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Der Quedlinburger Domschatz ist einer der bedeutendsten Schatze Deutschlands Es handelt sich um 63 Stucke des Schatzes des Quedlinburger Damenstiftes die heute in zwei Raumen der Stiftskirche St Servatii in Quedlinburg ausgestellt sind Ein Grossteil der Schatzstucke gelangte als Geschenke des liudolfingischen Herrscherhauses an das Damenstift Domschatz Quedlinburg Domschatz Quedlinburg SchatzkammerDatenOrt QuedlinburgArt KirchenschatzBesucheranzahl jahrlich 91000Betreiber Evangelische Kirchengemeinde QuedlinburgLeitung Christoph Carstens Elmar Egner Linda HerbstWebsite https www domschatzquedlinburg de ISIL 449618 Inhaltsverzeichnis 1 Ausstellungssituation 2 Geschichte des Domschatzes 2 1 Herkunft 2 2 Die Odyssee des Domschatzes 3 Domschatzstucke 4 Der Domschatz in den Medien 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusstellungssituation BearbeitenDer Quedlinburger Domschatz befindet sich in der Stiftskirche an seinem historischen Aufbewahrungsort Der nordliche als Zither bezeichnete Ausstellungsraum wurde gegen 1160 in den nordlichen Querhausarm der Stiftskirche eingebaut er diente dort bis in die Spatzeit des Stiftes der Verwahrung des Schatzes Der sudliche Ausstellungsraum wurde erst 1972 als Schatzkammer eingerichtet da der historische Zither fur eine publikumsgerechte Prasentation des Schatzes zu wenig Platz bot Die zum Schatz gehorenden Fragmente des Quedlinburger Knupfteppichs werden im ehemaligen Konventsgebaude ausgestellt Geschichte des Domschatzes BearbeitenHerkunft Bearbeiten Grosse Teile des Domschatzes wurden dem Quedlinburger Damenstift von den Ottonen geschenkt Im fruhen Mittelalter war eine kostbare Reliquienausstattung ein Zeichen von Grosse und Macht einer kirchlichen Einrichtung Das Damenstift das unter anderem die Memoria fur die ottonische Familie abhielt musste aufgrund der familiaren und auch politischen Bedeutung reich ausgestattet werden Auch nach der ottonischen Zeit erhielt das Stift noch bedeutende Schenkungen Die Odyssee des Domschatzes Bearbeiten Am 19 April 1945 besetzten amerikanische Truppen Quedlinburg Bereits 1943 waren alle Teile des Domschatzes in eine Hohle unter der Altenburg ausgelagert worden Die Bewachung der Hohle ubernahm nun unter anderem der US Leutnant Joe Tom Meador 30 Juni 1916 1 Februar 1980 Dieser kunsthistorisch bewanderte Offizier erkannte die Bedeutung des Schatzes in seinem Verantwortungsbereich Es gelang ihm zwolf ausgewahlte Stucke Samuhel Evangeliar Wiperti Evangelistar Heinrichsschrein und neun kleinere Stucke wie Reliquienkreuze zu stehlen und per Feldpost nach Whitewright Texas zu schicken Spater musste Meador sich vor einem Kriegsgericht verantworten 1980 verstarb Meador seine Erben versuchten die Beutekunst auf dem internationalen Kunstmarkt zu verkaufen Um Beutekunst im eigentlichen Sinne des Wortes handelte es sich hierbei jedoch nie da der Diebstahl die Tat eines einzelnen Individuums war und nicht auf Befehl der US amerikanischen Besatzungsbehorden erfolgte Nach einem langen juristischen Ringen und letztlich einem Vergleich kehrten zehn der Stucke 1992 nach Deutschland zuruck wobei im Rahmen des Vergleichs drei Millionen Dollar fur den Ruckkauf bezahlt wurden 1 Der Kunstforscher Willi Korte war hieran massgeblich beteiligt ebenso der Quedlinburger Pfarrer Friedemann Gosslau Die Schatzstucke wurden zunachst untersucht und in Munchen und Berlin ausgestellt bevor sie 1993 zuruck in die romanische Stiftskirche St Servatii gelangten Dort ist der beruhmte Domschatz seit dem 19 September 1993 wieder nahezu komplett zu besichtigen Zwei Beutestucke ein Bergkristallflakon und ein Reliquienkreuz sind aber weiterhin verschollen Domschatzstucke BearbeitenDie bedeutendsten Domschatzstucke sind das kostbare Servatiusreliquiar der Heinrichskamm das Samuhelevangeliar das Heinrichsreliquiar und das Wiperti Evangelistar nbsp