispiele von anderen Planeten und Monden sind ebenfalls bekannt so gibt es z B Sicheldunenfelder in den Olympia Undae oder in den Hellespontus Dunen auf dem Planeten Mars Sicheldunen bilden sich nicht nur aus Sand sondern entstehen auch in kornigem Schnee der uber Eisflachen getrieben wird 20 Sie sind nicht ausschliesslich an das Medium Luft gebunden auch im Wasser werden sie abgelagert Beispiele sind Sicheldunen aus Foraminiferensand die in mehreren tausend Metern Wassertiefe am Meeresboden transportiert wurden Sie werden ferner in Flussen in flachen Gezeitenkanalen in Astuaren 15 und in anderen Meeresstromungen angetroffen Auch experimentell konnen sie erzeugt werden indem transportierbares Sediment relativ sparlich auf Oberflachen aus Glas Ton oder Feinsilt aufgebracht wird 21 Literatur BearbeitenJ R L Allen Sedimentary Structures Their Character and Physical Basis In Developments in Sedimentology Band 30 Elsevier 1984 ISBN 0 444 42232 3 Einzelnachweise Bearbeiten G A Worrall Observations on some wind formed features in the southern Sahara In Zeitschrift fur Geomorphologie Band 18 Nr 3 1974 S 291 302 G Kocurek u a Dune and dunefield development on Padre Island Texas with implications for interdune deposition and water table controlled accumulation In Journal of Sedimentary Petrology Band 62 1992 S 622 635 M R Leeder Sedimentology and Sedimentary Basins from turbulence to tectonics Blackwell Science 1999 ISBN 0 632 04976 6 S 592 H Tsoar Desert dunes morphology and dynamics El Arish Northern Sinai In Zeitschrift fur Geomorphologie Band 20 1974 S 41 61 E A Shinn The Persian Gulf Hrsg B H Purser Springer Berlin 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