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Als Quantenlithographie werden photolithographische Verfahren bezeichnet die die quantenmechanischen Eigenschaften des Photonenfelds ausnutzen um eine gegenuber den herkommlichen klassischen Verfahren verbesserte Leistungsfahigkeit zu erreichen und insbesondere das Beugungslimit des Auflosungsvermogens zu uberwinden Das Konzept wurde 1999 von Jonathan Dowling und Mitarbeitern vorgeschlagen 1 Die Realisierung beschrankt sich bisher Stand 2018 auf proof of principle Experimente Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip der Quantenlithographie 2 Zur Praktikabilitat und Effizienz des Verfahrens 3 Experimentelle Realisierung 4 Quantenlithographie mit klassischem Licht 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePrinzip der Quantenlithographie BearbeitenDer wesentliche Vorteil von Quantenlithographieverfahren ist dass sie es erlauben die erreichbare Auflosung fur Licht gegebener Wellenlange zu erhohen In der klassischen Photolithographie ist die Auflosung durch das Rayleigh Kriterium auf Strukturen von der Grossenordnung der Wellenlange begrenzt So setzt zum Beispiel die immer kleinere Strukturgrosse in der Massenproduktion von Computerchips zunehmend die Verwendung von Strahlung kurzerer Wellenlangen voraus von Ultraviolett bis zur Rontgenstrahlung was zu grossen Kostensteigerungen fur die bildgebenden Systeme fuhrt Um das Beugungslimit bei gleichbleibender Wellenlange zu unterschreiten nutzt die Quantenlithographie eine Kombination von zwei Effekten aus die in den klassischen Verfahren keine Rolle spielen zum einen nicht klassische meist verschrankte Zustande des Lichtfelds und zum anderen spezielle Fotolacke die bei der betrachteten Wellenlange nur Mehrphotonenabsorption zeigen In der Photolithographie wird eine geometrische Struktur mittels Licht von einer Fotomaske auf ein lichtsensitives Material ubertragen das sich aufgrund der Beleuchtung chemisch verandert und dann z B durch Atz oder Beschichtungsverfahren weiterverarbeitet Wenn die Lichtsensitivitat auf Einphotonenabsorption beruht werden die so ubertragenen Strukturen durch die Intensitat des Lichts auf der Oberflache des Materials bestimmt Die Intensitat variiert typischerweise auf Langenskalen der Wellenlange des verwendeten Lichts z B erzeugen zwei gegenlaufige ebene Wellen mit Wellenlange l displaystyle lambda nbsp und Kreiswellenzahl k 2 p l displaystyle k 2 pi lambda nbsp ein Intensitatsmuster Inteferenzstreifen der Form I x 1 cos 2 k x displaystyle I x propto 1 cos 2kx nbsp 2 das heisst der Abstand zwischen zwei benachbarten Maxima betragt l 4 displaystyle lambda 4 nbsp Dagegen hangt die Wahrscheinlichkeit von Zwei Photonen Absorption vom Quadrat der Intensitat des Lichtfelds ab was zu einem Muster proportional zu 1 cos 2 k x 2 displaystyle 1 cos 2kx 2 nbsp fuhrt d h das Muster enthalt auch Komponenten die sich mit cos 4 k x displaystyle cos 4kx nbsp andern was eine verbesserte Ortsauflosung ermoglichen konnte Allerdings treten sie immer zusammen mit langsamer variierenden Termen cos 2 k x displaystyle propto cos 2kx nbsp auf und erlauben keine verbesserte Auflosung Dazu musste man die langsameren Terme eliminieren 3 Im ursprunglichen Vorschlag fur Quantenlithographie erfolgt das uber die Verwendung verschrankter Photonen im einfallenden Lichtfeld Nach dem Vorschlag von Boto und Mitarbeitern wird ein N displaystyle N nbsp Photon Absorber und ein verschrankter Zustand mit N displaystyle N nbsp Photonen in zwei Feldmoden verwendet der eine koharente Uberlagerung zwischen dem Zustand mit allen Photonen in der ersten bzw allen in der zweiten Mode beschreibt N 00 N N 1 0 2 0 1 N 2 2 displaystyle vert N00N rangle left vert N rangle 1 vert 0 rangle 2 vert 0 rangle 1 vert N rangle 2 right sqrt 2 nbsp Diese sogenannten N00N Zustande konnen zu Interferenzmustern mit einer charakteristischen Langenskala des N displaystyle N nbsp ten Teils der verwendeten Wellenlange fuhren da die relative Phase zwischen den