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Robert Morton um 1430 nach dem 13 Marz 1479 war ein aus England stammender franko flamischer Komponist und Sanger der Renaissance im Dienst burgundischer Herzoge 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenUber das Leben von Robert Morton gibt es nur wenige dokumentarische Hinweise weder sind Geburtsort und datum bekannt noch konnte bisher sein Sterbeort und das Datum seines Todes ermittelt werden Die musikhistorische Forschung nimmt an dass er entweder in England oder als Sohn englischer Eltern im Burgund geboren wurde Er wurde Ende des Jahres 1457 in einem Eintrag der burgundischen Buchhaltung erstmals erwahnt wo er als clerc der Kapelle Philipps des Guten 1419 1467 bezeichnet wird und wo ihm Zahlungen fur seine Dienstkleidung bewilligt wurden Hier erscheint er auch als chapellain angloix welches den einzigen Hinweis auf seine englische Abstammung darstellt ausserdem lasst die Quelle darauf schliessen dass Morton vor seiner burgundischen Anstellung in Brussel tatig war Das Verzeichnis der Mitglieder der Kapelle hat in dieser Zeit eine Lucke in den Aufzeichnungen wodurch Robert Morton erst in dem Verzeichnis vom Oktober 1460 vermerkt ist und hier Messire genannt wird Dieser Titel weist darauf hin dass er bereits Priester war Vom 1 Juni 1464 bis 12 Marz 1465 und fur drei Monate zwischen dem 1 Oktober 1465 und 30 September 1466 hat sein Dienstherr ihn an den Haushalt des Grafen Karl von Charolais entliehen den spateren Herzog Karl den Kuhnen von Burgund 1467 1477 Es liegt nahe dass Morton diesen auch auf seinen Kriegszugen begleitet hat Nach dem Tod Philipps 1467 wurde er in die Kapelle Karls des Kuhnen ubernommen Spater vom 20 Juli bis 13 August 1470 erhielt er eine Abwesenheitserlaubnis Morton behielt den Rang eines clercs bis 1471 72 eine fur die burgundische Kapelle ungewohnliche Dauer denn normalerweise wurden clercs innerhalb weniger Jahre zum chapelain befordert Diesen Rang erhielt Morton dann zwischen dem 20 Juni 1471 und dem 20 Juli 1472 Im Jahr 1475 erscheint er nur noch unregelmassig in den Rechnungen er bekam nur noch ein Viertel des vollen Jahreslohns Am 1 Februar 1476 ubernahm Pierre Basin Mortons Stelle als chapelain offensichtlich in Erfullung einer seit 1475 bestehenden Anwartschaft Noch im Jahr 1477 versuchte die burgundische Verwaltung die Karriere von Robert Morton zu fordern Inhaltlich ist das betreffende Dokument nicht von grosser Bedeutung aber es belegt dass Morton 1477 noch lebte Das letzte Zeugnis uber ihn ist ein Schreiben das seinen Verzicht auf eine Pfrunde in Goutswaard Koorndijk am 31 Marz 1479 bestatigt Der Musikforscher David Follows vermutet in einer Veroffentlichung aus dem Jahr 2001 politische Grunde fur das lange Verweilen von Robert Morton in dem relativ niedrigen Status eines clerc und fur das Fehlen jeglicher Belege uber ihn in Burgund ab 1479 Ein gewisser Robert Morton wurde im Jahr 1478 Kanoniker in Salisbury und an der Londoner St Paul s Cathedral ein Jahr spater Master of the Rolls 1486 dann Bischof von Worcester und starb im Jahr 1497 Sollte es sich um dieselbe Person handeln sprache dies fur eine Ruckkehr Mortons nach England und eine dortige geistliche Karriere Fallows hat auch darauf hingewiesen dass es zu der Person des genannten Bischofs zwischen 1457 und 1476 in England keinerlei Belege gibt daruber hinaus war Mortons Onkel John Morton Anfang 1475 Gesandter am burgundischen Hof John wurde spater zum Bischof von Ely ernannt und verzichtete daraufhin auf das Kanonikat in Salisbury welches dann Robert zufiel Als John Morton im Jahr 1486 nach Canterbury versetzt wurde zog dies die Versetzung John Alcocks nach Ely nach sich und die Erhebung von Robert Morton zum Bischof von Worcester Gegen solche Uberlegungen spricht allerdings die Tatsache dass es aus Mortons spateren englischen Jahren keine Hinweise auf musikalische Aktivitaten gibt Letztlich bleibt Mortons Wechsel nach England vorerst eine relativ plausible aber unbewiesene Vermutung Weitere biografische Informationen sind nur dem Werk Mortons und anderer zeitgenossischer Komponisten zu entnehmen Die Annahme von Fallows dass das Rondeau Le souvenir de vous me tue auf ein Motto von Claude Bouton 1473 1553 und sein Stuck Souvenir tue anspielt und damit auf eine Beziehung zu Boutons Familie hinweist ist unwahrscheinlich weil Mortons Rondeau mit Sicherheit vor Boutons Geburt entstanden ist Das Rondeau Il sera pour vous L homme arme enthalt eine Anspielung auf Simon le Breton 1473 der nach Verlassen der burgundischen Hofkapelle im Mai 1464 nach Cambrai ging In dieser Stadt haben Morton und Hayne van Ghizeghem mit ihrem Gesang und Spiel das Publikum in Erstaunen versetzt wovon das anonyme Rondeau La