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Richard Paling 23 Juli 1901 in Barmen 30 Januar 1955 in Wuppertal war ein deutscher Maler und Grafiker der unter den Nationalsozialisten als entarteter Kunstler galt Selbstportrat 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wupper und Wupperkreis 3 Studienreisen 4 Nationalsozialismus 5 Nachkriegszeit 6 Werk 7 Bedeutung 8 Ausstellungen 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRichard Paling wurde als erstes von drei Kindern der Eheleute Andreas Johannes Paling und seiner Frau Maria geb Hellmann in Barmen seit 1929 ein Stadtteil von Wuppertal geboren Paling entstammte einer Klavierbauerfamilie aus Holland von deren Pianofabrik in Rotterdam sein Grossvater zur Klavierfabrik Ibach in Barmen entsandt worden war Hervorzuheben aus dieser Familie sind der Maler Johannes Jacobus Paling 1844 1892 sowie William Henry Paling 1825 1895 der als hollandischer Einwanderer in Sydney als Musiker Unternehmer und Philanthrop zu einem der angesehensten australischen Burger des 19 Jahrhunderts wurde 1 Richard Paling besuchte die Schule in Barmen zuletzt das Gymnasium Bleiche Er interessierte sich fur Chemie erlitt bei einem Chemieexperiment einen Unfall und erblindete auf einem Auge Richard Paling meldete sich ohne Wissen seiner Eltern an der Kunstgewerbeschule in Barmen an und studierte dort von 1918 bis 1919 bei Gustav Wiethuchter und Ludwig Fahrenkrog Von 1920 bis 1923 besuchte er die Kunstakademie Dusseldorf und studierte u a bei Heinrich Nauen 1923 besuchte Richard Paling das Bauhaus in Weimar Es ist nicht bekannt ob er dort als Student eingeschrieben war Paling heiratete 1922 Else Vollenbroich die eine Gesangsausbildung absolviert hatte Sie hatten sich an der Kunstgewerbeschule in Barmen kennen gelernt 1924 wurde die Tochter Ursula 1928 die Tochter Veronika geboren Die Ehe wurde 1934 geschieden 1940 erfolgte die Eheschliessung mit Edith Thurmann Aus dieser Ehe gingen die Tochter Gabriele 1942 und die Sohne Michael 1946 und Andreas 1950 hervor Wupper und Wupperkreis BearbeitenRichard Paling war mit Walter Gerber Kurt Nantke und Ferdinand Rontgen ein Begrunder der Kunstlergruppe Kameradschaftliche Vereinigung junger Barmer Maler Die Wupper die sich nach dem gleichnamigen Schauspiel Else Lasker Schulers benannte und im Februar 1920 erstmals offentlich auftrat Wahrend seiner Zeit in Barmen gehorte der polnische Maler Jankel Adler ebenfalls zu dieser Kunstlergruppe 2 Sie war freundschaftlich mit Otto Pankok verbunden Eine besonders intensive und lebenslange Freundschaft bestand zwischen Richard Paling und Otto Pankok bei dessen Hochzeit mit Hulda Droste 1921 Richard Paling Trauzeuge war Der Kreis dieser Barmer Maler erweiterte sich 1928 u a mit Alfred Hoffmann Wilhelm Nagel Ewald Platte und Paul Wellershaus zum Wupperkreis Bei den Malern des Wupperkreises stand der Mensch und seine geistige Existenz im Mittelpunkt Auch wenn sich die Auseinandersetzung mit dem Expressionismus in den Bildern des Wupperkreises niederschlagt so war doch fur alle Maler des Wupperkreises charakteristisch dass sie jede bewusste eklektizistische Gefolgschaft vermieden und ihren eigenen Weg zu gehen suchten 3 Studienreisen Bearbeiten1925 unternahm er eine Italienreise nach Rom Florenz Capri und Sorrent mit Kurt Nantke und Ferdinand Rontgen 1929 ermoglichte ein Stipendium Richard Paling und seinen Malerfreunden Alfred Hoffmann Kurt Nantke und Ferdinand Rontgen eine Reise in die Bretagne Nationalsozialismus