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Die Frente Sandinista de Liberacion Nacional FSLN deutsch Sandinistische Nationale Befreiungsfront ist eine politisch links orientierte Partei in Nicaragua hervorgegangen aus der gleichnamigen Guerillaorganisation die am 19 Juli 1979 1 an der Spitze einer breiten Widerstandsbewegung die seit 43 Jahren bestehende Diktatur der Somoza Dynastie unter Prasident Anastasio Somoza Debayle sturzte und daraufhin Nicaragua bis 1990 regierte Mit Daniel Ortega stellt sie seit Januar 2007 wieder den Staatsprasidenten Nicaraguas Frente Sandinista de Liberacion NacionalPartei vorsitzender Daniel OrtegaGrundung 19 Juli 1961Haupt sitz ManaguaAus richtung SandinismusLinksnationalismusAutoritarismus Christlicher Sozialismus heute BefreiungstheologieMarxismus Leninismus ehemals Farbe n rotParlamentssitze 71 92Internationale Verbindungen COPPPAL Foro de Sao PauloWebsite lavozdelsandinismo comDie FSLN wurde am 23 Juli 1961 in Nicaragua von Carlos Fonseca als revolutionare Bewegung in Opposition zur Diktatur der Familie von Somoza gegrundet Den Namen der Bewegung leiteten ihre Grunder von dem General des nicaraguanischen Widerstandes gegen US Truppen Augusto Cesar Sandino 1895 1934 ab Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und Zeit als Guerilla 2 Ideologische Ausrichtung 3 Internationale Reaktionen 4 Einsetzung der sandinistischen Regierung 5 Wirtschafts und Sozialpolitik 6 Wahlen 1984 7 Menschenrechtsverletzungen von 1979 bis 1990 8 Wahlen 1990 9 FSLN nach 1990 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseHintergrund und Zeit als Guerilla BearbeitenNicaragua wurde ab 1967 von dem Diktator Anastasio Somoza Debayle beherrscht Unter Somoza dessen Macht sich hauptsachlich auf die Nationalgarde stutzte und der lange von den USA unterstutzt wurde 2 waren politische Morde und das heimliche Verschwindenlassen von Oppositionellen durch die Nationalgarde 3 an der Tagesordnung Die FSLN agierte zu dieser Zeit als Guerilla Organisation Am 27 Dezember 1974 versuchte die FSLN eine Party von Regierungsmitgliedern der Somoza Diktatur im Haus des Regierungsministers Jose Maria Castillo Quant in der Colonia Los Robles in Managua zu besetzen der Minister starb bei der Ersturmung Die FSLN konnte durch die Ubernahme ihr Kommunique uber Radio unter der Bevolkerung verbreiten Das Kommunique wurde ausserdem in der Zeitung La Prensa gedruckt die fur ihre unabhangige Berichterstattung bekannt war Anastasio Somoza Debayle erklarte anschliessend den Ausnahmezustand welcher bis zum 19 September 1977 33 Monate lang andauerte 4 Bei der Suche und Verfolgung von Anhangern und Mitgliedern der FSLN durch die Guardia Nacional de Nicaragua wurde der FSLN Grunder Carlos Fonseca im November 1976 erschossen Die FSLN spaltete sich noch im selben Jahr in drei Tendencias auf Guerra Popular Prolongada Proletaria und Tercerista und vereinte sich erst 1979 wieder Nach der Ermordung des Oppositionsfuhrers Pedro Chamorro Inhaber der Tageszeitung La Prensa im Januar 1978 durch eine regierungsnahe Todesschwadron kam es zur Vereinigung der wachsenden aus Geschaftsleuten Gewerkschaften und Studentengruppen bestehenden Opposition im Oppositionsbundnis FAO Frente Amplio Opositor Die Besetzung des Nationalpalastes durch Einheiten der FSLN am 22 August 1978 5 und Streikaufrufe der Opposition fuhrten kurz darauf zu einer Verhaftungswelle Die Sandinisten riefen am 8 September 1978 wahrend eines Streikes zu einer allgemeinen Erhebung auf woraufhin die Regierung am 12 September 1978 das seit 1977 aufgehobene Kriegsrecht wieder in Kraft setzte Durch Vergeltungsschlage der Nationalgarde wurde der Aufstand bis Anfang Oktober niedergeschlagen wobei etwa 5000 Menschen getotet und 10 000 verletzt wurden Nach Aussage