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Die evangelisch lutherische Schlosskirche befindet sich am Ende der Klosterstrasse in Friedrichshafen und am Bodensee Rundweg und ist ein bedeutendes Bauwerk im Verlauf der Oberschwabischen Barockstrasse Ihre beiden 55 m hohen Turme sind ein markantes Wahrzeichen der Stadt Friedrichshafen 1 Zur Zeit der Erbauung im Jahr 1702 war sie der grosste barocke Kirchenbau am Bodensee 2 Schlosskirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kirchenbau 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Historische Darstellung Kupferstich von 1801 mit erhaltenem Dachreiter nbsp InnenansichtDie Kirche deren Geschichte untrennbar mit der des Klosters Hofen verbunden ist wurde in den Jahren 1695 bis 1702 nach Planen von Christian Thumb als Gebaudeteil des Klosters errichtet Die Kirche wurde am 8 Oktober 1702 konsekriert 1803 wurde das Reichskloster Kloster Weingarten dem das Kloster Hofen zugehorig war sakularisiert und kam an Oranien Nassau 1804 wurde es durch Osterreich eingezogen und im Frieden von Pressburg durch Napoleon 1806 an Wurttemberg uberschrieben Das Dorf Hofen wurde 1810 11 mit der Stadt Buchhorn zur neugegrundeten Stadt Friedrichshafen vereinigt Die Klosteranlage mit der Kirche wurde der wurttembergischen Hofdomanenkammer zugeteilt welche das Kirchengebaude 1812 der neu gegrundeten evangelischen Kirchengemeinde Friedrichshafen zur Verfugung stellte 1 In dieser Zeit wurde bis auf die Beichtstuhle und den Abbruch eines Dachreiters uber der Ostwand die Kirche nicht nennenswert verandert Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg am 28 April 1944 wurde die Kirche schwer beschadigt 1 Der Sudturm brannte aus der Dachstuhl wurde vollstandig zerstort Erst 1947 48 konnte unter Schweizer Hilfe ein Notdach errichtet werden Durch die bereits eingedrungene Feuchtigkeit wurden der Stuck und die Deckenbilder des Hauptschiffes die Kirchenbanke und die Orgel zerstort Beim Wiederaufbau von 1949 bis 1954 wurde der fehlende Stuck durch Josef Schnitzer in einfacherer Form nach alten Fotos erganzt Die Kirchenerneuerung wurde 1959 mit dem Fertigstellung des Kirchendachs abgeschlossen 1 Die Kirche wurde zu gottesdienstlichen Zwecken bereits am 1 Juli 1951 wieder eingeweiht 3 nbsp Originaler Stuck nbsp Rekonstruierter StuckKirchenbau BearbeitenDie geostete Kirche mit der markanten Doppelturmfassade folgt der Tradition des Vorarlberger Munsterschemas Sie stellt eine Weiterentwicklung der Raumidee des Klosters Obermarchtal dar 2 Sie zeigt zudem die Kunst der Wessobrunner Bau und Stuckateurschule Der Baustil des Fruhbarock fusst mit seiner strengen Linienfuhrung noch auf der Zeit der Renaissance 4 Der Raum wird durch Pfeiler und Emporen an den Langsseiten gegliedert Der Lichteinfall wird durch ubereinanderliegende Fensterreihen ermoglicht 3 Ausstattung Bearbeiten nbsp Hochaltar und ChorgestuhlDie Kirche wurde mit Stuckarbeiten von Vater und Sohn Schmuzer ausgestattet 1 Die Deckengemalde von dem Rottweiler Kunstler Joseph Hildebrandt sind auf Leinwand ausgefuhrt 3 Beachtenswert sind die Kanzel von Martin