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Das ursprunglich im Jahr 1529 gebaute und 1986 1989 rekonstruierte Knochenhaueramtshaus ist das bekannteste Fachwerkhaus in Hildesheim in Niedersachsen In dem unter Denkmalschutz stehenden Gebaude war in den Obergeschossen bis 2022 das Hildesheimer Stadtmuseum untergebracht im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant Knochenhaueramtshaus links Backeramtshaus Aufnahme 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Geschichte bis 1853 1 2 Erste Wiederherstellung 1853 1 3 Brand und Wiederherstellung 1884 1885 Umbau 1912 1 4 Kriegszerstorung 1945 Hotel Rose und Rekonstruktion 1986 1989 2 Denkmalschutz 3 Nachbau in Chile 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das Knochenhaueramtshaus auf einer kolorierten Fotografie um 1900Photochrom Zurich Nummer 9414Geschichte bis 1853 Bearbeiten Das Knochenhaueramtshaus war das Gildehaus der Fleischer Knochenhauer und steht wie andere Zunfthauser der Hildesheimer Handwerkervereinigungen in zentraler Lage am Marktplatz der Altstadt gegenuber dem Rathaus Die fruhe Baugeschichte seit dem 16 Jahrhundert ist wenig erforscht In der ursprunglichen Nutzung wurden neben dem Verkaufsraum die Kellergewolbe als Lagerraum verwendet Im ersten Stock wurden Sitzungen der Gilde abgehalten und in den weiteren Obergeschossen waren Vorratsraume sowie Wohnungen untergebracht Erste Wiederherstellung 1853 Bearbeiten Weit uberregionale Bedeutung erlangte das Knochenhaueramtshaus erst Mitte des 19 Jahrhunderts mit der denkmalpflegerischen Wiederentdeckung des Fachwerks 1 Das Renaissance Fachwerkgebaude mit seiner reprasentativen 26 Meter hochaufragenden Schmuckfassade galt den Hildesheimern unter Berufung auf eine Bemerkung von Eugene Viollet le Duc 2 als das schonste Fachwerkhaus der Welt 1853 erwarb die Stadt das Gebaude und liess 1853 1854 eine umfassende Instandsetzung unter Leitung des Stadtbaumeisters Carl Schutte durchfuhren 3 In diesem Zusammenhang beschaftigten sich Conrad Wilhelm Hase und Edwin Oppler mit der Baugeschichte und berieten das Bauvorhaben 4 Diese erste Wiederherstellung liess das Knochenhaueramtshaus uberregional bekannt werden und war Ausgangspunkt zahlreicher Untersuchungen und Beschreibungen 5 Brand und Wiederherstellung 1884 1885 Umbau 1912 Bearbeiten Erstmals wurde das Knochenhaueramtshaus bei einem Brand am 1 August 1884 6 stark beschadigt wobei das Dach und grosse Teile des Schmuckgiebels abbrannten Die beim Wiederaufbau von 1884 1885 wiederhergestellten Bildschnitzereien stammten von Friedrich Kusthardt 7 8 wobei zuvor angefertigte genaue Fotografien und Gipsabgusse der Ornamente halfen 9 1912 zog der Hildesheimer Kunstgewerbeverein in das Knochenhaueramtshaus das zu diesem Zweck zu einem Kunstgewerbehaus Museum und im Innern zu einer grossen Halle umgebaut wurde 10 Kriegszerstorung 1945 Hotel Rose und Rekonstruktion 1986 1989 Bearbeiten Der schwerste Einschnitt in die Baugeschichte des Knochenhaueramtshauses war die vollstandige Zerstorung am 22 Marz 1945 beim Luftangriff auf Hildesheim von britischen und kanadischen Luftstreitkraften im Zweiten Weltkrieg Obwohl es selbst nicht von Bomben getroffen worden war wurde es von dem Brand erfasst der nahezu die gesamte Innenstadt vernichtete nbsp Das ehemalige Knochenhaueramtshaus als Keramik Relief aus der Werkstatt Hohlt 1954 gestiftet von der IHK Sud Hannover Hildesheim installiert im Rathaus HildesheimIm Jahr 1962 