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Als Siachen Konflikt auch Siachen Krieg genannt bezeichnet man eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Indien und Pakistan in der umstrittenen Region Kaschmir Sie begann am 13 April 1984 mit der Besetzung des Siachen Muztaghs und des Siachengletschers durch indisches Militar Operation Meghdoot Da es sich bei dem umkampften Gebiet im Hochgebirge um eine der kaltesten Regionen der Welt handelt in der die Temperaturen auf 40 C und darunter fallen konnen 1 finden sich in Medien auch Bezeichnungen wie The Coldest War deutsch Der kalteste Krieg und das hochstgelegene Schlachtfeld der Welt Gebietsanspruche in Kaschmir Unter indischer Kontrolle Jammu und Kashmir und Ladakh Unter pakistanischer Kontrolle Asad Kaschmir Unter pakistanischer Kontrolle Gilgit Baltistan Unter chinesischer Kontrolle Aksai Chin Shaksgam Tal von Pakistan an China abgetreten von Indien nicht anerkannt Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Besetzung 3 Kampfe 4 Verhandlungen 5 Aktuelle Entwicklung 6 Okologie 7 Bewertung 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Satellitenaufnahme des Siachen GletschersDie Wurzeln dieser kriegerischen Auseinandersetzung liegen im Kaschmir Konflikt den die Staaten von Indien und Pakistan seit 1947 austragen 2 In der Region selbst hielten jedoch weder Pakistan noch Indien eine anhaltende militarische oder administrative Prasenz vor Als sich in den 1970er und fruhen 1980er Jahren das Interesse der Bergsteiger an der Ersteigung der Berge der Siachen Region entwickelte erlaubte Pakistan 16 Expeditionen uber den Siachen Gletscher elf aus Japan drei aus Osterreich und je eine aus Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika 3 Als die indische Presse daruber berichtete dass diese Expeditionen von Offizieren der Streitkrafte Pakistans begleitet werden gab es einen ersten Hinweis in einem Presseartikel im indischen The Telegraph Calcutta im Jahre 1982 dass die Angelegenheit zu einem Konflikt fuhren konnte Dieser Artikel erschien im Jahre 1984 als Artikel Oropolitics im Alpine Journal London Der Begriff Oropolitics bedeutet Bergsteigen mit politischen Absichten Indien erlaubte damals ebenso Expeditionen von Bergsteigern sofern diese von seinem Gebiet aus in die Region starteten Daruber hinaus fuhrte die indische Armee selbst eine Expedition unter Fuhrung von Oberst N Kumar durch die den Teram Kangri erstieg Die Behorden in Pakistan erlaubten im Jahre 1984 einer japanischen Expedition die Besteigung des Rimo I der ostlich des Siachengletschers im von der Volksrepublik China beanspruchten Teils Kaschmirs liegt den Indien ebenfalls fur sich reklamiert Da Pakistan arktistaugliche Bekleidung beim gleichen Lieferanten bezog bei dem auch die Inder bestellt hatten blieb dies in Indien nicht verborgen Da China im Kaschmir Konflikt die pakistanische Position unterstutzte schlossen die indischen Streitkrafte dass Pakistan dort entweder eine militarstrategische Position beziehen oder einen Handelsweg aus dem Nordosten Pakistans ins sudwestliche China bauen wolle Besetzung BearbeitenDa die indische Aufklarung fur den 17 April einen pakistanischen Vorstoss in das Gebiet erwartete begann Indien am 13 April 1984 die Operation Meghdoot unter dem Kommando von Generalleutnant Hoon dem Kommandeur des Indian Army Northern Command das in Udhampur im Bundesstaat Jammu und Kashmir stationiert ist Militar und paramilitarische Krafte aus dem nordlich angrenzenden Ladakh bezogen Stellungen in der Nahe des