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Die Reichsmusiktage fanden vom 22 bis 29 Mai 1938 in Dusseldorf statt Sie waren eine Veranstaltung der NS Propaganda und standen unter der Schirmherrschaft von Joseph Goebbels Goebbels hatte ursprunglich eine jahrliche Wiederkehr der Reichsmusiktage geplant Diese wurden zwar im Mai 1939 erneut durchgefuhrt 1 entfielen aber nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Ausstellung uber Entartete Musik 3 Nebenveranstaltungen 4 Reaktionen im In und Ausland 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenIn der Ideologie der Nationalsozialisten wurde zwischen deutscher und nationaler Kunst auf der einen Seite und kulturbolschewistischer und entarteter Kunst auf der anderen Seite unterschieden Inhaltliche und stilistische Argumente wurden dabei mehr und mehr durch rassistische Aussagen ersetzt Die Nationalsozialisten versuchten die Gleichschaltung der Kunst durch Sonderveranstaltungen und Festspiele zu fordern und der Bevolkerung als das Deutsche nahezubringen Hierzu gehorten auch die Reichsmusiktage die am 22 Mai 1938 dem 125 Geburtstag von Richard Wagner in Dusseldorf eroffnet wurden Sie standen unter der Schirmherrschaft von Joseph Goebbels der sie als Veranstaltung fur musikpolitische Grundsatzerklarungen und Weichenstellungen bezeichnete Die Veranstaltung dauerte vom 22 29 Mai und wurde von Heinz Drewes dem Leiter der Musikabteilung im Propagandaministerium organisiert Ausstellung uber Entartete Musik Bearbeiten nbsp Dusseldorfer Kunstpalast Bild aus dem Jahr 1902 Im Rahmen der Reichsmusiktage wurde am 24 Mai 1938 eine Ausstellung im Kunstpalast am Ehrenhof in Dusseldorf eroffnet die unter dem Namen Entartete Musik an die im Jahre 1937 zuvor in Munchen stattfindende Ausstellung Entartete Kunst anknupfte Als Hauptverantwortlicher der Ausstellung Entartete Musik galt Hans Severus Ziegler einer der fruhesten Anhanger von Adolf Hitler und seit 1935 Generalintendant des Weimarer Nationaltheaters In dieser Ausstellung wurde offentlich die Musik angeprangert die nicht in die Weltanschauung der Nationalsozialisten hineinpasste besonders die Werke von judischen Kunstlern Wie schon zuvor in Munchen wurden auch auf dieser Ausstellung in Dusseldorf abschreckende Beispiele von entarteter Musik vorgefuhrt In uber 50 Vitrinen sah man neben Buchern Partituren und Buhnenbildern auch Fotos und verunglimpfende Karikaturen Ausserdem konnten per Knopfdruck Ausschnitte aus Schallplatten Einspielungen der angeprangerten Werke angehort werden In der Ausstellung wurden neben Musikern auch Musikwissenschaftler Musikdirektoren Musikkritiker Musikpadagogen sowie Dirigenten angeprangert und deren Werke und Schriften als entartet bezeichnet Sowohl nicht arische Personlichkeiten wie Alban Berg Arnold Schonberg oder Kurt Weill als auch arische Musiker wie Paul Hindemith der mit einer Judin verheiratet war sowie Igor Strawinsky aus Russland waren verfemt Die Ausstellung war in Dusseldorf bis zum 14 Juni 1938 zu sehen und wurde danach noch in Weimar Munchen und Wien gezeigt Es gab dazu keinen begleitenden Katalog sondern nur die als Broschure gedruckte Eroffnungsrede von Hans Severus Ziegler im Dusseldorfer Kunstpalast Auf der Titelseite dieser Broschure war ein schwarzer Jazz Saxophonist als Karikatur zu sehen Provozierend daran war zum einen das bewusst uberzeichnete Gesicht im Kontrast zur Kleidung Frack und Zylinder des Musikers zum anderen aber auch der rote Davidstern der anstelle einer Nelke im Knopfloch prangte Die Nationalsozialisten wahlten diese fiktive Figur als Symbol der Ausstellung und auch der gesamten Reichsmusiktage 1938 als Inbegriff der Entartung Die Karikatur erinnert an den schwarzen Musiker Jonny die Titelfigur