www.wikidata.de-de.nina.az
Die Gedenkstatte Castel Dante oder das Beinhaus Castel Dante italienisch Sacrario Militare di Castel Dante oder nur Ossario Castel Dante liegt in der norditalienischen Stadt Rovereto in der Provinz Trient Der monumentale Bau aus den 1930er Jahren birgt die Gebeine von uber 20 000 Gefallenen des Ersten Weltkrieges Sacrario Militare di Castel DanteDatenOrt Rovereto Provinz TrientArchitekt Ferdinando BiscacciantiBaujahr 1933 1936Hohe 34 mGrundflache 44 000 1 m Koordinaten 45 52 17 1 N 11 2 4 O 45 8714201 11 0344454 Koordinaten 45 52 17 1 N 11 2 4 O Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichtlicher Hintergrund 3 Geschichte 4 Beschreibung 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenLage BearbeitenDas Bauwerk steht am sudostlichen Stadtrand von Rovereto auf einem kleinen Hugel An der Stelle stand fruher eine Burg das Castello di Lizzana 2 von der heute noch Ruinen an der Ostseite des Beinhauses erhalten sind Der Legende nach hat sich Dante Alighieri Anfang des 14 Jahrhunderts in der Burg aufgehalten Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenNach Ende des Ersten Weltkrieges gab es entlang der ehemaligen italienisch osterreichisch ungarischen Front eine Vielzahl von kleineren und grosseren Soldatenfriedhofen deren Erhalt mit einigen Kosten verbunden war so dass man schnell zu der Uberzeugung gelangte diese Friedhofe so weit wie moglich zusammenzulegen und ihre Anzahl zu verkleinern Der Versuch der italienischen Regierung durch ein entsprechendes Gesetz die Gebeine der Gefallenen auf Wunsch der Hinterbliebenen kostenlos auf die Friedhofe der jeweiligen Heimatorte zu uberfuhren fand nur wenig Widerhall 3 Dem Bau von zentralen Gedenkstatten wie in Frankreich stand man mit Skepsis gegenuber da man die Anonymitat solcher Bauten ablehnte Man versuchte deshalb einen Mittelweg zu finden zwischen anonymen monumentalen Gedenkstatten und individuellen Grabstatten wie auf Soldatenfriedhofen Die vermeintliche Losung meinte man im Bau von Beinhausern in denen die namentlich bekannten Gefallenen in Einzelgrabern bestattet werden sollten gefunden zu haben 4 Dabei folgten man nicht einer einheitlichen Linie sondern diese war bestimmt vom jeweiligen Leiter des Zentralburos fur die Kriegsgraberfursorge italienisch Ufficio Centrale Onoranze ai Caduti in Guerra das von 1927 bis 1935 von General Faracovi und ab 1936 von Ugo Cei geleitet wurde Die Leitung Faracovi war dadurch gekennzeichnet dass er verschiedene Architekten mit der Ausfuhrung der Projekte beauftragte Es basierte auf Monumentalitat Ewigkeitsanspruch und Individualitat der Grabstatten Unter der Leitung von Ugo Cei der mit der Ausfuhrung den Architekten Giovanni Greppi und den Bildhauer Castiglione betraute wurde der Bezug zu Grund und Boden als emotionales aufsteigendes reinigendes Element hervorgehoben wie dies insbesondere an den beiden Gedenkstatten Redipuglia und Monte Grappa unterstrichen wurde Beiden Linien ist jedoch die Umsetzung des o g Kompromisses zwischen anonymen Monumentalbau und individuellen Einzelgrabern gemein und lediglich die unbekannt gebliebenen Toten sollten in Massengrabern ihre letzte Ruhestatte finden 5 Fur den faschistischen Staat stellte der Totenkult die Moglichkeit dar vermeintliche Werte wie Heldentum Opferbereitschaft und Kriegertum zu unterstreichen wobei die Konzepte Staat und Partei auch bewusst miteinander ausgetauscht wurden 6 So kam es dass die Kriegstoten zum Instrument politischer ideologischer Stromungen wurden was sich auch nach 1945 noch fortsetzte In den Augen der 1968er waren diese Gedenkstatten negativ belastet und Zeugnisse des Faschismus die deshalb abzureissen waren Statten eines langst vergangenen Militarismus und eines vom Faschismus getragenen Todes der Massen 