interferierenden Pfaden die fur die Interferenzmuster massgeblich und umgekehrt proportional zur Wellenlange l displaystyle lambda nbsp ist mit einem Faktor N displaystyle N nbsp multipliziert wird Boto et al betrachteten wie oben beschrieben zwei parallel zur Ebene entgegengesetzt zueinander propagierende Moden mit Wellenzahl k displaystyle k nbsp Das Interferenzmuster fur N displaystyle N nbsp fach Koinzidenzen 4 wird dann durch einen cos 2 N k x displaystyle cos 2 Nkx nbsp Term bestimmt d h es weist eine Auflosung von l N displaystyle lambda N nbsp auf 5 6 Insbesondere treten aufgrund der Verwendung der verschrankten Photonen die niedrigfrequenteren Terme nicht auf womit eine N displaystyle N nbsp fach bessere Ortsauflosung moglich wird Das heisst dass man zum Beispiel mit einem 10 Photonen N00N Zustand und rotem Licht l 650 n m displaystyle lambda 650 mathrm nm nbsp dieselbe Auflosung erreichen konnte wie mit klassischer extremer UV Strahlung l 65 n m displaystyle lambda 65 mathrm nm nbsp Die Quantenlithographie steht in enger Beziehung zu den Feldern der Quanten Bildgebung quantum imaging Quantenmetrologie und der Quantensensorik Zur Praktikabilitat und Effizienz des Verfahrens BearbeitenSowohl die verwendeten N 00 N displaystyle N00N nbsp Zustande als auch die N displaystyle N nbsp Photon Absorbermaterialien stellen eine grosse und mit wachsendem N displaystyle N nbsp zunehmend schwierige Herausforderung dar Zudem stellt sich die Frage wie effizient der Prozess ist d h welcher Bruchteil der verwendeten Photonen tatsachlich fur die gewunschten Prozesse zur Verfugung steht und wie die notwendige Belichtungszeit mit N displaystyle N nbsp skaliert Wie Steuernagel 2003 anmerkte liegt dem Vorschlag von Boto et al auch die Annahme zugrunde dass sich die N displaystyle N nbsp Photonen auch gemeinsam ausbreiten d h dass wenn ein erstes Photon zur Zeit t displaystyle t nbsp am Ort x displaystyle x nbsp absorbiert wird die ubrigen zur selben Zeit am selben Ort eintreffen 7 Wenn diese Annahme nicht erfullt ist tritt die Superauflosung nur dann auf wenn zufallig alle Photonen am selben Ort ankommen was zu einer mit N displaystyle N nbsp exponentiell abnehmenden Effizienz fuhrt Wie von Kothe und Mitarbeitern analysiert 6 weisen bisher durchgefuhrte Experimente 8 darauf hin dass die Photonen nicht immer gemeinsam eintreffen Dagegen wird allerdings angefuhrt dass die pessimistischen Analysen dieser Frage stark vereinfachte Annahmen uber den raum zeitlichen Charakter der N displaystyle N nbsp Photonen Wellenfunktion machen und eine realistischere Betrachtung zu einer verbesserten Koinzidenzrate fuhren kann 9 Diese Frage ist weiterhin Gegenstand aktueller Forschung Wahrend der ursprungliche Vorschlag nur eindimensionale Strukturen betrachtete konnte in spateren Arbeiten gezeigt werden dass das Verfahren es im Prinzip erlaubt beliebige zweidimensionale Strukturen mit der quantenmechanisch verbesserten Auflosung zu definieren 10 Stand 2018 ist nicht klar ob die Quantenlithographie zu einer praktisch relevanten Technologie entwickelt werden kann das Potential dieser Quantentechnologie wird aber auch von der Industrie gesehen 11 Experimentelle Realisierung BearbeitenDie ersten Experimente zur Quantenlithographie haben demonstriert dass es die vorhergesagte Superauflosung tatsachlich gibt 12 allerdings handelt es sich bisher um reine Demonstrationsexperimente die insbesondere nicht mit N displaystyle N nbsp Photonen Absorbern durchgefuhrt wurden sondern solche Prozesse mittels Photonenkoinzidenzzahlern simulierten Quantenlithographie mit klassischem Licht BearbeitenNeue Vorschlage zur Realisierung von Quantenlithographie konnen auch mit klassischem Licht 13 realisiert werden wenn die Atome im Material hinreichend lange Koharenzzeiten aufweisen Die theoretischen Vorschlage basieren auf Mehrphotonen Absorptions und Emissionsprozessen und zeigen dass es damit moglich ist die Atome mit einer ortsabhangigen Wahrscheinlichkeit P x displaystyle P x nbsp in einen