von Mitarbeitern von Amnesty International die in Fluchtlingslagern in Honduras und Costa Rica ermittelten kam es dabei zu zahlreichen Hinrichtungen Folterungen Vergewaltigungen und Verstummelungen durch Einheiten der Nationalgarde Als Reaktion auf Forderungen der Opposition setzte die Regierung am 7 Dezember 1978 das Kriegsrecht ausser Kraft und leitete am 16 Dezember 1978 eine Amnestie fur politische Gefangene ein in deren Folge eine Anzahl von Gefangenen freigelassen wurde 6 Ideologische Ausrichtung BearbeitenIdeologisch umfasst der Sandinismus Sandinismo ein breites Spektrum von Meinungen die vom revolutionaren Marxismus bis zur Befreiungstheologie und reformistischen Agenden einer Verbreiterung bauerlichen Eigentums reichen Von der kubanischen Linken unterscheidet sich der Sandinismus in seiner expliziten Kritik an der Politik traditioneller kommunistischer Parteien und in der Betonung des demokratischen und sozialistischen Charakters der nicaraguanischen Revolution 7 Wahrend der Revolution fanden die Sandinisten grosse Unterstutzung in der bauerlichen und Teilen der indigenen Bevolkerung Nicaraguas sowie bei vielen neuen sozialen Bewegungen in Ubersee besonders bei der Neuen Linken in Europa von wo teilweise auch internationale Brigaden zu deren Unterstutzung nach Nicaragua aufbrachen Internationale Reaktionen BearbeitenDie internationalen Brigaden unterstutzten die soziale und entwicklungspolitische Infrastruktur auf Seiten der Sandinisten und schufen internationale Aufmerksamkeit und Gegenoffentlichkeit zu dem kritischen Bild das die US Regierung und Teile der westlichen Medien zeichneten Die Nicaraguanische Revolution fuhrte zu wirtschaftlichen Einbussen machtiger vor allem US amerikanischer Konzerne die wahrend der Somoza Diktatur Nicaragua ausgebeutet hatten und gefahrdete auch politisch die US Interessen in der Region Auch die Unterstutzung der Sandinisten durch mit der UdSSR verbundete Staaten beispielsweise durch Kuba und die DDR sowie die Wirkung der FSLN auf Guerilleros in Nachbarstaaten Nicaraguas wie etwa die Unterstutzung der linken Revolutionare in El Salvador bewirkten dass die USA die gegnerischen Contras die von Basen im benachbarten Honduras aus agierten mit finanziellen geheimdienstlichen siehe Iran Contra Affare und militarischen Mitteln forderten So blieb Nicaragua nach der Revolution noch lange Schauplatz burgerkriegsahnlicher Zustande im sogenannten Contra Krieg Einsetzung der sandinistischen Regierung BearbeitenNach mehreren Jahren gelang der FSLN am 19 Juli 1979 schliesslich die Machtubernahme in Nicaragua Somoza musste nach Miami fluchten Das Prasidentenamt wurde noch am selben Tag von Francisco Urcuyo Malianos besetzt welcher jedoch schon am Folgetag wieder zurucktreten musste Die Macht wurde in der Folgezeit von einem funfkopfigen Regierungsausschuss ubernommen welcher Daniel Ortega Sergio Ramirez Moises Hassan Morales Alfonso Robelo Callejas und Violeta Barrios de Chamorro die Witwe von Pedro Chamorro angehorten Am 20 Juli 1979 wurde die Regierung des Nationalen Wiederaufbaus eingesetzt an deren Spitze wiederum der funfkopfige Regierungsausschuss stand Noch am selben Tag wurde das Grundgesetz erlassen welches die seit 1974 bestehende Verfassung ersetzte Das Grundgesetz regelte die organisatorische Struktur der Regierung die Neueinsetzung des Rechtswesens sowie die Auflosung von Nationalgarde und militarischem Ermittlungsdienst Am 21 Juli 1979 wurde das Gesetz der Rechte und Garantien der Nicaraguaner Estatutos sobre Derechos y Garantias de los Nicaraguenses erlassen welches das Recht auf Leben die korperliche Unversehrtheit die Rechtssicherheit die Meinungsfreiheit den Schutz vor Sklaverei die Gewissens und Religionsfreiheit das Recht auf Arbeit das Recht auf