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Das Propagandamodell von Edward S Herman und Noam Chomsky stellt dar wie in den Massenmedien nach Auffassung der Autoren die objektive Berichterstattung durch eine in der Regel ungesteuerte und unbewusste Filterung von Informationen verhindert wird 1 Das medienwissenschaftliche Modell ist Teil eines gesellschaftskritischen Konzeptes der Politischen Soziologie nach dem die offentliche Meinung in formal demokratischen Gesellschaften manipuliert wird um einen gesellschaftlichen Schein Konsens bezuglich okonomischer sozialer und politischer Entscheidungen zu erzielen von dem letztlich nur eine kleine Minderheit der Gesellschaft profitiere die wirtschaftliche und politische Machtelite Dieses Konzept steht in der Tradition des Sozialismus und der Kritischen Theorie Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung des Modells 2 Voraussetzungen des Modells 3 These 4 Methode 5 Die Filter 5 1 Die Eigentumsverhaltnisse 5 2 Die Einnahmequellen der Medien 5 3 Die Quellen der Nachrichten 5 4 Flak 5 5 Antikommunismus oder Antiideologie 6 Anwendungsbeispiele Kambodscha und Osttimor 7 Rezeption und Wirkungsgeschichte 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUrsprung des Modells BearbeitenSiehe auch Manufacturing Consent The Political Economy of the Mass Media und Die offentliche Meinung Das Propagandamodell wurde erstmals 1988 in Hermans und Chomskys Buch Manufacturing Consent The Political Economy of the Mass Media dargestellt und bezog sich primar auf US amerikanische Massenmedien Der Titel des Buches wie ein Teil der kritisierten Konzepte gehen auf Walter Lippmanns Werk Die offentliche Meinung zuruck Lippmann hatte hier den Ausdruck manufacturing consent benutzt und das Agenda Setting wie die Gatekeeper Funktion und das Bias Problem der Medien erstmals im Sinne der Nachrichtenforschung beschrieben 2 3 4 5 Lippmann begrundete auch die Nachrichtenwert Theorie 6 In seinem Werk A Test of the News hatte Lippmann selbst die Berichterstattung der New York Times kritisch analysiert und in Liberty and the News die zentrale Bedeutung der Medien fur die Demokratie herausgearbeitet Es besteht eine Ahnlichkeit des Propagandamodells mit Upton Sinclairs Journalismus Studie The Brass Check 1919 7 In der Kritik der Machtelite steht Chomsky in der Tradition von C Wright Mills 8 9 10 der wiederum durch Franz Leopold Neumanns Elitentheorie in Behemoth angeregt worden war 11 Voraussetzungen des Modells BearbeitenDas Propagandamodell geht davon aus dass bereits die Struktur der heutigen Massenmedien in kapitalistischen Gesellschaften eine objektive Berichterstattung von vornherein verhindere insofern private Medien die in Konkurrenz zueinander stehen und auf Werbeeinnahmen oder staatliche Teilfinanzierung angewiesen sind in einem Interessenkonflikt stehen Das primare Interesse privater Massenmedien konne nicht darin bestehen die Bevolkerung moglichst umfassend und objektiv zu informieren Stattdessen seien Medien als Unternehmen anzusehen die ihren Lesern oder Zuschauern Nachrichten als Ware verkaufen mussen Weiterhin wurden auch die Leser oder Zuschauer selbst an die Werbekunden der Zeitung verkauft da sich die Einnahmen fur Werbung nach der Zahl der Rezipienten bemessen 1 12 These BearbeitenDie Theorie stellt die These auf dass grosse Medienkonzerne ein nicht verschworerisch agierendes Propagandasystem bilden konnten das fahig sei ohne zentrale Steuerung einen Konsens im Interesse einer von den Autoren beschriebenen gesellschaftlichen Oberschicht herzustellen und die offentliche Meinung uber agenda setting und framing entsprechend den Perspektiven dieser Oberschicht zu formen wahrend gleichzeitig der Anschein eines demokratischen Prozesses der Meinungsbildung und der Konsensfindung gewahrt bleibe Methode BearbeitenDas Propagandamodell versucht eine von den Autoren angenommene tendenziose Berichterstattung in den Massenmedien als Produkt okonomischer Sachzwange und Einflussnahmen zu erklaren und