angeregten internen Zustand e displaystyle e nbsp zu versetzen wobei die Wahrscheinlichkeit P e x displaystyle P e x nbsp uber Distanzen die nur einem Bruchteil der verwendeten optischen Wellenlangen entsprechen zwischen 0 und 1 variiert Damit konnen dann herkommliche lithographische Verfahren die z B nur Atome im internen Zustand e displaystyle e nbsp betreffen eine durch die Ortsabhangigkeit von P e x displaystyle P e x nbsp bestimmte Strukturgrosse erreichen Nach einem Vorschlag von 2006 14 werden Atome die vier fur den Prozess relevante Energieniveaus Energieeigenzustande aufweisen derart mit off resonantem Licht der vier Frequenzen n displaystyle nu pm nbsp und w displaystyle omega pm nbsp getrieben dass die beiden fuhrenden resonanten Prozesse der Absorption von zwei Photonen der Frequenz n displaystyle nu nbsp und der Emission eines Photons der Frequenz w displaystyle omega nbsp bzw von zwei Photonen der Frequenz n displaystyle nu nbsp und der Emission eines Photons der Frequenz w displaystyle omega nbsp entsprechen Da die Absorption immer paarweise erfolgt lassen sich so Strukturen der halben zu n displaystyle nu nbsp bzw n displaystyle nu nbsp gehorenden Wellenlange schreiben Das Verfahren lasst sich zu Prozessen die auf N displaystyle N nbsp Photonen Absorption basieren und damit entsprechend hohere Auflosung aufweisen verallgemeinern Ein Vorschlag von 2010 verwendet nur zwei interne Zustande 15 Der Ubergang zwischen Grundzustand a displaystyle a nbsp und angeregtem Zustand b displaystyle b nbsp wird durch koharentes Licht resonant getrieben was zu Rabi Oszillationen zwischen den beiden Zustanden fuhrt Die Frequenz dieser Oszillation die Rabi Frequenz W x t displaystyle Omega x t nbsp ist proportional zur elektrischen Feldstarke und damit orts und zeitabhangig z B cos k x displaystyle propto cos kx nbsp fur eine Stehwelle Ist die Feldstarke des Lichts gross genug bzw die Dauer des Pulses lang genug dass stark gekoppelte Atome mehrere vollstandige Rabi Oszillationen vollfuhren d h wenn der Winkel 8 x 0 W x s d s displaystyle textstyle Theta x int 0 infty Omega x s ds nbsp viel grosser als p displaystyle pi nbsp ist lassen sich wiederum Strukturen unterhalb des Beugungslimits schreiben Im Fall der Stehwelle findet man 8 x 8 0 cos k x displaystyle Theta x Theta 0 cos kx nbsp und damit ist die Anregungswahrscheinlichkeit eines Atoms am Ort x displaystyle x nbsp die durch 1 cos 8 x 2 displaystyle 1 cos Theta x 2 nbsp gegeben ist stark nichtlinear abhangig vom Ort uber die Funktion cos 8 0 cos k x displaystyle cos Theta 0 cos kx nbsp Die erreichbare Auflosung wachst linear mit dem maximalen Winkel 8 0 displaystyle Theta 0 nbsp an d h mit der Zahl der kompletten Rabi Oszillationen Ein 8 0 400 displaystyle Theta 0 400 nbsp erlaubt eine Auflosung von einem Zehntel der Wellenlange 15 Erste Demonstrationsexperimente in einem Gas kalter Atome zeigen eine Auflosung unterhalb eines Neuntels der Rayleigh Grenze 16 Dekoharenzprozesse wie zum Beispiel der spontane Zerfall der beteiligten angeregten Zustanden begrenzen in den beiden hier dargestellten Verfahren die erreichbare Auflosung Literatur BearbeitenChristian Kothe Gunnar Bjork Shuichiro Inoue Mohamed Bourennane On the efficiency of quantum lithography In New J Phys Band 13 2011 S 043028 doi 10 1088 1367 2630 13 4 043028 arxiv 1006 2250 englisch R W Boyd und J P Dowling Quantum lithography status of the field In Quant Inf Process Band 11 2012 S 891 doi 10 1007 s11128 011 0253 y englisch Weblinks BearbeitenPhillip F Schewe und Ben Stein Entangled Photons can defeat the diffraction limit Nicht mehr online verfugbar In AIP Physics News Update 22 September 2000 archiviert vom Original am 6 August 2007 abgerufen am 1 Oktober 2000 englisch Pieter Kok Introduction to Quantum Lithography In Sheffield University Abgerufen am 4 September 2018 englisch Anne Eisenberg WHAT S NEXT Quantum Theory Could Expand the Limits of Computer Chips In New York Times Abgerufen am 4 September 2018 englisch Wolfgang