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Das Pyr automaton ist eine antike Brandwaffe Es handelt sich um eine Paste die aus einer Kombination von Petroleum Naphtha mit Schwefel Holzpech und ungeloschtem Kalk hergestellt wurde und sich durch einen Tropfen Wasser angeblich selbst entzundete In tonerne Gefasse gefullt liessen sich diese antiken Vorlaufer der Granaten mit Hilfe von Katapulten hinter jede Festungsmauer schiessen Es ist im Gebrauch einer anderen antiken Brandwaffe ahnlich die bereits zu ihrer Entwicklungszeit sehr bekannt wurde und uber die viele der antiken Historiker berichteten dem Griechischen Feuer 1 Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Experimentelle Uberprufung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksUberlieferung BearbeitenDas Pyr automaton wird in zahlreichen schriftlichen Quellen erwahnt neben antiken Quellen wie Titus Livius Plinius der Altere wird es auch in verschiedenen mittelalterlichen Feuerwerkbuchern und Kriegsbuchern beschrieben Eine der altesten schriftlichen Erwahnungen findet sich in bruchstuckhaften Abschriften des Kestoi des Bischofs Sextus Iulius Africanus 160 170 nach 240 es enthalt ein Rezept und beschreibt seine Verwendung in der Magie und bei Zauberkunsten Im Zuge zahlreicher Abschriften wurde der Inhalt des Kestoi jedoch im Laufe der Jahrhunderte substantiell verandert 2 Nach Siegfried von Romocki beschreibt eines der uberlieferten Rezepte aus einer Abschrift aus dem 7 Jahrhundert eine Zusammensetzung aus Rohschwefel Salpeter und kerdonischem Pyrit die zu gleichem Teilen unter Zugabe von Asphalt und Sykomorensaft in einem Morser zu einer auswalzbaren Masse vermischt werden dem abschliessend noch etwas ungeloschter Kalk zugegeben wird 3 4 Weitere Rezepte wie eine anonyme arabische Alexandergeschichte aus der Zeit um 1225 sieht gebrannten Kalk Schwefel und Salpeter vor Ein chinesisches Rezept von 1161 sieht lediglich gebrannten Kalk und Schwefel vor Ein Rezept im Feuerwerkbuch der Universitatsbibliothek Freiburg im Breisgau Handschrift Ms 362 von 1432 empfiehlt einen Teil gebrannten Kalk ein Pfund Schwefel und funf Unzen Kalksalpeter und weitere Rezepte sehen die Zugabe von Schwarzpulver vor 2 Experimentelle Uberprufung BearbeitenFerdinand Nibler 5 prufte zahlreiche antike Rezepturen experimentell hauptsachlich mit den Stoff kombinationen Branntkalk und Schwefel dasselbe mit Zusatz von Olen oder Fetten sowie mit Zusatz von Mauer Salpeterauf ihre potentielle Tauglichkeit 6 Allen Mischungen gemeinsam ist die chemische Reaktion des Branntkalkloschens die dabei freiwerdende Warmeenergie von 1 79 kWs cm sollte Schwefel bis zu der fur eine Selbstentzundung notwendigen Zundtemperatur von 260 C erhitzen und damit das Feuer punktuell auslosen bevor die Schmelzenthalpie beim Schmelzen des Schwefels ab 115 21 C die Mischung wieder abkuhlt Nibler schloss alle Mischungen mit Salpeter aus da nasser Salpeter nicht als Oxidationsmittel tauge Als Ergebnis seiner Experimente schreibt er dass es bei grosseren Mengen ab etwa 1 Kilogramm der Stoffe und ohne innige Vermischung zum Entflammen des Schwefels kam wodurch nur dann Sekundarfeuer mit brennbaren Stoffen erreicht werden konnten Bei der innigen Vermischung der Substanzen wurde die Abschirmung von Luftsauerstoff als hemmendes Faktum diagnostiziert was die Entflammung behinderte Das im Holzpech enthaltene Pinen hat einen Flammpunkt von 32 C 7 aber eine Zundtemperatur von 255 C 8 Petroleum hat einen Flammpunkt von 55 bis ca 74 