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Die Pockenepidemie an der Pazifikkuste Nordamerikas ab 1775 wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von spanischen Entdeckerschiffen eingeschleppt Ihren Schwerpunkt hatte sie wahrscheinlich im Gebiet des heutigen US Bundesstaats Washington vor allem um den Puget Sound und an der Westkuste Dort fielen ihr schatzungsweise 30 der Bevolkerung zum Opfer moglicherweise mehr viele Uberlebende litten an schweren Gesundheitsfolgen Die Gesamtzahl der Opfer wird auf uber 11 000 geschatzt Aufgrund dieser und weiterer Epidemien blieben von den ursprunglich ca 36 000 Einwohnern bis um 1850 nur rund 9 000 am Leben Es war die erste Pockenepidemie an der Pazifikkuste und ihr fielen mehrere Stamme zum Opfer Ihr Ausbreitungsgebiet reichte von Oregon bis Alaska und sie durfte die regionalen Kulturen in einem bisher kaum abschatzbaren Ausmass geschadigt haben Inhaltsverzeichnis 1 Die Berichte der Vancouver Expedition 2 Mundliche Uberlieferung 3 Das Verbreitungsgebiet 4 Bruno de Hezetas Schiff 5 Ursachen fur die hohe Sterberate 6 Siehe auch 7 Literatur 8 AnmerkungenDie Berichte der Vancouver Expedition Bearbeiten nbsp Hood KanalAm 12 Mai 1792 notierte der Expeditionsteilnehmer Archibald Menzies Viele Indianer von Pocken gezeichnet eine Anzahl von ihnen hat ein Auge verloren 1 Zwei Tage spater notierte der Expeditionsleiter George Vancouver dass zwei Tage zuvor seine Leute einen Mann am Hood Kanal angetroffen hatten der schwer unter Pocken gelitten hatte Die bedauerliche Krankheit ist nicht nur allgemein verbreitet sondern man muss verstehen dass sie unter ihnen hochst todlich ist da ihre unausloschlichen Anzeichen bei vielen zu sehen sind viele haben das Sehvermogen auf einem Auge verloren wobei festgestellt wurde dass es meistens das linke war was dem krankheitserregenden Wirken dieses unheilvollen Ubels zugeschrieben wird 2 Am 21 Mai entdeckte Peter Puget bei einer Begegnung mit einem Kanu im spater nach ihm benannten Sound dass zwei von den drei Ruderern auf dem rechten Auge blind waren was auch er den Pocken zuschrieb 3 Anfang Juni ankerten die Expeditionsschiffe vor dem spateren Port Discovery am Eingang der Juan de Fuca Strasse Vancouver notierte zu einem nahe gelegenen Dorf Die Hauser scheinen noch vor kurzem Wohnort der Indianer gewesen zu sein Die Wohnstatten waren noch nicht im Verfall begriffen das Innere genauso wie ein kleiner umgebender Bereich der noch vor kurzem bewohnt war waren von Unkraut uberwuchert dazwischen fand man mehrere menschliche Schadel und andere Knochen wild durcheinander gestreut 4 Mitte Juni an der Ostseite des Puget Sound landeten Expeditionsteilnehmer nahe einem verlassenen Dorf als sie die dort ansassigen Semiahmoo und die Boundary Buchten erforschten Das Dorf ausreichend fur 400 bis 500 Einwohner war leer und nur die Skelette der Hauser waren noch zu sehen Menzies notierte in seinem Journal Wir fanden nur wenige Bewohner in den Nordwestarmen vor doch wenn man nach den verlassenen Dorfern urteilt die sie wahrend der Expedition angetroffen haben scheint das Land fruher viel zahlreicher bewohnt gewesen zu sein als jetzt obwohl sie sich keinen Reim darauf machen konnten welche Ursache diese offensichtliche Entvolkerung gehabt haben mochte 5 In seinem Buch The Coming of the Spirit of Pestilence stellte Robert Boyd fest dass saisonale Wanderungen fur diese Art von Spuren keine ausreichende Erklarung bieten von den Beschreibungen der Krankheitsfolgen ganz zu schweigen Nur eine Epidemie konnte solche Spuren hinterlassen Mundliche Uberlieferung BearbeitenBei einigen Stammen hat sich die Erinnerung an diese Katastrophe einen Weg in das kollektive Gedachtnis gebahnt Charles Hill Tout befragte in den 1890er Jahren einen alten Mann der Squamish Doch brachte dieser die Epidemie mit einer Lachskrankheit in Verbindung Dennoch weisen die symptomatischen Hautveranderungen die kurze Inkubationszeit die Ausbreitung von Lager zu Lager eher auf eine schnelle Epidemie hin 6 Auch Edward S Curtis befragte einen der Indianer vom Nordwesten