Gletschers 1 Die indischen Truppen hatten bereits im Jahre 1982 ein Training in der Antarktis absolviert Mit Hubschraubern der Luftstreitkrafte wurden Personal und Ausrustung auf den Gletscher transportiert die Soldaten bezogen strategische Positionen auf den Bergen und Bergpassen Als die Pakistaner versuchten ihre Truppen in dieses Gebiet zu dislozieren stellten sie fest dass die Inder die wichtigsten Bergpasse auf dem Saltoro Berge westlich des Siachen Gletscher besetzt hatten es gelang ihnen lediglich die westlichen Anhange der Saltoro Berge zu besetzen Indien halt zwei Drittel des Gletschers und zwei der drei Gebirgspasse dieses Gebiets besetzt darunter mit dem Kardung La Pass einen der hochsten befahrbaren Gebirgspasse Pakistan halt den Berg Gyong Kangri besetzt und beherrscht damit das Shyok und das Nubra Tal Die Verluste an Menschenleben der Operation Meghdoot sind nicht bekannt Der Prasident von Pakistan General Pervez Musharraf gab in seinen Memoiren an dass Pakistan durch diese Operation 900 km seines Staatsgebiets verloren habe 4 Laut der TIME habe Indien etwa 1000 km von Pakistan hinzugewonnen 5 Die Kampfzone bildet ein Dreieck von der Koordinate NJ 9842 bis zum Indira Col und Karakorumpass 6 Die Koordinate wurde im Shimla Abkommen festgelegt sie endet am Rande des Siachen Gletschers etwa 100 km von der chinesischen Grenze entfernt Kampfe BearbeitenSeit 1984 versuchte Pakistan mit wenig Erfolg die indischen Streitkrafte zu vertreiben Es wurden 40 Angriffe der Pakistaner vor allem in den Jahren 1990 1995 1996 und 1999 durchgefuhrt wobei es ihnen 1996 gelang einen indischen Hubschrauber abzuschiessen Diese Angriffe anderten den Status quo nicht die Front blieb unverandert Der bekannteste Angriff wurde 1987 vom spateren Staatsprasidenten Pervez Musharraf mit pakistanischen Spezialkraften durchgefuhrt die von US amerikanischen Spezialstreitkraften unterstutzt wurden 7 Diese Spezialtruppe von 8000 Mann wurde in Khaplu gebildet Sie eroberten den Bilafond La Pass wurden aber im Kampf Mann gegen Mann wieder auf ihre ursprungliche Position zuruckgeworfen Indien zeichnete den Offizier Bana Singh mit einer Medaille aus nachdem er durch das Erklimmen einer 457 m hohen Eiswand einen wichtigen strategischen pakistanischen Posten auf 6 700 Metern Hohe erobert hatte 1 8 Die letzte grosse Auseinandersetzung fand am 4 September 1999 statt als die Pakistaner auf indische Soldaten die sich den Abhangen des Turtuk bewegten mit Kanonen schossen und dabei neun indische Soldaten toteten 9 Bis ins Jahr 2003 fanden Artilleriegefechte zwischen beiden Seiten statt Verhandlungen BearbeitenSeit 2005 verhandeln beide Staaten uber den Grenzverlauf auf dem Siachen Gletscher sind allerdings noch zu keinem Ergebnis gekommen 10 11 Die nicht festgeschriebene Grenzlinie verlauft zwischen den beiden Landesteilen in der Mitte des Gletschers Indien besteht auf einem Abkommen vor einem Truppenabzug wahrend Pakistan auf dem Ruckzug beider Armeen auf die Positionen besteht die diese innehatten bevor die indische Armee den grosseren Teil des Gletschers besetzte Im Siachen Konflikt verloren etwa 1000 indische und 1300 pakistanische Soldaten ihr Leben andere Quellen gehen von insgesamt 4000 getoteten Soldaten aus 12 Die Verluste an Menschen resultieren weniger aus kampferischen Auseinandersetzungen als durch die Umstande wie Hohenkrankheit Kalte und Lawinen die in derartigen Hohenlagen herrschen 2013 starben 10 indische Soldaten durch Lawinen 2014 waren es acht und 2015 neun In den ersten beiden Monaten des