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Das eigentliche Schloss Windhaag auch Neues Schloss Windhaag oder Windhag II bezeichnet war ein Renaissance Schloss etwa 250 Meter ostlich des heutigen Ortszentrums der Gemeinde Windhaag bei Perg in Oberosterreich Errichtet 1642 bis 1673 wurde es 1681 schon wieder abgerissen Neues und Altes Schloss WindhaagNeues und Altes Schloss Windhaag Westansicht Kupferstich Georg Matthaus Vischer 1674 Neues und Altes Schloss Windhaag Westansicht Kupferstich Georg Matthaus Vischer 1674 Staat OsterreichOrt Windhaag bei Perg in OberosterreichEntstehungszeit 1290 IV 7 ist ein Heinricus de Windthag genanntBurgentyp Felskopf im HugellandErhaltungszustand Gelandemerkmale des Neuen Schlosses Burgruine des Alten Schlosses Geographische Lage 48 17 N 14 41 O 48 284461 14 684724 Koordinaten 48 17 4 1 N 14 41 5 OSchloss Windhaag Oberosterreich p3 Steinmetzarbeit vom Schloss WindhaagIm Gegensatz dazu blieb am gleichen Standort die altere Burg Windhaag auch Altes Schloss Windhaag Veste Windhaag oder Windhag I bezeichnet als Burgruine Windhaag erhalten Die Schreibweise Windhag ist eine altere Windhaag eine neuere Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Geschichte des Schlosses Windhaag beginnt mit Joachim Enzmilner 1600 1678 Enzmilner hatte die Herrschaft Windhaag bei Perg ohne die Amter Zell und Weissenbach am 17 August 1636 von Verwandten der Erben des Lorenz Schutter gekauft Enzmilner fand das alte Schloss nicht mehr zeit und standesgemass Er erreichte die Losung der Lehensbande brachte das Schloss in seinen Besitz und begann 1642 mit dem Bau eines neuen Renaissance Schlosses in italienischem Stil Dafur mussten zunachst das hugelige Gelande und manche Graben einplaniert werden um vor dem Alten Schloss ein eher ebenes Gelande fur die neuen Gebaude und Platze zu schaffen Nach dem Bau des neuen Schlossgebaudes der 1648 abgeschlossen war dauerte es noch 25 Jahre bis die Inneneinrichtung fertiggestellt war Wer die Kunstler und Bauleute und wie hoch die Baukosten waren ist nicht mehr bekannt Umfangreiches Archivmaterial ging verloren Altes und Neues Schloss wurden durch eine Brucke verbunden Wegen seiner reichen Architektur seiner aufwendigen Einrichtungen und der schonen Gartenanlagen galt es als das erste und vornehmste Prachtschloss im Land ob der Enns Enzmilner starb am 21 Mai 1678 Das erste und vornehmste Prachtschloss im Land ob der Enns und die gesamte Herrschaft Windhaag erhielt das Dominikanerinnenkloster Windhag als Ausstattung Das im Alten Schloss vorerst eingerichtet gewesene Dominikanerinnenkloster war der Priorin Eva Magdalena Enzmilner 1629 1700 Tochter des Joachim freilich zu klein und zu improvisiert Sie begann ab 1681 eine neue Klosteranlage auf dem Areal der Schlossgarten heutiges Ortszentrum zu errichten Fur diesen Klosterbau liess Eva Magdalena das Neue Schloss nur acht Jahre nach dessen Fertigstellung mit Ausnahme des Kapellenbaues ganzlich abreissen um Baumaterial zu gewinnen Auch das nahegelegene Schloss Pragtal liess Eva Magdalena abreissen und als Baumaterial verwerten Das Schlossinventar wurde verkauft und vergeudet Nur mehr wenige Relikte der Schlossanlagen finden sich heutzutage noch dort und da Der Klosterbau war 1691 soweit beendet 1693 war die zugehorige Kirche geweiht die heute als Pfarrkirche Windhaag dient Eva Magdalena starb am 5 Janner 1700 Sie hinterliess betrachtliche Schulden Am 1 Juni 1700 steckte ein Blitz Teile des Klosters in Brand Die Klosterfinanzen