7 Symboltrachtig und interpretationsreich waren auch die Standorte die man fur die einzelnen Gedenkstatten ausgewahlt hatte So unterstrichen einige den Widerstand der italienischen Truppen wie am Monte Grappa auf dem Montello oder in Fagare am Piave andere hoben den Offensivgeist der selbigen hervor wie in Redipuglia oder Oslavia Bewusst als Zeichen des Sieges wurden einige auch an weit vom eigentlichen Kriegsgeschehen entfernten Orten entlang der Staatsgrenze zu Osterreich Burgeis Innichen Gossensass errichtet nbsp Aussenbereich nbsp Panoramaaufnahme nbsp Das Gelande in den 1920er JahrenGeschichte BearbeitenWahrend des Ersten Weltkrieges besetzten Ende 1915 italienische Einheiten der Infanteriebrigade Mantua den Hugel von Castel Dante und bauten ihn stutzpunktartig aus Aus dieser Zeit stammen die Lauf und Schutzengraben die sich heute an der Nordostseite der Gedenkstatte entlangziehen 8 Der Hugel wurde dann im Zuge der osterreichisch ungarischen Sudtiroloffensive von k u k Truppen erobert und spielte dann keine Rolle mehr im weiteren Kriegsverlauf 1920 fasste die Gemeinde von Rovereto den Entschluss einen Soldatenfriedhof auf diesem Gelande zu errichten 9 Dieser sollte die Gefallenen aus der Umgebung von Rovereto aufnehmen unter anderem auch von den Schlachtfeldern auf dem Monte Pasubio Das damalige Kriegsministerium versagte allerdings die endgultige Zusage zu dem Projekt nachdem man bereits die Gemeindeverwaltung mit Erwerb des Grundstuckes beauftragt hatte 10 Daraufhin bildete sich 1921 unter der Federfuhrung der Gemeinde ein privates Komitee mit dem Ziel fur den Bau zu werben und die entsprechenden finanziellen Mittel auch fur die Umbettung der Gebeine aufzutreiben Am 20 Marz 1926 konnte der Kaufvertrag fur das Grundstuck abgeschlossen werden 11 Als letzter Akt des Komitees fuhrte es das Projekt fur die geplante Zufahrtsstrasse zur Gedenkstatte aus das von der Gemeinde umgesetzt wurde Im Oktober des gleichen Jahres loste sich das Komitee auf An dessen Stelle trat das Kriegsmuseum von Rovereto 10 1928 ubermittelte der Leiter der italienischen Kriegsgraberfursorge Faracovi der Gemeindeverwaltung den Entschluss anstelle des mittlerweile angelegten Soldatenfriedhofes ein monumentales Beinhaus zu errichten Ende 1931 wurde die offentliche Ausschreibung fur das Projekt veroffentlicht das 1933 dem aus Bologna stammenden Architekten Biscaccianti anvertraut wurde Als Bauzeit waren drei Jahre angelegt und mit den Arbeiten wurde noch im gleichen Jahr begonnen nachdem man zuvor die von den Frontfriedhofen hierher umgebetteten Gebeine zum wiederholten Male exhumierte 10 Eingeweiht wurde der Bau schliesslich am 4 November 1938 Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde infolge der Auflassung weiterer Friedhofe die sterblichen Uberreste von nochmals fast 7 500 Gefallenen nach Castel Dante umgebettet 12 Heute sind hier insgesamt uber 20 000 italienische osterreichisch ungarische sowie die Gefallenen der auf italienischer Seite kampfenden Tschechoslowakischen Legionen bestattet 13 Ihre letzte Ruhestatte haben hier die beiden fur Italien kampfenden Irredentisten Damiano Chiesa und Fabio Filzi gefunden Auch die Gebeine des ungarischen Fliegerasses der k u k Luftfahrtruppen Josef Kiss wurden in den 1970er Jahren nach Castel Dante uberfuhrt Unterhalten wird die Gedenkstatte vom Generalkommissariat fur die Kriegsgraberfursorge italienisch Commissariato Generale per le Onoranze ai Caduti das dem Verteidigungsministerium untersteht Beschreibung Bearbeiten nbsp Ringformiger GrabstattenbereichDer Bau setzt sich aus zwei Baukorpern zusammen dem zylinderformigen Rundbau auf dem ein kuppelformiges Eisendach ruht und einem zweistufigen Sockel in dem die Grabnischen untergebracht sind Breit angelegte Treppen fuhren spitz