anhand von Fallbeispielen plausibel zu machen Die Filter BearbeitenGemass dem Propagandamodell gibt es funf Filter die unerwunschte Nachrichten von der Bevolkerung fernhalten Als Indiz ziehen die Autoren Lippmanns Hauptwerk Offentlichkeit heran in dem der Autor gemass Chomsky sich nicht scheute Propaganda als unentbehrlich fur die Demokratie darzustellen Nach Chomsky sei das Denken auch liberal demokratischer Intellektueller noch heute durch diese Doktrin Lippmanns gekennzeichnet 13 Inhalte wurden demnach vor allem nach politischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgewahlt Agenda Setting und eingeordnet Framing Kritische Perspektiven und Fragen wurden aussortiert Gate Keeping spektakulare aber banale Informationen in den Mittelpunkt geruckt Ablenkung Die Wirkungsmechanismen der Selektion sehen Chomsky und Herman in funf Einflussgrossen die sie als Filter beschreiben die bestimmte Nachrichten oder Einzelaspekte aus den Massenmedien fernhalten Die Medien werden nach ihrer Auffassung funktionalisiert so dass Wertvorstellungen und Interessen einflussreicher Gruppen berucksichtigt werden Die so bearbeiteten Nachrichten erfullen damit nach Herman und Chomsky die Kriterien der Propaganda Das Filtermodell stellt folglich ein Propagandamodell der Massenmedien dar Chomsky und Herman legen viel Wert darauf dass die Filterung nicht das Ergebnis einer Verschworung ist sondern das Produkt okonomischer politischer und militarischer Zwange Wahrend es in autoritar regierten undemokratischen Landern eine sehr offensichtliche Funktionalisierung der Medien gebe sei diese Funktionalisierung in westlichen Landern subtiler meist ohne ausseren Zwang und daher weitaus schwieriger zu erkennen Obwohl Chomsky und Herman hauptsachlich amerikanische Medien untersucht haben gehen sie davon aus dass die Filter bei jedem Massenmedium wirken das im kapitalistischen Umfeld entwickelter Demokratien existiert auch wenn sich ihre Untersuchungen hauptsachlich auf den US amerikanischen Medienmarkt beziehen Die Eigentumsverhaltnisse Bearbeiten In der Geschichte der Massenmedien in den vergangenen 200 Jahren zeigen Chomsky und Herman verschiedene Entwicklungsstrange auf Zum einen habe sich im Lauf der Zeit eine hohe Markteinstiegsbarriere entwickelt Konnte man in Zeiten der ersten Londoner Wochenzeitungen den 1830er Jahren noch fur einen dreistelligen Betrag eine Zeitung auf den Markt bringen die dann zumindest auch eine hohe vierstellige Zahl an Exemplaren hatte und damit ein grosses Medium war so kostete eine Herausgabe einer Londoner Tageszeitung im Jahr 1867 schon 50 000 Pfund Die Entwicklung der steigenden geforderten Investitionen setzte sich fort In den 1920er Jahren waren fur die Etablierung eines regionalen Blattes umfangreiche finanzielle Mittel erforderlich Die Autoren gaben in ihrem Werk die Kosten fur die Etablierung einer ernstzunehmenden Wochen oder Tageszeitung im zweistelligen Millionenbereich an Zur Etablierung eines neuen Fernseh oder Radiosenders waren noch umfangreichere Mittel notig So sorge diese Einstiegshurde dafur dass de facto nur eine privilegierte Schicht einen gesicherten Zugang zum Medien und damit auch zum Nachrichtenmarkt hat Es scheine hingegen fur die Oberschicht oder Grossindustrielle nicht sonderlich schwierig zu sein Zugang zum Massenmedienmarkt zu erhalten Im Jahr 1986 kaufte General Electric ein US amerikanischer Misch Konzern mit gemass den Autoren Verstrickungen im Waffen Energie und Finanzbereich und 2005 nach Einnahmen das viertgrosste Unternehmen der Welt den Fernsehsender NBC und hatte sich damit seinen Einstieg in die Massenmedien erkauft Der zweite wirksame Aspekt von Filtern liege in der Medienkonzentration auf einigen wenigen Protagonisten Obwohl es in den USA so konstatieren Chomsky und Herman im Jahr 1986 uber 25 000 Medieneinheiten wie Zeitungen Magazine Radio und Fernsehsender gab gehorten die meisten schon zu ubergeordneten nationalen Mediengrosskonzernen oder waren zumindest in allen Bereichen ausser den