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Die Artikel Gatekeeper Soziologie und Gatekeeper Nachrichtenforschung uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Als Gatekeeper deutsch Torwachter Schleusenwarter oder Tursteher bezeichnet man in den Sozialwissenschaften metaphorisch einen meist personellen Einflussfaktor der eine wichtige Position bei einem Entscheidungsfindungsprozess einnimmt Mit dem Terminus Gatekeeping soll die publizistische Wirkungsweise der Massenmedien bestimmt werden Mit dem Aufkommen des Internets insbesondere dessen kollaborativer Anwendungen wie Blogs Online Foren und Netzwerke wird die Gatekeeper Funktion der Massenmedien jedoch in ihrer Wirkung zunehmend ausser Kraft gesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Begriffspragung durch Walter Lippmann 2 Faktoren 3 Forschung 4 Entwicklung der Gatekeeper Forschung 4 1 Individualisierte Studien 4 2 Institutionelle Studien 4 3 Kybernetische Studien 5 Selektions und Reduktionsverhalten der Gatekeeper im Nachrichtenfluss 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriffspragung durch Walter Lippmann BearbeitenDer einflussreiche US amerikanische Journalist Schriftsteller und Medienkritiker Walter Lippmann pragte fur Journalisten den Ausdruck gatekeeper Gatekeeper entscheiden Was wird der Offentlichkeit vorenthalten was wird weiterbefordert Jede Zeitung ist wenn sie den Leser erreicht das Ergebnis einer ganzen Serie von Selektionen Das Auseinanderdriften von offentlicher Meinung und veroffentlichter Meinung entsteht wenn die Auswahlregeln von Journalisten weitgehend ubereinstimmen Dadurch kommt eine Konsonanz der Berichterstattung zustande die auf das Publikum wie eine Bestatigung wirkt alle sagen es also muss es stimmen Das installiert eine Stereotypen gestutzte Pseudoumwelt in den Kopfen des Publikums 1 Faktoren BearbeitenEs werden grundsatzlich zwei Gruppen von Gatekeeper Faktoren unterschieden Informationsfilterung und reduktion In Zeitungen werden beispielsweise nur etwa 10 Prozent aller eingehenden Agenturmeldungen wiedergegeben hierzu existieren verschiedene Untersuchungen u a von Kuhlmann 1957 Bearbeitung und Modifikation Sowohl sachliche Grunde Platzmangel als auch personliche oder soziale Uberlegungen das Wertklima der Medienorganisation das Redaktionsstatut etc konnen als Filterfaktor auftreten Forschung BearbeitenDie Gatekeeper Forschung wurde 1950 von David Manning White begrundet und gehort innerhalb der Kommunikationswissenschaft zum Bereich der Journalismusforschung Die Gatekeeper Forschung versucht zu ergrunden welche Eigenschaften des einzelnen Journalisten bzw der jeweiligen Medienorganisation die Nachrichtenauswahl beeinflussen Gatekeeping bezeichnet dabei die Begrenzung der Informationsmenge durch Auswahl von als kommunikationswurdig erachteten Themen Es lassen sich drei Ansatze unterscheiden 2 Individualistische Studien Institutionelle Studien Kybernetische StudienEntwicklung der Gatekeeper Forschung BearbeitenIndividualisierte Studien Bearbeiten Der Gatekeeper Ansatz geht auf den amerikanischen Sozialpsychologen Kurt Lewin zuruck der ursprunglich Entscheidungsprozesse bezuglich der Verwendung von Lebensmitteln in Familien untersuchte David Manning White 1950 ubertrug den Ansatz auf die Nachrichtengebung Laut White sind Gatekeeper in den Massenmedien Individuen die innerhalb eines Massenmediums Positionen innehaben in denen sie uber die Aufnahme bzw Ablehnung einer potentiellen