erholten sich danach nie mehr 1765 wurde das Kloster wegen der Uberschuldung der Guterverwaltung des Linzer Domkapitels unterstellt 1 Die Klosteraufhebung folgte 1782 im Laufe des Josefinismus Beschreibung BearbeitenDas eigentliche Schloss war um einen abschussigen viereckigen Innenhof gruppiert In diesem Hof platscherte der grosse Schlossbrunnen Die Topographia Windhagiana uberliefert uns gute Beschreibungen und Ansichten davon Die Herrschaftsraume befanden sich im Eingangstrakt des Schlosses gegen Westen zu mit Blick auf den Schlossplatz und die Schlossgarten Die eigentlichen Zimmer der Herrschaft auch Retirada Ruckzugsort bezeichnet enthielten auserlesene Einrichtungsstucke Turkische Teppiche belegten die Boden Dort also residierte Enzmilner Die Schlafkammer Enzmilners hatte eine Erweiterung Dort stand ein Altar Er war aus schwarz gebeiztem Holz der Zierrat vergoldet mit Saulen Engelsfigurchen und mit einem auf Blatt gemalten Gemalde alles geschutzt von einem grun goldenen Eisengitter davor Eine besondere Schreib und Vorstube erganzte diese Retirada Die Kunstkammer des Schlosses war ursprunglich auch im Eingangstrakt und uber dem Tor Sie enthielt eine Sammlung von Munzen Edelsteinen Uhren Mineralien Naturalien Wappen Kostumen etc Grundstock waren die 1666 aus der Verlassenschaft des Reitmarschalls der niederosterreichischen Stande Christoph Adam Fernberger von Egenberg erworbenen Kostbarkeiten Die knapp 20 000 Munzen waren in einem grossen Munzkasten mit 600 Schubfachern hinterlegt Darunter Munzen hebraischer babylonischer und assyrischer Herkunft Zu den eher exotischen Naturalien gehorte der dreieckige Elefantenstuhl aus den Knochen jenes ersten Elefanten in Wien den Kaiser Maximilian II 1552 aus Spanien mitbrachte Er ist jetzt noch im Stift Kremsmunster erhalten und nachweisbar 2 Im Eingangstrakt gegen Osten zu befand sich der reprasentative Osterreichersaal Ihn schmuckten Tapisserien an den Wanden an der Decke Stuckarbeiten und Gemalde aus der Geschichte der Habsburger mit Konig Rudolf I in der Mitte Am Boden rot weisses Marmorpflaster Beim Osterreichersaal fuhrte eine Stiege hinab in die Salla Terrena Frescada Erdgeschoss Saal Die Wande der Salla waren bedeckt mit kleinen Kieselsteinen Eine Tur fuhrte in das Lustgartchen mit Springbrunnen Gegenuber und nahe dem Hausberg gab es die Grotta einen Pavillon mit Wasserspielen und Lustzimmern Im Osttrakt gab es einen zweiten und grosseren Festsaal den Romersaal 26 m lang 7 m breit Ihn schmuckten Tapisserien an den Wanden an der Decke Stuckarbeiten und Gemalde aus der Geschichte des Romerreiches Am Boden rot weisses Marmorpflaster Der Saal lief in einem rondellartigen Abschluss Turmzimmer aus Das Turmzimmer enthielt ein Bild die Audienz Enzmilners beim Papst Innozenz X in Rom am 23 Juni 1645 darstellend Der ursprunglich alleinige Bibliothekssaal befand sich im Osttrakt im Stockwerk unterhalb des Romersaals Ihn schmuckten die Bucher in den Stellagen entlang der Wande in den Gewolbefeldern Stuckarbeiten und Gemalde Auch er hatte einen rondellartigen Abschluss Turmzimmer Dort standen ein Himmels und ein Erdglobus 7 Lesepulte fullten den Saal In den Stellagen darunter lagerten auch Bucher Versperrt und mit geistlicher Privilegio lagerten in einem Pult die von der katholischen Kirche Verbotenen Bucher Kombiniert mit den eisernen Eingangsturen gab es eiserne Gitterturen Der Saal konnte so versperrt und trotzdem geluftet bleiben Mit der Zeit wurde der Bibliothekssaal zu