Lokalnachrichten abhangig von ihnen Mittlerweile sei die Medienkonzentration in den USA so weit fortgeschritten dass man nur noch zwischen wenigen Grosskonzernen wie Disney Time Warner Viacom oder eben General Electric NBC unterscheiden konne Durch Fusionen und Ubernahmen seien auf diese Weise grosse Oligopole entstanden Das Unternehmen Clear Channel Communications laut Institut fur Medien und Kommunikationspolitik nur Nr 25 in der Liste der vom Umsatz her grossten Medienunternehmen besass 1200 Radio und 30 Fernsehstationen 14 So konnte die Bush freundliche Leitung des Unternehmens im Jahr 2005 mit einem Abspielverbot dafur sorgen dass die Country Band Dixie Chicks die sich wiederholt Bush kritisch geaussert hatte einen enormen Popularitatseinbruch erleiden musste 15 Eine Konzentration auf einige wenige Grossunternehmen heisse aber gleichsam nicht dass das Angebot quantitativ abnehme Im Gegenteil so die Autoren gebe es ein immer grosseres Angebot das auch eine grosse Angebotsvielfalt und Verhaltnisse des Wettbewerbs suggeriere In Wirklichkeit seien jedoch immer weniger Anbieter auf dem Markt die immer mehr Angebote produzierten Damit steige das Medienangebot nur vordergrundig wahrend hintergrundig oftmals das gleiche Interesse der Mutterkonzerne im Raum stunden Dieses Interesse liege mitunter ausserhalb des Medienmarktes beispielsweise konne wie am Dixie Chicks Beispiel bereits erwahnt durch subtile zensorische Eingriffe ein regierungsfreundlicher Kurs deutlich gemacht werden durch den der Mutterkonzern sich bspw Steuervorteile oder konzerngunstige Senatsentscheidungen verspreche Ein anderes Beispiel der Autoren ist die so genannte Sensibilisierung der Bevolkerung fur Ungerechtigkeiten in einem bestimmten anderen Land um die Kriegsbereitschaft der Bevolkerung zu erhohen und so einem Mutterunternehmen siehe beispielsweise General Electric das auch im Waffenmarkt tatig ist hohere Umsatze zu verschaffen Durch die starke Medienkonzentration konnten sich die Nachrichtenkonzerne zudem den Verzicht auf teuren Investigativjournalismus zugunsten gunstiger aber spektakularer Banalfaktenjagd leisten Selbst innerhalb der wenigen verbliebenen Mediengrosskonzerne gebe es Verknupfungen So sassen beispielsweise einflussreiche Mediendirektoren im Aufsichtsrat verschiedener Unternehmen oder es bestunden Eigentumer Schnittstellen zwischen verschiedenen borsennotierten Unternehmen Steve Jobs beispielsweise sei Mitgrunder und CEO von Apple und gleichzeitig seit der Ubernahme von Pixar durch Disney grosster Einzelaktionar von Disney gewesen Die Einnahmequellen der Medien Bearbeiten Gemeinhin wird angenommen dass die Medienunternehmen ihr Produkt gestalten um dieses dann als Ware an die Konsumenten zu verkaufen dies gelte jedoch nur fur Zeitungen die nicht werbefinanziert seien und bei denen die Produktionskosten komplett durch die Verkaufskosten der Zeitungen gedeckt wurden Bei einer Auflage von 1000 Exemplaren einer Zeitung und Produktionskosten von 1000 Dollar beispielsweise musse die Zeitung also mindestens einen Dollar kosten damit der Herausgeber bei angenommenem Ausverkauf kostendeckend arbeiten konne 14 Als in der historischen Entwicklung die erste Zeitung Inserenten also Werbetreibende in ihre Finanzierung mit aufnahm und also Werbeflachen innerhalb der Zeitung verkaufte habe sich das Schema verandert Wenn im fiktiven Beispiel die Zeitung 750 Dollar der Produktionskosten durch den Verkauf von Werbung wieder einholen kann dann konne sie die Zeitung fur nur 25 Cent verkaufen und dennoch weiterhin wirtschaftlich arbeiten Damit seien in der sich entwickelnden Werbewirtschaft diejenigen Zeitungen privilegiert gewesen die Werbung schalteten Durch den niedrigeren Verkaufspreis erreichte die Zeitung eine hohere Auflage Die Autoren nennen diese Entwicklung den Beginn einer Aufwartsspirale und gleichermassen einen Abstieg fur Zeitungen die sich der Werbung verweigerten oder denen sich umgekehrt potenzielle Werbepartner verweigerten etwa weil die betreffenden