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Das SS Institut fur Pflanzengenetik war eine Forschungseinrichtung in Osterreich wahrend der NS Zeit untergebracht in Schloss Lannach nahe Graz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Standort und Ausstattung 3 Aufgaben und Forschungsbetrieb 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSchloss Lannach war im Juli 1943 der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe zugesprochen worden woraufhin das Institut am 1 November 1943 von Heinz Brucher gegrundet wurde 1 Dies geschah auf Befehl des Reichsfuhrers SS Heinrich Himmler Fur den wissenschaftlichen Teil des Instituts war das Ahnenerbe verantwortlich auf juristischer Seite gehorte es zur Deutschen Versuchsanstalt fur Ernahrung und Verpflegung DVA und wurde dort unter der Bezeichnung Schlossgut Lannach gefuhrt Am 24 Juni 1944 wurde in einer Besprechung zwischen Wolfram Sievers Heinrich Vogel Ernst Schafer sowie Heinz Brucher beschlossen dass das Institut ausgebaut werden sollte Ein weiterer Beschluss legte drei Bezeichnungen fur das Institut fest fur wissenschaftliche Fragen Institut fur Pflanzengenetik fur schriftliche Festlegungen mit juristischer Verpflichtung Deutsche Versuchsanstalt fur Ernahrung und Verpflegung G m b H Hof Lannach 2 und SS Versuchsgut fur Schriftwechsel innerhalb der SS 3 Bis Februar 1945 wurde das Institut nachweislich betrieben dann gab Sievers den Befehl zur Sprengung der Anlage sollten die Alliierten ihr zu nahe kommen So wollte man verhindern dass das Pflanzenmaterial dem Feind in die Hande fallen konnte Der Befehl wurde von Brucher ignoriert Das Schloss wurde am 9 Mai 1945 zusammen mit dem Institut von der Roten Armee befreit Standort und Ausstattung Bearbeiten nbsp Ansicht des Schlosses Lannach von Suden Postkarte von 1910Das Institut lag zirka 16 km von Graz entfernt und in 337 m Hohe am Koralpen Gebirge Das Versuchsgelande erstreckte sich uber etwa 120 ha die sich folgendermassen aufteilten 63 ha Wald 37 ha Ackerland 18 ha Wiesen Weiden und Almen sowie 2 ha Umland Parks Wege und Hofgelande Das Gelande wurde ausgewahlt da Brucher und das Ahnenerbe das Klima in der Steiermark warmer Sommer und langer Herbst fur nutzlich erachteten um in verschiedenen Hohenlagen Pflanzen anbauen zu konnen Auf dem Gelande waren ausserdem einige Nutztiere untergebracht namlich 43 Rinder 15 Schweine und funf Pferde 4 Die Bilanz der DVA nennt 1944 insgesamt 52 Beschaftigte am Institut und im Schloss die sich auf 23 Zivilisten 17 Kriegsgefangene neun KZ Haftlinge Zeuginnen Jehovas sowie drei Angehorige der SS aufteilten 4 Zur Bewirtschaftung der Forschungsanlage wurden diverse neue Gerate gekauft unter anderem ein Traktor sowie verschiedene Ernte und Verarbeitungsmaschinen Aufgaben und Forschungsbetrieb BearbeitenDas Institut wurde mit einer hauptsachlichen Aufgabe betraut Es sollte das Kulturpflanzensortiment der SS Tibet Expedition 1938 39 und das Kultur sowie Wildpflanzensortiment des SS Sammelkommandos in Russland 1943 siehe auch den Aufsatz von Hossfeld und Thornstrom unter Literatur untersuchen und zuchterisch bearbeiten 2 1944 wurden in den zum Institut gehorenden Hohenlagen aus Tibet stammende Getreidesorten Gerste und Weizen angebaut Dabei wurde eine neue Zuchtung angestrebt die die positiven Eigenschaften der Tibet Sorten unter anderem eine sehr kurze Vegetationszeit mit denen der heimischen bzw aus Russland stammenden Sorten unter anderem Resistenz gegenuber bestimmten Krankheiten vereinen sollte Dies sollte der Versorgung der Bevolkerung in den eroberten Gebieten dienen Heinz Brucher fasste dies in einem Arbeitsbericht zusammen Das Zuchtziel ist eine fruhreife kalteunempfindliche spelzenfreie Gebirgsgerste einerseits und ein raschwuchsiger Gebirgsweizen andererseits Damit ist es moglich den Getreideanbau unserer Bergbauern zu verbessern die Anbaugrenze von Weizen und Gerste in grossere Hohenlagen auszudehnen und die Selbstversorgung mit Futter und Brotgetreide zu steigern Heinz Brucher Arbeitsbericht 5 Eine weitere Aufgabe des Instituts bestand darin eine Lafi genannte Olpflanze zu zuchten 6 Mit dieser wollte man die Versorgung des Deutschen