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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Polje Begriffsklarung aufgefuhrt Polje serbokroatisch slowenisch fur Feld Plural Poljen 1 ist eine aus dem Dinarischen Karst ubernommene ursprungliche Bezeichnung fur eine Ackerflache die als internationaler Fachbegriff fur eine Karsthohlform weltweit eingefuhrt ist Feneos Ebene Peloponnes 710 m 4 2006 Polje mit 4 Ponoren am Bergsaum Im offenen Polje des Skutarisees findet sich ein perennierender See Links im Mittelgrund ein Doppelhugeliger Hum Hums kennzeichnen wasserdurchflossene Poljen der Sudost Dinariden und dominieren als Karstkegel die Karstlandschaften der Tropen Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Hydro Geologie 3 Leben und Siedlung im Karst 4 Umweltprobleme im Karst 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenPoljen sind nach ihrer Entstehungsweise nicht einheitlich zu fassen und werden morphographisch definiert Poljen sind demnach ausgedehnte haufig allseits geschlossene Hohlformen im Karst mit zumeist ebenem Boden stellenweise steiler Umrahmung und deutlichem Hangknick Sie haben oft einen unterirdischen Abfluss konnen trocken liegen ganzjahrig oder zeitweise durchflossen oder inundiert sein Allgemein sind es kilometergrosse zum Teil talartig gewundene Depressionen mit massigen Sedimentfullungen und vereinzelten Resthugeln die sogenannten Hum die fur manche Poljen kennzeichnend sind 2 3 Ihre Verbreitung ist zumeist auf die wechselfeuchten subtropischen Karstgebiete der Mediterraneis sowie tropische Kegelkarstregionen jedoch hier insbesondere in der Karibik eingeschrankt selten sind sie in temperaten Karstgebieten Die absolute Haufung und als landschaftliches Kennzeichen schlechthin ist das Polje ein Merkmal des Dinarischen Karstes in dem uber 140 Poljen und mit dem Lika Polje auch das flachenmassig ausgedehnteste der Welt liegen Poljen konnen von wenigen Quadratkilometern bis mehrere hundert Quadratkilometer z B Popovo Polje Livanjsko Polje Gacko Polje Flache einnehmen Sie stellen im karsthydrologischen System den einzigen hydrologischen Knoten Daher treten in Poljen immer Ponore in den grosseren auch Sickerflusse auf Zwei offene Poljen im Westbalkan sind durch perennierende Seen gekennzeichnet der Skutarisee ist dabei auch eine Kryptodepression Hydro Geologie Bearbeiten nbsp Modell eines sedimentgefullten Polje nbsp Luftbild der Poljen von Grahovo und Dragalj mit den Grenzen der pleistozanen AblagerungenDie Karsterscheinung Polje wird allerdings nicht in allen Karstgebieten vorgefunden sondern hangt am jeweiligen Ort vom Aufbau der geologischen Strukturen deren Alter und Verwerfungen daraus folgend vom Entwicklungsstadium der poljebildenden Verkarstungsprozesse ab In Grosse und Erscheinung imposante Beispiele finden sich in den Landern des Dinarisches Gebirges Slowenien Kroatien Bosnien Herzegowina Montenegro in den Apenninen Italien im Franzosischen Jura in Kantabrien und Andalusien Spanien sowie auf der Peloponnes Griechenland 4 5 Nach geomorphologischen Gesichtspunkten ist ein Polje eine wannenformige Senke oder Hohlform die meist an allen Seiten von steilwandigen Gebirgsformationen umgeben ist Die Formation kann sich herausbilden wenn zumindest die jungeren Gesteinsschichten Karbonatgesteine Kalkstein Dolomit oder Gipsgestein Evaporite sind Der Boden eines solchen Beckens besteht aus fein bis grobklastischen Sedimenteinheiten und diese konnen mehrere hundert Meter Machtigkeit erreichen Diese Boden bestehen in ihrer oberflachennahen Zone entweder aus sehr steinigen trockenen Ablagerungen oder aus lehmigen tonigen Boden die ersten unfruchtbar die anderen sehr fruchtbar beides sogar nebeneinander in der Nahe von Grahovo In zahlreichen Poljen der Dinariden liegen Moranen die wahrend der Maximalvereisung im MIS 12 von lokalen Gebirgsgletschern die als Piedmont Gletscher bis in einzelne Poljen hinabreichten gebildet wurden 6 7 Als bedeutend gelten die Moranen des Orjens die in das Grahovo Polje und Dragaljsnko Polje hinabreichten Fluvioglaziale Schuttkegel reichen hier kilometerweit in die Poljeboden Die Sedimente sind je nach mineralischer und organogener Zusammensetzung wasserstauend bis wasserundurchlassig Die Sohle und die abgrenzenden Flanken der Polje sind dagegen Karbonatgesteine die vom Wasser der Niederschlage und des Beckens in erdgeschichtlichen Zeitraumen schneller chemisch als physikalisch abgebaut oder durchdrungen wurden vgl Verwitterung