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Der Rosenthaler Wohnturm war ein Wohnturm nahe dem Anger des heutigen Berliner Ortsteils Rosenthal der aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts stammte Die 1998 1 ostlich der Rosenthaler Dorfkirche entdeckten Reste des Feldsteinfundamentes wurden 2012 zum Bodendenkmal erklart Reste des Feldsteinfundaments des Wohnturms Rosenthal im Oktober 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Grundstucks 2 Ausgrabungen 1998 3 Ausweisung als Bodendenkmal 4 Vergleichbare Anlagen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte des Grundstucks Bearbeiten nbsp Spekulative Rekonstruktion des Rosenthaler Wohnturms nbsp Schloss Rosenthal zwischen 1701 und 1710 Radierung von Jean Baptiste Broebes Aus der Grundungszeit des mittelalterlichen Angerdorfes Rosenthal ist wenig bekannt 1356 wurde der Ort als Rosendalle erstmals erwahnt Im Landbuch Karls IV von 1375 wurden die genauen Besitzverhaltnisse aufgefuhrt Die wichtigsten Rechte in Rosenthal besass die Familie von Krummensee so einen Teil der Pacht die Bede den Wagendienst sowie die hohe Gerichtsbarkeit Diese Rechte wurden der Familie im Jahre 1416 und im Landschossregister von 1451 noch einmal bestatigt Der bis 1998 vergessene Niederadelssitz in Rosenthal wird daher der lange hier ansassigen Familie von Krummensee zugeschrieben 1547 ging die Burg an Michel Happe von Hapberg uber Er schuf durch Auskauf die Grundlagen fur ein Rittergut 1567 erwarb Kurfurst Joachim II Dorf und Rittergut fur seine Geliebte Anna Sydow 1574 wurde die Burg eingezogen und der Familie von der Groben ubergeben Danach hatte sie verschiedene Eigentumer Ab 1694 war die Burg wieder landesherrlich das heisst im Eigentum der Hohenzollern und dem Domanenamt Niederschonhausen zugeordnet Konig Friedrich I liess auf dem Gelande des Gutshofs ein kleines Lustschloss und einen Park anlegen Von dieser Anlage sind ein Grundriss auf einer Karte von 1707 sowie eine Zeichnung von Jean Baptiste Broebes aus der Zeit zwischen 1701 und 1710 erhalten die 1737 veroffentlicht wurde Beide Darstellungen weichen stark voneinander ab Archaologische Ausgraben legten die Vermutung nahe dass die Karte von 1707 nur ein Entwurf war 2 Eine Beschreibung des Schlosses von 1754 bezeichnet es schon als vollig zerfallen 3 Auf einer Karte von 1780 sind Schloss und Garten verschwunden Das Gelande wurde danach als Gutshof genutzt mit wechselnder Bebauung Nach 1990 wurde bis auf drei denkmalgeschutzte Gebaude aus dem 19 Jahrhundert alles abgerissen Ausgrabungen 1998 Bearbeiten1998 gab die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag als Grundstuckseigentumer archaologische Untersuchungen in Auftrag da sie fur das gesamte Grundstuck einen Bauantrag fur einen Wohnpark gestellt hatte Bei den Ausgrabungen vom 14 April bis zum 28 August 1998 wurden zahlreiche Fundamentreste des Schlosses dokumentiert Von dem 20 000 Quadratmeter grossen Gelande waren zwei Drittel archaologisch nicht relevant da das Gebiet bis zur Anlage des Nordgrabens eine feuchte Niederung war die als nicht bebaubar galt Die Ausgrabung beschrankte sich auf den unmittelbaren Hofbereich vor der ehemaligen Landarbeiterkaserne sowie auf den Bereich vom Gutshaus bis zur Nordgrenze des Grundstucks