BearbeitenIn der NS Zeit galt Richard Paling als entarteter Kunstler 1937 wurden in der Nazi Aktion Entartete Kunst aus dem Stadtischen Kunst und Gewerbemuseum Dortmund der Kunstsammlung der Stadt Dusseldorf dem Museum Folkwang Essen der Stadtischen Kunstsammlung Gelsenkirchen dem Provinzial Museum Hannover dem Vestischen Museum Recklinghausen dem Markischen Museum Witten Ruhr der Stadtischen Bildergalerie Wuppertal Elberfeld und der Ruhmeshalle Wuppertal Barmen dreissig seiner Bilder beschlagnahmt Davon wurden einige zerstort einige gingen zur Verwertung auf dem Kunstmarkt an den Kunsthandler Bernhard A Bohmer Zwei Radierung aus der Kunstsammlung der Stadt Dusseldorf konnten nach 1945 sichergestellt werden und befanden sich Ende 2020 zur Restitution im Kulturhistorischen Museum Rostock 4 Paling hatte nun keine Moglichkeit mehr seine Bilder in offentlichen Ausstellungen zu zeigen Er war bemuht sich mit Zeichnungen und Karikaturen uber diese Zeit zu retten und lebte fur einige Monate in Berlin um mit Illustrationen bei Zeitungen und Verlagen etwas zu verdienen Es entstanden in dieser Zeit u a seine Illustrationen zur Fabel Reinecke Fuchs von Goethe 5 Richard Paling wurde 1943 als Soldat eingezogen musste aber nicht an die Front sondern wurde wegen seiner guten Franzosischkenntnisse als Aufseher in einem Lager fur franzosische Kriegsgefangene eingesetzt Am 29 30 Mai 1943 wurden bei einem Bombenangriff auf Wuppertal seine Wohnung und sein Atelier vollstandig zerstort Ein in Bochum eroffneter Kunstgewerbeladen fiel einige Monate spater ebenfalls den Bomben zum Opfer Nachkriegszeit BearbeitenRichard Paling lebte nun in Anrochte Dort betrieb er eine Topferei fur seine Keramiken die er jedoch nach der Wahrungsreform aus finanziellen Grunden 1948 wieder aufgeben musste Seine Versuche erneut in Barmen Fuss zu fassen scheiterten an fehlendem Wohnraum fur sich und seine Familie Anfang 1955 verstarb er im Alter von 53 Jahren an einem Herzleiden Werk BearbeitenRichard Paling malte uberwiegend Landschaften und Portrats aber auch Tierdarstellungen und Stillleben finden sich bei ihm Zunachst entstehen seine Landschaftsbilder in der freien Natur Spater malte er mehr im Atelier Waren seine fruhen Arbeiten eher gedampft mit an Erich Heckel anklingender Farbigkeit beginnt er um 1930 beeinflusst von den kraftigen Farben eines Emil Nolde Max Pechstein oder Karl Schmidt Rottluff mit Formen und Farben zu experimentieren Es entstehen Aquarelle von hoher koloristischer Qualitat Ausserdem radiert und zeichnet Richard Paling viel und erweist sich dabei als einfuhlsamer Augenzeuge des Alltags Seine Skizzenbucher enthalten Studien uber spielende Kinder Menschen bei der Arbeit Mussigganger und oft Walder Strande Berge wie auch urbane Szenen Seine Zeichnungen sind keine Darstellungen grosser Personlichkeiten sondern die des jedermann bei seiner Arbeit und kleinen Vergnugungen beobachtet liebevoll menschlich und mit Humor Die ersten erhaltenen Radierungen Richard Palings stammen aus 1922 Es sind Portrats seiner ersten Frau und seiner Freunde Frauenakte Stillleben und Landschaftsdarstellungen Wahrend er die Portrats und Akte mit zarten Linien modelliert sind seine Landschaften durch oft starke Licht und Schattenkontraste charakterisiert In seinem letzten Lebensjahrzehnt entsteht noch eine Vielzahl an Olgemalden und Aquarellen Die Erlebnisse des letzten Krieges und der Nachkriegszeit brachte wohl zum Teil einen Wandel seiner Themen mit sich Es entstehen unter