Hofele aus dem Jahr 1702 mit den Kanzelfiguren von Ursus Byss 5 und die Altare mit Aufbauten von Christoph Gschanig und Altarblatter von Johann Michael Feuchtmayer In der Sudwestecke befindet sich die Hofloge der Kirche die uber das Schlossgebaude zu betreten ist Das Chorgestuhl stammt von Martin Hofele und wurde auch mit Aufsatzen von Feuchtmayer ausgestattet Der Hochaltaraufbau aus dem Jahr 1711 12 stammt von Franz Schmuzer und erhielt ein Altarblatt mit der Darstellung der Kreuzigung Christi vermutlich von Franz Carl Stauder Die Beichtstuhle wurden nach der Sakularisation zu Sakristeischranken umgebaut 3 Orgel Bearbeiten nbsp Mobiler Spieltisch und Blick zur HauptorgelUrsprunglich war die Kirche mit einer Hauptorgel 1698 1702 und einer Chororgel 1706 des Augsburger Orgelbauers Christoph Low ausgestattet Diese wurden nach der Sakularisation nach Tuttlingen bzw Kehlen abgegeben Als Orgel diente fortan die Orgel der ehemaligen Pfarrkirche in Altdorf die aus rechtlichen Grunden abgebrochen werden musste bis Carl Gottlieb Weigle 1867 ein neues Instrument erbaute welches 1912 umgebaut und erweitert wurde 3 Nach der Zerstorung von Kirche und Orgel im Krieg errichtete abermals die Firma Weigle 1950 51 ein Werk diesmal auf Schleifladen Die nach dem Krieg zur Verfugung stehenden Materialien und Bauelemente sowie Fehler bei der Ubertragung von Raummassen fuhrten schon bald zu erheblichen Storungen und Ausfallen bei diesem Instrument 6 Die heutige ursprunglich dreimanualige Orgel stammt in ihren Grundstrukturen elektrische Trakturen ebenfalls von der Orgelbaufirma Friedrich Weigle aus dem Jahr 1970 und wurde 1988 von Orgelbau Muhleisen erweitert und geandert 2021 22 wurde sie durch die Orgelbaufirma Thomas Gaida uberholt und erweitert Dabei wurde ein neuer Zentralspieltisch fur das Kirchenschiff gebaut der bestehende elektrische Spieltisch auf der Empore erneuert und das Werk klanglich in Disposition und Intonation verandert wobei zusatzliche Auxiliarwerke geschaffen wurden welche die Verwendung von Extensionsregistern in unterschiedlichen Oktavlagen ermoglichen 7 Die Orgel hat heute 51 Register zuzuglich zahlreicher Transmissionen und Extensionen 8 Die Werke welche die fruheren Manualwerke und das Pedalwerk umfassen erganzt durch die Auxiliarwerke konnen nun den Manualen frei zugeordnet werden Als Besonderheit verfugt das I Manual des Zentralspieltisches uber 88 Tasten Tonumfang A2 c5 I Hauptwerk C c4Principal Nr 50 16 Subbass Nr 51 16 1 Lieblich Gedackt 16 2 Principal cantans 8 Principal magnus Nr 50 8 Subbass Nr 51 8 3 Koppelflote 8 4 Gemshorn 8 5 Octave 4 6 Spitzgambe 4 7 Flauto dolce 4 8 Quinte 2 2 3 9 Superoktave 2 10 Cornettino IV11 Rauschpfeife II 2 2 3 12 Mixtur IV 1 1 3 Tremulant II Schwellwerk C c413 Holzflote 8 14 Salicional 8 15 Schwebung 8 16 Prinzipal 4 17 Fugara 4 18 Rohrtravers 4 19 Oktavflote 2 20 Harmonia aetheria III IV 2 21 Fagott 16 22 Oboe 8 Tremulant0III Chorpositiv Nord C c423 Schongedeckt 8 24 Rohrflote 4 25 Nasard 2 2 3 26 Ital Prinzipal 2 27 Terz 1 3 5 28 None 8 9 29 Zimbel III 1 30 Musette 8 IV Schwellwerk Sud Chor C c431 