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Das Schloss Mariastein und die Ortschaft Mariastein liegen links und oberhalb des Inns zwischen Worgl und Kufstein im Bezirk Kufstein Tirol Ursprunglich hiess diese Burg Stayn Stain nach der Erbauung der Gnadenkapelle und dem Beginn der Marienwallfahrt 1587 wurde sie in Mariastein umbenannt Schloss Mariastein Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Kunstgeschichte 3 1 Schlosshof 3 2 Kerzenkapelle und Rustkammer 3 3 Rittersaal 4 Wallfahrt 4 1 Anfange 4 2 Entwicklung vom 16 bis zum 18 Jahrhundert 4 3 Historische Quellen 5 Architektur und Ausstattung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Schloss und die Wallfahrtskirche zu Mariastein ist auf den Strassen von Kufstein Worgl und Kirchbichl zu erreichen Die Burg befindet sich auf der etwa 150 m uber dem Unterinntal gelegenen Angerbergterrasse von Worgl Der hohe Bergfried ist durch einen bewaldeten Hohenzug des Angerberges gegen das Inntal hin abgeschirmt und ist auch von der knapp 2 Kilometer entfernt vorbeifuhrenden Bahnlinie und der Inntal Autobahn nur einige Augenblicke sichtbar 1 Der Wohnturm der ehemaligen Burg liegt exponiert auf einem Felsen Er ist 42 m hoch die Mauerstarke betragt 1 75 m der Turm ist uber 150 Stufen zu ersteigen Geschichte Bearbeiten nbsp Mariastein um 1900Der heute noch bestehende Wehrturm der Anlage ist um 1361 von den Herren von Freundsberg errichtet worden Allein der Umstand dass in diesem Gebaude sich Kirche und Gnadenbild im obersten Geschoss befinden und nur uber 150 Stufen erreichbar sind lasst die ursprunglich kriegerische Bestimmung des Turmes erkennen Im Gebiet des Nordtiroler Unterlandes spielten im Hochmittelalter die auf ihrer gleichnamigen Burg in Schwaz sitzenden Ritter von Freundsberg eine bedeutende Rolle Die bewaffneten Auseinandersetzungen die als Folge der Eheschliessung Ludwigs von Brandenburg mit Margarete Maultasch 1356 ausbrachen wirkten sich besonders fur diese Gegend bedrohlich aus So wurden auch die Freundsberger gezwungen ihren reichen Besitz im Unterinntal zu befestigen Damals fuhrte die wichtigste Strasse nach Rosenheim uber den Angerberg an dieser Burg vorbei Nach der Verlegung der Strasse auf das andere Innufer sowie dem Fortschritt auf dem Gebiet der Kriegsfuhrung wurde die Befestigungsanlage bedeutungslos da die Burg den im 15 Jahrhundert entwickelten Feuerwaffen nicht mehr standhalten konnte Der heute waagrechte Gebaudeteil das Schloss stammt als Wohntrakt aus dem 15 und 16 Jahrhundert 1 Hans von Freundsberg verkaufte die burg auf dem Stayn 1379 an die bayerischen Herzoge noch 1445 ist als deren Gerichtspfleger Thomas Wurm pfleger zum Stain urkundlich bezeugt 2 1448 verkaufte Herzog Heinrich von Niederbayern den Besitz an seinen Pfleger Hans Ebbser die Burg wurde damit osterreichisch Die Herren von Ebbs liessen den Turm um zwei Stockwerke erhohen und stifteten eine Madonnenfigur mit dem Jesuskind die heutige Gnadenmadonna 1487 bis zu seinem Tode besass Marquard Ritter von Breisach kaiserlicher Gesandter in Venedig Schloss und Herrschaft Mariastein 3 1558 ist die Burg im Besitz des Gewerken Georg Ilsung aus Augsburg Einer Legende nach soll sich damals das sog Marienwunder ereignet haben Georg Ilsung wollte die schon lange verehrte Marienstatue nach Augsburg bringen aber von Engeln wurde sie zweimal zuruck in die Burg gebracht Nach diesem Marienwunder wurde Mariastein