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Die Schlacht bei Raphia war die Entscheidungsschlacht des Vierten Syrischen Kriegs 219 217 v Chr zwischen den Ptolemaern von Agypten einerseits und den Seleukiden von Syrien andererseits Sie fand am 10 Schemu I 18 Juni 217 v Chr statt 1 Die Oberbefehlshaber waren auf seleukidischer Seite Konig Antiochos III und auf agyptischer Seite Konig Ptolemaios IV Die Schlacht endete mit einem agyptischen Sieg Schlacht bei Raphia Teil von Vierter Syrischer Krieg Datum 18 Juni 217 v Chr 1 Ort Raphia das heutige RafahAusgang Sieg der PtolemaerKonfliktparteienPtolemaer SeleukidenBefehlshaberPtolemaios IV Antiochos III Truppenstarke70 000 Infanteristen 5 000 Kavalleristen 73 Kriegselefanten 62 000 Infanteristen 6 000 Kavalleristen 102 Kriegselefanten plus VerbundeteVerluste1 500 Infanteristen 700 Kavalleristen 10 000 Infanteristen 300 Kavalleristen Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Vorgeschichte 3 Aufmarsch 4 Zusammensetzung und Aufstellung der Armeen 5 Schlachtverlauf 6 Folgen 7 Literatur 8 Anmerkungen und EinzelnachweiseQuellen BearbeitenDie Haupt und nahezu einzige Quelle fur die Schlacht bei Raphia stellt der Bericht des griechischen Historikers Polybios dar 2 der aber ausfuhrlich und zuverlassig ist Erganzende Informationen etwa Datierungen liefert das sogenannte Raphia Dekret Es gibt den Beschluss einer am 1 Achet II 11 November 217 v Chr 3 zu Memphis tagenden Priestersynode wieder die anlasslich der Feier des agyptischen Sieges einberufen worden war Das Dekret ist dreisprachig Hieroglyphisch Demotisch Griechisch abgefasst und in drei bruchstuckhaften Stelen erhalten 4 Vorgeschichte BearbeitenDer 222 v Chr an die Macht gekommene Antiochos III suchte als junger und dynamischer Konig Koilesyrien zu erobern das sich im Besitz der Ptolemaer befand Ernsthafte diesbezugliche Militaroperationen nahm er ab Anfang des dritten Peretmonats Mitte April 219 v Chr auf Dies bedeutete den Ausbruch des Vierten Syrischen Krieges Da die agyptische Seite dem Seleukidenkonig anfangs militarisch wenig entgegensetzen konnte organisierte sie unter grosstmoglicher Geheimhaltung eine einschneidende Heeresreform und massive Aufrustung Inzwischen vermied die ptolemaische Regierung eine definitive Schlacht gewahrte Antiochos III zah errungene Eroberungen in Koilesyrien und suchte durch Scheinverhandlungen den Krieg in die Lange zu ziehen Als die Rustungen abgeschlossen waren machte sich der agyptische Konig im dritten Kriegsjahr 217 v Chr personlich mit seinen Hauptstreitkraften auf den Weg zur entscheidenden Schlacht nach Koilesyrien Aufmarsch BearbeitenPelusion diente dem Pharao als Sammelplatz fur seine Armee Auf dem Feldzug wurde er auch von seiner Schwestergemahlin Arsinoe III begleitet Am 1 Schemu I 9 Juni 217 v Chr 5 verliess er Pelusion mit seinem Heer zog nordwarts am Berg Kasion sowie an einer als Barathra bezeichneten Sumpfgegend vorbei und beendete seinen Vormarsch etwa an der Grenze seines Reiches als er einen 50 Stadien von Raphia entfernten Platz als Stutzpunkt fur den Kampf gegen Antiochos III wahlte Damit besass Ptolemaios IV den Vorteil dass er sich den Schlachtort hatte aussuchen konnen Der Seleukidenkonig hatte inzwischen Ptolemais verlassen und war nach Gaza marschiert Von dort zog er weiter zum nahe gelegenen Raphia und schlug zunachst zehn Stadien vom gegnerischen Stutzpunkt entfernt sein Lager auf Spater reduzierte er diese Distanz auf nur funf Stadien um einen geeigneteren Lagerplatz beziehen zu konnen 