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Roberto Francesco Romolo Bellarmino 4 Oktober 1542 in Montepulciano 17 September 1621 in Rom war ein florentinischer Jesuit Theologe und Kardinal Er war ein Hauptverfechter des romischen Katholizismus und der papstlichen Suprematie Vorherrschaft im 16 Jahrhundert Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt und tragt den Titel eines Kirchenlehrers 1 Portrat Bellarmins anonym Kardinalswappen Bellarmins Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke in Auswahl 2 1 Deutsche Ubersetzungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRoberto Bellarmino wurde in das verarmte Patrizierhaus der Bellarmini zu Montepulciano hineingeboren Seine Mutter war Cynthia Cervini eine Schwester von Papst Marcellus II Fruhzeitig versuchte sie ihren Sohn im neu gegrundeten Jesuitenorden dessen Sympathisantin sie war unterzubringen Nach einer Ausbildung im Kolleg der Jesuiten in Montepulciano trat er mit 18 Jahren dem Jesuitenorden bei Nach seinem philosophischen Studium in Rom studierte er zuerst in Florenz u a Astronomie dann in Monreale und spater in Padua Theologie Seine theologische Ausbildung beendete er in Lowen wo er 1570 zum Priester geweiht wurde und gegen Michael Bajus auftrat Durch seine starke Ausstrahlung erwarb er sich in ganz Europa einen hervorragenden Ruf als Theologe was 1576 dazu fuhrte dass Papst Gregor XIII ihn an die papstliche Universitat nach Rom berief Dort ubernahm er den Lehrstuhl fur Apologetik am Collegium Romanum und richtete den Studiengang Kontroverstheologie ein In Rom wurde er ausserdem zum Lehrer im geistlichen Leben bestellt und diente als Geistlicher Vater fur die Alumnen des Collegiums u a Aloisius von Gonzaga Relativierende Ausfuhrungen von ihm zur Macht des Papstes uber weltliche Guter wurden 1590 indiziert als er gerade auf einer diplomatischen Mission im Auftrag des Papstes Sixtus V in Frankreich war Hintergrund war aber wohl eher ein grundsatzlicher Konflikt zwischen dem Jesuitenorden und dem Papst der dem Franziskanerorden entstammte Bellarmin wurde zu seinem Schutz nach Neapel versetzt und zum Leiter der dortigen Ordensprovinz bestimmt Als Clemens VIII 1592 Papst wurde wurde Bellarmin rehabilitiert und konnte nach Rom zuruckkehren Nach der Veroffentlichung des dritten Bandes seiner Disputationes de controversiis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos 1593 wurde er 1594 erneut nach Neapel versetzt und leitete diese Ordensprovinz bis 1597 Dann kehrte er nach Rom zuruck und verfasste seinen Katechismus Christianae doctrinae explicatio 1599 wurde er von Clemens VIII gegen seinen Willen in das Kardinalskollegium aufgenommen und daraufhin zum Bischof geweiht Er erhielt als Titelkirche Santa Maria in Via In der Zwischenzeit hatte er die Rolle des Grossinquisitors im Haresieprozess gegen Giordano Bruno ubernommen Dieser wurde dabei zum Tod durch Verbrennen verurteilt Im Streit der Jesuiten und Dominikaner wegen der pelagianisierenden Schriften des spanischen Jesuiten Luis de Molina verfocht er dem Interesse seines Ordens gemass den Molinismus fiel dadurch erneut in Ungnade und wurde 1602 als Erzbischof nach Capua entsandt Dort leitete er bis 1605 die Erzdiozese als er von Leo XI als theologischer Berater nach Rom zuruckberufen wurde Leo starb noch im Jahr 1605 aus dem Konklave ware beinahe Bellarmin statt Paul V als Papst hervorgegangen In Rom