Mit den Resten eines Kellers fanden sich auch mittelalterliche Siedlungsspuren Eine quadratische Balkenkonstruktion war mit Spaltbohlen verschalt und zum Teil mit Holzdielen ausgelegt Die noch vorhandenen Holzteile waren verkohlt und dadurch gut erhalten Eine dendrochronologische Untersuchung ergab das Falldatum 1230 Damit gehorte der Keller wohl zu einem der ersten Hauser die deutsche Einwanderer in dem damals slawisch besiedelten Gebiet errichteten Nur wenige Meter entfernt wurde das 5 5 Meter grosse Feldsteinfundament eines Wohnturmes entdeckt Die Wandstarke variierte zwischen 80 und 100 cm Die bis zu 70 cm starken Feldsteine auf der Innenseite waren behauen und geglattet Als Bindemittel hatte man ausschliesslich Lehm verwendet Der sudliche Teil des Fundaments war durch einen im Zweiten Weltkrieg angelegten Splittergraben Schutzengraben in Zickzackform zerstort worden Etwa zwei Meter neben dem Fundament des Wohnturms befand sich ein weiteres Feldsteinfundament das ursprunglich mit dem Keller verbunden war Das fehlende Stuck war beim Verlegen eines Abwasserrohres entfernt worden Von diesem Anbau wahrscheinlich dem Rest des Treppenturmes fuhrt ein Eingang zum Keller Aus der Verfullung wurden zahlreiche Gebrauchs und Ofenkeramikreste Eisengegenstande Tierknochen sowie weitere ehemals zu dem Fundament gehorende Feldsteine geborgen Dieser Befund verweist auf einen Wohnturm der einem Adligen als Wohnsitz diente Die in der Baugrube und den untersten Schichten gefundene Keramik datierte den Turm in die zweite Halfte des 13 Jahrhunderts Da das Gelande des Gutshofs mehrmals erheblich umgestaltet wurde fanden sich kaum Spuren einer den Turm umgebenden Befestigung Es wurden nur etwa zehn Meter Flechtwerkzaun sowie Reste einer Feldsteinmauer nachgewiesen Mit einiger Sicherheit konnte das Ende des Turmes festgelegt werden Die in den obersten Schichten gefundene Keramik stammte aus dem ausgehenden 17 Jahrhundert woraus geschlossen wurde dass der Abbruch des Gebaudes und die Uberpflasterung der noch sichtbaren Reste im Zusammenhang mit dem Bau des Schlosses um 1690 stand Ob der Turm in seiner fast vierhundertjahrigen Existenz ausschliesslich als Wohnung genutzt wurde liess sich nicht feststellen Er wurde in jedem Fall mehrmals umgebaut oder repariert So wurde zum Beispiel der Kellereingang wahrscheinlich im 14 oder 15 Jahrhundert zugemauert und es fand sich Keramik aus dem 16 Jahrhundert im Mauerwerk die man hier bei Reparaturen verwendet hatte 2 Ausweisung als Bodendenkmal Bearbeiten nbsp Zugang zum Bodendenkmal zwischen den Hausern Hauptstrasse 145 C und 145 DDas Bauprojekt der Gewobag dessentwegen die archaologischen Untersuchungen beauftragt worden waren wurde letztendlich nicht umgesetzt Die Gewobag verkaufte das Grundstuck an den Bau und Immobilienkonzern NCC Dieser plante Reihen und Doppelhauser NCC hatte aber auch Interesse daran die mittelalterliche Geschichte Rosenthals darzustellen Deshalb wurde das Feldsteinfundament freigelegt restauriert und allgemein zuganglich gestaltet NCC liess zusatzlich eine Informationstafel aufstellen 4 Am 28 November 2012 um 10 Uhr wurde das Bodendenkmal durch den Bezirksstadtrat fur Stadtentwicklung Jens Holger Kirchner gemeinsam mit Vertretern des Bau und Immobilienunternehmens NCC