der Vancouver Insel der von seinem Ur Urgrossvater berichtete So gross war die Sterblichkeit in dieser Epidemie dass es fur die Uberlebenden nicht moglich war die Toten zu begraben Sie rissen einfach die Hauser uber ihnen nieder und liessen sie zuruck 7 Da keine Impfung moglich war sie wurde erst 1798 entdeckt und im Puget Sound wohl erstmals 1836 37 angewandt durften entsprechend der besser fassbaren Sterblichkeitsrate anderer unvorbereiteter Volker mindestens 30 verstorben sein vielleicht aber auch 50 70 wie 1862 bei den Haida Das Verbreitungsgebiet BearbeitenEs existieren Nachrichten uber Pocken die belegen dass die Epidemie zwischen Alaska und Oregon grassierte Nathaniel Portlock ein englischer Pelzhandler belegt ihr Auftreten 1787 bei Sitka in Alaska Er erwartete dort ein zahlreiches Volk doch notierte er Ich bemerkte den altesten der Manner der stark von Pocken gezeichnet war ahnlich wie ein ungefahr 14 jahriges Madchen Der alte Mann sagte mir dass die Krankheit distemper eine grosse Zahl der Bewohner davongetragen habe und dass er selbst zehn Kinder verloren habe 8 Noch die Teilnehmer der Lewis and Clark Expedition fanden am unteren Columbia River Spuren der Krankheit Am 3 April 1806 notierte William Clark dass ein alter Mann eine Frau vorzeigte die schlimm von Pocken entstellt war und er machte Zeichen dass sie alle an der disorder starben die ihre Gesichter zeichnete und dass sie nahe daran war als Madchen davon zu sterben Clark schatzte den Zeitpunkt des Ausbruchs auf 1776 bis 1778 9 Noch im Oktober 1805 hatte Clark die hohe Zahl der Menschen mit Erblindungen an der Mundung des Columbia River auf das standige Jagen im Fluss und das grelle Sonnenlicht zuruckgefuhrt das im Winter zudem von den schneebedeckten Bergen reflektiert wurde 10 Pelzhandler berichteten von ahnlichen Spuren auch jenseits der Cascade Mountains Im April 1829 hielt sich John Work Angestellter der Hudson s Bay Company in Fort Colville auf und berichtete uber eine Pockenepidemie die vielleicht vor funfzig oder sechzig Jahren aufgetreten war Nach seiner Meinung musste diese Krankheit immense Opfer gefordert haben Bruno de Hezetas Schiff BearbeitenDoch die Quelle dieser schnellen Katastrophe war lange unklar Die russische Halbinsel Kamtschatka die 1768 eine Pockenepidemie erlebt hatte kam in Frage Denkbar ware auch eine Ubertragung von Osten her doch gilt dies als eher unwahrscheinlich Die 1775 in der Trinidad Bay in Kalifornien und bei den Quinault in Washington und auch bei Sitka in Alaska gelandeten Schiffe die Quadra und Bruno de Hezeta leiteten sind wohl die wahrscheinlichsten Ubertrager Darauf weist auch eine unbekannte Krankheit hin die die Schiffsmannschaft der Santiago plagte Dieser ersten Pockenepidemie folgten weitere wohl um 1800 bis 1801 dann weitere in den 1830er bis 1860er Jahren Dazu kamen Grippe und Masern die ebenfalls tausende das Leben kosteten Von der Pockenepidemie um 1800 ist bekannt dass sie weit nach Osten ausgriff oder von dort her kam So waren dort die Omaha die Ponca und andere Stamme auf die die Expedition von Lewis und Clark traf so stark betroffen dass bis zu drei Viertel des Stammes daran verstarben Zumindest punktuell flackerte die Krankheit immer wieder auf so 1790 als der Besuch eines Schiffs unter Fuhrung des Spaniers Manuel Quimper im Juli 1790 bei der Beecher Bay First Nation die Krankheit ubertrug bei den Lower Elwha Klallam fanden sich bei Tse whit zen im Jahr 2005 mindestens 335 Skelette 11 Ursachen fur die hohe Sterberate BearbeitenEs greift zu kurz wenn man davon ausgeht dass es nur die Erstmaligkeit des Auftretens und damit die vollige Unbekanntheit des Erregers war die zu einer derartig hohen Sterberate gefuhrt hat die Sterberate lag auch in Europa bei etwa einem Drittel 12 Dies war nur einer von mehreren Faktoren Auch diejenigen bei denen der Krankheitsverlauf moglicherweise leichter jedenfalls nicht todlich gewesen ware wurden auf dem Hohepunkt der Krankheit oftmals nicht mehr versorgt weil so viele gleichzeitig betroffen waren und verdursteten oder verhungerten Das galt