anderem Bilder mit biblischen Themen eigenartiger Pragung bei denen er Mosaiksteinchen und Stoff verwandte Daruber hinaus befasst sich Richard Paling aber auch mit der humorigen Eleganz bemalter Keramiken die weniger zum Gebrauch gedacht waren als dazu den Betrachter zu erfreuen Im von der Heydt Museum in Wuppertal befinden sich 6 Gemalde und viele Grafiken von Richard Paling Einige Arbeiten besitzt das Otto Pankok Museum in Hunxe Drevenack Sieben seiner Radierungen befinden sich im Museum Kunstpalast in Dusseldorf Uber Auktionen und Galerien sind Arbeiten Richard Palings in Privatbesitz gelangt Ein betrachtlicher Teil an Olbildern Aquarellen Grafiken Zeichnungen sowie kunstvoll bemalte Keramiken befinden sich im Familienbesitz 6 Bedeutung BearbeitenRichard Paling steht exemplarisch fur eine Reihe von Kunstlern die aufgrund ihres Alters vor dem Ersten Weltkrieg einer breiteren Offentlichkeit nicht bekannt wurden und spater zu Beginn ihres kunstlerischen Lebens aus dem Schatten der schon zuvor Arrivierten nicht hervortreten konnten Rainer Zimmermann nannte sie Kunstler der verschollenen Generation 7 In seinem Band Begegnungen schreibt Otto Pankok uber den Freund Nur uber einen der Dargestellten will ich noch ein Wort sagen Es ist Richard Paling mit dem ich so viele Tage und Nachte zusammengehockt habe Er war ein Mensch von uberfliessender Fulle der viel dachte viel sprach und viel malte bei dem alles quellendes Leben war und den das Schicksal in ein elendes Nest von Muckern und Spiessern verschlagen hatte Ein Einsamer weil er das Leben heftiger liebte als die anderen es traumen konnten In diese Zeit der Beamten Soldaten Scheinheiligen und engstirnigen Kleingeister hatte er sich verirrt gerade er und um zu leben musste er Jagd auf die Pfennige machen fur den Bissen Brot und die Farben In den Buros musste er herumsitzen und warten und betteln bis ihm der schone feiste Speck vom Leibe fiel Er gehorte zu den Ungeschickten und Unpfiffigen denen die Lebenskraft nicht durch Kanonen sondern durch Nadelstiche vernichtet wurde und deren wirkliches Werk fur das sie geschaffen waren nicht das Licht des Tages erreichen konnte 8 Ausstellungen BearbeitenSeinen ersten offentlichen Auftritt hatte Richard Paling 1919 in der Ausstellung Das Junge Rheinland in Dusseldorf und war dort mit zwei Gemalden vertreten 9 1919 wurde in Barmen die Wanderausstellung des Jungen Rheinland gezeigt u a mit Werken von Heinrich Campendonk Max Ernst Wilhelm Lehmbruck August Macke Christian Rohlfs und Gustav Wiethuchter Auch Richard Paling stellte als junger Maler in dieser Ausstellung einige Bilder einer interessierten Offentlichkeit vor 10 In der Dusseldorfer Kunstausstellung im Mai 1920 stellte Richard Paling neben Oskar Kokoschka Christian Rohlfs Heinrich Campendonk Franz Marc Else Meidner Paul Klee Emil Nolde Ernst Barlach und August Macke seine Bilder aus 11 Jahrliche Ausstellungen Die Wupper vom Februar Marz 1920 bis Dezember 1925 in der Ruhmeshalle in Barmen 12 Gruppenausstellung 1922 in Barmen 13 Verkaufsausstellung Bergischer Kunstler im Dezember 1927 14 Bergische Kunstausstellung im Januar 1928 15 Von 1928 bis Dezember 1932 stellte Der Wupperkreis in Barmen aus 16 Jahresausstellung Rheinische Sezession in der Kunsthalle Dusseldorf 1930 17 Winterausstellung 1946 im stadtischen Museum Wuppertal Elberfeld 18 Kunst an der Wupper 1919 1933 Dr Richart Reiche zum Gedachtnis 1966 19 Wuppertaler Kunstler sehen Wuppertal Ausstellung in der Stadtsparkasse Wuppertal mit