Gewerkschaftszugehorigkeit und das Streikrecht garantierte sowie Todesstrafe und Folter abschaffte Am 25 September 1979 ratifizierte die Regierung die Amerikanische Menschenrechtskonvention am 12 Marz 1980 den Internationalen Pakt uber burgerliche und politische Rechte 8 Zur Herrschaftssicherung wurden 1979 zwei teilweise konkurrierende Institutionen gegrundet das Ministerio del Interior Innenministerium MINT unter Tomas Borge dem auch die Policia Sandinista und der Inlandsgeheimdienst Directorio General de la Seguridad del Estado DGSE unterstand sowie das Verteidigungsministerium unter dem Oberkommandierenden des Sandinistischen Volksheeres EPS Humberto Ortega Durch massive sowjetische und nordkoreanische Waffenlieferungen und kubanische Militarberater wurde das EPS im Laufe der 1980er Jahre zur mit Abstand grossten Streitkraft Zentralamerikas ausgebaut Sowohl das EPS als auch das MINT einschliesslich des DGSE wurden nach ihren kubanischen Vorbildern den Fuerzas Armadas Revolucionarias und dem MININT organisiert logistische Unterstutzung leisteten u a sowohl die Nationale Volksarmee als auch das Ministerium fur Staatssicherheit Wirtschafts und Sozialpolitik BearbeitenDie sandinistische Agrarreform nach sozialistischem Vorbild leitete einen Strukturwandel in der bisher auf Basis von Grossgrundbesitz industriell betriebenen Monokultur ein Ein Drittel der Ackerflache wurde in Form von kleineren Pachtbetrieben und Gemeinschaftsfarmen neu verteilt Letztere organisierten sich oft als landwirtschaftliche Genossenschaften 9 Viele Genossenschaften scheiterten jedoch schon bald an internen Konflikten und oder an Unproduktivitat 10 Um die Bevolkerung zu versorgen fuhrte man zusatzlich den Anbau von Mais Reis Bohnen und Kochbananen ein Mit den Einkunften aus den verstaatlichten Somoza Landereien der gesturzte Somoza Clan besass etwa 15 Prozent des Ackerlandes 11 auf denen weiterhin Kaffee fur den Export produziert wurde kaufte die Revolutionsregierung Getreide dessen Anbau im Lande aus klimatischen Grunden sehr schwierig ist um es zu subventionierten Preisen an die Bevolkerung abzugeben Die FSLN Regierung fuhrte 1979 die Schulpflicht fur Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren und gebuhrenfreie Schulen ein Durch die 1980 und 1981 folgende landesweite Alphabetisierungskampagne wurde der Anteil der Analphabeten von 50 Prozent 1979 auf 12 Prozent gesenkt 12 Viele Hochqualifizierte verliessen jedoch das Land wahrend des Contra Krieges so dass trotz der intensivierten Bildungspolitik weiterhin ein Mangel an Fachkraften in Nicaragua bestand Im Rahmen dieser gemischten Wirtschaft sowohl offentliches als auch privates Eigentum wurde in wenigen Jahren eine Selbstversorgung des Landes mit den traditionellen Grundnahrungsmitteln erreicht und erstmals die Versorgung aller Nicas mit erschwinglichem Brotgetreide sichergestellt jedoch auch auf Kosten hoherer Staatsverschuldung Dies fuhrte insbesondere zu verstarkten Problemen als IWF und Weltbank auf Initiative der US Regierung die Zinsraten fur die bestehenden Kredite Nicaraguas erhohten und weitere Kredite an Nicaragua verweigerten Hinzu kam dass das Land bereits 1979 wirtschaftlichen Sanktionen der USA ausgesetzt war mit denen die Okonomie des Landes gestort werden sollte Dies fuhrte zu einem deutlichen Exportruckgang da die Wirtschaft noch aus der Somoza Zeit fast ausschliesslich auf den Export in die USA ausgerichtet war sowie zu Rohstoffimportproblemen nachdem unter anderem Mexiko seine Erdollieferungen einstellte Die erhohten Zinsen fur die gestiegenen Auslandsschulden konnten aus den reduzierten Exporteinnahmen immer schlechter bezahlt werden und es mussten unter anderem zur Deckung der Getreide und Fleischimporte und einer Vergrosserung der Fischereiflotte