Stieler Mit Quanten Lithographie zu kleineren Chipstrukturen In heise online 22 September 2001 abgerufen am 4 September 2018 Chris Lee Is quantum lithography dead on arrival In Ars Technica 18 Mai 2011 abgerufen am 4 September 2018 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Agedi N Boto Pieter Kok Daniel S Abrams Samuel L Braunstein Colin P Williams und Jonathan P Dowling Quantum Interferometric Optical Lithography Exploiting Entanglement to Beat the Diffraction Limit In Phys Rev Lett Band 85 2000 S 2733 doi 10 1103 PhysRevLett 85 2733 arxiv quant ph 9912052 Der Einfachheit halber betrachten wir hier den Grenzfall parallelen Einfalls Etwas allgemeiner berucksichtigt man den Einfallswinkel 8 displaystyle theta nbsp und ersetzt in der Formel k displaystyle k nbsp durch die Komponente des Wellenvektors in der Ebene k x k cos 8 displaystyle k x k cos theta nbsp hierbei beschreibt dann 8 0 displaystyle theta 0 nbsp den oben betrachteten Grenzfall und 8 90 displaystyle theta 90 circ nbsp senkrecht einfallendes Licht was zu einer raumlich konstanten zeitgemittelten Intensitat fuhrt Eli Yablonovitch und Rutger B Vrijen Optical projection lithography at half the Rayleigh resolution limit by two photon exposure In Opt Eng Band 38 Nr 2 S 334 338 doi 10 1117 1 602092 Das fur die auf N displaystyle N nbsp fach Absorption beruhende Lithographie massgebliche Objekt ist das exposure pattern das durch den Erwartungswert des Operators a x N a x N displaystyle a x dagger N a x N nbsp bestimmt wird wobei a x a x displaystyle a x dagger a x nbsp die Erzeugungs und Vernichtungsoperatoren eines Photons am Ort x displaystyle x nbsp sind Pieter Kok Samuel L Braunstein und Jonathan P Dowling Quantum lithography entanglement and Heisenberg limited parameter estimation In J Opt B Quantum Semiclass Opt Band 6 2004 S S811 S815 doi 10 1088 1464 4266 6 8 029 a b Christian Kothe Gunnar Bjork Shuichiro Inoue Mohamed Bourennane On the efficiency of quantum lithography In New J Phys Band 13 2011 S 043028 doi 10 1088 1367 2630 13 4 043028 arxiv 1006 2250 englisch Ole Steuernagel Comment on Quantum Interferometric Optical Lithography Exploiting Entanglement to Beat the Diffraction Limit arxiv quant ph 0305042 Ole Steuernagel On the concentration behaviour of entangled photons In J Opt B Quantum Semiclass Opt Band 6 2004 S S606 doi 10 1088 1464 4266 6 6 021 W H Peeters J J Renema und M P van Exter Engineering of two photon spatial quantum correlations behind a double slit In Phys Rev A Band 79 2009 S 043817 R W Boyd und J P Dowling Quantum lithography status of the field In Quantum Inf Process Band 11 2012 S 891 doi 10 1007 s11128 011 0253 y englisch Gunnar Bjork Luis L Sanchez Soto und Jonas Soderholm Entangled State Lithography Tailoring Any Pattern with a Single State In Phys Rev Lett Band 86 2001 S 4516 doi 10 1103 PhysRevLett 86 4516 arxiv quant ph 0011075 Forderung von Quantentechnologien Positionspapier der Deutschen Industrie PDF VDI Technologiezentrum GmbH Januar 2017 S 13 abgerufen am 4 September 2018 Milena D Angelo Maria V Chekhova und Yanhua Shih Two Photon Diffraction and Quantum Lithography In Phys Rev Lett Band 87 2001 S 013602 doi 10 1103 PhysRevLett 87 013602 arxiv quant ph 0103035 das sich durch koharente Zustande des elektromagnetischen Feldes beschreiben lasst P R Hemmer A Muthukrishnan M O Scully und M S Zubairy Quantum Lithography with Classical Light In Phys Rev Lett Band 96 2006 S 163603 doi 10 1103 PhysRevLett 96 163603 a b Z Liao M Al Amri and M S Zubairy Quantum Lithography beyond the Diffraction Limit via Rabi Oscillations In Phys Rev Lett Band 105 25 Oktober 2010 S 183601 doi 10 1103 PhysRevLett 105 183601 Jun Rui Yan Jiang Guo Peng Lu Bo Zhao Xiao Hui Bao und Jian Wei Pan Experimental demonstration of quantum lithography beyond diffraction limit via Rabi oscillations In Phys Rev A Band 93 2016 S 033837 doi 10 1103 PhysRevA 93 033837 arxiv 1501 06707 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quantenlithographie amp oldid 236742316