aus Ernst Kreneks Oper Jonny spielt auf gegen die NSDAP Mitglieder schon vor 1933 protestiert hatten Nebenveranstaltungen BearbeitenZum Hohepunkt der Reichsmusiktage zahlte neben dieser Ausstellung auch eine kulturpolitische Kundgebung Neben einer Ansprache von Reichspropagandaminister Goebbels und einer Rede von Gauleiter Friedrich Karl Florian dirigierte Richard Strauss selbst sein Festliches Praludium Op 61 ein Werk fur Orchester und Orgel aus dem Jahr 1913 das er extra fur diese Gelegenheit neu einrichtete Weiterhin wurden in ganz Dusseldorf auf verschiedenen Platzen so genannte Platzkonzerte gegeben musikwissenschaftliche Symposien sowie Fachtagungen von Komponisten und Musikpadagogen veranstaltet wobei die Verkorperung und Darstellung des Deutschen in der Musikkultur diskutiert wurde Es wurden ausserdem insgesamt drei Opern uraufgefuhrt Eigentlich hatte Goebbels die Reichsmusiktage als feststehende jahrlich stattfindende Einrichtung vorgesehen doch wurden sie nach einer Wiederholung im Mai 1939 1 wegen des Zweiten Weltkriegs nicht mehr durchgefuhrt Reaktionen im In und Ausland BearbeitenWeder in Deutschland noch in der auslandischen Presse wurden die Reichsmusiktage 1938 als bedeutendes Ereignis wahrgenommen Im Gegensatz zur vorausgegangenen Kunstausstellung im Jahr 1937 in Munchen waren sowohl die Ausstellung Entartete Musik als auch die Reichsmusiktage als Ganzes fur viele Mitlaufer des nationalsozialistischen Kulturbetriebs ein Misserfolg Da zumeist Kunstler verurteilt wurden die schon ins Ausland emigriert waren konnte die gesamte Veranstaltung nicht direkt zu Beschlagnahmungen oder Verboten fuhren Ebenso war die propagandistische Auswertung der Ausstellung damals begrenzt die Reaktionen aus dem In und Ausland waren eher bescheiden und zuruckhaltend Wahrend manche Zeitungen immerhin ihre Verwunderung daruber aussprachen warum so bekannte Komponisten wie Hindemith und Strawinsky als entartet eingestuft wurden blieben die Reaktionen aus dem Ausland merkwurdig zuruckhaltend Die in den USA erscheinende Zeitschrift Musical America beschrankte sich lediglich auf eine Auflistung der als entartet eingestuften Werke und Komponisten Die Londoner Times schien ganz im Zeichen der damaligen Appeasement Politik sogar ein wenig Verstandnis fur diese Aktion aufzubringen Der regimetreue Dirigent Peter Raabe damaliger Prasident der Reichsmusikkammer blieb den Eroffnungsfeierlichkeiten der Reichsmusiktage 1938 demonstrativ fern Allerdings wurden solche negativen Reaktionen durch die nationalsozialistische Zensur von Presse und Rundfunk der Offentlichkeit verschwiegen Literatur BearbeitenAlbrecht Dumling und Peter Girth Entartete Musik Dokumentation und Kommentar Dusseldorf 1988 Fred K Prieberg Musik im NS Staat Frankfurt am Main 1982 Albrecht Dumling Hrsg Das verdachtige Saxophon Entartete Musik im NS Staat Dokumentation und Kommentar ConBrio Regensburg 2015 ISBN 978 3 940768 52 0Siehe auch BearbeitenMusikwissenschaftliche Tagung 1938 mit Liste der Vortrage zu dem Thema Musik und Rasse und anderen Themenkreisen Liste der vom NS Regime oder seinen Verbundeten verfolgten KomponistenWeblinks BearbeitenRekonstruktion der Ausstellung Entartete Musik 1988 Musik im NS Staat Memento vom 26 Februar 2008 im Internet Archive Neue Musikzeitung Memento vom 21 Juni 2008 im Internet Archive Ansprache Goebbels uber Entartete Musik am 28 Mai 1938 Memento vom 2 Marz 2008 im Internet Archive Reichsmusiktage 1938 Originaldokumente Memento vom 22 Oktober 2009 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 CD Rom Lexikon Kiel 2004 S 2255 Normdaten Veranstaltung GND 1069851019 lobid OGND AKS VIAF 315569972 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichsmusiktage amp oldid 234563688