Kommunikationseinheit entscheiden konnen Es wird dabei vermutet dass die personlichen Vorlieben und Abneigungen Interessen und Einstellungen des Journalisten sich bewusst oder unbewusst in der Nachrichtenauswahl niederschlagen In seiner Studie untersuchte White diese Thesen anhand eines Wire Editors Agentur Redakteur er entscheidet welche Agenturmeldungen in die Zeitung aufgenommen werden und welche nicht Der in der Studie als Mr Gates kryptonymisierte Redakteur arbeitete seit 25 Jahren bei einer amerikanischen Tageszeitung mit einer Auflage von 30 000 in einer Stadt mit ca 100 000 Einwohnern In der Studie kamen drei Methoden zum Einsatz Input Output Analyse Eingegangenes Agenturmaterial zu benutztem Agenturmaterial Copy Test Mr Gates notierte auf der Ruckseite der aussortierten Meldungen den Ablehnungsgrund Befragung Mr Gates wurden vier Fragen zu seinem Berufsverstandnis gestellt Der Untersuchungszeitraum war eine Woche im Februar 1949 Mr Gates Zeitung bezog den Service von drei Nachrichtenagenturen Associated Press United Press und International News Service Nur 10 der Agenturmeldungen wurden in der Zeitung abgedruckt Bevorzugt wahlte Mr Gates politische und Human Interest Themen aus Gegen Kriminalitatsmeldungen hegte Mr Gates dagegen eine Abneigung White kommt zu dem Schluss dass die Nachrichtenauswahl von Mr Gates nach subjektiven Kriterien in aktiver Weise stattfand Paul B Snider 1967 fuhrte die gleiche Studie 16 Jahre spater mit dem gleichen Protagonisten noch einmal durch Mr Gates hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Agentur zur Auswahl Associated Press Jetzt wurden 33 der Agenturmeldungen ubernommen Snider sieht ebenso wie White subjektive Auswahlkriterien aber zusatzlich auch handwerkliche Kriterien Er bestatigt weitestgehend die Ergebnisse von Manning White Mr Gates Auswahl finde nach subjektiven Kriterien in aktiver Weise statt Paul M Hirsch 1977 fallt bei erneuter Analyse der Ergebnisse von White 1950 und Snider 1967 auf dass Mr Gates Auswahl sich am Angebot der Agenturen orientiert So hat in beiden Studien die Verteilung der Beitrage nach Themen bei Mr Gates annahernd die gleiche Struktur wie das Angebot der jeweiligen Agenturmeldungen im Untersuchungszeitraum Hirsch sieht Mr Gates Rolle daher weniger aktiv Seine Analyse stellt weiter eher handwerkliche objektive Kriterien bei Mr Gates Nachrichtenauswahl in den Vordergrund Hirschs Beobachtungen dass sich der Output am Input durch die Nachrichtenagenturen orientiert wird auch in weiteren Studien bestatigt z B Maxwell E McCombs Donald L Shaw 1976 Whitney Charles D Becker Lee B 1982 Es kann also davon ausgegangen werden dass der Einfluss eines einzelnen Gatekeepers geringer ist als von White und Snider angenommen Die Studie von Walter Gieber 1956 schlagt eine Brucke zum institutionellen Ansatz Gieber erweiterte den Ansatz von White auf 16 Wire Editors Auch hier bestatigt sich dass die eigentlichen Gatekeeper die Agenturen zu sein scheinen Zudem erkennt er dass die Redakteure in einer Zwangsjacke mechanisch verrichteter Detailarbeit stecken Vor allem Angebot Zeitdruck und Platzmangel bestimmen die Auswahl und nicht subjektive Pradispositionen Der Ansatz der sich aus Giebers Ergebnissen ergibt dass der Gatekeeper eingebunden in das soziale und funktionale System der Redaktion arbeitet wird in den institutionellen Studien weiter elaboriert Giebers Studie wird daher auch teilweise den institutionellen Studien zugerechnet Am