Deutschland GmbH der Unteren Denkmalschutzbehorde und des Burgervereins Dorf Rosenthal e V eingeweiht 5 Der Zugang zum Bodendenkmal befindet sich zwischen den Grundstucken Hauptstrasse 145 D und 145 C Vergleichbare Anlagen BearbeitenWohnturme waren im Gegensatz zu Wehrturmen weniger zur Verteidigung gedacht Diese fruhe Form des Hochhauses zeigte vielmehr die gehobene gesellschaftliche Stellung des Besitzers gegenuber den anderen Dorfbewohnern In Rosenthal war auf einem funf mal funf Meter grossen Fundament im Umfeld weiterer Gebaude ein zweistockiger Fachwerkbau errichtet worden Der Rosenthaler Wohnturm ist der einzige Fund dieser Art in der Region der noch erhalten ist In den 1960er und 1970er Jahren wurden ein weiterer Turm in Berlin Mariendorf und ein 100 Jahre jungerer Turmbau in Berlin Tempelhof nachgewiesen Deren Reste sind im Zuge von Bauarbeiten beseitigt worden Im Brandenburger Umland hat sich bei Ausgrabungen in ehemaligen mittelalterlichen Dorfern bisher kein solcher Fund ergeben Literatur BearbeitenUwe Michas Nach vierhundert Jahren eingeebnet Ehemaliger Adelssitz im Wohnturm von Berlin Rosenthal In Jahrbuch der Archaologischen Gesellschaft Berlin Brandenburg 1998 Stuttgart 1999 S 104 105 Uwe Michas Mittelalterliche und barocke Befunde auf dem ehemaligen Gutshof Berlin Rosenthal In Jorg Haspel Wilfried Menghin Hrsg Miscellanea Archaeologica Festgabe fur Adriaan von Muller zum 70 Geburtstag Beitrage zur Denkmalpflege in Berlin Sonderband Berlin 2000 S 102 112 Uwe Michas Drei Feldsteinkeller in Berlin In Jorg Haspel Wilfried Menghin Hrsg Miscellanea Archaeologica Festgabe fur Heinz Seyer zum 65 Geburtstag Beitrage zur Denkmalpflege in Berlin Sonderband Berlin 2005 S 102 112 Uwe Michas Friedrich I und Schloss Rosenthal In Die Mark Brandenburg Nr 39 Die Mark Brandenburg Verlag fur Regional und Zeitgeschichte 2000 ISSN 0939 3676 S 8 12 Ines Elsner Friedrich III I von Brandenburg Preussen 1688 1713 und die Berliner Residenzlandschaft Studien zu einem fruhneuzeitlichen Hof auf Reisen Ein Residenzhandbuch Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 8305 3142 5 S 375 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rosenthaler Wohnturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Rosenthaler Wohnturm Obj Dok Nr 09030329 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren InformationenEinzelnachweise Bearbeiten Archaologische Sensation in Rosenthal In Berliner Zeitung 25 September 1998 a b Uwe Michas Ausgrabungen in Rosenthal In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 4 1999 ISSN 0944 5560 S 51 56 luise berlin de Werner Heegewaldt Mathis Leibetseder Gestaltete Landschaft Archivalische Quellen zu Schlossern Herrenhausern und Garten im Land Brandenburg Hrsg Brandenburgisches Landeshauptarchiv be bra wissenschaft verlag Berlin 2004 ISBN 978 3 937233 13 0 S Nr 4105 Bernd Wahner Mit einem Wohnturm machte der Adel auf sich aufmerksam In berliner woche de 6 Dezember 2010 abgerufen am 7 Oktober 2017 Michael Springer Aktuelle Zeitung fur den Bezirk Pankow In pankower allgemeine zeitung de 25 November 2012 abgerufen am 8 Oktober 2017 52 599263 13 37874 Koordinaten 52 35 57 35 N 13 22 43 46 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosenthaler Wohnturm amp oldid 224791224