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Mit Schatzfund von Weissenburg auch romischer Tempelschatz von Weissenburg wird die Entdeckung eines Schatzes 1979 in Weissenburg in Bayern dem antiken Biriciana bei Gartenarbeiten 70 m sudlich der Romischen Thermen von Weissenburg bezeichnet Er enthielt silberne Votivbleche Bronzestatuetten und gefasse Paraderustungsteile und Eisengerat Der Bestand legt nahe dass es sich grosstenteils um das Inventar eines Tempels handelte Merkurstatuette aus dem SchatzfundVotivblech mit Darstellung von Mercur Minerva und ApolloRomische Thermen von Weissenburg Rekonstruktion Iuno Statuette Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Fundsituation 3 Inhalt 4 Bedeutung des Fundes 5 Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFundgeschichte BearbeitenEin Lehrer aus Weissenburg wollte am 19 Oktober 1979 in seinem Garten ein Spargelbeet erweitern In etwa 30 40 cm Tiefe stiess er auf Metallgefasse und Teile eines eisernen Klappstuhls die er zunachst fur Gerumpel hielt Als er beim weiteren Abtiefen auf weitere Bronzegefasse und Statuetten stiess wurde ihm schnell klar was er gefunden hatte Die Grube wurde unter Zuhilfenahme von Familienmitgliedern und des herbeigerufenen Stadtarchivars unfachmannisch ausgenommen wobei einige kleinere Funde ubersehen wurden Eine Meldung an die zustandige Denkmalfachbehorde in diesem Fall das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege erfolgte erst am 1 November Zu diesem Zeitpunkt wurde der Fund bereits durch einen Bericht der Suddeutschen Zeitung offentlich dem Landesamt wurden aber zunachst Auskunfte uber den Fund und die Fundsituation verweigert Erst am 6 November konnten die Funde im Foto betrachtet und die Fundstelle kurz in Augenschein genommen werden Vom 12 bis 14 November konnte schliesslich am Fundort im Garten eine Nachuntersuchung vorgenommen werden Wahrenddessen wurden die Funde in einem Banksafe gelagert ohne sie einer notwendigen konservatorischen Behandlung zuzufuhren Nachdem es der Behorde nicht ermoglicht wurde den Fund gemass Artikel 9 des bayerischen Denkmalschutzgesetzes befristet zur Erfassung und Dokumentation zu erlangen musste das Landesamt am 17 Dezember 1979 die Eintragung als bewegliches Denkmal in die Denkmalliste beantragen Die Situation spitzte sich um die Jahreswende 1979 1980 zu als eine Verbringung des Schatzes ins Ausland befurchtet werden musste Deswegen wurde im Januar 1980 beim Bayerischen Staatsministerium fur Unterricht und Kultus der Schutz gegen Abwanderung deutschen Kulturguts ins Ausland beantragt Erst im Marz 1980 war es moglich die Funde eingehender zu studieren Am 22 April 1980 schliesslich konnte man sich mit dem Finder auf einen Kaufpreis einigen Gleichzeitig wurde zur Ausstellung des bedeutenden Fundes die Einrichtung des Romermuseums Weissenburg als Zweigmuseum der Prahistorischen Staatssammlung heute Archaologische Staatssammlung beschlossen Die Eisenfunde waren im Fundzustand stark korrodiert die Bronzegegenstande mit einer Patina uberzogen Die Restaurierung war in einem zumutbaren Zeitrahmen in den Werkstatten der Staatssammlung alleine nicht moglich Einige schwierigere Objekte wurden deshalb im Romisch Germanischen Zentralmuseum in Mainz restauriert 1 Fundsituation BearbeitenDurch die Nachuntersuchung konnte am Fundort eine rechteckige Grube 1 6 1 8 0 4 0 6 m rekonstruiert werden Sie reichte etwa 0 65 0 75 m unter die heutige Oberflache von denen etwa 30 cm die ubliche Humusschicht ausmachte Die Grube war in eine romische Schuttschicht mit Mortelresten und Kalkstein Bruchstucken eingetieft Ihre rechteckige Form und die teilweise dichte Lagerung der Fundstucke darin lassen auf eine Holzkiste schliessen von der sich allerdings nichts erhalten hat Die Schuttschicht diente moglicherweise zur Tarnung des Schatzes der wahrscheinlich im Freien in unmittelbarer Nahe zu Gebauden des Weissenburger Vicus vergraben wurde Mehrere Gebaude sowie ein Brunnen wurden in der Umgebung nachgewiesen Inhalt BearbeitenDer Weissenburger Schatzfund besteht aus 114 Einzelstucken Sie setzen sich wie folgt zusammen 2 18 Bronzestatuetten Gotterdarstellungen 10 figurliche Bronzen teilweise nicht naher zuweisbar 11 Silbervotive 3 bronzene Gesichtshelme 1 eiserner Hinterhaupthelm 20 Bronzegefasse