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Die Sulte ist ein ehemaliger Klosterbezirk in Hildesheim der zu seiner Grundungszeit im 11 Jahrhundert knapp ausserhalb der Stadtmauern im Osten vor dem Ostertor lag Die Sulte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sultequelle 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Name Sulte lat Sulza ruhrt von einer Salzquelle her die der Legende nach der Grund fur die Errichtung einer Kapelle an dieser Stelle durch Bischof Godehard von Hildesheim war Der Hildesheimer Domkanoniker Wolfhere berichtet in seiner kurz nach 1054 entstandenen Vita posterior Godehardi episcopi dass sich ostlich der Stadt bei der Sulza genannten Quelle ein palus horrifica ein schrecklicher Sumpf befinde 1 Dort seien bei Tag und bei Nacht furchterliche Erscheinungen zu sehen und zu horen denen Godehard mit dem Kreuze und den Reliquien der Heiligen ein Ende setzte indem er dort 1025 eine Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Bartholomaus und ein Pilgerhospital das Bartholomausstift grundete Mit der Kapelle wurde hier moglicherweise auch ein noch bestehender heidnischer Kultort vereinnahmt um vorchristliche Gebrauche und Vorstellungen zuruckzudrangen 2 Schon vorher hatte Godehard an dieser Stelle eine wohl nur sehr kurzlebige Burg errichten lassen Die aus der ersten Kapelle entstandene Klosterkirche wurde am 25 August 1034 geweiht 3 Bischof Bruning wandelte das Stift in ein Kloster der Augustiner Chorherren um Er verbrachte dort 1120 sein letztes Lebensjahr und wurde in der Klosterkirche bestattet 1440 wurde der Konvent von dem Klosterreformer Johannes Busch Windesheimer Chorherren reformiert Ab 1459 war dieser Propst des Klosters und erneuerte von hier aus bis zu seinem Tod um 1480 weitere Kloster Im Zuge der Einfuhrung der Reformation in Hildesheim wurde das Sultekloster 1556 zerstort erneut wahrend des Dreissigjahrigen Krieges Aufgehoben wurde das Kloster im Zuge der Sakularisation 1803 Die bis dahin von den Chorherren betreute Gemeinde wurde danach von der katholischen Michaelisgemeinde aufgenommen 4 zwei Altare gelangten in die Kirche in Gross Dungen Von den Klosterbauten sind lediglich einige auf Pfahlgrundungen ruhende Fundamente erhalten Die heutigen Gebaude stammen von einer Psychiatrischen Anstalt die 1849 als dritter Standort der Hildesheimer Heil und Pflegeanstalt eroffnet wurde die anderen Standorte befanden sich in den ebenfalls aufgehobenen Klostern von St Michael eroffnet 1827 und St Magdalenen 1833 5 Die Anstalt war eine der ersten Einrichtungen die von Beginn an als psychiatrisches Krankenhaus errichtet und nach funktionalen Gesichtspunkten geplant wurde sie galt bald als grosste und angesehenste Anstalt Deutschlands 6 Der Serienmorder Fritz Haarmann war hier in der zweiten Halfte der 1890er Jahre 20 Jahre vor seiner Mordserie zeitweise untergebracht Im Zweiten Weltkrieg wurde in der Sulte ein Militarlazarett eingerichtet Bei einem Luftangriff am 3 Marz 1945 wurde ein Gebaudeflugel von Sprengbomben beschadigt die Schaden konnten jedoch bald wieder behoben werden Nach dem Umzug der Klinik 1976 an den neuen Standort am Galgenberg stand das Gebaude jahrzehntelang leer In den 1980er Jahren war es fur ein Landesmuseum Schlesien vorgesehen das jedoch infolge der Wende in Gorlitz entstand Im Jahr 2000 liessen Investoren die Sulte in ein Tagungshotel der damaligen Dorint AG umbauen 7 Mittlerweile ist es ein Novotel Hotel des franzosischen Konzerns Accor Sultequelle Bearbeiten nbsp Hildesheimer Stadtplan um 1760 Detail 1 Sultekloster 2 Ostertor 3 Almstor 4 Rathausmarkt Die Sultequelle war bis gegen Ende des 19 Jahrhunderts von grosser Bedeutung fur die Wasserversorgung Hildesheims Schon 1249 hatte die Stadt Nutzungsrechte an der Quelle erworben ihr Wasser trieb bis etwa 1400 die Muhlen am nahegelegenen Ostertor und am Almstor an 8 wohin es innerhalb der Stadtmauer etwa entlang der heutigen Wallstrasse mit dem sogenannte Fischgraben geleitet wurde und sich dort mit dem Ortsschlump zur Treibe vereinigte Auch die ausseren Graben der im 15 Jahrhundert