entstand nach einem Entwurf von Dieter Oesterlen im Sinne eines gebundenen Kontrastes von Alt und Neu an der Stelle des Knochenhaueramtshauses das siebengeschossige Hotel Rose mit angeschlossenem niedrigen Buroriegel in Stahlbetonskelettkonstruktion 11 12 Allerdings galt das verlorene Knochenhaueramtshaus vielen Hildesheimern weiterhin als das Symbol Alt Hildesheims schlechthin und so blieb der Wunsch nach seiner Wiederherstellung lebendig Die Chance dazu bot sich in den 1980er Jahren als das Hotel Rose in Konkurs ging Im selben Zeitraum plante auch die Hildesheimer Stadtsparkasse einen Neubau ihres Hauptsitzes auf der Sudseite des Marktplatzes mit einer Rekonstruktion des Wedekindhauses Die Stadtverwaltung nutzte diese Gelegenheit und beschloss den historischen Marktplatz komplett wieder aufzubauen Im Gegensatz zu den Gebauden auf der Nord und Sudseite des Platzes bei denen nur die Fassaden eng an die ursprungliche historische Gestaltung angelehnt wurden wurde das Knochenhaueramtshaus von 1986 bis 1989 zusammen mit dem links benachbarten Backeramtshaus in traditioneller Fachwerkbauweise rekonstruiert Hierzu wurden 400 Kubikmeter Eichenholz verbaut und mit ca 7500 Holznageln uber 4300 Holzverbindungen hergestellt Beeindruckend sind vor allem die Schnitzereien auf den Knaggen der beiden Sichtfassaden Die ursprungliche Dekoration der Windbretter auf der dem Marktplatz abgewandten Nordseite war nicht genau dokumentiert und konnte daher nicht rekonstruiert werden Sie wurden stattdessen mit modernen Malereien verschiedener Kunstler besetzt die Krieg und Zerstorung versinnbildlichen An dieser Seitenfassade befindet sich an einer Knagge auch eine in Holz geschnitzte Portrat Maske Norbert Blums der zur Zeit des Wiederaufbaus des Gebaudes Bundesarbeitsminister war 13 In einer Umfrage des NDR 2006 wurde es von den Zuschauern als schonstes der 100 schonsten Gebaude im Sendegebiet gewahlt 14 Denkmalschutz BearbeitenDer 1986 1989 vollzogene Wiederaufbau des Knochenhaueramtshauses mit dem Backeramtshaus war umstritten und loste in den 1970er und 1980er Jahren nicht nur in der Stadtgesellschaft sondern auch unter Denkmalpflegern erhebliche Kontroversen aus Ein Hohepunkt war die dokumentierte Rekonstruktions Debatte auf der 1989 eigens nach Hildesheim einberufenen Jahrestagung des Arbeitskreises fur Theorie und Lehre der Denkmalpflege 15 Gleichwohl ist auch dieser Streit zur Geschichte geworden so dass beide Fachwerkhauser 2018 also rund eine Generation nach den Rekonstruktionen nach einer erneuten Fachdebatte 16 ins Denkmalverzeichnis eingetragen wurden nun mit der Bedeutung als herausragende Geschichtszeugnisse westdeutscher Stadtreparatur in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Galerie nbsp Nordfassade nbsp Rekonstruiertes Windbrett der Giebelfassade nbsp Modernes Windbrett an der Nordseite nbsp Gaststube im Knochenhauer amtshaus nbsp Die Ostfassade Giebel zum Marktplatz nbsp Knochenhaueramtshaus mit links daneben dem Backeramtshaus nbsp Modern gestaltetes Windbrett an der Nordfassade mit Anspielung auf die Zerstorung im Zweiten WeltkriegSiehe auch Liste der Baudenkmale in HildesheimNachbau in Chile Bearbeiten nbsp Die Casa Hildesheim Baviera von 1924 in Zapallar Chile 2023 In der chilenischen Region de Valparaiso im Seebad Zapallar entstand 1924 ein sehr frei nachempfundener Nachbau des Knochenhaueramtshauses der 1975 unter Denkmalschutz gestellt wurde und den Namen Casa Hildesheim