Servatiusschrein bzw ServatiusreliquiarDas Servatiusreliquiar besteht aus einem Elfenbeinkasten der mit Goldfiligranarbeiten verziert ist Der Elfenbeinkasten entstand hochstwahrscheinlich am Hofe Karl des Kahlen im Westfrankischen Reich um das Jahr 870 und zeigt Jesus im Gesprach mit 11 seiner Apostel Judas wurde ausgelassen Diese Szene findet unter Rundbogenarkaden statt uber denen in kleinen Nischen die babylonischen und heute in Europa gultigen Tierkreiszeichen dargestellt sind Die Goldmontierungen wurden um das Jahr 1200 angebracht wohl im Auftrag der Quedlinburger Abtissin Agnes II von Meissen die auch den Quedlinburger Knupfteppich in Auftrag gab Die Vorderseite ziert ein Amethyst ein Kameo aus der fruhen romischen Kaiserzeit in Form des Kopfes des Dionysos Der Heinrichskamm ist ein aus Elfenbein gearbeiteter Schmuckkamm 7 oder 8 Jahrhundert Syrien oder Agypten Verzierungen aus Goldelementen 9 10 Jahrhundert stellen zwei voneinander abgewandte Pferdehalse dar die Pferdekopfe sind nicht mehr erhalten Die Benennung weist auf eine nachtraglich zugeschriebene Verbindung zu Konig Heinrich I hin welcher in Quedlinburg bestattet wurde Die Zuschreibung kann als spaterer Akt der Memoria fur Heinrich I gedeutet werden Das Wipertievangelistar ist eine Handschrift von 1513 mit schwarzer Tinte geschrieben und mit goldenen Schmuckverzierungen versehen Benannt ist es nach dem fruheren Aufbewahrungsort im ehemaligen Wipertikloster Das Samuhel Evangeliar benannt nach seinem Hauptschreiber Samuhel ist eine aus 191 Pergamentseiten bestehende Prachthandschrift karolingischer Buchkunst mit Goldtinte Der Prachteinband von 1225 1230 aus Gold besitzt Einfassungen fur Edelsteine und insgesamt neun Zellenemailarbeiten Der Einband zeigt mittig unterhalb der Mariendarstellung die beiden Patrone der Kirche Servatius und Dionysius 2 Der Abtissinnenstab und die Stola sind zwei Servatius Reliquien allerdings wohl keine echten da die Stucke dem 10 Jahrhundert zugeordnet werden wahrend Servatius bereits 384 verstarb Vermutlich zum Osterfest im Jahr 1000 wurde das Otto Adelheid Evangeliar durch Otto III erstmals benutzt Die lateinische Schrift wurde mit einem goldenen Einband versehen dessen Mitte vier Elfenbeinschnitzereien zieren die Szenen aus dem Leben Jesu darstellen Geburt Taufe Kreuzigung Kreuzabnahme nbsp Heinrichsschrein bzw Reliquienkasten Heinrichs I Der Reliquienkasten Heinrichs I entstand zu gleicher Zeit wie der Prachteinband des Samuhel Evangeliars um das Jahr 1230 Den Deckel und die Seiten schmucken Elfenbeinschnitzereien aus dem 10 Jahrhundert wahrenddessen die zwolf sitzenden Apostel auf Vorder und Ruckseite aus Walrosszahn hergestellt wurden 11 Jahrhundert Ganz verzichten auf schmuckende Details wie Edelsteine oder Elfenbein kann der Katharinenschrein von 1230 1240 dessen vollstandige Goldverzierung ein hohes Mass kunstlerischen Konnens darstellt nbsp Alabastergefass sog Kana Krug Das alteste Stuck stellt der Kana Krug aus dem 1 Jahrhundert dar Der aus Alabaster gefertigte Krug ist als Reliquie durch Otto I nach Quedlinburg gekommen und erinnert an die biblische Geschichte der Hochzeit zu Kana Otto I fuhrte mehrere vergleichbare Stucke mit sich die er auf die Orte Magdeburg Hildesheim und Koln verteilte Einer dieser Kruge hat sich in St Ursula in Koln erhalten nbsp Wappenkasten um 1204Bestandteile des Quedlinburger Domschatzes sind auch der Wappenkasten um 1204 3 Reliquienschreine darunter der Coronaschrein Agnus Dei Kapseln Bergkristallflakons Reliquienkreuze zwei Korporalienkastchen eine Madonnenkrone eine Plastik des Hl Laurentius eine Reliquientafel und weitere Stucke nbsp Quedlinburger ItalaDer Domschatz zeigt auch eine in Quedlinburg verbliebene Seite der Quedlinburger Italafragmente Die Quedlinburger Itala war eine illustrierte Bibelhandschrift die im 17 Jahrhundert ausgesondert und von einem Buchbinder zerlegt als Einbandmaterial