zulaufend uber den Sockel zum Eingang des Monumentalbaus Die Aussenfassade wird durch hohe Saulen mit dahinter liegenden Fenstern unterbrochen die rund um den zentralen Baukorper angelegt sind Zwei grosse Fenster eines direkt uber dem Eingang liegend und eines auf der gegenuberliegenden Seite sorgen fur ausreichend Licht im Innenbau Links und rechts des Eingangs befinden sich Inschriften mit den Zahlen der hier bestatteten Gefallenen Der Innenbereich setzt sich aus zwei Stockwerken und einem Zwischenstockwerk zusammen Der Eingang liegt im oberen Stockwerk das bis zum Kuppeldach einen einzigen Raum bildet Dem Eingang gegenuber liegt ein Altar und an den zwei Seitenwanden zwischen Altar und Eingang die monumentalen in der Wand eingelassenen Grabstatten von Damiano Chiesa und Fabio Filzi Zwei seitliche Treppen fuhren in das darunter liegende Stockwerk und das Zwischenstockwerk die im Sockel des Bauwerks untergebracht sind In diesen befinden sich die Grabstatten die ringformig angelegt sind im Zwischenstockwerk nur mit einem Ring im darunter liegenden Stockwerk in zwei Ringen einem Innen und Aussenring Fur jeden namentlich bekannten Toten existiert eine Grabplatte auf der Rang und Namen des Toten eingraviert sind Eine kreisformige Saulenreihe umschliesst in der Mitte des unteren Stockwerkes die auf einem Sockel stehende Buste des Marschalls von Italien Guglielmo Pecori Giraldi Literatur BearbeitenLisa Bregantin Denis Vidale Sentinelle di pietra I grandi sacrari del primo conflitto mondiale Biblioteca dei Leoni Castelfranco Veneto 2016 ISBN 978 88 98613 69 4 Aldo Gorfer I castelli di Rovereto e della Valle Lagarina Saturnia Trento 1994 Ministero della Difesa Comitato Generale Onoranze Caduti in Guerra Hrsg Sacrari militari della prima guerra mondiale 1915 1918 Castel Dante di Rovereto Rom 1971 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sacrario Militare di Castel Dante Sammlung von Bildern Sacrario militare di Rovereto auf trentinograndeguerra it italienisch deutsch englisch abgerufen am 22 September 2021 Sacrario Militare Castel Dante di Rovereto auf difesa it italienisch abgerufen am 22 September 2021 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Entspricht dem gesamten Gelande der Gedenkstatte Benannt nach dem zu Fussen des Hugels liegenden Stadtviertel von Rovereto Lisa Bregantin Denis Vidale Sentinelle di pietra I grandi sacrari del primo conflitto mondiale S 14 f Lisa Bregantin Denis Vidale Sentinelle di pietra I grandi sacrari del primo conflitto mondiale S 19 Lisa Bregantin Denis Vidale Sentinelle di pietra I grandi sacrari del primo conflitto mondiale S 20 Der vom Faschismus angestrebte Totenkult stand damit im Gegensatz zu den von der Kirche angestrebten Zielen in deren Augen die Trauer um die Toten eine reine private Angelegenheit war und nicht vom Staat vereinnahmt werden sollte Lisa Bregantin Denis Vidale Sentinelle di pietra I grandi sacrari del primo conflitto mondiale S 26 Auch einige Gedenktafeln von Veteranenverbanden der Brigade Mantua an der Gedenkstatte weisen auf diese Ereignisse hin Bereits wahrend des Krieges waren einige Graber hier angelegt worden a b c Geschichte des Komitees Ossario Castel Dante auf Italienisch PDF 388 kB abgerufen am 24 Februar 2017 Wegen fehlender rechtlicher Voraussetzungen wurde der Vertrag nicht vom Komitee sondern vom italienischen Kriegsinvalidenverband italienisch Associazione Nazionale Mutilati ed Invalidi di Guerra unterzeichnet Eine Gedenktafel im unteren Stock des Bauwerks erinnert daran Eine Aufteilung nach namentlich Bekannten und Unbekannten sowie nach Zugehorigkeit findet sich auf zwei Tafeln links und rechts des Eingangs zum Rundbau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sacrario Militare di Castel Dante amp oldid 234340023