Jahres 2016 verloren 14 Soldaten ihr Leben auf dem Gletscher 13 Nach Angaben des Spiegels hat der Konflikt Indien bis 2005 zehn Milliarden und Pakistan sieben Milliarden Dollar gekostet 11 Aktuelle Entwicklung BearbeitenSeit dem Herbst 2007 erlaubt Indien Bergsteigern die Siachen Region zu begehen Es wird angenommen dass Indien international zeigen will dass es alle bedeutenden Hohen in der Saltoro Region westlich des Siachen Gletschers halt 14 Pakistan erlaubt ebenso Expeditionen in das Gebiet unter Beteiligung eines Offiziers Pakistan protestiert seither nicht mehr bei einer Durchfuhrung von Trekking und Bergsteiger Expeditionen aus Indien 15 Indien plant einen Flugservice von ihrer Militarbasis in Thoise und in Pakistan fliegen Trekker und Bergsteiger nach Skardu damit sie den K2 erreichen bzw besteigen konnen der 33 km vom Siachengebiet entfernt liegt Der K2 ist der hochste Berg im Karakorum Er ist mit 8611 Metern der zweithochste Berg der Erde und gilt unter Bergsteigern als weit anspruchsvoller als der Mount Everest vielen sogar als der schwierigste aller vierzehn Achttausender Indien bedient einen der hochsten Landeplatze fur Hubschrauber auf 6 400 m und installierte die hochste Telefonzelle fur seine Soldaten auf dem Siachen Gletscher damit diese mit ihren Familien in Verbindung treten konnen 16 Durch ein schweres Lawinenungluck am Gletscher eine Lawine begrub am 7 April 2012 ein pakistanisches Camp und verschuttete etwa 100 Soldaten wurde die internationale Aufmerksamkeit auf diesen hochsten Kampfschauplatz der Welt gerichtet 17 Okologie BearbeitenSeit 1984 haben die indischen Streitkrafte auf dem Gletscher Bunker ins Eis gegraben Hubschrauberlandeplatze und das Siachen Basislager sowie weitere Anlagen gebaut Bei diesem Eingriff in den Siachen Gletscher hinterlassen sie Tonnen von Chemikalien metallische und organische Reste Durch eine unberuhrte und eine sich nach Eingriffen schwer regenerierende Hochgebirgslandschaft bauten die Inder eine 598 Kilometer lange Strasse aus Leh in Ladakh zum Gletscher auf der die Oltanker und andere Transportfahrzeuge fahren Im Gletscher befindet sich eine 120 km lange Ol Pipeline zum Beheizen der Iglus zum Warmhalten der Waffen und um Eis zu Trinkwasser zu schmelzen Nach Auffassung des Hydrologen Arshad H Abbasi dem fruheren Leiter der Planning Commission of Pakistan und jetzigen Beraters des Sustainable Development Policy Institute in Islamabad haben die Truppen auf beiden Seiten nach 25 Jahren Aufenthalt irreparable Schaden an der biologischen Vielfalt Okologie und Hydrologie verursacht Der Siachen Gletscher sei nach Abbasi fur Sudasien und insbesondere fur China Pakistan und Indien ein Klimaregulator und eine okologische Ressource und diese sei bedroht Der Gletscher ist mit seinem Schmelzwasser eine wichtige Voraussetzung fur das Leben der weiter talwarts lebenden Menschen Der Siachen Gletscher habe mit 25 Prozent Verlust seiner Eismasse in den letzten 25 Jahren den grossten Verlust aller Gletscher im Himalaya zu verzeichnen 18 Bewertung BearbeitenEs gibt unterschiedliche Bewertungen dieser militarischen Operation Eine Betrachtung geht davon aus dass nichtstrategisches Land besetzt wurde und die Massnahme lediglich symbolischen Charakter habe 19 Eine andere Bewertung halt die Hohen der Saltoro Berge auf der Westseite des Gletschers fur taktisch bedeutsam da die indische Armee den mehr als 70 Kilometer langen Gletscher wie auch die benachbarten Hochgebirgspasse wie den Sia La Pass Bilafond La Pass und Gyong La Pass kontrollieren