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Polsterer ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Trager des Familiennamens findet man unter Polsterer Begriffsklarung Polstern ist die Berufstatigkeit des Polsterers oder des Raumausstatters Der Polsterer ubt seine Tatigkeit in der Industrie aus der Raumausstatter im Handwerk Einarbeiten von FullmaterialEs werden Polstermobel Stuhle und Matratzen Auflagen hergestellt Das Anfertigen und Aufarbeiten von Polsterungen im Automobilbereich wird vom Fahrzeugsattler ausgefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Technik 2 Werkzeug 3 Ausbildungsberuf in Deutschland 4 Lehrberuf in Osterreich 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Filme 8 Einzelnachweise 9 WeblinksTechnik Bearbeiten source source source source source source source source source Polster beziehenAuch in diesem Berufsfeld hat sich die Arbeitstechnik im Laufe der letzten einhundert Jahre gewandelt Anfangs wurden fur Sitze und Banke nur Lederstucke auf einen Holzrahmen genagelt Spater wurde mit verschiedenen Werkstoffen z B Stroh Seegras und Rosshaar gepolstert um die Bequemlichkeit zu erhohen Der historische Vorlaufer des Polsterers war der Beruf des Stuhlmachers dieser baute das Holzgestell der Sitzmobel nbsp Technische Zeichnung eines klassisch gepolsterten Sessels nbsp akkurat ausgefuhrte Rautenheftung nbsp dekorative sichtbare Nagelung nbsp sichtbare Nagelung in Form eines Perlstabes nbsp Kaschierung der Nagelleiste durch Anbringung einer zweckmassigen und dekorativen Gimpen BorteBis etwa 1960 sah die Herstellung eines Polstermobels wie folgt aus Auf ein Gestell aus Hartholz meist Buche bei sichtbaren Holzteilen auch Kirsche Eiche Teak und andere werden kreuzweise Gurte gespannt und mit Gurtnageln befestigt Auf diese Gurte werden Sprungfedern genaht Um diesen Federn Halt zu geben werden sie miteinander und meist auch mit dem Gestell verschnurt Hierbei haben sich verschiedene Schnurtechniken entwickelt Man unterscheidet die deutsche und die franzosische Schnurung Die deutsche Schnurung wird auch Matratzenschnurung genannt Sie findet normalerweise in sehr tiefen und geraden Sitzen oder Liegemobeln Anwendung und ist an der diagonal verlaufenden Zwischenschnur erkennbar Die weitaus haufiger angewandte Schnurung ist die franzosische Schnurung fur kleinere Mobel bis vier maximal funf Federreihen Mittels verschiedener Knotenarten Knoten Schlinge Bohne Doppelbohne werden die Sprungfedern in die Form gebracht die dem spateren Mobel entspricht Interessant ist dass die Federn nicht senkrecht stehen Sie werden so ausgerichtet dass sie beim Sitzen also beim Niederdrucken die senkrechte Stellung einnehmen und so einen maximalen Sitzkomfort ermoglichen Diese Technik ist dem heutigen Federkern in Bezug auf Haltbarkeit und Bequemlichkeit weit uberlegen Durch den hohen handwerklichen Aufwand ist sie allerdings kostspieliger geworden Auf diese Sprungfederkonstruktion wird ein Bezug aus Jutegewebe Federleinen 365 120 hessian bugging leinwandbindig aufgebracht Um Reibung und somit vorzeitigen Verschleiss zu vermeiden wird dieses Gewebe an den Federn bzw am Kantendraht festgenaht Erst danach wird das Federleinen mit entsprechender Lose auf dem Gestell vernagelt Auf dieses Gewebe wird ein lockeres Material aus Afrik Palmfasern oder Kokos aufgebracht und gleichmassig verzupft Um den Auftrag des Materials zu erleichtern wird ein Lassierstich angewandt hierbei entstehen Facher in die das Fullmaterial eingebracht wird Es folgt eine weitere Lage eines Jutegewebes Das Fassonleinen 210 120 ist ein geschmeidiges grob gewebtes Leinen welches sich hervorragend an die gewunschte Form anpasst ohne Falten zu schlagen Dieses wird nun garniert das Fullmaterial wird mit einer speziellen Handnahtechnik in Form gebracht Leiterstich Vorderstiche Hinterstich und bei Empiremobeln mit dem Schweinsruckenstich fur eine scharfe Kante Das Ergebnis ist die Fasson franz Form Die endgultige Form des Polstermobels ist nun fertiggestellt Um den Sitzkomfort weiter zu erhohen werden erneut Lassierstiche aufgebracht um eine Schicht aus Rosshaar oder Elancrin veredelte Kokosfaser zu befestigen Dies nennt man Pikierung Das Material wird hierzu ebenfalls gleichmassig verzupft Den Abschluss bildet eine Lage weiche Polsterwatte besteht aus gereinigter dann geschredderter Altkleidung Wolle und verschiedenen Tierhaaren Empfehlenswert ist es vor dem Aufziehen des