hatte Bellarmin Galileo Galilei kennengelernt den er als Naturwissenschaftler aber auch als glaubigen Christen wohl zu schatzen wusste Als 1615 der Karmeliter Paolo Antonio Foscarini ein Buch veroffentlichte das beweisen sollte dass die in De revolutionibus orbium coelestium formulierte kopernikanische Astronomie nicht der Heiligen Schrift widersprach eroffnete die Romische Kongregation fur den Index verbotener Bucher ein Untersuchungsverfahren Am Ende dieses Verfahrens stand 1616 das Verbot von Foscarinis Werk die Suspendierung von Nicolaus Copernicus De revolutionibus und die klare Aussage die kopernikanische Astronomie sei falsch und der Heiligen Schrift zuwiderlaufend Bellarmin hatte als Berater des Papstes bei der Vorbereitung dieses Verfahrens eine Fuhrungsrolle und war auch derjenige der Galilei die Haltung des Vatikans deutlich machte 1620 wechselte er die Titelkirche und wurde Kardinalpriester von Santa Prassede Bis zu seinem Tod am 17 September 1621 blieb er in Rom wo er in der Kirche Sant Ignazio neben der Grabstatte des heiligen Aloisius von Gonzaga beigesetzt wurde Sein Hauptwerk Disputationes de controversiis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos Rom 1581 war lange Zeit die vornehmste Verteidigungsschrift des romischen Katholizismus Viele protestantische Schriftsteller setzten sich deshalb zur Rechtfertigung ihrer eigenen Lehre mit dieser Schrift auseinander Nicht nur in der Theologie riefen die Disputationes Widerspruch hervor auch der Philosoph Thomas Hobbes bemuht sich in den Kapiteln 42 44 seines Hauptwerks Leviathan beinah ausschliesslich um die Widerlegung Bellarmins den er haufiger als jeden anderen Autor in diesem Werk zitiert Weit verbreitet und in alle neueren Sprachen ubersetzt ist sein Katechismus Christianae doctrinae explicatio der bis heute in 400 Auflagen und 60 Sprachen erschienen ist Bellarmino hat eine Selbstbiographie verfasst Ferrara 1761 Gesamtausgaben seiner Werke erschienen in Venedig 1721 5 Bde in Koln 1619 7 Bde in Paris 1874 12 Bde Sein Leben beschrieb auf Italienisch der Jesuit Fuligatti Rom 1624 Am 13 Mai 1923 wurde er von Papst Pius XI selig und am 29 Juni 1930 heiliggesprochen 1931 wurde er zum Kirchenlehrer erhoben Mehrere Kirchen tragen seinen Namen Sein kirchlicher Gedenktag ist der 17 September Werke in Auswahl Bearbeiten nbsp Dottrina cristiana breve 1752Judicium de libro quem Lutherani vocant Concordiae 1585 Disputationes de controversiis Christianae fidei adversus hujus temporis haereticos Ingolstadt 1586 1593 De translatione imperii Romani a Graecis ad Francos adversus Matthiam Flaccium Illyricum 1589 Christianae doctrinae explicatio 1603 Tractatus de potestate summi Pontificis in rebus temporalibus 1610 Institutiones linguae Hebraicae Genf 1616 Explanatio in Psalmos Dusseldorf 1761 1765 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Bande 4 5 und 6 De gemitu columbae sive de bono lacrymarum dt Ausgabe Die seufzende Taube Wien 1846Deutsche Ubersetzungen Bearbeiten Katechismen Glaubensbekenntnis Vater Unser Ubersetzt und herausgegeben von Andreas Wollbold Echter Verlag Wurzburg 2008 ISBN 978 3 429 03046 9 Streitschriften uber die Kampfpunkte des christlichen Glaubens Ubersetzt von Viktor Philipp Gumposch ersch in 12 Banden zw 1842 u 1853 in Augsburg Unter dem abgeanderten Titel Disputationen uber die Streitpunkte des christlichen Glaubens erscheint seit 2012 eine der heutigen