Baviera Bayernhaus Hildesheim bekam Der zu Anfang des 20 Jahrhunderts vorherrschende Architekturgeschmack der chilenischen Oberschicht orientierte sich an europaischen Vorbildern So entwarf der Architekt Josue Smith Solar ein opulentes Ferienhaus am Meer das stilistisch die Formen des Knochenhaueramtshauses aufgriff 17 Literatur Bearbeiten chronologisch Carl Lachner Die Holzarchitektur Hildesheims Borgemeyer Hildesheim 1882 S 61 83 Digitalisat der Universitat Paderborn Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd II 4 Stadt Hildesheim Burgerliche Bauten Bearbeitet von Adolf Zeller Selbstverlag der Provinzialverwaltung Theodor Schulzes Buchhandlung Hannover 1912 S 110 113 Digitalisat auf archive org abgerufen am 15 Juni 2022 Alexander Koch Dieter Oesterlen Bauten und Projekte 1946 1963 Band 2 Verlagsanstalt Alexander Koch Stuttgart 1964 Zum Hotel Rose W Konrad Knochenhaueramtshaus Gerstenberg Hildesheim 1970 ISBN 3 8067 8025 0 Jurgen Paul Das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim post mortem Vom Nachleben einer Architektur als Bedeutungstrager Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte Band 18 1979 S 129 148 Gerd Rump Hrsg 1529 1945 Knochenhauer Amtshaus Hildesheim Gerstenberg Hildesheim 1979 Wolfgang Riemann Bernhard Hagen Jurgen Paul Der Fall Marktplatz Hildesheim In Baumeister Jg 82 1985 Heft 1 S 17 25 Der Marktplatz in Hildesheim Dokumentation des Wiederaufbaus 2 Auflage Hildesheim 1989 Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 Hans Dieter Petzoldt Hrsg Knochenhauer Amtshaus Wiederaufbau 1987 1990 Chronik und gesammelte Zeitungsberichte Selbstverlag Sohre 1990 Werner Schmidt Der Hildesheimer Marktplatz seit 1945 Zwischen Expertenkultur und Burgersinn Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim Band 19 Hildesheim 1990 Manfred Boetzkes Hrsg Hildesheimer Zeitzeugen Hrsg vom Roemer Museum Stadtgeschichtliche Sammlung im Knochenhaueramtshaus Hildesheim Olms Hildesheim 1990 ISBN 3 487 09361 8 Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege e V Hrsg Dokumentation der Jahrestagung 1989 in Hildesheim Thema Denkmalpflege zwischen Konservieren und Rekonstruieren Hrsg von Achim Hubel Bamberg 1993 Helga Stein Farbe am Knochenhauer Amtshaus Eine Dokumentation Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims Bd 1 Stadtarchiv Hildesheim 1993 Gerd Rump Ein immerhin merkwurdiges Haus Eine Dokumentation zum 25jahrigen Bestehen der Gesellschaft fur den Wiederaufbau des Knochenhauer Amtshauses Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims Bd 7 Gerstenberg Hildesheim 1995 ISBN 3 8067 8591 0 Stefanie Krause Helga Stein Krieg amp Frieden Die Windbretter an der Nordseite des Knochenhauer Amtshauses Lax Hildesheim 1999 ISBN 3 8269 6332 6 Michael Falser Zwischen Identitat und Authentizitat Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland w e b Universitatsverlag amp Buchhandel Eckhard Richter Dresden 2008 ISBN 978 3 939888 41 3 sic S 133 162 Kapitel Die Postmoderne vor 1989 Ruckbau Simulation und der Wiederaufbau des Hildesheimer Marktplatzes Eckart Rusch Gebauderekonstruktionen und Historismen als Stadtreparatur In Niedersachsisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmalpflege als kulturelle Praxis Zwischen Wirklichkeit und Anspruch Dokumentation VDL Tagung Oldenburg 2017 Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen Band 48 CW Niemeyer Buchverlage Hameln 2018 ISBN 978 3 8271 8048 3 S 42 53 hier