6 Zwischen den gegnerischen Armeen kam es zunachst nur zu Scharmutzeln Dann versuchte Theodotos von Atolien der von den Ptolemaern zu den Seleukiden ubergelaufen war den agyptischen Konig im Morgengrauen in dessen Zelt zu ermorden Doch er traf Ptolemaios IV nicht an totete aber dessen Leibarzt Andreas und konnte anschliessend unversehrt in sein Lager zuruckkehren 7 Zusammensetzung und Aufstellung der Armeen BearbeitenNachdem sich die feindlichen Truppen funf Tage gegenubergelegen hatten entschieden sich die Konige zum Beginn der entscheidenden Schlacht Das Heer des Ptolemaios IV umfasste etwa 70 000 Infanteristen 5000 Kavalleristen und 73 afrikanische Kriegselefanten Der agyptische Konig ubernahm personlich den Oberbefehl uber den gesamten linken Flugel seiner Streitkrafte Am aussersten linken Flugel der ptolemaischen Truppen waren 40 Elefanten postiert Dann folgten 700 konigliche sowie 2300 libysche und agyptische Reiter unter dem Befehl des Polykrates von Argos 2000 von Knopias von Alloria kommandierte Kreter 1000 unter dem Befehl des Philo von Knossos stehende Neokreter 3000 auf das Kommando des Soldnerfuhrers Eurylochos von Magnesia horende Leibgardisten 2000 von Sokrates dem Booter befehligte Peltasten sowie 3000 von Ammonios von Barka gefuhrte Libyer mit makedonischer Bewaffnung Das Zentrum bildete die Phalanx die aus 25 000 von Andromachos von Aspendos und Ptolemaios dem Sohn des Thraseas kommandierten Makedonen bestand sowie erstmals in der Ptolemaergeschichte aus einem 20 000 Mann starken Kontingent einheimischer Agypter deren Oberbefehlshaber der machtige Minister Sosibios war Anschliessend an das Zentrum standen auf dem rechten Flugel zunachst 8000 von Phoxidas von Melita gefuhrte griechische Soldner sodann 6000 unter dem Befehl des Dionysios dem Thraker stehende Kelten und Thraker und 2000 von Echekrates dem Thessaler kommandierte Kavalleristen Vor der Reiterei des rechten Flugels befanden sich die 33 restlichen Elefanten 8 Die Armee des Antiochos III der seinen rechten Flugel kommandierte bestand aus 62 000 Infanteristen 6000 Reitern und 102 indischen Kriegselefanten Die seleukidischen Truppen postierten vor ihrem rechten Flugel 60 von Philipp dem Adoptivbruder des Antiochos III befehligte Elefanten Hinter diesen standen 4000 von Antipater dem Neffen des Antiochos III angefuhrte konigliche Reiter In Richtung zum Zentrum folgten 1500 auf Eurylochos horende Kreter 1000 unter dem Kommando des Zylos von Gortyn stehende Neokreter und 5000 von Hippolochos dem Thessaler befehligte griechische Soldner Anschliessend waren 5000 von Byttakos dem Makedonen angefuhrte Leichtbewaffnete aufgestellt die aus den Volkerschaften der Daher Karmanier und Kilikier stammten Dann kamen 10 000 nach makedonischer Sitte ausgerustete und aus allen Teilen des Seleukidenreichs zusammengezogene Soldaten die unter dem Befehl des Uberlaufers Theodotos von Atolien standen Die 20 000 Makedonen umfassende Phalanx im Zentrum war den Feldherrn Nikarchos und Theodotos Hemiolios untergeordnet Dann folgten am linken Flugel zunachst 10 000 arabische und aus benachbarten Volkern stammende Soldaten unter dem Kommando des Zabdibelos sowie 5000 Meder Kissier die im Gebiet um Susa ansassig waren Kadusier und Karmanier die auf Aspasianos den Meder horten Weiter links anschliessend befehligte Menedemos aus Alabanda Karien 2000 agrianische und persische Bogenschutzen und Schleuderer sowie 1000 Thraker Es folgten 500 lydische Speerwerfer und 1000 Kardaker die unter dem Befehl von Lysimachos dem