Leihgaben des von der Heydt Museums 1979 Richard Paling zum Gedenken Ausstellung in der Galerie Basiner Schwelm vom 5 Januar 23 Februar 1985 20 BOHEME AN DER WUPPER Walter Gerber Kurt Nantke Richard Paling Ferdinand Rontgen Malerei und Grafik 1920 1933 Ausstellung Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper vom 15 November 1992 bis 24 Januar 1993 21 Verfemt Vergessen Wiederentdeckt Museum Baden Solingen vom 21 November 1999 bis 21 Marz 2000 22 MODERNE AM PRANGER Die NS Aktion Entartete Kunst vor 75 Jahren Ausstellung in der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg vom 19 Juli 11 November 2012 23 Einzelnachweise Bearbeiten Music for a Hundred Years The Story of the House of Paling by Eve Keane Oswald Ziegler Publications Sydney 1954 Westdeutsche Zeitung vom 29 November 1985 und 3 Januar 1986 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 70 Stale Session Abgerufen am 28 Marz 2022 Ausstellungskatalog BOHEME an der Wupper Walter Gerber Kurt Nantke Richard Paling Ferdinand Rontgen Malerei und Grafik 1920 1933 Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper herausgegeben von Erika Gunther Wuppertal 1992 S 85 Lotte Raven in annoRAK Mitteilungen aus dem Rheinischen Archiv fur Kunstlernachlasse Heft 2 Bonn 2011 Rainer Zimmermann Die Kunst der verschollenen Generation Deutsche Malerei des Expressiven Realismus von 1925 1975 Econ Dusseldorf und Wien 1980 S 36 Otto Pankok Begegnungen Dusseldorf 1956 Piscator Verlag Mulheim Ruhr Ausstellungskatalog BOHEME an der Wupper Walter Gerber Kurt Nantke Richard Paling Ferdinand Rontgen Malerei und Grafik 1920 1933 Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper herausgegeben von Erika Gunther Wuppertal 1992 S 84 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 63 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 66 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 270 273 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 271 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 274 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 274 Ulrike Becks Malorny Der Kunstverein in Barmen 1866 1946 Burgerliches Mazenatentum zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus Born Verlag Wuppertal 1992 S 274 Ausstellungskatalog Rheinische Sezession Jahres Ausstellung in der stadtischen Kunsthalle Dusseldorf Mai Juni 1930 Ausstellungskatalog der Bergischen Kunstgenossenschaft 1946 Ausstellungskatalog Kunst an der Wupper 1919 1933 Dr Richart Reiche zum Gedachtnis Kunst und Museumsverein Wuppertal 1966 Ausstellungskatalog der Galerie Basiner Richard Paling zum Gedenken Schwelm 1985 Ausstellungskatalog BOHEME an der Wupper Walter Gerber Kurt Nantke Richard Paling Ferdinand Rontgen Malerei und Grafik 1920 1933 Bergisches Museum Schloss Burg an der Wupper herausgegeben von Erika Gunther Wuppertal 1992 S 84 86 Katalog Verfemt Vergessen Wiederentdeckt Kunst expressiver Gegenstandlichkeit aus der Sammlung Gerhard Schneider herausgegeben von Rolf Jessewitsch und Gerhard Schneider Wienand Verlag Koln 1999 Ausstellungskatalog MODERNE AM PRANGER der Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg 2012Normdaten Person GND 119106604 lobid OGND AKS VIAF 42640734 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paling RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher KunstlerGEBURTSDATUM 23 Juli 1901GEBURTSORT BarmenSTERBEDATUM 30 Januar 1955STERBEORT Wuppertal Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Paling amp oldid 221572797