Reiches mit Fett sicherstellen vgl Fettlucke Es gab dabei Planungen das gewonnene Ol ausserdem als Zusatz fur Flugmotorenol einzusetzen 7 Im Herbst 1943 gab es eine erste Aussaat von Pflanzen russischer Herkunft Man brachte 202 Winterweizen 18 Roggen 74 Gersten 28 Hafer 37 Aegilopsarten 12 Hordeum bulbosum 33 Lobelien sowie eine unbekannte Anzahl Wildgraser aus Die Aussaat im Fruhjahr 1944 umfasste 2412 tibetische Gersten 197 russische Gersten 35 deutsche Gersten 407 tibetische Weizen 66 russische Sommerweizen 32 deutsche Sommerweizen 82 russische Hafer 11 deutsche Hafer sowie eine unbekannte Anzahl weiterer russischer und deutscher Getreidesorten 8 Dazu kamen noch diverse Kulturpflanzen 157 Bohnenranken 76 Kurbisgewachse 126 Maispflanzen 42 Hirsen 40 Erbsen 14 Sonnenblumen 101 Pferdebohnen 150 Kreuzblutengewachse sowie eine unbekannte Anzahl Buchweizen Soja Leindotter Raps und Tomaten 8 Ausserdem gab es mehrere Tausend Pflanzenkreuzungen Gerste Weizen und Hafer die der Erforschung von zuchterisch wertvollen Erbgutanderungen dienten Die zweite Aussaat von tibetischen Gersten begann Mitte Juli 1944 Man brachte 772 fruhreife Pflanzen zum zweiten Mal aus wovon die fruhreifsten bereits im September wieder geerntet wurden Ebenso brachte man tibetischen Weizen aus dessen Wuchsverhalten 1945 einer Prufung unterzogen werden sollte Neben den Getreide Versuchen forschte man auch an der zuchterischen Veranderung von Olpflanzen Hierzu wurde eigens ein Versuchsfeld angelegt das einen Hektar gross war Im Zuge dieser Untersuchungen wurden mehrere Pflanzen gezuchtet die einen besonders hohen Olgehalt aufwiesen Siehe auch BearbeitenAgrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich 1933 1945 Literatur BearbeitenUwe Hossfeld Carl Gustav Thornstrom Rasches Zupacken Heinz Brucher und das botanische Sammelkommando der SS nach Russland 1943 In Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 496 X S 119 144 Thomas Wieland Die politischen Aufgaben der deutschen Pflanzenzuchtung NS Ideologie und die Forschungsarbeiten der akademischen Pflanzenzuchter In Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 496 X S 35 56 Michael H Kater Das Ahnenerbe der SS 1935 1945 Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1974 S 216 Bertrand Perz Schloss Lannach In Der Ort des Terrors Band 4 Verlag C H Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 52964 1 S 420 422 Stefan Karner Heide Gsell Philipp Lesiak Schloss Lannach 1938 1949 Leykam Verlag Graz 2008 ISBN 978 3 7011 0109 2 Klaus Taschwer Forschen fur den Fuhrer In at venture Nr 2 LW Werbe und Verlagsgesellschaft St Polten Dezember 2006 S 46 47 bmvit gv at PDF abgerufen am 21 Januar 2012 Stefan Karner Heide Gsell Philipp Lesiak Schloss Lannach 1938 1949 Leykam Verlag Graz 2008 ISBN 978 3 7011 0109 2 Alfred Seebacher Mesaritsch Lannach Tor zum Paradies Hrsg Gemeinde Lannach Lannach 1987 Weblinks BearbeitenDaten zu Schloss Lannach auf tenhumbergreinhard de Bartenstein Schloss war KZ Aussenlager Zeuginnen Jehovas in Tirol interniert news at 24 August 2006 abgerufen am 22 Januar 2012Einzelnachweise Bearbeiten Michael H Kater Das Ahnenerbe der SS 1935 1945 Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1974 S 216 a b Uwe Hossfeld Carl Gustav Thornstrom Rasches Zupacken Heinz Brucher und das botanische Sammelkommando der SS nach Russland 1943 In Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 496 X S 131 Karner Schloss Lannach 1938 1949 S 81 a b Karner Schloss Lannach 1938 1949 S 82 Undatierter Arbeitsbericht BA Berlin Berlin Document Center SS Akte Brucher Blatt 38 Stefan Karner Heide Gsell Philipp Lesiak Schloss Lannach 1938 1949 Leykam Verlag Graz 2008 ISBN 978 3 7011 0109 2 S 79 Betrifft Olpflanze am Institut fur Pflanzengenetik in Lannach undatiert BA Berlin NS 19 773 a b Uwe Hossfeld Carl Gustav Thornstrom Rasches Zupacken Heinz Brucher und das botanische Sammelkommando der SS nach Russland 1943 In Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 496 X S 133 46 945508333333 15 332613888889 Koordinaten 46 56 43 8 N 15 19 57 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title SS Institut fur Pflanzengenetik amp oldid 236546442