vor allem im 18 Jahrhundert zu einem Wallfahrtsort Georg Ilsung uberliess 1587 die Burg seinem Schwager Karl Schurff dem Freiherrn zu Schonworth Oberhofmeister und Richter von Kufstein Mit ihm begann fur das arg herabgewirtschaftete Anwesen endlich eine neue Zeit des Aufbaues 1 Gemeinsam mit seiner Frau der Baronin Polyxena Closen Freyberg von Hohenaschau gestaltete dieser das Schloss zu einer bis heute florierenden Wallfahrtsstatte um Zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges betreuten bereits sechs Priester und zwei Einsiedler die Pilgerschar Nach dem Letzten der Schurff Baron Ferdinand 16 September 1688 kam die Burg an die mit ihnen verwandten Grafen von Stachelburg 4 1747 kam das Schloss an Simon Felix von Crosina der es 1773 den letzten Besitzern den Grafen Klotz aus Sudtirol verkaufte Der Letzte seines Stammes Graf Paris von Klotz zu Trient verausserte 1835 den ganzen Besitz an Wald und Feld die Herrschaft wurde zerstuckelt die Pachter zu Eigentumern und alles wurde zu Geld gemacht Die merkwurdigen Rechtsansichten des Generalbevollmachtigten des Grafen Klotz haben dazu gefuhrt dass Schloss und Wallfahrtskirche uber Nacht ohne finanzielle Grundlage dastanden Dazu kam dass das kostspielige Schlossgebaude als Kirchenvermogen viel zu hoch angerechnet und die Patronatspflicht einfach abgeschuttelt wurde Man fing damals sogar an Gebaulichkeiten des Schlosses niederzureissen Der Erzdiozese Salzburg ist es danken dass Schloss und Wallfahrtskirche 1835 von ihr ubernommen so vor der drohenden Zerstorung bewahrt und fur kommende Generationen gerettet wurden 1 Im 20 Jahrhundert gebuhrt dem Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher 1943 1969 das Verdienst nach dem Krieg den Wiederaufbau der teilweise ruinosen Anlage in die Hand genommen zu haben Denn weder die Gemeinde noch das Land bzw die Pfarre sahen sich fur die Rettung von Mariastein zustandig das ja direkt der Erzdiozese unterstellt ist und von ihr bis heute tatkraftig unterstutzt wird Im Grundbuch ist ubrigens als Besitzer seit alters her Unsere Liebe Frau von Mariastein eingetragen Die unter Erzbischof Rohracher 1956 begonnenen Renovierungsarbeiten konnten erst 1994 im Wesentlichen abgeschlossen werden Fur die Erhaltung von Schloss und Kirche sorgen heute die Wallfahrer die Erzdiozese Salzburg und das Land Tirol 1 Kunstgeschichte BearbeitenSchlosshof Bearbeiten Durch den Torbogen betritt man den vom Kaplaneigebaude gesaumten Schlosshof Der 1956 dank Stiftungen durch die Gemeinde Mariastein die Tiroler Passionsspiele Thiersee und viele glaubige Wallfahrer errichtete Freialtar dient im Sommer zahlreichen Wallfahrtsgottesdiensten aber auch den sonntaglichen Spatmessen 1 Kerzenkapelle und Rustkammer Bearbeiten nbsp KreuzkapelleDas Turmuntergeschoss mit seinem spatgotischen Netzgratgewolbe der in der Nische aufgestellten Pieta und dem fruhbarocken Madonnenaltarchen dient heute als Kerzenkapelle Im Zwischengeschoss der ehemaligen Rustkammer sind zwei interessante Dioramen zu betrachten eine Tiroler Krippe sowie eine historische Darstellung aus der Wallfahrtsgeschichte von Mariastein Ein bemerkenswertes Zeugnis uberlieferter Volksfrommigkeit stellt das Heilige Grab dar das sich ursprunglich in der Pfarrkirche von Angath befand 1 Rittersaal Bearbeiten Der fruhere Rittersaal befindet sich im Stockwerk uber der Kerzenkapelle und der Rustkammer allerdings ist er nur im Rahmen