Mobelstoffes einen Weissbezug aufzuziehen Dieser wird mit Nessel ausgefuhrt Vorteil ist hierbei dass man die Form des Sitzes schon ausarbeiten kann zudem erleichtert er auch das Ausstecken Heften des Bezugsstoffes Weiterhin verlangert dieser gesonderte Bezug auch nicht unwesentlich die Haltbarkeit des Bezugsstoffes Bei ganz feinen Stoffen wie z B Damast oder Brokatstoffen ist der Weissbezug sogar dringend zu empfehlen Sehr hochwertige Polstermobel oder auch Antiquitaten werden mitunter nur mit Weissbezug versehen gelagert bzw angeboten da der endgultige Bezugsstoff vom Kaufer ausgewahlt werden soll Die Arbeitskosten fur den Bezug sind dann meist im Kaufpreis schon enthalten lediglich der gewunschte Bezugsstoff muss dann gesondert bezahlt werden 1 Der eigentliche Mobelstoff Bezug wird je nach Mobelform angenagelt getackert und oder angenaht Zuvor werden die Abseiten das heisst die Ruckfront und die Seitenteile des Mobelstuckes mit Spannpappe verschlossen und letztere wattiert Danach folgt der Stoffbezug Spannteile Sichtbare Nahte werden mit Posamenten beispielsweise Kordeln Gimpe Borte Bordure oder Keder Paspel verziert Eine derartige Kaschierung der Ansatzstellen gilt aber eher als nicht fachgerecht Fachleute vernahen die Aussenspannteile per Maschine und verkleiden die gesamte Abseite mit einem Stuck Mobelstoff Neuester und modernster Abschluss ist der Doppelkeder Hierfur wird ein Stoffstreifen um ein Profil genaht In der Rille des Profiles wird dann der Doppelkeder angetackert Durch den Druck der Klammern pressen die zwei Wulste aneinander und verdecken die Klammern Fur sichtbare Nagelungen stehen Ziernagel in verschiedenen Ausfuhrungen zur Verfugung Die beschriebene handwerkliche Art der Polsterung ist hinsichtlich Haltbarkeit und Sitzkomfort den Techniken der industriellen Mobelfertigung weit uberlegen Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes ist sie allerdings auch sehr teuer und wird daher nach wie vor vor allem bei der Restaurierung von Antiquitaten oder bei sehr exklusiven Neuanfertigungen eingesetzt Werkzeug Bearbeiten nbsp Polsterer und Sattler sind oft die gleiche Person nbsp Werkzeug eines PolsterersDer Polsterer kommt mit relativ wenig Werkzeug aus Das sollte aber in guter Qualitat vorhanden sein Hier eine Ubersicht uber die wichtigsten Werkzeuge Hammer Einen guten Polsterhammer mit Rundkopf 8 mm fur das Einschlagen der Paschnagel fur die Gurtnagel benotigt man einen starkeren mit 13 mm Einen Schlosserhammer fur das Einschlagen von Nieten oder Osen und einen Holzhammer fur Abrissarbeiten mit dem Geissfuss Nagelheber Klammernheber Scheren Eine gute Zuschneideschere mit langer Klinge fur das Zuschneiden des Bezugsstoffes Eine kleinere fur Feinarbeiten und eine handliche kleine fur Arbeiten mit der Nahmaschine Zangen Von gutem Nutzen ist ein Seitenschneider fur das Entfernen der Klammern Eine Flach oder Kombizange fur diverse Arbeiten an Stoff oder Leder Ebenso eignen sich Beisszangen ideal fur Abrissarbeiten bei grosseren Nageln Ahlen und Schraubenzieher Wichtig sind Schraubenzieher aller Grossen in Schlitz Kreuz oder Torx Varianten Eine spitze Ahle benutzt man fur das Lockern der Klammern Kuhfuss Dieses Werkzeug auch Geissfuss genannt benotigt man zum Herausnehmen der Nagel Wichtig ist dass man es mit dem Holzhammer benutzt Dies schont das Werkzeug und der Holzhammer ist viel leichter Ein ahnliches Werkzeug ist das Losschlageisen Mit diesem kann man Blenden oder ahnliches vom Gestell losen Messer Gute scharfe Messer sind bestens fur das Abtrennen des uberflussigen Stoffes geeignet Dazu kann man ein Teppichmesser oder einen sogenannten Halbmond benutzen Ein kleines Schnitzermesser eignet sich gut fur schwer zugangliche Stellen Sagen und Raspel Fur das Zurechtschneiden des Kantendrahtes ist eine kleine Metallsage vonnoten Fur den Schaumstoffzuschnitt eignet sich eine elektrische Schaumstoffsage bestens Fur gerade Schnitte reichen auch eine Handsage oder ein scharfes Messer aus Eine Holzraspel benotigt man zum Abrunden von scharfen Holzkanten Nadeln Fur die Handnahte und Fassonarbeiten sind ein gutes Sortiment an gebogenen Polsternadeln und dazu Matratzennadeln mit runder und dreieckiger Spitze in allen Grossen und Starken erforderlich Fur das Durchnahen der Polster und das einziehen von Polsterknopfen benotigt man einen Doppelspitz Diese Nadel hat an jedem Ende eine Spitze Vorsichtiges Arbeiten mit dieser Nadel ist wegen der Unfallgefahr