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Die Quart auch Turkenquart genannt war eine Steuer zur Finanzierung der Turkenkriege Turkensteuer Sie wurde im Jahr 1529 in den osterreichischen Landern der Habsburger eingehoben Die Quart war als Zwangsdarlehen gestaltet Besteuert wurde aller Besitz der katholischen Kirche mit einem Viertel seines Wertes Von dieser Hohe im damaligen Sprachgebrauch lat quadrans quartarius fur Viertel leitet sich auch der Name der Steuer ab 1 Hintergrund BearbeitenDie innerosterreichischen Lander hatten ab 1415 die Hauptlast der Turkenabwehr zu tragen Sie galten als des deutschen Reiches Hofzaun 2 Der hohe Finanzbedarf der Turkenabwehr erzwang eine rucksichtsloseste Besteuerung des Kirchengutes und der Geistlichkeit 3 Dieser Finanzbedarf hatte bereits zu einer Reihe steuerlicher Massnahmen gefuhrt wie beispielsweise der Terz Auf die Mitwirkungsrechte der Landtage und deren Berechtigung Steuern in sogenannten Ordnungen 4 festzusetzen wurde dabei nicht Rucksicht genommen 1526 fuhrte weiters der Tod des ungarischen Konigs Ludwigs II aus der Familie der Jagiellonen in der Schlacht von Mohacs gegen die Turken dazu dass die Habsburger Anspruch auf die Herrschaft in Ungarn erheben konnten Das war aber nur dann durchzusetzen wenn einerseits der Gegner dieser Anspruche Johann Zapolya und andererseits die Turken besiegt waren Andernfalls ware damit zu rechnen gewesen dass der Kampf gegen die Turken nicht mehr in Ungarn sondern knapp vor oder um die habsburgische Hauptstadt Wien stattfinden hatte mussen Die Ertrage aus vorangegangenen Besteuerungen wie der Terz oder der Einziehung von Kirchenkleinodien reichten zur Finanzierung dieser Kampfe nicht aus Im Mai 1529 begann das turkische Heer unter Sultan Suleyman einen Feldzug nach Westen Die habsburgischen Lander im Sudosten des Deutschen Reiches waren die ersten Gebiete gewesen die vom Krieg betroffen gewesen waren Unter Berufung darauf dass der Papst die Genehmigung erteilt habe es war die wenig erfolgreiche Terz fortgefuhrt worden 5 wurde unter Konig Ferdinand I festgesetzt dass die katholische Kirche mit dem Wert eines Viertels ihrer Guter und ihres Einkommens zur Finanzierung der Kriegsaufwande beizutragen habe Begrundet wurde dies damit dass die Kloster und geistlichen Pfrunden zur Erhaltung des christlichen Glaubens gegrundet worden seien und es daher zulassig sei zu dessen Erhaltung entsprechende Opfer zu verlangen Abgesehen davon wurden im Vergleich zu jener Zeit in der die meisten der Kloster gestiftet worden waren nun viel weniger Personen dort leben z B wegen Klosteraustritten als Auswirkung der Reformation Es blieb freigestellt auf welche Weise die Zahlungen zu finanzieren waren ob durch Verkauf Belehnung eines entsprechenden Vermogensanteils oder durch Zahlung aus eigenen Mitteln Als Kaufer kirchlicher Guter traten unter anderen Adelige auf so z B Siegmund von Dietrichstein auch solche aus evangelischen Familien Deren Erwerbungen trugen zum wirtschaftlichen Aufstieg dieser Adelsfamilien in den osterreichischen Landern bei 1 Die Steuereinhebung erfolgte in den Jahren ab 1529 und war 1531 abgeschlossen 6 Ertrag BearbeitenDie Quart war wirtschaftlich erfolgreich Allein in der Steiermark wurden mindestens 150 000 Pfund Pfennige 88 800 Gulden 7 aus dem Vermogen der katholischen Kirche eingenommen in Karnten etwa 41 300 Pfund Die Ertrage aus der Quart reichten aus um sieben Festungen in Kroatien auszubauen und mit den notwendigen Soldaten zu besetzen Ab 1530 wurde damit und mit den Steuern die auf Basis von Beschlussen der Landtage eingehoben wurden ein Verteidigungsgurtel geschaffen welcher der Kern der spateren Militargrenze wurde Die eingesetzten Mittel trugen auch dazu bei einen erneuten Feldzug des turkischen Heeres gegen Wien im Jahr 1532 bereits vor der Stadt Guns aufzuhalten 1 Eine Ruckzahlung der als Zwangsdarlehen deklarierten Betrage ist nicht verzeichnet 8 Das Vermogen der katholischen Kirche wurde durch die Quart zwar deutlich verringert konnte sich aber erholen und hatte im Jahr 1640 den Stand des Jahres 1528 wieder erreicht teilweise ubertroffen 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Othmar Pickl Fiskus Kirche und Staat in Innerosterreich im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation 16 17 Jahrhundert In Hermann Kellenbenz Paolo Prodi Fiskus Kirche und Staat im konfessionellen Zeitalter Schriften des Italienisch Deutschen Historischen Instituts in Trient Band 7 27 Studienwoche 21 25 September 1987 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 08250 8 S 100 und S 102 103 Dieter A Binder Heimatsuchen Versuche zur Kulturgeschichte eines Bundeslandes In Alfred Ableitinger Dieter A Binder Hrsg Steiermark Die Uberwindung der Peripherie In Herbert Dachs Ernst Hanisch Robert Kriechbaumer Hrsg Geschichte der osterreichischen Bundeslander seit 1945 Band 7 Bohlau Verlag Wien 2002 ISBN 3 205 99217 2 S 568 Pickl Fiskus S 92 93 Burkhard Seuffert Gottfriede Kogler Die altesten steirischen Landtagsakten 1396 1519 Teil I 1396 1452 In der Reihe Quellen zur Verfassungs und Verwaltungsgeschichte der Steiermark Hrsg von der Historischen Landeskommission fur Steiermark Band III Verlag Stiasny Graz 1953 S 22 Gerhard Rill Furst und Hof in Osterreich von den habsburgischen Teilungsvertragen bis zur Schlacht von Mohacs 1521 22 bis 1526 Band 2 Gabriel von Salamanca Zentralverwaltung und Finanzen Wien 2003 Verlag Bohlau ISBN 3 205 98895 7 S 298 Franz Mensi Geschichte der direkten Steuern in Steiermark bis zum Regierungsantritte Maria Theresias Teil II In Forschungen zur Verfassungs und Verwaltungsgeschichte der Steiermark Hrsg von der Historischen Landeskommission fur Steiermark Band IX Graz Wien Verlag Styria 1912 S 319 324 Franz Pichler Die steuerliche Belastung der steirischen Bevolkerung durch die Landesdefension gegen die Turken In Mitteilungen des steiermarkischen Landesarchives MStLA Band 35 36 Jahrgang 1985 1986 S 95 Pichler steuerliche Belastung PDF 3 0 MB Mensi Steuern S 324 Pickl Fiskus S 106 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quart Steuer amp oldid 233084438