neue Kredite bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank BID und der Zentralamerikanischen Bank fur Wirtschaftliche Integration BCIE aufgenommen werden Ab Mitte der 80er Jahre fuhrte der Devisenmangel in Verbindung mit den Zerstorungen durch die Contras siehe unten zu Versorgungsmangeln 13 Ab 1981 bildeten die USA militarische Einheiten in Honduras aus und leisteten in grossem Umfang militarische und finanzielle Hilfe siehe Iran Contra Affare fur die Opposition die Contras In dem auch als Contra Krieg bekannten Krieg wurden etwa 60 000 Nicaraguaner hauptsachlich Zivilisten getotet und die Infrastruktur eines grossen Teils des Landes zerstort 14 Die UdSSR und die DDR unterstutzten die Sandinisten mit Hilfslieferungen und nach Beginn des Contra Krieges durch Waffenlieferungen Die Regierung Nicaraguas erklarte am 9 September 1981 den fur ein Jahr gultigen nationalen wirtschaftlichen Notstand 15 Am 15 Mai 1982 wurde der Ausnahmezustand ausgerufen was von der Regierung mit der sprunghaften Zunahme bewaffneter Uberfalle im Grenzgebiet zwischen Honduras und Nicaragua und den zahlreichen US amerikanischen Militaroperationen begrundet wurde Streiks und Arbeitsniederlegungen waren ab diesem Zeitpunkt verboten 16 Durch die Contra Angriffe kam es ab 1984 unter anderem zu einem jahrlichen Ruckgang der industriellen Produktion um funf Prozent und grossen Schaden bei den Kaffeeplantagen Zur Abwehr der Contras erhohte die Regierung 1985 die Militarausgaben deutlich auf 60 Prozent des BIP wodurch die Inflationsrate des Landes stark anstieg 1988 gelang es der Regierung die Inflation durch ein Antiinflationsprogramm einzudammen Die verheerenden Schaden des Hurrikan Joan im September 1988 konterkarierten das Programm jedoch 17 1987 wurde in die Verfassung eine Obergrenze der Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden und ein Verbot von Zwangsarbeit aufgenommen Wahlen 1984 BearbeitenIn Vorbereitung der Wahlen stellte die Regierung im Juli und August 1984 per Dekret das Recht auf politische Versammlungen und Demonstrationen sowie einige weitere Rechte wieder her 18 Der Termin fur die am 4 November 1984 angesetzte Wahl die allen Parteien und Kandidaten offenstand wurde am 21 Februar 1984 bekanntgegeben Die Frist fur die Registrierung von Parteien wurden auf den 25 Juli festgelegt Die Regierung Nicaraguas lockerte vor der Wahl die Zensurbestimmungen fur die oppositionelle Zeitung La Prensa und gewahrte der Opposition Sendezeit im nationalen Radio und Fernsehen 19 20 Trotz ca 400 Wahlbeobachtern aus 40 Landern die die ordnungsgemasse Durchfuhrung der Wahlen bestatigten ubte die US Regierung mit dem Hinweis auf den Wahlboykott der Oppositionspartei Democratic Coordinating Alliance DCA Kritik Nach Angaben der DCA angefuhrt von Arturo Jose Cruz hatte die Vorbereitungszeit nicht fur eine Wahl Kampagne ausgereicht Die DCA verpasste den Einschreibungstermin sechs andere Parteien hatten sich bereits registrieren lassen und stellte einen Antrag zur Verlangerung der Frist 21 Nach anfanglicher Weigerung wurde die Einschreibefrist am 22 September 1984 auf den 1 Oktober 1984 verlangert Die DCA verpasste auch diese Frist und verlangte eine weitere Verschiebung auf Januar 1985 Unterstutzer der DCA gaben zu dass diese Taktik der Diskreditierung der Wahl und Erzielung von Zugestandnissen der Sandinisten dienen sollte 22 Zwei rechtsgerichtete Parteien stiegen wenige Tage vor der Wahl auf Druck der USA aus 23 Daniel Ortega gewann die Wahl schliesslich mit ca zwei Drittel der Stimmen Menschenrechtsverletzungen von 1979 bis 1990 BearbeitenKurz nach der Machtubernahme der Sandinisten kam es zur Festnahme und Inhaftierung von ca 7000 9000 Menschen durch Revolutionstruppen Die Inhaftierten waren hauptsachlich ehemalige