Rechtschreibung angepasste neu gesetzte und durch umfangreiche Register erganzte Neuausgabe der Ubersetzung Gumposchs bei der Kulmbacher Verlagsbuchhandlung Sabat unter dem Programmtitel Bibliothek der Kirchenlehrer Band I 2012 ISBN 978 3 943506 02 0 Band II 2012 ISBN 978 3 943506 03 7 Band III 2014 ISBN 978 3 943506 04 4 Band IV 2017 ISBN 978 3 943506 05 1 Ausfuhrliche Erklarung des christlichen Glaubens Fur den heutigen Gebrauch ubersetzt und aufbereitet von Andreas Wollbold Echter Verlag Wurzburg 2013 ISBN 978 3 429 03578 5 Grundliche Beweise fur die Wahrheit der katholischen allein seligmachenden Religion Mit einem Lebensbild nach den Dokumenten der Erklarung zum Doktor Ecclesiae Ubersetzt von Johann Michael Sintzel 1804 1889 bearbeitet von Ferdinand Ehrenborg 1862 1941 bei der Kulmbacher Verlagsbuchhandlung Sabat als Nachdruck ersch im Programm Bibliothek der Kirchenlehrer Kulmbach 2013 2 Aufl 2015 ISBN 978 3 943506 17 4 Die Kunst gut zu sterben Bearbeitet von Friedrich Frank 1832 1904 bei der Kulmbacher Verlagsbuchhandlung Sabat als Nachdruck ersch im Programm Bibliothek der Kirchenlehrer Kulmbach 2013 2 Aufl 2016 ISBN 978 3 943506 18 1 Zwolf Homilien Verlagsbuchhandlung Sabat Bibliothek der Kirchenlehrer Kulmbach 2015 ISBN 978 3 943506 31 0 Die sieben Worte Christi am Kreuze Verlagsbuchhandlung Sabat Bibliothek der Kirchenlehrer Kulmbach 2015 ISBN 978 3 943506 19 8 Kleiner Katechismus oder kurzer Inbegriff der christlichen Lehre Mit funfzig Stichen alter Meister Verlagsbuchhandlung Sabat Bibliothek der Kirchenlehrer Kulmbach 2015 ISBN 978 3 943506 29 7 Literatur BearbeitenOpera Oratoria Postuma herausgegeben von Sebastian Tromp Rom 1942ff Franz Xaver Arnold Die Staatslehre des Kardinals Bellarmin Ein Beitrag zur Rechts und Staatsphilosophie des konfessionellen Zeitalters Munchen 1934 Ludwig Sedelaar Die Lehre von der Mittlerschaft Christi nach dem heiligen Bellarmin Wurzburg 1937 Manfred Biersack Initia Bellarminiana die Pradestinationslehre bei Robert Bellarmin bis zu seinen Lowener Vorlesungen 1570 1576 Wiesbaden 1989 Thomas Dietrich Die Theologie der Kirche bei Robert Bellarmin 1542 1621 Systematische Voraussetzungen des Kontroverstheologen Bonifatius Druck Buch Verlag Paderborn 1999 zugl Dissertation Universitat Freiburg Breisgau 1997 1998 Friedrich Wilhelm Bautz Robert Bellarmin In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 473 474 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Robert Bellarmin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Robert Bellarmin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Robert Bellarmin auf catholic hierarchy org abgerufen am 16 April 2023 Werke von und uber Robert Bellarmin in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Robert Bellarmin im VD 17 Tripota Trierer PortratdatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Das sind unserer Kirchenlehrer In katholisch de 2 Mai 2019 abgerufen am 8 April 2023 Normdaten Person GND 118508636 lobid OGND AKS LCCN n79105903 VIAF 121884477 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bellarmin RobertALTERNATIVNAMEN Bellarmino Roberto Francesco Romolo vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG italienischer Gelehrter Theologe und Jesuit HeiligerGEBURTSDATUM 4 Oktober 1542GEBURTSORT MontepulcianoSTERBEDATUM 17 September 1621STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Bellarmin amp oldid 239298352