Blatter als ungeeignete Vehikel fur die eigene Produktwerbung oder deren Leserschaften als unzureichend kaufkraftig erachtet wurden Das Konzept der werbefreien Zeitung sei damit zum Scheitern oder zur Existenz in eng begrenzten Nischen verurteilt gewesen Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches habe es keine Massenmedien mehr gegeben die vollig auf Werbung verzichten konnten Bei den Zeitungen wurde nur noch eine Papierschutzgebuhr erhoben die Finanzierung liefe vollstandig uber die enthaltene Werbung Auch Fernsehsender finanzierten sich mittlerweile zum grossten Teil durch Werbeeinnahmen sogar Pay TV oder gebuhrenfinanzierte Sender deckten nur einen Bruchteil ihrer Kosten durch andere Einnahmequellen Damit habe sich auch die inhaltliche Gestaltung der Medien grundlegend verandert welche nicht mehr primar unter dem Gesichtspunkt der kritischen Berichterstattung verlaufe sondern stattdessen vor allem fur potenzielle Inserenten eine attraktive Werbeplattform mit der Aufmerksamkeit eines moglichst grossen wichtiger aber eines moglichst kaufkraftigen Publikums darstellen solle Die damalige primare Finanzierung der Medien durch Werbetreibende normative Referenzorganisationen fuhre gemass den Autoren zu Selbstzensur da in einem solchen Medium nichts mehr publiziert werden konne das den Interessen der Inserenten widerspreche ohne Ruckgang von Interesse der Inserenten in das Medium und folglich oft gravierenden Ruckgang von Werbeeinnahmen hinnehmen zu mussen Ein Fernsehsender wurde es beispielsweise nicht riskieren kritische Berichte uber den schadlichen Einfluss von Alkohol zu senden wenn Brauereien wichtige Werbetreibende fur den Sender seien Kritische Berichterstattung wurde durch diesen Filter diskriminiert weil sie die Kauflaune der Konsumenten gefahrde und daher den Interessen der Werbeindustrie bzw ihrer Klienten zuwiderlaufe Die Quellen der Nachrichten Bearbeiten Massenmedien benotigen nach Auffassung der Autoren einen stetigen Zufluss von Nachrichten um ihre Funktion zu erfullen Dabei kann kaum ein Medium es bewerkstelligen die Informationen selbst zu sammeln also an jeder Nachrichtenbasis einen Mitarbeiter zu haben Daher sind Medien auf Zulieferer angewiesen die fur sie die Nachrichten sammeln und sie dann gebundelt an Redaktionen weiterleiten In der industrialisierten Medienwelt ubernahmen diese Aufgaben verschiedene landerspezifische Nachrichtenagenturen die auch uber die Moglichkeiten verfugten die Nachrichten aus erster Hand zu bekommen Jede politische Instanz und jedes Unternehmen ab einer bestimmten Grosse beschaftige eine PR Agentur die regelmassig Pressemeldungen ausgibt oder Pressekonferenzen abhalt oder eine eigene Abteilung fur Offentlichkeitsarbeit betreibt Gerade Pressekonferenzen als ein Mittel der Offentlichkeitsarbeit seien fur ein Nachrichtenmagazin eine dankbare Quelle Nachrichten durften nicht viel kosten und mussen schnell und standig verfugbar sein Pressekonferenzen seien der Ort an dem kostengunstig und schnell Nachrichten generiert werden Meist wurden den teilnehmenden Reportern von der die Pressekonferenz abhaltenden PR Abteilung schon ein vorgefertigtes Handout mit den Hauptthesen oder sogar Zitaten geliefert um die redaktionellen Ablaufe zu beschleunigen Die Pressekonferenzen fanden im Interesse des Einladenden so an einem fest definierten Ort und zu einem fest definierten Zeitpunkt statt damit ein Erscheinen vor Redaktionsschluss einer Sendung oder Ausgabe gewahrleistet ist Grundsatzlich gelte die Wahrheitsvermutung bei den kolportierten Informationen die Behauptung einer Institution wird als Wissen verwertet Damit wurden die Medien aber auch zum Sprachrohr von Institutionen Die Informationen die von den Institutionen am meisten angepriesen werden fanden angeblich auch den meisten Widerhall in den Medien Vermeintliche Experten wurden von den PR Agenturen engagiert um Nachrichten zu legitimieren und letzte Zweifel an der Richtigkeit der Informationen zu verwerfen Die Kompetenz dieser Experten