entstehenden Wallanlagen wurden zum Teil von der Sultequelle gespeist nbsp Das Quellhaus der Sultequelle 2017 Das Wasser der Sultequelle ist von guter Qualitat und weitgehend unabhangig von den aktuellen Niederschlagsmengen 9 daher wurde es seit dem 15 Jahrhundert uberwiegend zur Trinkwasserversorgung der Stadt genutzt Mit einem Kunstgraben wurde es vom Quellbecken zu einer Wasserkunst am Ostertor an der Ecke der heutigen Bahnhofsallee geleitet einem wassergetriebenen Schopfrad welches das Wasser in ein Reservoir im ersten Stock des Gebaudes der Wasserkunst forderte Von diesem erhohten Niveau aus speiste es uber Wasserleitungen zahlreiche offentliche Brunnen in der Stadt so zum Beispiel auch den Marktbrunnen vor dem Rathaus 1836 erwarb die Stadt die Quelle und ubernahm die Pflege und den Ausbau des Leitungsnetzes 10 Noch im Jahre 1893 lieferte sie taglich bis zu 350 m Wasser fur 52 offentliche Brunnen und Laufpfosten Wasserentnahmestellen 11 Mit der Aufnahme der Wasserforderung aus der Ortsschlumpquelle 1887 und der Inbetriebnahme des Wasserwerkes in der Goslarschen Landstrasse 1894 begann der systematische Aufbau einer modernen offentlichen Wasserversorgung die bald das Versorgungsnetz der Sultequelle ersetzte bis November 1895 wurden samtliche Anlagen und auch die Wasserkunst am Ostertor abgebaut Das Wasser der Sultequelle wurde ab 1896 uber eine Rohrleitung zur Versorgung des Stadtischen Gaswerkes und des Hildesheimer Hallenbades an der Speicherstrasse abgeleitet 11 Heute speist das Wasser den Seniorengraben im Liebesgrund 12 Das gemauerte und uberdachte Sammelbecken der Quelle aus den 1840er Jahren ist bis heute erhalten das Gebaude stammt in seiner heutigen Form jedoch aus den 1970er Jahren 6 Literatur BearbeitenNicolaus C Heutger Aus Hildesheims Kirchengeschichte Lax Hildesheim 1984 ISBN 3 7848 4027 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sulte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Gudrun Pischke zu Sulte in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen BurgeninstitutsEinzelnachweise Bearbeiten Wolfherrii vita posterior Godehardi episcopi In Monumenta Germaniae Historica Bd 13 S 207 Sektion 20 Zeilen 18 27 1854 A v Cohausen Die Fundstelle des Hildesheimer Silberschatzes In Anzeiger fur Kunde der deutschen Vorzeit Organ des Germanischen Museums Bd 17 S 190 1870 Helmut von Jan Bischof Stadt und Burger Aufsatze zur Geschichte Hildesheims Bernward Hildesheim 1985 ISBN 3 87065 375 2 Magdalenen com Kirchengeschichte Memento vom 26 Dezember 2005 im Internet Archive Die Geschichte des AMEOS Klinikums Hildesheim Website der Ameos Gruppe abgerufen am 28 Januar 2018 a b Anke Twachtmann Schlichter Stadt Hildesheim Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Bd 14 1 Veroffentlichungen des Nieders Landesamts fur Denkmalpflege Niemeyer Hameln 2007 S 225 Hildesheimer Allgemeine Zeitung Hildesheimer Geschichte n Tag 50 Geistersumpf Nervenklinik Sternehotel 2015 Abgerufen am 8 August 2016 vgl Wolfgang Gaus und Annette Flos Die Hildesheims Wasserversorgung vom Mittelalter bis zum Industriezeitalter In Wasserkunst und Wasserwerk Hildesheimer Wasserversorgung im Wandel der Zeit Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung in der Stadtgeschichtlichen Sammlung des Roemer und Pelizaeus Museums im Knochenhaueramtshaus Verlag August Lax Hildesheim 1992 ISBN 3 7848 6254 3 S 28 Julius Wilbrand Die Desinfection im Grossen bei Cholera Epidemien Nach wissenschaftl Principien practische durchgefuhrt im Jahre 1867 zu Hildesheim Gerstenberg Hildesheim 1873 S 44 Johannes Heinrich Gebauer Geschichte der Stadt Hildesheim 2 Bande Lax Hildesheim und Leipzig 1922 1924 Bd II S 471 a b vgl Heinz Rohl Geschichte der Gas und Wasserversorgung in Hildesheim 1861 2001 Erschienen im Selbstverlag Hildesheim 2002 S 78 85 86 Hildesheimer Allgemeine Zeitung Hildesheimer Geschichte n Tag 113 Godehards Kampf mit dem Drachen 2015 Abgerufen am 8 August 2016 52 155755 9 95747 Koordinaten 52 9 20 7 N 9 57 26 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sulte Hildesheim amp oldid 225551287