verwendet wurde Funf Pergamentblatter dieser Handschrift aus dem 5 Jahrhundert die altesten bekannten illustrierten Bibeltexte uberhaupt wurden zwischen 1865 und 1889 in den Einbanden verschiedener Schriften aus dem 17 Jahrhundert in Quedlinburg gefunden Die ubrigen vier Blatter befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin Sig Ms theol lat fol 485 Der Domschatz in den Medien BearbeitenDas ZDF produzierte fur die Reihe Jager der verlorenen Schatze und unter dem Titel Der Jahrhundertraub von Quedlinburg eine Dokumentation uber Willi Korte und die Zeit von den ersten Hinweisen auf das Samuhel Evangeliar bis zur Offnung der Tresorraume in der First National Bank und der damit verbundenen Gewissheit einen Grossteil der Stucke aus Quedlinburg wiedergefunden zu haben Ebenso wird auch die Rolle der verschiedenen Auktionshauser beleuchtet Die 45 minutige Dokumentation wurde das erste Mal am 12 August 2007 ausgestrahlt Literatur BearbeitenHermann Lorenz Die Schicksale des Quedlinburger Domschatzes In Sachsen und Anhalt 6 1930 S 227 250 Klaus Voigtlander Die Stiftskirche St Servatii zu Quedlinburg Geschichte ihrer Restaurierung und Ausstattung mit einem Beitrag von Helmut Berger Berlin 1989 ISBN 3 05 000580 7 Emily Sano David Kusin Hrsg The Quedlinburg Treasury Dallas Museum of Art 1991 ISBN 0 936227 10 9 Reinhard Heydenreuter Kunstraub Die Geschichte des Quedlinburger Stiftsschatzes Munchen 1993 ISBN 3 7628 0512 1 Dietrich Kotzsche Hrsg Der Quedlinburger Schatz Berlin 1993 ISBN 3 9803217 0 3 Siegfried Kogelfranz Willi A Korte Quedlinburg Texas und zuruck Schwarzhandel mit geraubter Kunst Munchen 1994 ISBN 3 426 77234 5 Johann Michael Fritz Aus Texas zuruckgekehrt der spatgotische Buchdeckel aus dem Quedlinburger Schatz In Denkmalkunde und Denkmalpflege 1995 S 275 282 Friedemann Gosslau Verloren gefunden heimgeholt Die Wiedervereinigung des Quedlinburger Domschatzes Quedlinburg 1996 William H Honan Treasure Hunt A New York Times Reporter Tracks the Quedlinburg Hoard New York 1997 ISBN 0 88064 174 6 Friedemann Gosslau Rosemarie Radecke Die Stiftskirche zu Quedlinburg Eine Fuhrung durch den romanischen Kirchenbau und den Domschatz Quedlinburg 1999 ISBN 3 9806120 7 4 Thomas Labusiak Kostbarer als Gold der Domschatz in der Stiftskirche St Servatii in Quedlinburg Wettin 2015 ISBN 3 89923 347 6 Matthias Friske Kirchenschatze des Mittelalters aus dem Quedlinburger Servatiusstift und zwei unterstellten Klostern in Quedlinburger Annalen 2020 2021 S 8 40 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Domschatz Quedlinburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dom und Domschatz zu Quedlinburg Domschatz Quedlinburg Evangelische Kirchengemeinde Quedlinburg So kam der beruhmteste Domschatz nach Deutschland zuruck Welt de Veroffentlicht am 19 September 2018 Evolution in Europe Forget the Missing Medieval Artworks East Germans Treasure the Marks New York Times vom 28 Juni 1990 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Der Raub des Quedlinburger Domschatzes In mdr de 19 September 2018 abgerufen am 7 August 2020 Das Samuhel Evangeliar aus dem Quedlinburger Dom Ausstellungskataloge der Bayerischen Staatsbibliothek Bd 53 Katalog zur Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen vom 17 Januar bis 27 Februar 1991 Prestel Munchen 1991 ISBN 3 7913 1127 1 Vgl Nathalie Kruppa Neue Gedanken zum Quedlinburger Wappenkastchen In Concilium medii aevi 4 2001 S 153 177 doi 10 11588 cma 2001 0 78263Museen und Galerien in der Stadt Quedlinburg Stadtische Museen Quedlinburg Schlossmuseum Klopstockhaus und Fachwerkmuseum Standerbau Lyonel Feininger Galerie Domschatz in der Stiftskirche Galerie im Kunsthoken Mitteldeutsches Eisenbahn und Spielzeugmuseum Museum fur Glasmalerei und Kunsthandwerk 51 78575 11 137 Koordinaten 51 47 8 7 N 11 8 13 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quedlinburger Domschatz amp oldid 239019890