Mitglieder der Nationalgarde ortliche Polizeibeamte Mitarbeiter der politischen Polizei ehemalige Regierungsmitglieder und Teilhaber von Somoza Familienunternehmen Wie der damalige Innenminister Tomas Borge im November 1979 bestatigte kam es wahrend dieser Zeit zu ca 100 Hinrichtungen an Nationalgardisten durch Angehorige der Revolutionstruppen Infolge der strengen Massnahmen zur Beendigung der Verstosse wurden mehrere hundert Anhanger der Revolution verhaftet 8 Bei den bis Februar 1981 folgenden Prozessen vor den Sondergerichten traten signifikante Verfahrensverstosse zutage auch kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu willkurlichen Verhaftungen von Kritikern und Oppositionellen wie Vertretern der Kommunistischen Partei bzw der ihr angegliederten Gewerkschaft CAUS Viele der Inhaftierten wurden in incomunicado Haft verwahrt Amnesty International wies jedoch darauf hin dass keine Falle systematischer Misshandlungen oder Folterungen Gefangener ausgemacht werden konnten 24 15 Nach grenzverletzenden Uberfallen im Grenzgebiet zu Honduras von November bis Dezember 1981 wurden 160 Mitglieder der indigenen Volker der Miskitos und Sumos festgenommen Diese wurden von Januar bis Februar 1982 in Schnellprozessen in Puerto Cabezas des Uberfalles auf ein Krankenhaus der Entfuhrung und Vergewaltigung von medizinischem Personal der Besetzung der Stadt San Carlos am 20 21 Dezember 1981 und der Verstummelung Folterung und Totung von sieben Angehorigen einer Armeepatrouille sowie der Entfuhrung und Totung von zwolf weiteren Milizangehorigen angeklagt und 135 von ihnen verurteilt Nach einer Einschatzung von Amnesty International sollen viele der Verhafteten willkurlich festgenommen worden sein In einem spateren Prozess wurden alle 135 Urteile neu aufgerollt und in fast allen Fallen drastisch reduziert oder verworfen Nach Ubergriffen und Gewalttatigkeiten in der Provinz Zelaya Ende des Jahres 1981 kam es zu Massenverhaftungen und zwangsweisen Raumungen vieler Miskito Siedlungen Die Ende Dezember 1981 eingeleiteten Evakuierungen dienten der Verteidigung der Grenzregion da man die Unterstutzung regierungsfeindlicher Krafte befurchtete Aufgrund weiterer gewalttatiger Aktionen von Oppositionsgruppen kam es nach Marz 1982 zu weiteren Massenverhaftungen unter Miskitos und Sumos von denen viele willkurlich erfolgt sein sollen 25 307 Miskito oder Sumo kamen am 1 Dezember 1983 im Rahmen einer Amnestie frei 16 Nach Vermittlungsgesprachen Amnesty Internationals konnten viele der umgesiedelten Indigenen 1984 in ihre Gebiete zuruckkehren 26 Den Sandinisten wurden schwere Menschenrechtsverletzungen wahrend des Konflikts vorgeworfen darunter Folter Verschwindenlassen und Massenhinrichtungen 27 28 Die Interamerikanische Kommission fur Menschenrechte untersuchte und bestatigte die von den sandinistischen Kraften begangenen Missbrauche einschliesslich einer Hinrichtung von 35 bis 40 Miskitos im Dezember 1981 und einer Hinrichtung von 75 Menschen im November 1984 29 30 Der damalige US Aussenminister Alexander Haig beschuldigte die Sandinisten 1982 offentlich Massaker an den Miskitos verubt zu haben Spater stellte sich heraus dass das von ihm verwendete Foto brennender Leichen aus dem Jahr 1978 stammte der Zeit der Somoza Diktatur 31 Wahlen 1990 BearbeitenDurch Vermittlung der zentralamerikanischen Staaten wurden 1989 freie Wahlen vorbereitet Die Sandinisten wurden am 25 Februar 1990 von Violeta Barrios de Chamorro der Kandidatin der Union Nacional Opositora UNO einer Koalition politischer Parteien mit 54 7 Prozent der Stimmen geschlagen Die Sandinisten mussten daraufhin die Macht abgeben Paul Reichler ein Anwalt der die Regierung Nicaraguas in den USA reprasentierte kommentierte das Ergebnis Whatever revolutionary fervor the