In ihnen bilden sich standig erweiternde Hohlformen aufgrund von Schichtfugen Kluften Schlucklochern Ponore und im Bereich meist schon vorhandener Hohlensysteme durch die das sich im Becken sammelnde Wasser komplett abgehen kann Somit bleibt die Reliefenergie gering d h es entsteht fur das Becken kein ausgepragtes oberflachiges Entwasserungssystem Flusserosion Die Wasser abfuhrenden Offnungen liegen zumeist direkt am Saum an der Bruchkante eines Polje wo die Sedimente an die meist steilen Felsformationen stossen An diesen Bruchkanten werden unterirdische Wasserfuhrungen von den wasserstauenden Sedimenten auch zum Uberlauf gezwungen Das sind die Stellen an denen grossere Wassermengen als Karstquellen zutage treten Leben und Siedlung im Karst BearbeitenDie Abflusskapazitat der Offnungen schwankt je nach verstopfter Engpasskapazitat Bei uberdurchschnittlichen oder zyklisch hoheren Niederschlagsmengen und oder Verstopfungen durch unterirdische Einsturze oder Fremdkorper im Wasser werden wurden Poljen fur lange kurze oder jahreszeitliche Zyklen zu temporaren Seen Bei fruchtbaren Boden eines Polje konnten diese an sich viele Menschen ernahren Die Siedlungsdichte ist jedoch traditionell gering da die hydrologische Beherrschung der Poljen eine expandierende Besiedlung durch gesicherte Bewirtschaftung erst mit den Techniken der letzten 100 Jahre ermoglicht Heute lassen es Trockenlegungen durch Graben kunstliche Ableitungen und Weitungen nur noch in extremen Fallen zu Uberschwemmungen kommen Ponore und grossere Abgange konnen mit Setzbecken Rechen und Trichtern versehen sein um die Abflusskapazitat zu verstetigen Hydrogeologisch werden Poljen mit einem grossen mehreren oder vielen Ponor en beobachtet Tripolis Plateau Peloponnes 40 20 km 47 nachgewiesene Ponore verschiedener Grosse und Aktivitat nbsp Argon Pedion dt Faulebene Peloponnes 620 m 5 2007 Polje Name von Pausanias ca 175 n Chr genannt und Eigenschaften beschrieben nbsp Das Gacko Polje in Kroatien eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Region nbsp Llanos de Libar Polje in 975 m Sierra de Libar AndalusienUmweltprobleme im Karst BearbeitenDie Grundwasserleiter von Poljen und anderer Karstformationen sind fur die Trinkwasserversorgung in vielen europaischen Landern von grosser Bedeutung Von ihnen muss die Infiltration grundwassergefahrdender Schadstoffe ferngehalten werden Inmitten oder an den Randern besiedelte oder von Strassen durchzogene Poljen so z B Benaojan Sierra de Libar stellen als Sammelbecken insofern ein erhohtes Risiko der Kontamination dar denn ihre Karstumgebung hat oft eine dunne bis fehlende Bodendecke hohe Infiltrations und Durchflussgeschwindigkeiten und daher eine geringe Ruckhaltekapazitat fur grundwassergefahrdende Stoffe 8 nbsp Piano Grande Apennin Italien Polje in 1270 m Entwasserung durch Ponor in der Rinne im Vordergrund nbsp Zirknitzer See in Slowenien nach Verlust von Bodensubstanz durch Abspulung freigelegter KarstgesteinsuntergrundSiehe auch BearbeitenDolineLiteratur BearbeitenA Morfis Hrsb Karst Hydrogeology of the Central and Eastern Peloponnesus Greece Steierische Beitrage zur Hydrogeologie Springer Wien 1986 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Poljen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien COST 620 Gefahrdungskartierung fur den Schutz von Karbonat Karst Grundwasserleitern Memento vom 4 Mai 2007 im Webarchiv archive today Annika Wachsmuth Lernmodul Karstformen In WEBGEO basics Geomorphologie Institut fur Physische Geographie IPG der Universitat Freiburg S 8 abgerufen am 14 Dezember 2010 Einzelnachweise Bearbeiten duden de Eintrag zu Polje Abgerufen am 12 Februar 2021 Karl Heinz Pfeffer Karstmorphologie 2 Auflage Darmstadt 1990 S 76 87 Alfred Bogli Karsthydrographie und physische Spelaologie Springer Berlin 1978 S 70 73 Karl Heinz Pfeffer Karstmorphologie 2 Auflage Darmstadt 1990 S 78 79 Radim Kettner Allgemeine Geologie III Berlin 1959 S 331 332 P Hughe J C Woodward P van Calsteren L Thomas K Adamson Pleistocene ice caps on the coastal mountains of the Adriatic Sea In Quaternary Science Reviews 29 27 28 2010 S 3690 3708 K Adamson P Hughes J Woodward Pleistocene glaciation of the Mediterranean mountains In Quaternary Newsletter 131 2013 S 1 15 vgl die Forschungsstudie der EU zu Grundwassergefahrdungen u a der Sierra de Libar in der spanischen Provinz Malaga 2003 siehe Link Cost 620 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polje amp oldid 237234638