davon drei Becken von Triccus und Thalius signiert 18 bronzene Beschlage 33 eiserne Gerate unter anderem ein Klappstuhl und eine Schnellwaage nbsp Paradehelm nbsp Bronzekrug mit figuraler Verzierung auf der Attasche nbsp silbernes Votivblech mit Hercules Darstellung nbsp Bronzenes Sieb nbsp Klappstuhl aus Eisen nbsp Beschlage aus BronzeBedeutung des Fundes Bearbeiten nbsp Weihung an Epona in einem BronzegefassDie Geschlossenheit des Fundes und insbesondere die Gotterstatuetten und Votivbleche legen nahe dass es sich um keinen zufallig zusammengesuchten Metallhort handelt Einige Besonderheiten unter anderem Weihungen an Epona auf den Bronzegefassen deuten zusatzlich darauf hin dass es sich nicht um normales Haushaltsgerat handelt Die Zusammensetzung hebt sich somit deutlich von eindeutigem Raubgut wie dem Hortfund von Neupotz ab Vielmehr scheint der Fund dem Hort von Mauer bei Amstetten in Osterreich ahnlich zu sein der relativ eindeutig als Tempelinventar anzusprechen ist 3 Offenbar versteckte man im Angesicht einer unmittelbaren Gefahr die kostbaren Gegenstande vor anruckenden Feinden Verwahrfund Zeitlich ist die Niederlegung des Weissenburger Schatzes im mittleren 3 Jahrhundert anzusetzen Die Zerstorung der nahegelegenen romischen Thermen von Weissenburg wird oft mit einem alamannischen Uberfall im Jahr 233 in Verbindung gebracht wahrend dessen auch der Schatzfund von Weissenburg in der Erde verborgen worden sein konnte Der spateste Munzfund aus Weissenburg ist ein Hort aus dem Jahr 254 n Chr an der via principalis des Kastells Dieses Jahr ist an mehreren Kastellen des raetischen Limes als spatestes Datum fur den so genannten Limesfall belegt 4 Rezeption BearbeitenDer Schatzfund inspirierte den frankischen Schriftsteller Josef Carl Grund zum Roman Feuer am Limes der 1983 erschien Das Jugendbuch spielt in Biriciana zur Zeit des romischen Kaisers Decius 249 bis 251 n Chr und schildert Umstande unter denen der Romerschatz versteckt worden sein konnte Literatur BearbeitenMichael Donderer Zur Interpretation des Weissenburger Schatzfundes In Germania Band 82 2004 S 235 246 online Hans Jorg Kellner Gisela Zahlhaas Der romische Schatzfund von Weissenburg 3 erweiterte Auflage Schnell und Steiner Regensburg 1997 ISBN 3 7954 1104 1 Ausstellungsfuhrer Prahistorische Staatssammlung Munchen 2 Hans Jorg Kellner Gisela Zahlhaas Der romische Tempelschatz von Weissenburg i Bay von Zabern Mainz 1993 ISBN 3 8053 1513 9 Ernst Kunzl Anmerkungen zum Hortfund aus Weissenburg In Germania Band 74 1996 S 453 476 Bernd Steidl Der Weissenburger Schatzfund und das Ende des Raetischen Limes In Vera Rupp Heide Birley Hrsg Landleben im romischen Deutschland Theiss Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2573 0 S 89f Bernd Steidl Limes und Romerschatz RomerMuseum Weissenburg Likias Friedberg 2019 ISBN 978 3 9820130 0 8 Ausstellungskataloge der Archaologischen Staatssammlung 41 Bernd Steidl Neues zum romischen Schatzfund aus Weissenburg Korrekturen Erganzungen und Beobachtungen In Bayerische Vorgeschichtsblatter Band 86 2021 S 83 126 Ludwig Wamser Der romische Schatzfund von Weissenburg ein Tempelschatz In L Wamser Biriciana Weissenburg zur Romerzeit 2 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0323 7 S 82 87 Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Bayern Franken 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schatzfund von Weissenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Herkules 3D Modell der Statuette im Kulturportal bavarikon Jupiter 3D Modell der Statuette im Kulturportal bavarikon Juno 3D Modell der Statuette im Kulturportal bavarikonEinzelnachweise Bearbeiten Hans Jorg Kellner Gisela Zahlhaas Der romische Tempelschatz von Weissenburg i Bay von Zabern Mainz 1993 S 5 11 Zur Fundgeschichte Angaben nach Hans Jorg Kellner Gisela Zahlhaas Der romische Tempelschatz von Weissenburg i Bay von Zabern Mainz 1993 S 23 Rudolf Noll Das Inventar des Dolichenusheiligtums von Mauer an der Url Noricum Der romische Limes in Osterreich 30 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1980 Marcus Reuter Das Ende des raetischen Limes im Jahr 254 n Chr In Bayerische Vorgeschichtsblatter 72 2007 S 77 149 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schatzfund von Weissenburg amp oldid 229999171