people once might have had was beaten out of them by the war and the impossibility of putting food in their children s stomachs zu deutsch Der Krieg und die Unmoglichkeit ihre Kinder zu ernahren prugelten allen einmal vorhandenen revolutionaren Eifer aus den Menschen bezugnehmend auf den zehnjahrigen Wirtschafts und Terrorkrieg durch die von den USA unterstutzten Contras 32 FSLN nach 1990 BearbeitenDie FSLN hat seit der Wahlniederlage 1990 mit ihrem Image zu kampfen Interne Konflikte zwischen den Lagern drohten die FSLN zu spalten doch Daniel Ortega schaffte es an der Macht zu bleiben 1994 und 1995 traten zahlreiche beruhmte Intellektuelle aus der FSLN aus darunter Gioconda Belli die Bruder Fernando und Ernesto Cardenal sowie der ehemalige Vizeprasident Sergio Ramirez Sie bemangelten die mangelnde Demokratie innerhalb der FSLN und den Umstand dass Ortega nicht kritisiert werden durfe Die Dissidenten grundeten im Jahr 1995 die Movimiento de Renovacion Sandinista 33 die jedoch 1996 nur eine kleine Wahlerschaft fand Grosse Teile der Bevolkerung waren tief enttauscht von den zutage getretenen Skandalen der Partei Auf politischer Ebene kam in den spaten 1990er Jahren der Verrat durch den Pakt mit der Alianza Liberal von Arnoldo Aleman hinzu Viele Sandinisten sahen ihre Ideale verraten als die FSLN just der Partei erhebliche Zugestandnisse machte die fur viele als Inbegriff fur Korruption galt Nebenbei wurde der Pakt als Schwachung der Demokratie empfunden Des Weiteren wurden im Laufe der 1990er Jahre einige verborgen gebliebene Aktivitaten der FSLN aus den 1980er Jahren bekannt Neben grossen Teilen der Bevolkerung wandten sich auch ehemalige ideologische Unterstutzer von der FSLN ab Im November 2000 schafften es die Sandinisten in fast allen wichtigen Gemeinden einschliesslich der Hauptstadt Managua die Kommunalwahlen zu gewinnen Daniel Ortega prasentierte sich als stolzer Gewinner und nutzte die Gelegenheit sich als Prasidentschaftskandidat fur die FSLN zu prasentieren Der Sieg der Sandinistas wurde von vielen allerdings nicht auf Ortega zuruckgefuhrt Einige der aufgestellten Kandidaten hatten sich deutlich von Daniel Ortega und dem ihm ergebenen Fuhrungszirkel der Partei distanziert Der neugewahlte sandinistische Burgermeister Herty Lewites hatte sogar die Parteifarben abgelehnt Statt in traditionellem Rot Schwarz plakatierte er in neutralem Gelb Nach der letzten Wahlniederlage 2001 wurde spekuliert ob dies das Ende der politischen Karriere Ortegas sei Das konne eine Moglichkeit fur die FSLN sein wieder zu der Volkspartei zu werden die sie einmal war Es gibt innerhalb der FSLN Krafte die versuchten die Partei in Richtung Sozialdemokratie zu offnen Ortegas Sieg bei der Prasidentschaftswahl 2006 setzte diesen Spekulationen jedoch ein Ende Die Kommunalwahlen im November 2004 brachten der FSLN neben der Wahl von Jose Dionisio Marenco Gutierrez zum Nachfolger von Herty Lewites als Burgermeister von Managua auch insgesamt 44 der Stimmen gegenuber 35 fur die PLC und 11 fur APRE die FSLN erhielt die Mehrheit der Stimmen in den Regionen Chontales Boaco Nueva Segovia Madriz Jinotega Esteli Chinandega Leon Managua Masaya Carazo Matagalpa Region Autonoma Atlantico Sur sowie Rio San Juan Weiterhin erhielt die FSLN fast 90 der 152 Burgermeisterposten im Land Der ehemalige Burgermeister von Managua Herty Lewites gab Anfang 2005 eigenstandig bekannt als Prasidentschaftskandidat der FSLN bei den Wahlen 2006 anzutreten Dieses Bestreben beantwortete die Fuhrung der FSLN unter anderem Daniel Ortega mit dem Ausschluss Lewites aus der Partei Trotz der Ablehnung aus den Reihen der FSLN Funktionare erklarte Lewites bei einer Kundgebung am 13 Marz 2005 erneut seine Absicht als Kandidat der FSLN bei den Wahlen antreten zu wollen