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Der Ortsschlump auch Moorschlump 1 war ein Bach in Hildesheim der am Fuss des Galgenbergs entsprang Sein Wasser wurde seit Ende des 19 Jahrhunderts zur Trinkwasserversorgung der Stadt genutzt Einer der beiden Brunnen des Wasserwerkes an der Ortsschlumpquelle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Wasserwerk Ortsschlump 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer etwa 3 km lange Ortsschlump war einer der Quellbache der Treibe die im Mittelalter und der fruhen Neuzeit der wichtigste Bach in der Hildesheimer Altstadt war Von seiner Quelle am Fuss des Galgenbergs in der Goslarschen Landstrasse 15 floss der Ortsschlump zunachst in einem Bogen nach Nordwesten zu den ehemaligen Sauteichen die links und rechts der Einumer Strasse zwischen Waterloostrasse und der Bahnlinie gelegen waren Von dort verlief er westlich der Strasse Feldrenne weiter nach Norden und bog dann vor der Bundesstrasse 6 nach Westen ab und folgte dem Verlauf der Fahrenheitstrasse und des Langen Gartens Sudlich des Hauptbahnhofs durchfloss er den Butterborn einen Quellteich Born vor der Stadt von buten ausserhalb 2 der etwa an der nordwestlichen Ecke des Marienfriedhofes lag Weiter nach Sudwesten querte er die heutige Bahnhofsallee und auf Hohe des Angoulemeplatzes die Bernwardsstrasse und erreichte an der Ecke Speicherstrasse die Kaiserstrasse Entlang der Kaiserstrasse verlief der Ortsschlump weiter zum Hagentor seit etwa 1460 zum befestigten Stadtgraben verbreitert Am Hagentor verliess der Ortsschlump den Stadtgraben wieder und wandte sich nach Suden nun aber nicht mehr unter seinem bisherigen Namen sondern als Hagenbeke als Bach beke der entlang des nordlichen Abschnittes des Langen Hagens dem Beginn der heutigen Kardinal Bertram Strasse bis zur Hagenbrucke an der Ecke zum Kurzen Hagen verlief Hier vereinigte er sich mit den von der Sulte und der Steingrube herkommenden Bachen zur Treibe und mundete schliesslich der Kardinal Bertram Strasse dem Bohlweg und dem Huckedahl folgend bei der Treibestrasse im Muhlengraben Arm der Innerste 3 Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges setzten die Hildesheimer im November 1625 die Gegend des ehemaligen Alten Dorfes nordlich des heutigen Hauptbahnhofes zur Verteidigung unter Wasser indem sie den Ortsschlump aufstauten 4 In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde der Ortsschlump im Zuge der vorbereitenden Arbeiten fur den Bau der Eisenbahn in seinem ersten Abschnitt verlegt von der Quelle floss er nun direkt nach Norden bis er die Feldrenne erreichte und blieb so stets auf der ostlichen Seite der Bahntrasse nach Goslar Die so vom Zufluss abgeschnittenen Sauteiche trockneten aus an sie erinnert nur noch der alte Flurname Sauteichsfeld der einer Strasse weit im Osten des Flurstucks ihren Namen gab Um 1880 wurde der Hildesheimer Hauptbahnhof an seine heutigen Position verlegt der Ortsschlump der das neue Bahnhofsgelande durchquerte wurde dabei kanalisiert und unter die Erde verlegt auch der Butterborn fiel der Umgestaltung des Gelandes zum Opfer 5 Von 1883 bis ins Jahr 2009 wurde das Wasser der Ortsschlumpquelle zur Trinkwassergewinnung genutzt und 1894 ein Wasserwerk an der Quelle errichtet Im 20 Jahrhundert wurde der Ortsschlump der wegen der Trinkwasserforderung nur noch wenig Wasser fuhrte 1934 beim Bau der Kasernen an der Senator Braun Allee und 1950 bei der Anlage der Fahrenheitstrasse weiter kanalisiert und mundet nun in der Drispenstedter Strasse am Kennedydamm in die Hauptkanalisation 5 Nach dem Ortsschlump wurde 1965 die Strasse zum