plus grant chiere berichtet ein Ereignis das 1468 oder 1472 stattgefunden haben konnte Unter dem Text Mon bien ma joyeux ist eine Musik uberliefert deren wohl richtiger Text das Gedicht Mon bien m amour ma joye et mon desir darstellt welches auch das Akrostichon Marie M o relet enthalt Bedeutung BearbeitenZu seinen Lebzeiten genoss Robert Morton einen bemerkenswerten Ruf als Komponist Die meisten seiner Kompositionen sind anonym uberliefert Diejenigen Stucke die ihm mit Sicherheit zuzuweisen sind zeigen ein dichtes und konturiertes stilistisches Profil jedoch ohne die melodischen Merkmale wie sie fur die englische Musik der mittleren Jahrzehnte des 15 Jahrhunderts typisch sind Die Oberstimmen Partien besitzen einen ungewohnlich grossen Tonumfang und zeichnen sich durch Ausdrucksstarke und besondere handwerkliche Sicherheit aus Die Contratenor Stimmen vermeiden die Fullfunktion wie sie fur seine burgundischen Kollegen Hayne van Ghizeghem und andere charakteristisch ist stattdessen sind grossere Intervallsprunge haufiger mit denen oft die Tonalitat gefestigt wird Einige von Mortons Werken waren recht verbreitet So ist N arais je jamais in 16 Quellen uberliefert und Le souvenir erscheint in 15 Quellen darunter drei Intabulierungen Der Komponist wird von seinen Zeitgenossen John Hothby Dialogus in arte musica und Johannes Tinctoris Complexus effectuum musices sehr geruhmt Seine Komposition N arai je jamais hat als Vorlage fur eine Motette und drei Messen von Johannes Ghiselin Jacob Obrecht und Josquin des Prez gedient Die Chansons von Robert Morton stellen den Hohepunkt des burgundischen Hofstils zwischen Gilles Binchois und Antoine Busnois dar Werke BearbeitenAuthentische Werke Mortons Autorschaft gesichert alle Stucke sind Rondeaux zu drei Stimmen Cousine trop vous abuses uberliefert in zwei leicht differierenden Versionen Le souvenir de vous me tue Mon bien ma joyeux Anfang fehlerhaft uberliefert anstelle des Gedicht Textes Mon bien m amour ma joye et mon plaisir mit dem Akrostichon Marie M o relet N aray je jamais mieulx que j ay in zwei Versionen eine mit zweitem Contratenor Paracheve ton enterprise La perontina Plus j ay le monde regarde Madonna bella Que pourroit plus faire une dame Numine Iesu Nicht authentische Werke Mortons Autorschaft zweifelhaft C est temps perdu Firminus Caron zugeschrieben Ellend du hast umbfangen mich Lent et scolorito Vive ma dame par amours Motectus Pues servicio vos desplaze Enrique Text von Pere Torroella Vien avante morte dolente Autorschaft von Pierre Basin vermutet Il sera pour vous conbatu L homme arme kombiniertes Rondeau uberliefert in zwei Versionen Zuschreibung an Morton erst in neuerer ZeitLiteratur Auswahl BearbeitenJ Marix Histoire de la musique et des musiciens de la cour de Bourgogne sous le regne de Philippe de Bon 1420 1467 Strassburg 1939 Gustave Reese Music in the Renaissance W W Norton amp Co New York 1954 ISBN 0 393 09530 4 Heinrich Besseler Deutsche Lieder von Robert Morton und Josquin In Beitrage zur Musikwissenschaft Nr 13 1971 David Fallows R Morton s Songs a Study of Styles in the Mid Fifteenth Century Dissertation an der University of California Berkeley 1978 David Fallows Robert Morton In The New Grove Dictionary of Music and Musicians edited by Stanley Sadie Macmillan Publishers Ltd London 1980 ISBN 1 56159 174 2 Richard Taruskin A Busnois and the L Homme arme Tradition In Journal of the American Musicological Society Nr 39 1986 Seite 255 293 Alejandro Enrique Planchart Two Fifteenth Century Songs and Their Texts in a Close Reading In Basler Jahrbuch fur Historische Musikpraxis Nr 14 1990 Seite 13 36 D Fiala Le Mecenat musical des ducs de Bourgogne et des princes de la maison de Habsbourg 1467 1506 Dissertation an der Universitat Tours 2002 Alejandro Enrique Planchart The Origins and Early History of L Homme arme In Journal of Musicology Nr 20 2003 Seite 305 357Weblinks BearbeitenNoten und Audiodateien von Robert Morton Komponist im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Robert Morton Komponist in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Robert Morton in dem niederlandischen Online Lexikon ENCYCLO NLQuellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 12 Barenreiter Verlag Kassel und Basel 2004 ISBN 3 7618 1122 5 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18055 3 Normdaten Person GND 134228332 lobid OGND AKS LCCN n82105353 VIAF 3686042 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Morton RobertALTERNATIVNAMEN Mortom Mourton MoritonKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Sanger im Dienst burgundischer HerzogeGEBURTSDATUM um 1430STERBEDATUM nach 1479 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Morton Komponist amp oldid 224214575