Im Folgenden liess sich Herty Lewites zum Kandidaten der Movimiento de Renovacion Sandinista kuren verstarb jedoch im Sommer 2006 Daniel Ortega hingegen wurde nach dem Ausschluss Lewites von der Parteifuhrung zum erneuten Prasidentschaftskandidaten der FSLN fur die Wahlen 2006 ernannt Im Oktober 2006 unterstutzten die Sandinisten auf Druck der katholischen Kirche im Parlament den Gesetzesvorschlag der konservativ liberalen Regierung zum generellen Verbot von Schwangerschaftsabbruchen wofur sie innerparteilich kritisiert wurden 34 Umfragen von CID Gallup Latinoamerica 35 im Februar und Marz 2005 zeigten einen Beliebtheitsvorsprung von Herty Lewites gegenuber Daniel Ortega Nach Lewites Tod im Sommer 2006 und der Spaltung der liberal konservativen Opposition konnte Ortega die Prasidentschaftswahlen im November 2006 gegen den Kandidaten Montealegre jedoch mit gut 38 der Stimmen im ersten Wahlgang fur sich entscheiden und wurde am 10 Januar 2007 vereidigt Zu den ersten Amtshandlungen des neuen Prasidenten gehorten die Einfuhrung einer Schulpflicht und das Recht diese Bildung kostenlos in Anspruch zu nehmen 36 Im Januar 2019 wurde die FSLN auf einer Konferenz in Santo Domingo aus der Sozialistischen Internationale ausgeschlossen Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Jesus Miguel Blandon Entre Sandino y Fonseca Amador Impresiones y Troqueles Managua 1980 Omar Cabezas Die Erde dreht sich zartlich Companera Hammer Wuppertal 1983 ISBN 3 87294 221 2 autobiographischer Bericht eines Sandinisten damals das erfolgreichste Buch in der Geschichte Nicaraguas Martin Kriele Nicaragua Das blutende Herz Amerikas Ein Bericht Verlag Piper Munchen 1985 ISBN 3 492 00854 2 Robert F Lemberg Nicaragua Von Somoza zu Ortega Der hurdenreiche Aufbau einer tropischen Volksrepublik Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 1985 ISBN 3 85823 125 8 Reportagen des Korrespondenten der Neuen Zurcher Zeitung aus Nicaragua von 1974 bis 1984 Gerd Langguth Wer regiert Nicaragua Geschichte Ideologie und Machtstrukturen des Sandinismus Bonn Aktuell Stuttgart 1989 ISBN 3 87959 381 7 William Blum Killing Hope U S Military and CIA Interventions Since World War II Common Courage Press Monroe 2 uberarbeitete und erweiterte Aufl 1995 ISBN 1 56751 052 3 Nachdruck Black Rose Books Montreal 1998 ISBN 1 55164 097 X Andreas Gooses Die Erde dreht sich mannlich Companeros Das Mannlichkeitsideal der Guerilleros In Karin Gabbert Wolfgang Gabbert Bert Hoffmann Geschlecht und Macht In Jahrbuch Lateinamerika Jg 24 Verlag Westfalisches Dampfboot Munster 2000 ISBN 3 89691 490 1 S 96 106 kritische Analyse der Mythenpflege bei Omar Cabezas Sergio Ramirez Adios Muchachos Eine Erinnerung an die sandinistische Revolution Hammer Wuppertal 2001 ISBN 3 87294 871 7 autobiographischer Bericht und Abrechnung mit der FSLN Fuhrung Gilles Bataillon Genese des guerres internes en Amerique Centrale Belles Lettres Paris 2003 ISBN 2 251 38065 5 spanische Ubersetzung Genesis de las guerras intestinas en America Central 1960 1983 Fondo de Cultura Economica Mexiko Stadt 2008 ISBN 978 968 16 8633 8 Rosario Montoya House Street Collective Revolutionary Geographies and Gender Transformation in Nicaragua 1979 1999 In Latin American Research Review Jg 38 2003 Heft 2 S 61 93 Stephen Kinzer Blood of brothers Life and war in Nicaragua Harvard University Press Cambridge Mass 2007 ISBN 978 0 674 02593 6 Salman Rushdie Das Lacheln des Jaguars Eine Reise durch Nicaragua rororo Reinbek bei Hamburg 2009 ISBN 3 499 24871 9 Bericht von Rushdie uber Nicaragua 1986 Monica Baltodano Memorias de lucha sandinista Tomo III El camino a la unidad y al triunfo Chinandega Frente Sur Masaya y la toma del Bunker Erinnerungen an den sandinistischen Kampf Band III Der Weg zur Einheit und