klein So liess Enzmilner an den Osttrakt einen besonderen Bibliothekstrakt in Richtung Hausberg anbauen Das ergab dann zusammen drei Bibliothekssale Sie waren 22 m 24 m bzw 16 m lang und 6 m breit Sie enthielten Bibliotheca antiqua mit Buchern bis 1550 nova mit Buchern 1550 bis 1650 und moderna mit Buchern ab 1650 Eingerichtet war die Bibliothek in der Zeit von 1656 bis 1670 worden Einen Teil der Bucher erbte Enzmilner von seinem Vater Jodok Entzenmuller Durch den Erwerb der Bibliotheken adeliger und nichtadeliger Personen unter anderem Helmhart Jorger von Schloss Steyregg sowie durch Kauf bei Buchhandlern baute er sie aus Die Bibliothek enthielt schliesslich 20 000 Bande genaue Zahl ist unklar Der Dominikanerpater Hyazinth Marian Fidler war jahrelang mit der Ordnung der Bucher beschaftigt Den inneren Schlosshof mit dem Schlossbrunnen schloss nach Suden eine Renaissance Galerie ab Jede der drei Etagen hatte 5 Rundbogen getragen von schlanken Saulen Abbildungen zierten die Rundbogen oben die Abbildungen der romischen Kaiser mittig die der christlichen Kaiser unten die der vier Monarchen Unten war auch das Tor ins Alte Schloss Nach Westen zu folgte der Kapellenbau Dieser Kapellenbau errichtet 1512 war ein Zubau des Alten Schlosses gewesen Enzmilner liess den Bau erweitern und reichlich ausstatten Der Kapellenbau wurde so Teil des Westtraktes Der Passauer Weihbischof Martin Geiger weihte die Kapelle 1664 Die Kapelle schmuckten Stuck und Gemalde rot weisses Marmorpflaster drei Altare und eine Kanzel Altare und Kanzel waren aus schwarz gebeiztem Holz der Zierrat vergoldet sie hatten Saulen Statuen und auf Blatt gemalte Gemalde Selbst die Kirchenstuhle hatten schon eingelegte Tischlerarbeit Intarsien Die Kapelle erganzten noch ein Turmchen mit Glocken die Musica Empore fur die Orgel die Sakristei mit Beichtstuberl und die Gruft Die Musica hatte einen besonderen Zugang von aussen uber einen Laufgang entlang der Fassade dem Eisengang Auch die Gruft schmuckte ein Altar Das Oratorium Chorempore fur die Herrschaft stiess an die Herrschaftsraume im Westtrakt Die Tafelstube der Herrschaft Speisesaal lag mitten im Westtrakt uber der Hauptkuche Die Decke schmuckten Stuckarbeiten und komische Darstellungen In der Tafelstube gab es weiters 59 Gemalde von Kaisern Konigen Erzherzogen Eine Tur fuhrte auf die Altane Soller uberdachte Plattform Balkon Von der Altane ging der Blick nach Westen auf die Schlossgarten Unterhalb konnte man das Vogelhaus die Terrasse des Pomeranzengartens den Hang mit den Weinreben ganz unten die Schlossteiche und anschliessend im Meierhofgarten die dort gehegten Hasen Rehe und Hirsche entdecken Eine andere Tur fuhrte in die Frauengemacher der Herrschaft im Westtrakt Sie waren verziert mit Stuckarbeiten und Gemalden der Enzmilnerischen Besitzungen in Niederosterreich Hier residierten die Ehefrauen Maria Magdalena geborene Kirchstetter und nach deren Tod Maria Emilia Catharina geborene von Sprinzenstein Eine wieder andere Tur ging auf eine geheime Stiege fur die Herrschaft Im Schloss gab es dazu noch die Rustkammer sie barg eine Waffensammlung Und die Werkzeugkammer sie enthielt Werkzeuge fur alle Handwerke Und die gut ausgestattete Apotheke mit Materialzimmer Laboratorium mit Destillierofen und kleinem Keller Kuhlraum Die zahlreichen weiteren Raume der Schlossbauten dienten als Wirtschafts und Gastekammern und fur die Schlossverwaltung Pfleger Besonderheit waren eigene Stuben fur die Buchbinder die Buchbinder sollten