wichtig Fur das Zustecken der Polster benotigt man stabile Stecknadeln Spezialwerkzeug Den Gurtspanner ein Holz mit scharfen Nagelenden benotigt man zum Spannen der Jutegurte Es gibt sie mit Falz als Fuhrung am Holz der Zarge oder mit Gummierung Diese schutzt das sichtbare Holz vor Kratzern oder Druckstellen Den Kantendrahtbieger benotigt man zum Biegen des Kantendrahtes Mit ihm lassen sich gute Drahtrundungen erzielen Eine Heissleimpistole eignet sich gut zum Anleimen von Kordeln und Zierbandern Nahmaschine Eine gute Nahmaschine mit Tisch ist das Herzstuck jeder Polsterei Sie sollte problemlos auch dicken Polsterstoff oder Leder nahen konnen Ideal ist ein Kniehebel mit dem sich der Nahfuss heben lasst so hat der Polsterer immer beide Hande frei und kann zugig nahen Spindelpresse Mit dieser Presse lassen sich Locher stanzen und auch Polsterknopfe Druckknopfe und Oesen herstellen Ausbildungsberuf in Deutschland BearbeitenDer Polsterer ist in Deutschland seit 1997 ein staatlich anerkannter 2 Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz Zuvor gab es eine Anerkennung des Berufes aus dem Jahr 1937 also weit vor Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetzes 2005 erfolgte eine Anderung der Ausbildungsvorschriften mit der eine abgeschlossene Ausbildung im neuen zweijahrigen Beruf Polster und Dekorationsnahers auf die Ausbildungszeit angerechnet werden konnte 3 2013 und 2014 wurden die Ausbildungsinhalte grundlegend uberarbeitet um den veranderten technischen und organisatorischen Anforderungen der Branche gerecht zu werden 4 Die Ausbildung erfolgt an den Lernorten Betrieb und Berufsschule und dauert drei Jahre Lehrberuf in Osterreich BearbeitenIn Osterreich ist Polsterer ein dreijahriger Lehrberuf Die Ausbildung erfolgt im dualen System an Berufsschulen und bei einschlagigen Betrieben der Polstermobelindustrie bei Polstermobelwerkstatten oder Tapeziererbetrieben Ausbildungsinhalte sind unter anderem Techniken zum Fertigen und Reparieren von Polstermobeln Matratzen sowie Wand und Turpolsterungen unter Berucksichtigung des Stils der unterschiedlichen historischen Epochen Der Lehrling beendet die Ausbildung mit der Lehrabschlussprufung als Geselle Eine Zusatzqualifikation kann durch eine weitere Prufung im verwandten Lehrberuf Tapezierer und Dekorateur erworben werden Im Handwerk der Tapezierer und Dekorateure kann auch die Meisterprufung abgelegt werden und auch die selbstandige Berufsausubung ist moglich Fur Hoherqualifizierungen an Kollegs Fachhochschulen und Universitaten benotigt man in Osterreich meistens die Berufsmatura Berufsreifeprufung die sich aus der Lehrabschlussprufung und vier weiteren Prufungen zusammensetzt Siehe auch BearbeitenPolsternagel Chatose CretonneLiteratur BearbeitenKlaus Pracht Friedrich Wilkening Textile Raumausstattung Polstern Dekorieren Bespannen Bauverlag Wiesbaden und Berlin 1988 ISBN 3 7625 2614 1 Helmut Schroter Polstertechnik und Innendekoration VEB Fachbuchverlag Leipzig 1989 ISBN 3 343 00066 3 Henner Reitmeier Polstern In Ders Der Grosse Stockraus Ein Relaxikon Berlin 2009 Seite 177 5 Filme BearbeitenDer Polsterer aus Zolling D 2008 Dokumentation 30 Minuten Bayern3 aus der Reihe Der Letzte seines Standes Handwerkskunst Wie man einen Sessel polstert SWR Fernsehen Landesschau Rheinland Pfalz vom 23 Juli 2018Einzelnachweise Bearbeiten raumausstattung de Weisspolster Wohn Lexikon Verordnung uber die Berufsausbildung zum Polsterer zur Polsterin in der Industrie Memento vom 22 Februar 2014 im Internet Archive bei juris PDF abgerufen am 7 Mai 2019 Verordnung uber die Berufsausbildung zum Polster und Dekorationsnaher PDF Webseite des BiBB abgerufen am 13 Februar 2014 Entwicklung der Ausbildung zum Polsterer Webseite des BiBB abgerufen am 13 Februar 2014 Reitmeiers Betrachtung ist auch online nachlesbar abgerufen am 22 Juni 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Polstern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Polsterer Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Steckbrief Polsterer Polsterin bundesarbeitsagentur de Stand 2 August 2010 PDF 841 kB Lexikon der textilen Raumausstattung Rubrik Polstermobel Finkeldei Polstermobel Lexikon Berufs und Brancheninfos der Wirtschaftskammer Osterreich detaillierte Aus und Weiterbildungsinfos fur Osterreich des Instituts fur Bildungsforschung der Wirtschaft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polstern amp oldid 238056087