vor allem fur Kinder aber zu bestimmten Jahreszeiten z B bei verstarkter Abhangigkeit von Jagderfolgen auch fur den Ausfall des Hauptversorgers Zudem darf die vollige Verzweiflung nicht unterschatzt werden die offenbar viele in den Selbstmord trieb Dazu kam dass die Familien eng beieinander oftmals mit mehreren Familien in einem Haus lebten Schliesslich waren die Heilmethoden vor allem das Schwitzen bei dieser Art von Krankheit nicht wirksam im Gegenteil So finden sich Berichte von den Cherokee die angesichts der Pockenepidemie von 1738 massenhaft Hand an sich legten ahnlich die Mandan 1837 Dabei spielten der Verlust der Nachsten die vollige Auflosung der Gemeinschaft aber auch korperliche Entstellung eine wichtige Rolle Diese Selbstaufgabe wiederum durfte die korpereigene Abwehr untergraben haben Siehe auch BearbeitenGeschichte der First Nations Geschichte der Kusten Salish Geschichte British Columbias Geschichte Alaskas Pockenepidemie an der Pazifikkuste Nordamerikas 1862Literatur BearbeitenRobert Boyd The coming of the spirit of pestilence Introduced infectious diseases and population decline among Northwest Coast Indians 1774 1874 University of Washington Press Seattle 1999 ISBN 0 295 97837 6 Rudolf Oeser Epidemien Das grosse Sterben der Indianer Books on Demand 2003 ISBN 3 8330 0583 1 Anmerkungen Bearbeiten Several Indians pock mark d a number of them had lost an eye Menzies 29 This deplorable disease is not only common but it is greatly to be apprehended is very fatal amongst them as its indelible marks were seen on many and several had lost the sight of one eye which was remarked to be generally the left owing most likely to the virulent effects of this baneful disorder Vancouver Band 2 S 241 242 Peter Puget Pacific North West Quarterly 198 The houses did not seem to have been lately the residence of the Indians The habitations had now fallen into decay their inside as well as a small surrounding space that appeared to have been formerly occupied were overrun with weeds amongst which were found several human sculls and other bones promiscuously scattered about Vancouver Band 2 S 229 230 At the conclusion of this 12 day exploration Menzies wrote in his journal In this excursion the Boats went about a hundred amp five leagues They found but few Inhabitants in the Northern branches but if they might judge from the deserted Villages they met in this excursion the Country appeard to be formerly much more numerously inhabited than at present tho they could form no conjecture or opinion on the cause of this apparent depopulation which had not an equal chance of proving fallacious from their circumscribed knowledge of the manners amp modes of living of the Natives Menzies 60 63 Robert Boyd The coming of the spirit of pestilence Introduced infectious diseases and population decline among Northwest Coast Indians 1774 1874 University of Washington Press Seattle 1999 55 Robert Boyd The coming of the spirit of pestilence Introduced infectious diseases and population decline among Northwest Coast Indians 1774 1874 University of Washington Press Seattle 1999 S 27 Robert Boyd The coming of the spirit of pestilence Introduced infectious diseases and population decline among Northwest Coast Indians 1774 1874 University of Washington Press Seattle 1999 S 23 f Robert Boyd The coming of the spirit of pestilence Introduced infectious diseases and population decline among Northwest Coast Indians 1774 1874 University of Washington Press Seattle 1999 S 29 So notierte William Clark am 17 Oktober 1805 Those people are subject to sore eyes and many are blind of one and Some of both eyes this misfortune must be owing to the reflections of the sun amp c on the waters in which they are continually fishing during the Spring Summer amp fall amp the snows dureing the winter Seasons in this open countrey where the eye has no rest Unearthing Tse whit zen in Seattle Times 22 25 Mai 2005 Oeser S 49f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pockenepidemie an der Pazifikkuste Nordamerikas ab 1775 amp oldid 229572490