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Dieser Artikel erlautert den Berner Pietisten Samuel Lutz der Berner Theologe und Professor wird unter Johann Ludwig Samuel Lutz erlautert Samuel Lutz latinisiert Lucius 10 August 1674 in Biglen 28 Mai 1750 in Oberdiessbach war ein reformierter Pfarrer pietistischer Richtung im Kanton Bern Samuel Lutz Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Studienzeit 1674 1702 2 Burgdorf und Yverdon 1702 1728 3 Amsoldingen 1728 1738 4 Oberdiessbach 1738 1750 5 Allegorese 6 Charakter 7 Werke 8 Literatur 9 WeblinksJugend und Studienzeit 1674 1702 BearbeitenDer Pfarrerssohn Samuel fiel fruh durch ein hervorragendes Gedachtnis lebhafte Phantasie und religiosen Eifer auf Den ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater und er soll schon mit sieben Jahren fliessend Latein gesprochen haben 1688 starb der Vater und Lutz wurde nach Bern gebracht um auf der Hohen Schule zum Geistlichen zu werden Im Gegensatz zur reformierten Orthodoxie die im Consensus Helveticus der schweizerischen reformierten Kantone im Jahre vor Lutzens Geburt ihre strengste Auspragung erhalten hatte begann sich u a angeregt durch Samuel Konig gerade in der Zeit seiner theologischen Studien auch in Bern die pietistische Richtung zu regen Besonders die Studierenden wurden davon ergriffen und Lutz geriet unter den Einfluss dieser Kreise Er erregte dadurch Verdacht bei den misstrauischen Kirchenbehorden und seine Aufnahme ins geistliche Amt erfolgte 1700 nicht ohne Schwierigkeiten und Zurucksetzung Burgdorf und Yverdon 1702 1728 Bearbeiten1702 erhielt er eine Vikarsstelle in Burgdorf entging jedoch auch dort nicht dem Argwohn der Obrigkeit Dank seiner unbestrittenen Gelehrsamkeit er war ein vorzuglicher Kenner der hebraischen Sprache wurde er wiederholt fur einen akademischen Lehrstuhl vorgeschlagen Das erste Mal wurde er ubergangen beim zweiten Mal lehnte er ab dagegen wurde ihm 1703 die eben erst neu errichtete und wenig begehrte Stelle eines deutschsprachigen Pfarrers in dem damals zur Stadt und Republik Bern Bern gehorenden Stadtchen Yverdon ubertragen Hier entfaltete er nun eine tiefgehende Wirksamkeit Sein Dringen auf personliche Bekehrung und sein Kampf gegen ein verweltlichtes Gewohnheits Christentum erregten aber bald eine Unruhe und es kam zu Widerstand von Seiten seiner Amtsgenossen Wiederholt wurde er in Bern angeklagt und Lutz musste sich 1706 1707 und dann wieder 1711 vor den Behorden rechtfertigen Die Arglosigkeit mit der er seine Uberzeugungen vertrat und die fur die Eliten seiner Zeit befremdliche Bescheidenheit seines Auftretens erweckte immer wieder Misstrauen so sehr ihm auch Charakter und Begabung Achtung verschufen Amsoldingen 1728 1738 BearbeitenEin Amt in der Hauptstadt blieb ihm versagt obwohl sein Ruf bereits in die Ferne zu dringen begann In Basel St Gallen Frankfurt am Main trat er mit grossem Erfolg als Prediger auf In Kothen und Zweibrucken wurden ihm Stellen angeboten und einen Ruf nach Budingen lehnte er nur ab weil ihn seine Kirchgemeinde zuruckhielt Endlich erhielt er 1728 die Pfarrstelle von Amsoldingen in der Nahe von Thun und da ihm sein Gewissen verbot den vorgeschriebenen Assocciationseid zu schworen wurde ihm dieser sogar grosszugig erlassen Die haufigen Besuche von Fremden zu denen er sich manchmal zu intensivem seelsorgerlichem Gesprach ins Bett legte seine eigenen Rundreisen und Predigten auf fremden Kanzeln sowie das Abhalten religioser Versammlungen unter freiem Himmel erregten immer wieder Anstoss Die unverkennbare Lauterkeit seines Lebenswandels die aufopfernde Pflichttreue mit welcher der Unverheiratete ganz fur seinen geistlichen Beruf lebte der Eifer mit dem er sich namentlich in damals noch ganz ungewohnter Weise dem Unterricht der Jugend widmete brachte die Anklager jedoch stets zum Schweigen Von den meisten seiner Amtsbruder scheu gemieden fand er bei den anderen umso grossere Gunst und auch in Kreisen des Patriziats erwuchs ihm eine ergebene Anhangerschaft Oberdiessbach 1738 1750 BearbeitenIn schon vorgerucktem Alter wurde er Ende 1738 in die grossere Kirchgemeinde Oberdiessbach bei Thun versetzt Hier empfing er im Januar 1740 den Besuch des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf der mit Lutz wahrscheinlich durch seinen engen Berner Freund Friedrich von Wattenwyl in Verbindung getreten war Vorher hatte sich schon einige Tage lang Graf Heinrich Ernst zu Stolberg Wernigerode bei ihm aufgehalten Man liess ihn schliesslich ziemlich unangefochten in seinem Wirken das sich durch Reisen und seinen Briefwechsel immer weiter ausdehnte Am Ostertag 1750 predigte er zum letzten Mal und starb danach am 28 Mai Allegorese BearbeitenDie originellste Schrift von