Kelten standen sowie 2000 von Themison kommandierte Kavalleristen Vor dem linken Flugel waren 42 von Myikos einem jungen Vertrauten des Seleukidenkonigs gefuhrte Elefanten positioniert 9 Soweit man weiss war dies die einzige Schlacht bei der indische gegen afrikanische Kriegselefanten kampften Dies wird jedoch immer wieder in der Forschung diskutiert da Polybios berichtet die asiatischen Elefanten seien grosser als die afrikanischen So wurde schon uberlegt ob Ptolemaios Waldelefanten einsetzte was jedoch nach neuesten Forschungen unwahrscheinlich erscheint Tatsachlich zeigte eine Genanalyse der Elefanten im Barka Gebiet dem Gebiet aus dem vermutlich die ptolemaischen Elefanten stammten dass es sich bei ihnen um afrikanische Elefanten handelt Hinweise auf eine Kreuzung mit Waldelefanten waren nicht erkennbar Schlachtverlauf BearbeitenZum Auftakt der am 18 Juni 217 v Chr 1 abgehaltenen Schlacht liessen die verfeindeten Konige ihre Armeen Aufstellung nehmen Dann ritten sie von den Kommandeuren der Phalangen unterstutzt die Reihen ihrer Streitkrafte entlang ermunterten ihre Soldaten durch anspornende Reden und versprachen ihnen im Fall des Erfolges grosse Belohnungen Dies betraf insbesondere die Kerntruppen der makedonisch bewaffneten Phalanx auf deren Einsatz es fur einen Sieg am meisten ankam 10 Nachdem Ptolemaios IV und seine Schwester Arsinoe III am Ende ihres linken Flugels sowie Antiochos III mit seiner Reiterei am Ende seines rechten Flugels angekommen waren liessen sie durch Signale den Kampf mit dem Vormarsch der Elefanten eroffnen Es gelang der seleukidischen Seite die afrikanischen Elefanten der Ptolemaer so zu erschrecken dass sie sich gegen ihre eigenen Leute umwandten Antiochos III griff nun mit der Kavallerie auf seinem rechten Flugel die Reiter des Polykrates an und gleichzeitig attackierten die naher zur Phalanx in der Mitte positionierten griechischen Soldner des Seleukidenkonigs die gegnerischen Peltasten und drangten sie zuruck So wurde der linke Flugel der Agypter zuruckgeworfen 11 Der am rechten agyptischen Flugel stehende Echekrates befahl nun den griechischen Soldnern des Phoxidas den Angriff die erfolgreich die arabischen und medischen Truppenverbande des Gegners in die Flucht schlagen konnten Echekrates und seinen Reitern gelang es gleichzeitig die Kavallerie von Antiochos linkem Flugel zu besiegen 12 Der noch unerfahrene Seleukidenkonig fuhlte sich durch seinen personlichen Erfolg auf dem rechten Flugel bereits siegessicher vernachlassigte jedoch die ubrige Entwicklung des Kampfes Da trat Ptolemaios IV der in den Reihen seiner Phalanx Deckung gesucht hatte vor seine Truppen und ermunterte sie zu grosserem Kampfeseifer Jetzt erst kamen die Phalangiten zum Einsatz Sosibios und Andromachos griffen die feindliche Phalanx an und konnten sie schlagen Dieser Erfolg entschied den Sieg zugunsten der Ptolemaer Antiochos III hatte auf seinem siegreichen rechten Flugel die fliehenden Feinde zu weit verfolgt und kam zu spat auf das Hauptschlachtfeld zuruck um die Situation noch retten zu konnen Er musste seine Niederlage eingestehen und zog sich zunachst nach Raphia dann nach Gaza zuruck 13 Ptolemaios IV bestattete seine Gefallenen ehrenvoll und gab auch dem geschlagenen Gegner die Erlaubnis Gleiches mit dessen Kriegstoten zu tun Laut den von Polybios angefuhrten Zahlen hatte Antiochos III 10 000 Infanteristen und 300 Reiter verloren und 4000 seiner Krieger waren in Gefangenschaft geraten Die Verluste des Ptolemaerkonigs beliefen sich auf etwa 1500 