Galgenbergrestaurant An der Ortsschlumpquelle benannt 6 Das Wasserwerk Ortsschlump BearbeitenSpatestens gegen 1880 erwies sich die Wasserversorgung der wachsenden Stadt Hildesheim durch die Sultequelle als unzureichend und es wurde nach Alternativen gesucht 7 Die Stadt erwarb 1883 bei Baddeckenstedt ein Grundstuck zur Trinkwassergewinnung zogerte aufgrund der hohen Kosten jedoch noch mit dem Bau der benotigten Wasserleitung Parallel wurde mit der versuchsweisen Erschliessung der Ortsschlumpquelle begonnen 1889 erwies sich schliesslich das Gelande in Baddeckenstedt als ungeeignet weil das geforderte Wasser durch Abwasser eines Werkes in Langelsheim verunreinigt wurde das Kalisalz aus dem 1886 in Betrieb gegangenen Kalibergwerk Hercynia verarbeitete Der Versuchsbrunnenschacht der 1883 in die Ortsschlumpquelle eingebracht worden war lieferte befriedigende Wassermengen so dass ein grosserer Brunnen von acht Metern Durchmesser und 11 Metern Tiefe gebaut wurde Bis 1887 kamen ein Speicherbecken und ein provisorisches Pumpwerk dazu die eine Wasserleitung in die Stadt mit zahlreichen Hydranten und offentliche Zapfstellen Laufpfosten speisten 1892 hatte die Leitung eine Lange von fast 7 km erreicht nbsp Einer der beiden Hochbehalter oberhalb der Mozartstrasse in Hildesheim Das Provisorium auf dem Gelande der Ortsschlumpquelle wurde 1894 durch ein Wasserwerk ersetzt das am 19 Dezember an der Goslarschen Landstrasse 15 den Betrieb aufnahm Es wurden drei dampfgetriebene Plungerpumpen installiert die das Wasser in zwei je 2000 m fassende Hochbehalter forderten die oberhalb der heutigen Mozartstrasse auf dem Galgenberg errichtet worden waren Von hier aus versorgte ein standig wachsendes Leitungsnetz die Stadt welches im Gegensatz zum bisherigen Netz nun aber Hausanschlusse und keine offentlichen Entnahmestellen speiste diese wurden bis Ende 1895 vollstandig abgebaut Bis 1900 war das Leitungsnetz auf fast 51 km Lange angewachsen und versorgte mehr als 3000 Hausanschlusse taglich durchschnittlich mit rund 1200 m Wasser Um den stetig steigenden Bedarf decken zu konnen wurde in diesem Jahr ein zweiter nochmals grosserer Brunnen von zehn Metern Durchmesser und 21 m Tiefe in Betrieb genommen Das Wasserwerk konnte nun je nach jahrlicher Niederschlagsmenge taglich zwischen 2500 und in Spitzenzeiten 6000 m Wasser bereitstellen Ab 1901 entstand am Hang des Galgenberges ein Villenviertel das nach seinen Strassennamen Komponistenviertel genannt wurde Es lag auf der Hohe der Hochbehalter zu seiner Versorgung wurde daher 1906 ein hohergelegener Wasserturm mit 90 m direkt hinter dem Galgenbergrestaurant errichtet der ebenfalls vom Wasserwerk Ortsschlump befullt wurde er wurde mit der Errichtung weiterer hohergelegener Hochbehalter auf dem Galgenberg Anfang der 1970er Jahre uberflussig und 1974 wieder abgerissen Der weiterhin wachsende Wasserbedarf und die starke Niederschlagsabhangigkeit der Ortsschlumpquelle fuhrten zunehmend zu Engpassen bis hin zur rationierten Wasserabgabe Die Stadt begann daher 1909 mit Erschliessung weiterer Wasservorkommen durch den Bau des gut 15 km entfernten Wasserwerkes Poppenburg bei Elze das am 31 Juli 1911 den Betrieb aufnahm Langfristig reichte aber auch diese Massnahme nicht zur Sicherstellung der Wasserversorgung aus so dass ab November 1934 uber eine Fernwasserleitung Wasser aus der Sosetalsperre der Harzwasserwerke bezogen wurde Der Bezug wurde in den folgenden Jahren ausgeweitet seit 1972 liefert auch die 1969 fertiggestellte Granetalsperre Wasser nach Hildesheim die Bedeutung der Eigenforderung nahm damit immer weiter ab Erst 1962 wurden im Wasserwerk