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Robert Liefmann geboren 4 Februar 1874 in Hamburg 1 gestorben 20 Marz 1941 in Morlaas war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Professor fur Nationalokonomie an der Universitat Freiburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRobert Liefmann wurde als Sohn des wohlhabenden judischen Kaufmanns Semmy Liefmann und seiner Frau Auguste Juliane geboren Er studierte in Freiburg Berlin Munchen und Brussel Nationalokonomie und Rechtswissenschaften Auf Anregung von Max Weber promovierte er uber Unternehmerverbande und Kartellwesen und habilitierte sich nach einem Studienaufenthalt in England 1900 bei Magnus Biermer in Giessen 1904 wurde er ausserordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau und wurde dort zum ordentlichen Professor fur Nationalokonomie ernannt 1907 unternahm er eine ausgedehnte Studienreise durch die USA Arbeitsschwerpunkte Liefmanns waren die Erforschung wirtschaftlicher Organisationsformen sowie die Zusammenhange zwischen Wirtschaft und Psychologie Seine institutionenokonomische Interessen betrafen ausser den Unternehmensformen im engeren Sinne vor allem die Kartelle und Trusts Bereits vor dem Ersten Weltkrieg galt Liefmann nicht nur in Deutschland sondern auch im Ausland als Koryphae auf dem Gebiet des Kartellwesens 1913 erregte er offentliche Aufmerksamkeit durch seine Kontroverse mit Wilhelm Merton uber die Rolle der Metallgesellschaft und deren Tochtergesellschaft der Metallbank im internationalen Metallhandel 2 Im Ersten Weltkrieg war Liefmann einige Monate als Ballonfuhrer in den Vogesen eingesetzt bevor er fur den Hochschuldienst suspendiert wurde Anfang der 1920er Jahre erkrankte er an Myasthenie wodurch er zeitweise auf den Rollstuhl angewiesen war 1933 wurde ihm der Lehrstuhl an der Universitat und seiner Schwester Else die Kassenzulassung und ihr Lehrauftrag an der Madchenschule im Zuge der ersten nationalsozialistischen Massnahmen entzogen Ferner wurde er auch von der Universitat ausgeschlossen Obwohl die Eltern dem evangelischen Glauben beigetreten waren und Robert wie auch seine Schwestern evangelisch getauft waren galten sie als Volljuden Die Familie wollte ihre Heimat trotz der Umstande nicht verlassen und Robert Liefmann setzte in seinem Testament sogar einen hohen Betrag als Stiftung fur die Universitat Freiburg aus mit der die Weiterentwicklung seiner wirtschaftstheoretischen Lehre gefordert werden sollte Am 22 Oktober 1940 wurde er mit seinen Schwestern Else und Martha mit allen badischen und pfalzischen Juden in das sudfranzosische Lager Camp de Gurs am Fusse der Pyrenaen deportiert Dort lebten sie getrennt voneinander unter primitivsten Bedingungen Durch die Hilfe und Vermittlung des Sekretars des Okumenischen Rates der Kirchen in Genf Adolf Freudenberg der mit Elsa Liefmann einer Cousine der Geschwister verheiratet war wurde ihnen im Februar 1941 ein Erholungsurlaub zugestanden Robert Liefmann war jedoch bereits dem Tod geweiht und starb wenige Tage spater im 50 km entfernt gelegenen Morlaas Tragisch ist auch dass er wenig spater durch die Universitat von New York die Ausreise hatte antreten konnen So konnten nur noch die Schwestern ausreisen oder zu Verwandten in der Schweiz fliehen In Deutschland wurde unterdessen das Vermogen der Familie beschlagnahmt der Besitz verkauft und das Haus in der Goethestrasse 33 vom Deutschen Reich enteignet Das Gebaude wurde bis Kriegsende von der Gestapo genutzt Dann wurde es von der Franzosischen Besatzungsmacht beschlagnahmt diente deren Militarpolizei als Stutzpunkt und fiel dann an das Land Baden Wurttemberg das dort von 1949 bis 2000 ein Polizeirevier einrichtete Heute wird das Liefmann Haus als Gastehaus von der Universitat Freiburg genutzt In Erinnerung an die von den Nationalsozialisten Gedemutigten rekonstruierte Marlis Meckel 2006 deren Lebenswege und liess als Erinnerung Stolpersteine aufstellen Der erste Stolperstein galt Robert Liefmann vor seinem ehemaligen Zuhause der Goethestrasse 33 Die Inschrift lautet nbsp Stolperstein fur Robert LiefmannHier wohnte Prof Dr Robert Liefmann Jahrgang 1874 Deportiert 1940 Gurs Tot am 20 03 1941 in MorlaasSchriften BearbeitenDie Unternehmerverbande Konventionen Kartelle Ihr Wesen und ihre Bedeutung Freiburg 1897 Ertrag und Einkommen auf der Grundlage einer rein subjektiven Wertlehre Ein wirtschaftstheoret Versuch Fischer Jena 1907 urn nbn de bvb 355 ubr21042 3 Die Unternehmungsformen Moritz Stuttgart 1912 urn nbn de bvb 355 ubr21420 2 Beteiligungs und Finanzierungsgesellschaften Eine Studie uber den modernen Kapitalismus und das Effektenwesen 2 Auflage Jena 1913 Die internationale Organisation des Frankfurter Metallhandels In Weltwirtschaftliches Archiv 1 1913 S 108 122 Geld und Gold Stuttgart Berlin 1916 urn nbn de s2w 11859 Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen Eine Untersuchung zu den Problemen der Ubergangswirtschaft Stuttgart Berlin 1918 urn nbn de s2w 11845 Kartelle und Trusts In Wirtschaftskunde Band 1 Heft 5 Leipzig 1924 Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsbeschreibung Tubingen 1927 Digitalisat urn nbn de bvb 355 ubr21421 7 Kartelle Konzerne und Trusts Stuttgart 1927 Cartels Concerns and Trusts Ontario 2001 London 1932 Literatur BearbeitenWalter Braeuer Liefmann Robert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 525 f Digitalisat Dorothee Freudenberg Hubner Erhard Roy Wiehn Hrsg Abgeschoben Judische Schicksale aus Freiburg 1940 1942 Briefe der Geschwister Liefmann aus Gurs und Morlaas an Adolf Freudenberg in Genf Hartung Gorre Konstanz 1993 ISBN 3 89191 665 5 Schriften zur Schoah und Judaica Klaus Rainer Brintzinger Liefmann Robert In Harald Hagemann Claus Dieter Krohn Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Band 2 Leichter Zweig Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11284 X S 381 384 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Robert Liefmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rudolf Stolzmann Liefmanns rein psychisches System der Volkswirtschaft Aufsatz Stolpersteine in Freiburg Einzelnachweise Bearbeiten Die kleine Enzyklopadie Encyclios Verlag Zurich 1950 Band 2 S 52 Liefmann Merton Kontroverse S 227 ff Normdaten Person GND 118779931 lobid OGND AKS LCCN n90648689 VIAF 69725470 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Liefmann RobertKURZBESCHREIBUNG deutscher Okonom Professor fur Nationalokonomie und NS OpferGEBURTSDATUM 4 Februar 1874GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 20 Marz 1941STERBEORT Morlaas Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Liefmann amp oldid 236286504