zum Triumph Chinandega Sudfront Masaya und die Einnahme des Bunkers Instituto de Historia de Nicaragua y Centroamerica IHNCA der Universidad Centroamericana UCA Managua 2010 ISBN 978 99924 986 8 2 Christian Helm Botschafter der Revolution Das transnationale Kommunikationsnetzwerk zwischen der Frente Sandinista de Liberacion Nacional und der bundesdeutschen Nicaragua Solidaritat 1977 1990 Schriftenreihe Studien zur internationalen Geschichte Band 39 de Gruyter Oldenbourg Berlin 2018 ISBN 978 3 11 046181 7 Stefanie Senger Getrennte Solidaritat West und Ostdeutsches Engagement fur Nicaragua Sandinista in den 1980er Jahren In Frank Bosch Caroline Moine Stefanie Senger Hrsg Internationale Solidaritat Globales Engagement in der Bundesrepublik und der DDR Wallstein Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3208 9 S 64 92 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frente Sandinista de Liberacion Nacional Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Torge Loding Sieg der Menschenwurde Telepolis 19 Juli 2009 Clara Ott und Gilles Bataillon Nicaragua Die gestohlene Revolution arte TV vom 28 Oktober 2014 85 Min mehrfach wiederholt alternativ auf YouTube Info uber den Ausschluss der FSLN aus der Sozialistischen Internationale bei dw comEinzelnachweise Bearbeiten vgl Daniel Ortega Saavedra In Internationales Biographisches Archiv aufgerufen am 18 Juli 2009 via Munzinger Online Benjamin Beit Hallahmi The Israeli Connection I B Tauris amp Co 1988 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Morris H Morley Washington Somoza and the Sandinistas Stage and Regime in US Policy Toward Nicaragua 1969 1981 Cambridge University Press 2002 S 54 El Nuevo Diario 27 Dezember 2008 A 34 anos del golpe en la casa de Chema Castillo Memento vom 30 Dezember 2008 im Internet Archive El Nuevo Diario 17 August 2008 Recuerdan asalto al Palacio Nacional Memento vom 22 Oktober 2008 im Internet Archive Amnesty International Jahresbericht 1979 Nicaragua Michael Lowy Marxism in Latin America from 1909 to the present An anthology Ubersetzt von Michael Pearlman Atlantic Highlands N J Humanities Press 1992 S 210 a b Amnesty International Jahresbericht 1980 Nicaragua Andreas Bittner Standortgerechter Landbau im Rahmen integrierter landliche Entwicklung als emanzipatorische Entwicklungsstrategie In Verein zur Forderung von Landwirtschaft und Umweltschutz in der Dritten Welt Hrsg Von der Rhetorik zur Realitat Zur Krise der integrierten landlichen Entwicklung in den Tropen und Subtropen Soziale politische okonomische und okologische Aspekte des standortgerechten Landbaus Sozialwissenschaftliche Studien zu internationalen Problemen Band 156 Breitenbach Saarbrucken 1991 ISBN 3 88156 505 1 S 5 18 hier S 13 Andreas Bittner Standortgerechter Landbau im Rahmen integrierter landliche Entwicklung als emanzipatorische Entwicklungsstrategie In Verein zur Forderung von Landwirtschaft und Umweltschutz in der Dritten Welt Hrsg Von der Rhetorik zur Realitat Zur Krise der integrierten landlichen Entwicklung in den Tropen und Subtropen Soziale politische okonomische und okologische Aspekte des standortgerechten Landbaus Breitenbach Saarbrucken 1991 S 5 18 hier S 14 Tim Merrill Nicaragua A Country Study GPO for the Library of Congress 1993 Gabriele Slezak Landerinformation Nicaragua Osterreichische Forschungsstiftung fur internationale Entwicklung OFSE 4 uberarbeitete Auflage Mai 2006 abgerufen 11 November 2016 Landerreport Osterreichische Forschungsstiftung fur internationale Entwicklung OFSE Mai 2006 Ursula Niebling Kriege Archiv Universitat Hamburg Nicaragua Contra 1981 1990 Memento vom 12 November 2016 imInternet Archive Abgerufen am 11 November 2016 a b Amnesty International 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