Infanteristen und 700 Kavalleristen Des Weiteren gibt Polybios an dass 16 Elefanten des Pharaos an den Kriegsfolgen gestorben und fast alle anderen vom Gegner erbeutet worden seien wahrend der Seleukidenkonig nur funf Russeltiere eingebusst habe 14 Demgegenuber behauptet das Raphia Dekret dass alle Elefanten des Antiochos III in die Hande des Ptolemaerkonigs gefallen waren Diese Angabe halt der Althistoriker Werner Huss fur wahrheitsgemass und glaubt dass Polybios seine Quelle falsch wiedergegeben habe 15 Folgen BearbeitenNach der Schlacht von Raphia blieb Ptolemaios IV noch drei Monate in Koilesyrien ordnete dort die Verhaltnisse nach seinen Vorstellungen und plunderte als ihm die Verhandlungen mit Antiochos III zu schleppend verliefen einige seleukidische Stadte Im daraufhin in Antiochia abgeschlossenen Frieden begnugte sich der Ptolemaerkonig im Wesentlichen mit der Beibehaltung des Status quo sodass der Grenzverlauf vor dem Krieg weitgehend wiederhergestellt wurde Dann kehrte der Pharao triumphal nach Alexandria zuruck Da die Agypter aber wesentlich zum Sieg Ptolemaios IV beigetragen hatten steigerte sich ihr Nationalbewusstsein deutlich Literatur BearbeitenGunther Holbl Geschichte des Ptolemaerreiches Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1994 ISBN 3 534 10422 6 S 115 116 Werner Huss Agypten in hellenistischer Zeit 332 30 v Chr Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 47154 4 S 396 399 M B Charles Elephants at Raphia Reinterpreting Polybius 5 84 5 In Classical Quarterly Band 57 2007 S 306 311 Volltext als PDF M B Charles Elephant Size in Antiquity DNA Evidence and the Battle of Raphia In Historia Band 65 2016 S 53 65 Volltext als PDF P Schneider Again on the Elephants of Raphia Re Examining Polybius factual Accuracy and historical Method in the Light of a DNA Survey In Histos Band 10 2016 S 132 146 Volltext als PDF Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten a b c Datierungen 18 Juni im gregorianischen Kalender entspricht dem 22 Juni im proleptischen julianischen Kalender vgl Friedhelm Hoffmann Agypten Kultur und Lebenswelt in griechisch romischer Zeit Eine Darstellung nach den demotischen Quellen Akademie Berlin 2000 ISBN 3 05 003308 8 S 161 Polybios Historiai 5 79 86 Datierungen 11 November im gregorianischen Kalender entspricht dem 15 November im proleptischen julianischen Kalender vgl Friedhelm Hoffmann Agypten Kultur und Lebenswelt in griechisch romischer Zeit Eine Darstellung nach den demotischen Quellen Akademie Berlin 2000 S 161 G Holbl Geschichte des Ptolemaerreiches Darmstadt 1994 S 144f Datierungen 9 Juni im gregorianischen Kalender entspricht dem 13 Juni im proleptischen julianischen Kalender vgl Friedhelm Hoffmann Agypten Kultur und Lebenswelt in griechisch romischer Zeit Eine Darstellung nach den demotischen Quellen Akademie Berlin 2000 S 161 Polybios Historiai 5 80 1 6 dazu W Huss Agypten in hellenistischer Zeit 332 30 v Chr Munchen 2001 S 396f Polybios Historiai 5 80 7 81 7 Polybios Historiai 5 65 und 82 dazu W Huss Agypten in hellenistischer Zeit 332 30 v Chr Munchen 2001 S 397f Polybios Historiai 5 79 und 82 dazu W Huss Agypten in hellenistischer Zeit 332 30 v Chr Munchen 2001 S 398 Polybios Historiai 5 83 Polybios Historiai 5 84 Polybios Historiai 5 85 1 5 Polybios Historiai 5 85 6 13 Polybios Historiai 5 86 1 6 Raphia Dekret demotisch Z 14 dazu W Huss Agypten in hellenistischer Zeit 332 30 v Chr Munchen 2001 S 399 Anm 139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Raphia amp oldid 229739629