einer Fuhrung zuganglich Nach dem bedauerlichen Verfall Mariasteins zu Beginn des 19 Jahrhunderts und der damit einhergehenden Verschleuderung zahlreicher Kunstgegenstande dient der Rittersaal heute zur Aufbewahrung der wenigen noch verbliebenen Kunstschatze Leider wurden die gesamten Bestande der Rustkammer einem Huf und Wagenschmied zu einem Spottgeld uberlassen Es sind nur noch vier Helme und vier Rustungen erhalten welche allerdings an verschiedenste Museen und Ausstellungen ging Doch nicht alles ging verloren Vor allem handelt es sich um zwei Renaissance Silberleuchter 1599 gestiftet weiterhin das 1602 gemalte und reich illuminierte Evangelienbuch Ausserdem sind die lebensgrossen Portrats ehemaliger Schlossherren zu sehen die durch das Landesdenkmalamt gerade noch vor dem Verfall gerettet wurden 1 Wallfahrt BearbeitenAnfange BearbeitenVermutlich befand sich die ursprungliche Kapelle im untersten ganz aus dem Naturfelsen gehauenen Geschoss dessen spitzbogig gewolbter Raum durch eine Eisenture betretbar ist Eine Art Sakramentshauschen erinnert wohl an die ehemals kirchliche Verwendung Hierher stifteten die Bruder Freundsberg am 16 November 1371 eine Wochenmesse Als 1448 die Ebbser die Burg ubernommen hatten gingen sie sogleich daran an Stelle der bisher viel zu kleinen Kapelle das oberste Geschoss des Turmes als Sakralraum auszugestalten Zwar gibt es keine Weiheurkunde fur diese neue Kapelle doch heute feiert man am 8 September Maria Geburt Kirchweihe 1 nbsp GnadenmuttergottesEntwicklung vom 16 bis zum 18 Jahrhundert Bearbeiten Der exakte Beginn der Wallfahrt ist ungewiss Sicher ist dass Christoph Graf zu Liechtenstein um 1540 des enormen Pilgerandranges wegen das Geschoss unterhalb der Kapelle die heutige Kreuzkapelle zu einem zweiten Gottesdienstraum umgestalten liess Durch die grosszugig angelegte Erweiterung des Wohntraktes schaffte der Schlossherr auch Raum fur den 1606 angestellten Schlosskaplan dem im Laufe der Zeit bis zu vier Priester beigegeben waren die standig fur die Wunsche der Pilger und die Haltung des Gottesdienstes bereit standen Im ersten Jahrzehnt des 18 Jahrhunderts waren diese Geistlichen Angehorige des Institutes das der selige Bartholomaus Holzhauser gegrundet hatte Ihnen ist auch die Errichtung der Herz Jesu Bruderschaft in Mariastein zu verdanken die am 28 Juni 1715 von Papst Klemens XI bestatigt wurde Durch kaiserliches Hofdekret vom 14 Januar 1791 wurde die Exemtion der Kapelle zu Mariastein und die Tatsache der unabhangigen Seelsorge an der Wallfahrtskirche bestatigt 1 Historische Quellen Bearbeiten Von dem Leben um die Wallfahrtskirche in fruheren Zeiten zeugen insbesondere zwei Quellen von historisch hohem Wert Die eine stellt der um die 200 Stuck umfassende Altbestand von Votivtafeln dar Die alteste Darstellung einer wunderbaren Heilung stammt aus dem Jahr 1608 Der bedeutende Kufsteiner Maler Hilarius Duvivier ein geburtiger Pariser hatte sie mit funf weiteren gefertigt Sie schmuckten fruher den unteren Teil des Stiegenhauses mussten aber um sie vor Diebstahl und Beschadigungen zu schutzen in den Rittersaal genommen werden Ein noch anschaulicheres Bild vermitteln aber die im Mirakelbuch aufgezeichneten Gebetserhorungen die sich vor dem Gnadenbild ereignet haben Der einzige noch erhaltene Band zwei sind in den dreissiger Jahren verschwunden liegt in einer Veroffentlichung vor Die dem Zeitraum von 1678 bis 1742 