S 47 50 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Knochenhaueramtshaus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Das Knochenhaueramtshaus auf fachwerk de Zeitreise durch Hildesheim mit Foto des Hotel Rose auf moritzvomberge de Moritz vom Berge Stadtteilzeitung Hildesheim West Mai 2007 Ingrid Scheurmann Rekonstruktion als Stadtreparatur Der Marktplatz in Hildesheim Juli 2010 Artikel und Materialien zur Kontroverse um den Wiederaufbau auf dem Portal DenkmalDebatten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Einzelnachweise Bearbeiten Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 Anneliese Siebert 1969 Der Baustoff als gestaltender Faktor niedersachsischer Kulturlandschaft Beitrag zur niedersachsischen Landeskunde und allgemeinen Kulturgeographie Forschungen zur Deutschen Landeskunde Band 167 S 145 Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 105 f Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 hier S 106 Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 hier S 110 Abb 5 6 S 126 Anm 4 mit Aufzahlung einiger Schriften Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 hier S 112 Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd II 4 Stadt Hildesheim Burgerliche Bauten Bearbeitet von Adolf Zeller Selbstverlag der Provinzialverwaltung Theodor Schulzes Buchhandlung Hannover 1912 S 110 Knochenhaueramt In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 31 2 August 1884 S 327 Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 hier S 112 115 Helga Stein Hundert Jahre Knochenhaueramtshaus 1810 1912 In Alt Hildesheim Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Bd 60 1989 S 99 126 hier S 120 ff Hotel Rose und Burohaus mit Laden Marktplatzbebauung Hildesheim Westseite In Stadteforum Heft Hildesheim Hrsg Verlag Edgar Hartmann Osterode a H 1976 S 132 Vgl zum Hotel Rose Kerstin Renz Akzeptanz und Abwehr Dieter Oesterlens Beitrag zum Hildesheim der 1960er Jahre In Forum Stadt Jg 40 2013 Heft 4 Digitalisat auf forumstadtverlag de abgerufen am 6 Oktober 2022 S 349 360 hier S 355 ff Baukunst am Hildesheimer Marktplatz Bildlegende 5 14 In Ratgeber Reise NDR Kultur vom 28 Juli 2014 abgerufen am 24 April 2020 Die 100 schonsten Bauwerke Norddeutschlands Ergebnis einer Umfrage der Sendung Das Beste am Morgen des Norddeutschen Rundfunks NDR Memento vom 10 Juni 2013 im Internet Archive Achim Hubel Hrsg Arbeitskreis fur Theorie und Lehre der Denkmalpflege e V Dokumentation der Jahrestagung 1989 in Hildesheim Thema Denkmalpflege zwischen Konservieren und Rekonstruieren Bamberg 1993 uni bamberg de PDF 856 kB abgerufen am 22 August 2020 Eckart Rusch Gebauderekonstruktionen und Historismen als Stadtreparatur Fallbeispiele aus Niedersachsen In Niedersachsisches Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmalpflege als kulturelle Praxis Zwischen Wirklichkeit und Anspruch Dokumentation VDL Jahrestagung Oldenburg 2017 Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen Band 48 CW Niemeyer Buchverlage GmbH Hameln 2018 ISBN 978 3 8271 8048 3 S 42 53 hier S 47 50 Consejo de Monumentos Nacionales de Chile Replica de la casa construida en el siglo XVII en Hildesheim Baviera spanisch abgerufen am 4 April 2019 52 152777777778 9 9513888888889 Koordinaten 52 9 10 N 9 57 5 O Normdaten Geografikum GND 4252094 0 lobid OGND AKS VIAF 123846861 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Knochenhaueramtshaus Hildesheim amp oldid 238096331