Ortsschlump die dampfbetriebenen Pumpen durch elektrische ersetzt und der Schornstein abgebrochen 1985 wurde eine Wassermischanlage in Betrieb genommen die vom Hochbehalter Rottsberg aus mit einem Wassergemisch von vier Teilen weichem Harzwasser Harte 4 dH und einem Teil sehr hartem Wasser aus Poppenburg 25 dH beliefert wurde Sie setzte diesem im Verhaltnis 4 zu 1 das ebenfalls sehr harte Wasser des Ortsschlumps 25 dH zu um eine maximale Wasserharte von 10 6 dH im ganzen Stadtgebiet gewahrleisten zu konnen 8 Der Anteil des Ortsschlumpwassers an der Wasserversorgung lag damit bei etwa 4 Eine Sanierung von Brunnen 1 wurde 1989 abgeschlossen die inzwischen denkmalgeschutzten Hochbehalter an der Mozartstrasse wurden bis 2002 saniert Die Trinkwasserforderung im Wasserwerk Ortsschlump wurde 2009 endgultig eingestellt weiter benotigte Pumpen wurden in den Hochbehalter ausgelagert der Brunnen steht der Feuerwehr jedoch weiterhin zur Notversorgung im Katastrophenfall zur Verfugung Das Werk wurde im April 2010 an den lokalen Veranstalter Uwe Brennecke verkauft der dort einen Kulturstandort entwickeln wollte was jedoch am Widerstand der Anwohner scheiterte 9 10 Seit April 2016 wird das Gelande von einer Kleinbrauerei genutzt 11 das Ortsschlumpwasser ist aufgrund seiner Harte jedoch nicht zum Brauen geeignet Literatur BearbeitenAdolf Flockher Die Zuflusse der Innerste und die Borne Teiche und Graben innerhalb des Stadtbereiches von Hildesheim und ihre Veranderung im Laufe der Jahrhunderte In Alt Hildesheim Bd 34 1963 S 8 24 Heinz Rohl Geschichte der Gas und Wasserversorgung in Hildesheim 1861 2001 Erschienen im Selbstverlag Hildesheim 2002 S 71 132 Wasserkunst und Wasserwerk Hildesheimer Wasserversorgung im Wandel der Zeit Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung in der Stadtgeschichtlichen Sammlung des Roemer und Pelizaeus Museums im Knochenhaueramtshaus Verlag August Lax Hildesheim 1992 ISBN 3 7848 6254 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ortsschlump Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Johannes Heinrich Gebauer Geschichte der Stadt Hildesheim 2 Bande Lax Hildesheim und Leipzig 1922 1924 Band I S 372 Fn 132 Unveranderter Nachdruck Lax Hildesheim 1994 1997 ISBN 3 8269 6306 7 Bd 1 ISBN 3 8269 6307 5 Bd 2 vgl auch Butterborn Memento vom 30 September 2016 im Webarchiv archive today Strassennamenverzeichnis des Stadtarchivs Hildesheim vgl Adolf Flockher Die Zuflusse der Innerste 1963 S 8 12 Gebauer Band II S 45 Gebauer spricht von der Ortsschlumpquelle die verstopft worden sei um das Alte Dorf unter Wasser zu setzen a b vgl Adolf Flockher Die Zuflusse der Innerste 1963 S 11 An der Ortsschlumpquelle Memento vom 19 Juni 2016 im Webarchiv archive today Strassennamenverzeichnis des Stadtarchivs Hildesheim zu Geschichte und Daten der Wasserversorgung Hildesheims vgl Heinz Rohl Geschichte der Gas und Wasserversorgung in Hildesheim 1861 2001 Hildesheim 2002 S 71 132 sowie Wasserkunst und Wasserwerk Hildesheim 1992 S 57 75 vgl Stadtwerke Hildesheim Die Trinkwasserversorgung der Stadt Hildesheim heute In Wasserkunst und Wasserwerk Hildesheim 1992 S 69 74 Wasserwerk Ortsschlump verkauft Memento vom 19 Juni 2016 im Webarchiv archive today Pressemeldung vom 26 April 2010 EVI Energieversorgung Hildesheim abgerufen am 20 Juni 2016 Konzept fur das Hildesheimer Wasserwerk Ortsschlump Brennecke Veranstaltungen de abgerufen am 20 Juni 2016 Uber uns Hildesheimer Braumanufaktur de abgerufen am 2 April 2022 52 150753 9 970588 Koordinaten 52 9 2 7 N 9 58 14 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ortsschlump amp oldid 221951165