Geigenprinzipal 8 32 Flute triangulaire 8 33 Viola 8 34 Nachthorn 4 35 Hohlflote 2 36 Mixtur IV 2 37 Schalmey 8 Tremulant AuxiliarregisterHauptwerk38 Tuba fascinosa 32 16 8 4 39 Trompeta brillosa 8 Clarin brilloso 4 Kronwerk40 Flauto mirabilis 8 4 2 1 41 Quintbass 10 2 3 Quinte 5 1 3 2 2 3 1 1 3 42 Grossterz 6 2 5 Kleinterz 3 1 5 Terz 1 3 5 43 Septime 4 4 7 2 2 7 1 1 7 Anglikanisches Schwellwerk Chor Nord44 Stopped Diapason 32 16 8 45 Vox mystica 8 4 46 Tromba 16 8 4 Schwellwerk Sud47 Flotenschwebung 8 4 Pedal C g148 Gemshornbass 16 49 Oktavbass 8 Auxiliarregister50 Principal 32 16 8 4 2 51 Subbass 32 16 8 4 2 nbsp Mobiler Spieltisch nbsp Schwellwerk Sud noch ohne Gehause nbsp Flute triangulaire im Schwellwerk Sud nbsp Anglikanisches Schwellwerk auf der nordlichen ChoremporeVor dem Umbau durch Gaida hatte das Instrument 42 Register 9 Disposition der Weigle Orgel 1988 bis 2021 I Hauptwerk C g31 Quintade 16 2 Prinzipal 8 3 Gemshorn 8 4 Octave 4 5 Blockflote 4 6 Grosskornet III V 4 7 Quinte 2 2 3 8 Oktave 2 9 Larigot 1 1 3 10 Mixtur V 2 11 Trompete 8 12 Trompete 4 II Schwellwerk C g313 Holzflote 8 14 Salicional 8 15 Schwebung 8 16 Principal 4 17 Rohrgedackt 4 18 Oktavflote 2 19 Sifflote 1 3 5 20 Scharff IV 1 21 Fagott 16 22 Oboe 8 III Kronwerk C g323 Stillgedeckt 8 24 Rohrflote 4 25 Nasard 2 2 3 26 Ital Prinzipal 2 27 Terz 1 3 5 28 None 8 9 29 Zimbel III 1 2 30 Musette 8 Pedal C f131 Prinzipalbass 16 32 Gemshornbass 16 33 Quinte 10 2 3 34 Octavbass 8 35 Rohrflote 8 36 Basszink III 5 1 3 37 Nachthorn 4 38 Hohlflote 2 39 Hintersatz IV 2 2 3 40 Posaune 16 41 Trompete 8 42 Schalmei 4 Koppeln II I III I III II II I I P II P III P Spielhilfen 4 freie Kombinationen 2 Pedalkombinationen Crescendotritt Schwelltritt Zungenabsteller 4 TremulantenGlocken BearbeitenIn den beiden Turmen hangen insgesamt vier historische Glocken aus dem fruhen 18 Jahrhundert die ein spatbarockes Glockengelaut bilden Im Glockenstuhl des Sudturms hangen die drei kleineren Glocken Sie wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges konfisziert um fur die Waffenproduktion eingeschmolzen zu werden Sie sind aber unversehrt geblieben und nach Kriegsende wieder zuruckgekommen Im Nordturm hangt als einzige die grosste Glocke die bleiben konnte Sie hangt in einem Glockenstuhl aus Eichenholz wahrend im Sudturm beim Wiederaufbau eine Stahlkonstruktion als Glockenstuhl eingebaut wurde 10 UbersichtGlocke 1 Ton B Gussjahr 1760 gegossen in Lindau 3400 kg Glocke 2 Ton d Gussjahr 1700 gegossen in Waldshut 1650 kg Glocke 3 Ton f Gussjahr 1705 gegossen in Feldkirch 930 kg Glocke 4 Ton b Gussjahr 1742 gegossen in Bregenz 430 kgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosskirche Friedrichshafen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Evangelischen Schlosskirche Friedrichshafen Film uber die Schlosskirche auf 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2017 Site der Evangelischen Schlosskirchengemeinde Spatbarockes Gelaut47 65023 9 46437 Koordinaten 47 39 0 8 N 9 27 51 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosskirche Friedrichshafen amp oldid 239227139