kann Andererseits wird auf die hohen Kosten der Stationierung hingewiesen 1 20 Eine andere Annahme geht davon aus dass Indien befurchtete dass der Zugang nach Ladakh uber den sudlich gelegenen Karakorumpass fur sie blockiert werden konnte und Indien deshalb die Operation Meghdoot einleitete Eine Meinung berucksichtigt dass die politischen Beziehungen von Indien und China seinerzeit angespannt waren und Indien das Gebiet um den Siachen als unuberwindliche Barriere betrachtete Mittlerweile hat sich das politische Verhaltnis zu China entspannt und die Berge und die Gletscher werden nicht mehr als Bastion gegen China benotigt Die Beziehungen von China und Pakistan sind seit langer Zeit kooperativ und unbelastet 11 Seit 2009 liegt ein schriftliches Konzept zur Demilitarisierung der Konfliktzone am Siachen Gletscher vor 21 In einem weiteren Plan wird ein Siachen Peace Park vorgeschlagen ein Konzept der Transboundery Park Initiativen 22 2016 wurde vom indischen Verteidigungsminister Manohar Parikar erklart dass es keine Plane gabe die Truppen von dem Gletscher zuruckzuziehen da man der pakistanischen Seite nicht vertraue die Situation nicht fur sich auszunutzen Der indische Premierminister Manmohan Singh hatte 2005 vorgeschlagen dass beide Seiten auch ohne ein Ubereinkommen zum Grenzverlauf ihre Truppen zuruckziehen sollten und der Berg zu einem Friedensberg werden solle 13 Siehe auch BearbeitenListe der TerritorialstreitigkeitenWeblinks BearbeitenDefence India Siachen Peace Park Gen Mehta on Kargil and Siachen Siachen disengagement Memento vom 8 Januar 2003 im Internet Archive Artikel in der Daily Times Pakistan War at the top of the World Artikel in der TIME Siachen War The buildup to Operation Meghdoot by Wing Commander M Bahadur Siachen A War For Ice auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Manning the Siachen Glacier auf www bharat rakshak com Memento vom 14 Juni 2012 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 Brig Ghazanfar Ali und Brig Akhtar Ghani Siachen The World s Highest Battlefield auf Pakistan Military Consortium Brig Ghazanfar Ali und Brig Akhtar Ghani Siachen Memento vom 27 September 2011 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 The Coldest War S 3 Memento vom 4 April 2010 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 Pervez Musharraf In the Line of Fire A Memoir S 68 69 Free Press 2006 ISBN 0743283449 The Himalayas War at the Top Of the World 31 Juli 1989 abgerufen am 28 Dezember 2009 Information auf siachenglacier com Memento vom 8 Oktober 2011 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 J N Dixit India Pakistan in war amp peace S 39 ISBN 0415304725 Braving the heights auf hvk org Memento vom 9 Marz 2012 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 Bericht auf www siachenglacier com Memento vom 15 Marz 2011 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 Sophie Muhlmann Indien und Pakistan wollen Grenzlinie klaren Welt vom 27 Mai 2005 abgerufen am 28 Dezember 2009 a b c Pakistan und Indien wollen Gletscherkrieg einfrieren Spiegel vom 26 Mai 2005 Information auf siachenglacier com Memento vom 8 Oktober 2011 im Internet Archive abgerufen am 28 Dezember 2009 a b Siachen costs Army dearly 14 soldiers die in 2 months in Greater Kashmir 3 Marz 2016 abgerufen am 3 Marz 2016 India opens Siachen to trekkers Times of India vom 13 September 2007 Informationen auf thaindian com Memento vom 22 Oktober 2008 im Internet 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Konflikt amp oldid 232297406