C und eine Zundtemperatur von 210 C 9 Siehe auch BearbeitenFalarika KatapultLiteratur BearbeitenGerhard W Kramer Das Pyr Automaton die selbstentzundlichen Feuer des Mittelalters In Waffen und Kostumkunde Zeitschrift der Gesellschaft fur Historische Waffen und Kostumkunde Nr 1 2002 ISSN 0042 9945 S 49 61 Karl Heinz Schlote Hrsg Chronologie der Naturwissenschaften Der Weg der Mathematik und der Naturwissenschaften von den Anfangen in das 21 Jahrhundert Deutsch Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 8171 1610 1 S 56 Ferdinand Nibler Experimente zum chemischen Anzunder mittelalterlicher Kriegsfeuer auf Kalziumoxidbasis Z Technikgeschichte Band 74 2007 Seite 69ff PDF Datei abgerufen bei ruhr uni bochum de im Februar 2016 Francis C R Thee Heumeneutische Untersuchungen zur Theologie In Julius Africanus and the early Christian view of magic by Francis C R Thee Mohr Tubingen 1984 ISBN 3 16 144552 X S 19 Gerhard W Kramer Klaus Leibnitz The firework book Gunpowder in Medieval Germany German circa 1400 Translation of MS 362 dated 1432 in the Library of the University of Freiburg Br Germany Das Feuerwerkbuch The Arms amp Armour Society London 2001 The journal of the Arms amp Armour Society Jubilee Nr 17 2001 03 1 ISSN 0004 2439 S 55 62 Robert James Forbes Studies in ancient technology 3 Auflage Band 1 Brill Leiden 1993 ISBN 90 04 00621 4 S 106 J R Partington A history of Greek Fire and Gunpowder Johns Hopkins University Press 1960 1999 mit neuer Einleitung von Bert S Hall S 5ff Automatic Fire Einzelnachweise Bearbeiten Beschreibung des Pyr automaton in Robert James Forbes More studies in early petroleum history 1860 1880 Hyperion Press Westport 1976 ISBN 978 0 88355 291 9 S 87 a b Gerhard W Kramer Das Pyr Automaton die selbstentzundlichen Feuer des Mittelalters In Waffen und Kostumkunde Zeitschrift der Gesellschaft fur Historische Waffen und Kostumkunde Nr 1 2002 ISSN 0042 9945 S 49 61 Siegfried von Ramocki Geschichte der Explosivstoffe Geschichte der Sprengstoffchemie der Sprengstofftechnik und dem Torpedowesens bis zum Beginn der neuesten Zeit Band 1 Oppenheim Berlin 1895 S 9 ff Partington siehe Literatur S 8 gibt ein fast identisches Rezept aus den byzantinischen Zusatzen zu Julius Africanus nur wird dort als Alternative Pyrit und Keraunios Lithos Donner Stein genannt was von Ferdinand Hoefer als keraunischer Pyrit Antimonsulfid interpretiert wurde Partington S 9 nach Partington aber auch die Pyritform Markasit sein kann Die Zubereitung sollte bei Mittagssonne erfolgen damit nicht morgendliche oder abendliche Feuchte das Gemisch entzundet nachgewiesen bei Rezension zu Gunther Bugge Schiess und Sprengstoffe PDF 192 kB bei www ruhr uni bochum de abgerufen am 11 Februar 2016 Ferdinand Nibler Experimente zum chemischen Anzunder mittelalterlicher Kriegsfeuer auf Kalziumoxidbasis Z Technikgeschichte Band 74 2007 Seite 69ff PDF Datei abgerufen bei ruhr uni bochum de im Februar 2016 Eintrag zu alpha Pinen in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 24 Januar 2008 JavaScript erforderlich Merck Sicherheitsdatenblatt PDF Datei Eintrag zu Kerosin mit Flammpunkt gt 55 C in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 17 Marz 2013 JavaScript erforderlich Weblinks BearbeitenArtikel uber Massenvernichtungswaffen der Antike auf Spiegel Online Adrienne Mayor Fiery Finery In Archaeology Archaeological Institute of America abgerufen am 23 Februar 2013 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyr automaton amp oldid 216974909