alle neuen Bucher in Schweinsleder mit Clausuren Schliessen oder weiss mit grunem Buchschnitt einbinden den Maler die Kupferpresse Kupferstich Presse Es gab auch noch Lagerflachen fur Mehl Getreide Heu Har Flachs Malz usw im Schloss selbst In der Dirnitz Durnitz im Eingangstrakt wurde das Schlosspersonal verkostigt Die Backerei Pfisterei die Silberkammer fur das Tafelsilber und die Wertsachen das Gefangnis das Schiesspulverlager im Turm und anderes waren im Alten Schloss verblieben In einem Nebengebaude gab es auch eine Krankenstube und eine Badestube Die Umgebung der Schlossanlage war wie ein umtriebiges Dorf Brauhaus mit Braukeller Eisgrube Eiskeller Pferdehof Wagenschuppen Rossschwemme Teich Hopfengarten Kirchlein Portiuncula erbaut 1651 Bei der italienischen Reise Enzmilners besuchte er am 22 Mai 1645 auch das Portiunculakirchlein zu Assisi in Umbrien Dabei machte er das Gelubde ein gleiches Kirchlein auf seiner Besitzung erbauen zu lassen Fasan und Rebhuhnergarten Grosser Schlossgarten Lustgarten mit Turmchen Laubengangen Lusthausern Rohrbrunnen Labyrinth Kuchenbeet Blumenbeet Quittenapfel Quittenbirnen und Schildkrotenteich Meierhofgarten Schlossteiche Gartnerhaus Grosser Meierhof Lindenallee Meierhofteiche Schlossplatz Handwerkshauser Waschhaus Schlosserei Schmiede Kohlegewolbe Binder und Holzstadel Und Stuben Kuchen und Scheunen aller Art Und Stalle aller Art fur Pferde Kuhe Jungvieh Ochsen Schafe Schweine Huhner und Ententeich Mit der Zeit kam auf der Anhohe nordlich des Schlosses ein weiterer Schlossgarten Lustgarten hinzu Wasser gab es vom Hausberg aus 7 Quellen Brunnen Etwas weiter weg war die Hoftaverne In das Tavernengebaude zog 1734 nach dem Einsturz des Alten Schlosses das Hofrichteramt ein 1849 das Forsthaus Noch weiter weg war die Muhle am Hausbergbach Vom Neuen Schloss Windhaag erhielten sich eigentlich nur Gelandemerkmale Lediglich drei Brunnen ein Schlosstor und andere Steinmetzarbeiten sind noch dort und da als Relikte der Schlossanlage zu sehen Literatur BearbeitenNorbert Grabherr Burgen und Schlosser in Oberosterreich Oberosterreichischer Landesverlag Linz 1970 S 279 280 Windhag I und II Georg Grull Burgen und Schlosser im Muhlviertel Birken Verlag 1962 S 133 134 Windhag I und II Matthaeus Merian der Altere Hrsg Topographia provinciarum Austriacaru Frankfurt 1649 mit Anhang Caspar Merian Hrsg Topographia Windhagiana Erste Auflage Frankfurt 1656 Faksimileausgabe Barenreiter Verlag Kassel 1963 Hyazinth Marian Fidler Martin Zeiller Clemens Beutler Topographia Windhagiana aucta Herausgeber Caspar Merian zweite Auflage 1673 keine Faksimileausgabe bekannt Caspar Merian Martin Zeiler Hrsg Auhof In Topographia Windhagiana aucta Wien 1673 PDF auf burgruine windhaag perg at Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Windhaag Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Windhaag in Bildern auch als Gallery Slideshow Windhag I In Land Oberosterreich DORIS Kulturatlas Burgen und Schlosser Windhaag bei Perg Windhag II In Land Oberosterreich DORIS Kulturatlas Burgen und Schlosser Windhaag bei Perg Georg Grull Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg Oberosterreich In Jahrbuch des Oberosterreichischen Musealvereines Band 87 Linz 1937 ISSN 0379 0819 S 185 311 zobodat at PDF 12 9 MB Einzelnachweise Bearbeiten Burgruine Windhaag auf wehrbauten at abgerufen am 10 Dezember 2020 Elefantenstuhl auf uni klu ac at Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Windhaag amp oldid 224635624