entstammenden Berichte geben ein ungemein lebensnahes Bild von den vielfachen Noten und Sorgen der Menschen dieser Zeit 1 Architektur und Ausstattung BearbeitenAn den Schlossturm sind ein Wohntrakt und ein Treppenturm angeschlossen Zudem sind ein grosser und ein kleiner Rittersaal Furstensaal mit Balken bzw Kassettendecke und eine Schatzkammer mit Geraten und Plastiken aus dem 16 und dem 17 Jahrhundert vorhanden Eingebaut sind zwei ubereinanderliegende Kapellen von denen die obere die Gnadenkapelle Unserer Lieben Frau von Mariastein ist und die untere die Kapelle zum hl Kreuz Die ursprunglich gotische Gnadenkapelle wurde zwischen 1682 und 1685 gebaut sie besitzt eine Gnadenmuttergottes um 1450 und einen Rokoko Altar aus dem 18 Jahrhundert Das Gnadenbild ist eine liebliche gotische Madonna mit dem Jesukind die ein unbekannter Meister aus dem salzburgisch bayerischen Raum geschaffen hat In der Heiligkreuzkapelle findet sich ein sogenanntes Prager Christkindl In der Burg wurde auch ein zwolfseitiges Pergament aufbewahrt das fruher fur eine Handschrift des hl Hieronymus gehalten wurde Graf Paris von Cloz liess die Handschrift untersuchen und sie wurde als ein Kodex in glagolitischer Kirchenschrift identifiziert und 1834 unter dem Titel Glagolitia Clozianus veroffentlicht 5 nbsp Burgtor von MariasteinDas Eingangsportal zeigt das Wappen der Freundsberger und der Schurff Im ausseren Eingangsbereich wurden Ende der 1950er Jahre zwei Rittergestalten aufgemalt Das Schloss wird heute von Geistlichen bewohnt Das Schlossmuseum und die Wallfahrtskirche sind offentlich zuganglich 6 In dem Museum werden die Tiroler Landesinsignien mit einem Erzherzogshut und dem Zepter gestiftet vom Landesfursten Maximilian III aufbewahrt Zwischen 1959 und 1966 wurde die Burg grundlegend restauriert Literatur BearbeitenGeorg Clam Martinic Burgen und Schlosser in Osterreich Landesverlag im Veritas Verlag Linz 1991 ISBN 3 85214 559 7 Reinhard Weidl Mariastein Tirol In Christliche Kunststatten Osterreichs Band 40 Verlag St Peter Salzburg 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mariastein Castle and church Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mariastein im AEIOU Osterreich Lexikon Mariastein im Austria Forum Die Kapellen von Maria Stein In burgen adi at Archiviert vom Original am 14 Juli 2014 abgerufen am 18 Juni 2022 Schloss Mariastein In burgen austria com Private Website von Martin Hammerl abgerufen am 1 Januar 1900 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Mariastein Tirol In Christliche Kunststatten Osterreichs 8 Auflage 2011 Nr 40 Verlag St Peter Salzburg 1978 S 2 16 Hannes Obermair Bozen Sud Bolzano Nord Schriftlichkeit und urkundliche Uberlieferung der Stadt Bozen bis 1500 Band 2 Stadtgemeinde Bozen Bozen 2008 ISBN 978 88 901870 1 8 S 93 94 Nr 1018 Die Osterreichisch ungarische monarchie in wort und bild Auf anregung und unter mitwirkung des durchlauchtigsen kronprinzen erzherzog Rudolf K K Hof und staatsdruckerei 1891 google de abgerufen am 30 April 2022 Georg Clam Martinic Burgen und Schlosser in Osterreich 1991 S 401 402 Johann Jakob Staffler Tirol und Vorarlberg in 2 Theilen Band 2 Ausgabe 1 books google de Homepage Schlossmuseum Mariastein 47 52673 12 0533 Koordinaten 47 31 36 2 N 12 3 11 9 O Normdaten Geografikum GND 4804983 9 lobid OGND AKS VIAF 240114571 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Mariastein amp oldid 227195065