werde so eine Behauptung dabei nicht in Frage gestellt und uberpruft die scheinbare Information wurde somit aus der Sicht der Zuschauer hypothetisch und subjektiv bleiben Neben den PR Agenturen seien auch Nachrichtenagenturen zentrale Zulieferer fur die Massenmedien Nachrichtenagenturen fungierten aber auch als sogenannte Gatekeeper Sie stuften Nachrichten als relevant und damit mitteilungswurdig ein so dass sie bearbeitet und weitergeleitet werden oder durch Korrespondenten und Reporter vor Ort recherchiert werden mussen Dabei sollen die Agenturen moglichst objektiv und ohne politische oder okonomische Farbung vorgehen Doch auch die Nachrichtenagenturen seien davon abhangig dass grossere Firmen inlandische Regierungsbehorden auslandische Regierungen oder Informanten mit ihnen zusammenarbeiteten oder zumindest ihre Arbeit nicht behinderten Daher komme es auch hier zu einer Informationsfilterung die im Wesentlichen nach den Interessen der Quellengeber und den Verwertungsanspruchen der Medien im Rahmen eines Nachrichtenmarktes eingefarbt sei Flak Bearbeiten Flak bezeichnet negative Einflussnahme aus der Offentlichkeit Die Medien sind sehr stark von positiver Resonanz abhangig auch von der Resonanz in anderen Medien Wurden bestimmte Nachrichten Haltungen oder Programme von offiziellen Stellen z B Regierungsinstitutionen kritisiert oder in anderen Medien negativ besprochen konne das fur die kritisierten Medienunternehmen kostspielige Konsequenzen wie etwa Verleumdungsklagen nach sich ziehen und moglichen Reputationsverlust bedeuten Neben den moglichen negativen Auswirkungen auf den Informationszulauf wird z B eine Sendung wiederholt als zu linkslastig gebrandmarkt wird es schwer sein einen liberal oder konservativ orientierten Politiker zu einem Statement in der Sendung zu bewegen konnten negative Ruckmeldungen zu Programmen auch Probleme mit den Werbetreibenden erzeugen Diese sahen sich gezwungen Flak durch einen gekrankten Kundenkreis zu verhindern sie setzen Medienunternehmen unter Druck moglichst massentaugliche Programme zu produzieren Anders als die ersten drei Filter sei Flak kein primar okonomischer Filter Vielmehr stunden bei diesem Filter unmittelbarere Machtinteressen im Vordergrund Politik und Grosskonzerne wollten durch Flak Eingriff in die Mediengestaltung bekommen um den Konsens in der Bevolkerung zu beeinflussen In der Entwicklung gezielter Medienkritik wurden dafur mit der Unterstutzung von Wirtschaftsunternehmen und PR Agenturen Institutionen geschaffen welche in den Medien vertretene Haltungen systematisch mit negativen Ruckmeldungen beantworteten also gezielt Flak produzierten um ein den Interessen der unterstutzenden Wirtschaftsunternehmen entsprechendes Ziel zu erreichen Antikommunismus oder Antiideologie Bearbeiten Sogenannte Antiideologien existieren nach Ansicht der Autoren meist auf der Konstruktion binarer und polarer Gegensatzpaare Fur Chomsky und Herman die ihre Theorie vor dem Hintergrund des Kalten Krieges entwickelten war dieses Gegensatzpaar der Kommunismus als Antithese zur amerikanischen Lebensweise Eine solche Antiideologie habe Auswirkung auf die moralische Bewertung und damit auch die kritische Berichterstattung von Militaraktionen oder auch auf die Glaubwurdigkeit und Legitimitat von Experten in den Medien und im gesellschaftlichen Konsens Aus solchen ideologischen Grunden hatten etwa US amerikanische Medien Graueltaten rechtsgerichteter Paramilitars an kommunistisch orientierten Zivilisten verschwiegen oder heruntergespielt Ein Beispiel sei die volkerrechtswidrige Annexion Osttimors durch Indonesien zu einer Zeit als die USA im Vietnamkrieg Indonesien als Verbundeten benotigten In Manufacturing Consent werden die von den indonesischen Streitkraften verubten Massaker als grosster Genozid seit dem Holocaust beschrieben In den US Medien wurde nur wenig uber die Invasion Osttimors berichtet Hingegen erfuhr ein in Relation vergleichbarer Fall zur selben Zeit der Volkermord in Kambodscha von den Medien