individuellen Ansatz wird daher auch kritisiert dass soziale Determinanten die sich aus der Position des Gatekeepers als Mitglied einer Medienorganisation ergeben nicht berucksichtigt werden Ausser Acht gelassen werden Hierarchien Arbeitsroutinen und Produktionsablaufe Ein weiterer Kritikpunkt ist dass nur eine Stufe des Nachrichtenflusses untersucht wird 3 Institutionelle Studien Bearbeiten Bei den institutionellen Untersuchungen wird der Journalist nicht mehr als unabhangiges Individuum sondern in einen organisatorischen Kontext z B Medium eingebettet betrachtet Die Nachrichtenburokratie beeinflusst so das Auswahlverhalten des Journalisten Starkeren Einfluss als Gatekeeper haben die Nachrichtenagenturen 4 Der Journalist ist oft die letzte Instanz nach vielen anderen Gatekeepern selbst die Originalquelle z B ein Zeuge kann schon selektiv einwirken Kybernetische Studien Bearbeiten Kybernetische Studien berucksichtigen zusatzlich die Bedeutung der Massenmedien fur das Gesamtsystem 5 Gatekeeper werden dabei auch durch Feedback Schleifen ausserhalb der Redaktion gesteuert Eine theoretische Weiterentwicklung des Gatekeeper Ansatzes findet sich in der Framing Diskussion wieder Selektions und Reduktionsverhalten der Gatekeeper im Nachrichtenfluss BearbeitenSubjektive Einstellungen Nachrichtenauswahl hangt ab von politischen und gesellschaftlichen Einstellungen z B Manning White 1950 Gieber 1956 Wilke Rosenberger 1991 sowie von personlichen Vorlieben und Abneigungen des Gatekeepers ab z B Manning White 1950 Wilke Rosenberger 1991 Publikumsorientierung Vorstellungen von den Bedurfnissen und Wunschen des Publikums sind eher diffus z B Manning White 1950 Gieber 1956 Snider 1967 Angebot der Nachrichtenagenturen Nachrichtenauswahl folgt haufig dem Agenturmaterial z B Manning White 1950 Whitney Becker 1982 und geschieht eher passiv z B MCcombs Shaw 1976 Hirsch 1977 in einem mechanischen Selektionsprozess z B Gieber 1956 Kollegenorientierung Auswahl richtet sich oft an der Bezugsgruppe der Kollegen in der eigenen Redaktion z B Breed 1955a und anderen Zeitungen aus z B Breed 1955b Redaktionelle Linie Auswahl folgt der redaktionellen Linie z B Manning White 1950 Breed 1955 und ist sowohl von politischen wie wirtschaftlichen Interessen der Herausgebers Verlegers gepragt z B Gieber 1956 Organisatorische und technische Zwange Auswahl steht haufig unter Zeit und Konkurrenzdruck und richtet sich an dem verfugbaren Platz aus z B Gieber 1956 Wilke Rosenberger 1991 Siehe auch BearbeitenAgenda Setting Massenkommunikation Nachrichtenregeln Nachrichtenwert A Blogger Meinungsfuhrerschaft Zensur zur Informationskontrolle Institutionelles Gedachtnis Overton FensterLiteratur BearbeitenIndividueller Gate Keeper Ansatz Kurt Lewin Channels of Group Life Social Planning and Action Research In Human Relations 1 1947 S 143 153 David Manning White The Gate Keeper A Case Study in the Selection of News In Journalism Quarterly 27 1950 S 383 390 Paul B Snider Mr Gates Revisted A 1966 Version of the 1949 Case Study In Journalism Quarterly 44 1967 S 416 427 Paul M Hirsch Occupational Organizational and Institutional Model in Mass Media Research Toward an Integrated Framework In Ders u a Hrsg Strategies for Communication Research Beverly Hills ca 1977 S 13 42 Maxwell E McCombs Donald L Shaw Structuring the Unseen Environment In Journal of Communication 26 1976 S 18 22 Charles D Whitney Lee B Becker Keeping the Gates for Gatekeepers The Effects of Wire