Lutz ist Das Schweitzerische von Milch und Honig fliessende Canaan und hocherhabene Bergland von 1731 Sie erwuchs aus einer Predigt die er im Simmental gehalten hatte und versuchte eine allegorische Deutung von Alpwirtschaft Bauern und Hirtenleben Milchbehandlung Butter und Kasebereitung Handel und Verkehr Brauchtum und Charakter der Bergbewohner Im Unterschied von Stallfutterung und saftigem Alpengras sah Lutz etwa ein Symbol fur den Gegensatz von Gesetz und Evangelium Das Umtreiben der Butter im Kubel verglich er mit der Heimsuchung von der Kirche und Christen umgetrieben werden Auch das Wiederkauen allegorisierte er Eine Kuh isset den ganzen Tag so schaue du Jesum an und betrachte ihn Tag und Nacht werde um Gotts Willen nicht mude noch matt Die Pfarrer und Honoratioren des Simmentals denen Lutz sein Werk gewidmet hatte nahmen dieses keineswegs so gunstig auf wie er in seiner Naivitat erwartet hatte sondern man fragte sich beim Erscheinen des Buches ungescheut ob der Verfasser etwa den Verstand verloren habe Charakter BearbeitenEmil Blosch urteilte uber Lutz folgendermassen Lutz war ein Pietist im vollen aber auch im besten Sinne des Wortes personlich anspruchslos in seinen Predigten kuhn geistreich phantasievoll kindlich naiv oft durch Gefuhlswarme und Wahrheit ergreifend nicht selten auch geschmacklos allegorisirend von wesentlich biblischer Haltung und durchaus praktischer Richtung ein Gegner der ausseren Rechtglaubigkeit aber auch ein Feind aller blossen Gefuhlsfrommigkeit und aller Sucht nach den geistlichen Leckereien des schwarmerischen Chiliasmus und aller sektirerischer Absonderung Werke BearbeitenWeihnachts Gedanken Schaffhausen 1725 Die geistliche Sonnenwende Welsch Neuburg 1726 Der unter den Stechdisteln mancherlei Widerwartigkeiten hervorbluhende Lilien Zweig der sanftmutigen und alles erduldenden Liebe St Gallen 1726 Betrachtungen uber die himmlische Perle Bern 1727 Der aus Gottes Verheissung und Abrahams Glauben entstehende ewige Sternenhimmel Bern 1728 Wachter Jerusalems o O 1728 Das liebreich getreue Herz Gottes Basel 1730 Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan Bern 1731 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Hrsg Schlussel zur Heiligen Schrift o O 1731 Die Hoffnung Zions Oder Ein Himmlisch Schones Gemald recht erfreulicher seliger Zeiten Bern 1732 Das schweizerische von Milch und Honig fliessende Kanaan und hoch erhabene Bergland mit seinen himmlischen Vorteilen o O o J Excerpte aus seinen Briefen Herrnhut o J Die Neue Welt dero Schopfer Furst Grundlegung Schaffhausen 1734 Ein Wohlriechender Straus Von schonen und gesunden Himmels Blumen Basel 1736 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Digitalisat Gottliches Klee Blatt Schaffhausen 1745 Warnung An Die liebe Jugend Vor der schrecklichen Gefahr Der mannigfaltigen Verfuhrung zum Bosen Vormahls von dem um die Kirche Gottes hoch verdienten und nun in Gott ruhenden Herrn D J J Rambach kurtzlich mitgetheilet Anjetzo aber Aus vaterlich gesinntem Hertzen weitlaufftiger ausgefuhret und naher an die Hertzen junger Leute geleget Schaffhausen 1747 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Letzte Posaunenstimm in sich haltend eine geistreiche Pfingst Predigt Dieser erbaulichen Predigt folget des seel Authoris Merkwurdiger Lebenslauf und gehaltene letste Reden Bern 1751 Ein neuer Strauss von schonen und gesunden Himmelsblumen Basel 1756 Digitalisat Viererlei Hauptgattungen der Menschen Edition von Martin Luthers Erklarung des Galaterbriefes 1717 Basel 1756 S Lau Hrsg Samuel Lucii Predigers zu Diessbach im Canton Bern Bild Gottes an den Ersten Christen Neuen Testaments Bern 1757Literatur BearbeitenRudolf Dellsperger Lutz Samuel In Historisches Lexikon der Schweiz Samuel Lutz Ein Lebensbild aus der bernischen Kirche des vorigen Jahrhunderts Basel Verlag von C S Spittler Abdruck aus den Basler Sammlungen von Franz Eugen Schlachter 1889 Neuauflage Freie Brudergemeinde Albstadt 2005 Emil Blosch Lutz Samuel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 715 f J Jurgen Seidel Lutz Samuel In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 488 490 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Samuel Lutz im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Werke von und uber Samuel Lutz in der Deutschen Digitalen BibliothekNormdaten Person GND 125000820 lobid OGND AKS LCCN n85305830 VIAF 18171961 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lutz SamuelALTERNATIVNAMEN Lucius SamuelKURZBESCHREIBUNG pietistischer PfarrerGEBURTSDATUM 10 August 1674GEBURTSORT Biglen Kanton BernSTERBEDATUM 28 Mai 1750STERBEORT Oberdiessbach Kanton Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Samuel Lutz amp oldid 235473230