sehr viel Aufmerksamkeit Die fehlende mediale Prasenz hatte gemass Chomsky verhindert dass die UN in Osttimor aktiv wurde Die UN verurteilte zwar die Invasion Indonesiens und verhangte Embargos gegen den sudostasiatischen Staat sie schickte aber vorerst keine Friedenstruppen Blauhelme nach Osttimor um den Genozid zu verhindern In den USA der spaten Achtziger sei der Antikommunismus in Bevolkerung und Medien als Ideologie so vollstandig internalisiert gewesen dass Chomsky und Herman vom Anticommunism als dominanter Religion sprechen Dabei hatten Journalisten unter dem permanenten Druck gestanden keinerlei Zweifel an ihrer antikommunistischen Haltung zuzulassen Die Ideologie hatte der Bevolkerung geholfen einen Feind des Vaterlandes klar zu definieren was der Politik erleichtert hatte die Bevolkerung gegen diesen Feind zu mobilisieren Durch die unscharfe Beschreibung des Feindes als Kommunist en hatte die Ideologie aber dazu benutzt werden konnen samtliche politischen Bewegungen als feindlich zu stigmatisieren die Eigentumsinteressen infrage stellten oder auch nur den Dialog mit kommunistischen Staaten und Radikalen forderten Zudem fuhrte die Internalisierung der Ideologie zu einer asymmetrischen Betrachtungsweise von Radikalitat Wahrend ein moglicher Sieg des Kommunismus als grosstes anzunehmendes Ubel angesehen wurde galt die inlandische Unterstutzung von neofaschistischen Gruppierungen als geringeres Problem Heute nach dem Ende des Kalten Krieges nach dem Mauerfall dem Fall des Eisernen Vorhangs und schliesslich den Anschlagen vom 11 September 2001 hat sich der Terrorismus als neuer Antipode zum amerikanischen Lebensstil etabliert Von der Schieflage der moralischen Betrachtung kann sich auch diese neue Antiideologie nicht freimachen Wer sich gegen die amerikanische Aussen und Kriegspolitik ausspricht wird im besten Fall als Weichling soft on terrorism oder gleich als potenziell terroristisch gebrandmarkt und vom offentlichen Diskurs ausgeschlossen Unter dem Motto des Kriegs gegen den Terror liessen sich in den US Medien gefahrliche Kampfeinsatze von US Truppen legitimieren etwa in Afghanistan und vor dem Irakkrieg Anwendungsbeispiele Kambodscha und Osttimor BearbeitenChomsky und Herman wandten das Propagandamodell exemplarisch auf die unterschiedliche Berichterstattung uber Menschenrechtsverletzungen in Kambodscha unter Herrschaft der Roten Khmer und in Osttimor an Die Ereignisse fanden in beiden Landern Ende der 1970er Jahre statt und wurden nachtraglich als Volkermord bewertet 16 In Kambodscha waren die kommunistischen Roten Khmer an der Macht und unterdruckten die politischen Gegner mit ausserster Harte Es starben etwa 1 7 Millionen Menschen durch die spatere Herrschaft der Roten Khmer nachdem rund 50 000 bis 300 000 Menschen direkt an den US Luftangriffen wahrend des Vietnamkriegs ums Leben gekommen waren Indonesien dessen militardiktatorisches Regime den USA gegenuber freundlich gesinnt war besetzte die ehemalige portugiesische Kolonie Osttimor mit der Begrundung die Machtubernahme der erstarkenden FRETILIN Partei zu verhindern die nach Angaben Indonesiens kommunistisch orientiert war Neun Tage nachdem die FRETILIN die Unabhangigkeit Osttimors ausgerufen hatte marschierte Indonesien in Osttimor ein Invasion und Besatzung kosteten nach Untersuchungen der Empfangs Wahrheits und Versohnungskommission von Osttimor 183 000 Menschen das Leben fast einem Drittel der ursprunglich 600 000 Einwohner Osttimors Chomsky und Herman sammelten und zahlten mithilfe der Organisation Fairness and Accuracy in Reporting FAIR die Berichte der New York Times uber den Genozid in Kambodscha und verglichen diese Berichterstattung mit derjenigen uber Osttimor Uber die Ereignisse in Kambodscha nach dem Vietnamkrieg druckte die New York Times insgesamt 1175 Zoll 29 84 m Zeitungs Spaltenlange uber jene in Osttimor nur 70 Zoll 1 78 m 17 18 Als Grund der unterschiedlichen Darstellung ahnlicher Verbrechen postulierten die Autoren dass Indonesien ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Verbundeter der USA in Sudostasien war wahrend Kambodscha als kommunistischer Staat als politischer Gegner der USA eingestuft wurde Uber die schweren Menschenrechtsverletzungen durch das indonesische Militar in Osttimor wie die Ereignisse in Kambodscha als Volkermord zu bewerten 16 wurde kaum berichtet diejenigen der Roten Khmer stark betont Rezeption und Wirkungsgeschichte BearbeitenDas Propagandamodell wurde seit seiner ersten Darstellung von einer Vielzahl von Soziologen und Kommunikationswissenschaftlern in vielen weiteren Landern verwendet und gilt diesen Forschern als valides empirisch vielfach bestatigtes Modell zur Untersuchung der Funktionsweise von Massenmedien in kapitalistischen Gesellschaften 19 20 21 22 23 24 Die Propagandafunktion der Massenmedien konnte unter anderem in Grossbritannien Deutschland Lateinamerika und Spanien bestatigt werden 19 Die Thematik der ersten Publikation Chomskys und Hermans wurde in Chomskys Werk Media Control 1991 vertieft Literatur BearbeitenEdward S Herman Noam Chomsky Manufacturing consent The political economy of the mass media Pantheon Books New York 2002 englisch Erstausgabe 1988 Edward S Herman Noam Chomsky Manufacturing consent The political economy of the mass media Vintage Books Random House 2006 ISBN 0 09 953311 1 englisch deutsche Ubersetzung Die Konsensfabrik Die politische Okonomie der Massenmedien Ubersetzt von Michael Schiffmann Westend Frankfurt 2023 ISBN 978 3 86489 391 9 Mark Achbar Hrsg Manufacturing consent Noam Chomsky and the media The companion book to the award winning film by Peter Wintonick and Mark Achbar Black Rose Books Montreal 1994 ISBN 1 55164 002 3 englisch Mark Achbar Hrsg Wege zur intellektuellen Selbstverteidigung Medien Demokratie und die Fabrikation von Konsens Trotzdem Verlagsgenossenschaft 2001 ISBN 3 922209 88 2 J Pedro Caranana D Broudy J Klaehn Hrsg The Propaganda Model Today Filtering Perception and Awareness University of Westminster 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Andreas Rothe Media System and News Selections in Namibia LIT Verlag Munster 2010 ISBN 978 3 643 11194 4 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 10 April 2020 Heinz Purer Publizistik und Kommunikationswissenschaft Unter Mitarbeit von Philip Baugut Helena Bilandzic Wolfgang Eichhorn Andreas Fahr Nayla Fawzi Friederike Koschel Marcus Maurer Rudi Renger Nina Springer Jeffrey Wimmer Susanne Wolf und Thomas Zerback UTB 2014 ISBN 978 3 8252 8533 3 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 10 April 2020 Dean Starkman The Watchdog That Didn t Bark The Financial Crisis and the Disappearance of Investigative Journalism Columbia University Press 2014 ISBN 978 0 231 53628 8 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 10 April 2020 Evans Mary Gender And Social Theory McGraw Hill Education UK 2003 ISBN 978 0 335 20864 7 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 11 April 2020 Aus Politik und Zeitgeschichte Beilage zur Wochenzeitung das Parlament 1974 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 11 April 2020 Karl Willy Beer Die Politische Meinung Konrad Adenauer Stiftung 1978 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 11 April 2020 Oliver Neun Zur Aktualitat von C Wright Mills Einfuhrung in sein Werk Springer 2018 ISBN 978 3 658 22376 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 11 April 2020 Chomsky Noam Necessary illusions Thought control in democratic societies House of Anansi Press 2003 ISBN 0 88784 574 6 englisch Gunther Grewendorf Noam Chomsky Beck sche Reihe Denker Band 574 C H Beck 2006 ISBN 978 3 406 54111 7 S 213 a b Edward S Herman Noam Chomsky Manufacturing consent The political economy of the mass media Pantheon Books New York 2002 englisch Erstausgabe 1988 Jeffery Klaehn Filtering the news Black Rose Books 2005 ISBN 978 1 55164 261 1 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Osttimor ein 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