News In Journalism Quarterly 59 1982 S 60 65 Walter Gieber Across the Desk A Study of 16 Telegraph Editors In Journalism Quarterly 33 1956 S 423 432 Institutioneller Gate Keeper Ansatz Jurgen Wilke Bernhard Rosenberger Die Nachrichtenmacher Zu Strukturen und Arbeitsweisen von Nachrichtenagenturen am Beispiel von AP und dpa Bohlau Koln 1991 Warren Breed Social Control in the Newsroom A Functional Analysis In Social Forces 33 1955 S 326 336 dt Soziale Kontrolle in der Redaktion Eine funktionelle Analyse In Jorg Aufermann u a Hrsg Gesellschaftliche Kommunikation und Information Bd II Frankfurt a M 1973 S 365 378 Lewis Donohew Newspaper Gatekeepers and Forces in the News Channel In Public Opinion Quarterly 31 1967 S 61 68 dt Determinanten im Nachrichtenkanal von Tageszeitungen In Bernhard Badura u a Hrsg Soziologie der Kommunikation Stuttgart 1972 S 109 118 Clarice N Olien George A Donohue Phillip J Tichenor The Community Editor s Power and the Reporting of Conflict In Journalism Quarterly 45 1968 S 243 252 Jean S Kerrik Thomas Anderson Luita B Swales Balance and the Writer s Attitude in News Stories und Editorials In Journalism Quarterly 41 1964 S 207 215 Rudolf Gerhard Hans Mathias Kepplinger Marcus Mauer Klimawandel Die innere Pressefreiheit ist gefahrdet sagen Zeitungsredakteure IfP Journalistenbefragung 2004 Prasentation ausgewahlter Ergebnisse In FAZ Nr 74 31 Marz 2005 S 40 Rudiger Schulz Einer gegen Alle Das Entscheidungsverhalten von Verlegern und Chefredakteuren In Hans Matthias Kepplinger Hrsg Angepasste Aussenseiter Was Journalisten denken und wie sie arbeiten Freiburg 1979 S 166 188 Warren Breed Newspaper Opinion Leaders and Processes of Standardization In Journalism Quarterly 32 1955 S 277 284 S 328 Kybernetischer Gate Keeper Ansatz Gertrude Joch Robinson 25 Jahre Gatekeeper Forschung Eine kritische Ruckschau und Bewertung In Jorg Aufermann Hrsg Gesellschaftliche Kommunikation und Information Bd 1 Frankfurt am Main 1973 S 344 355 Gertrude Joch Robinson Foreign News Selection is Non Linear in Yugoslavia s Tanjug Agency In Journalism Quarterly 47 1970 S 340 355 George A Bailey Lawrence W Lichty Rough Justice on a Saigon street A Gatekeeper Study of NBS s Tet Execution Film In Journalism Quarterly 49 1972 S 221 229 238 Online Gatekeeper Suchmaschinen als Gatekeeper in der offentlichen Kommunikation rechtliche Anforderungen an Zugangsoffenheit und Transparenz bei Suchmaschinen im WWW Wolfgang Schulz Thorsten Held Arne Laudien Vistas Berlin 2005 ISBN 3 89158 408 3 Weblinks BearbeitenSuchmaschinen als Gatekeeper Firstmonday Do Web search engines suppress controversy Analyse von Susan L Gerhart englisch Nachrichtenredakteure als Gatekeeper kurzer Abriss der Forschung mit Kritik des Gatekeeper ModellsWegfall des Gatekeeper Monopols der Journalisten Wegfall des Gatekeeper Monopols der Journalisten Blog von Manfred Orle Bundesvorsitzender beim Deutscher Medienverband e V DMV Einzelnachweise Bearbeiten Lippmann Walter Public Opinion 1922 dt Die offentliche Meinung Brockmeyer Bochum 1990 Gertrude Joch Robinson Funfundzwanzig Jahre Gatekeeper Forschung Eine kritische Ruckschau und Bewertung In Jorg Aufermann Hans Bohrmann Rolf Sulzer Hrsg Gesellschaftliche Kommunikation und Information Bd 1 Athenaum Frankfurt am Main 1973 S 345 355 Michael Kunczik Astrid Zipfel Publizistik Ein Studienhandbuch Bohlau Koln u a 2005 S 243 f W Gieber 1976 Z B Robinson 1970 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