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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Siehe auch Iwan Petrowitsch Pnin Pnin ist der vierte in englischer Sprache verfasste Roman von Vladimir Nabokov Nabokov begann ihn 1953 und beendete ihn 1955 Das Kapitel 1 erschien am 28 November 1953 im New Yorker ebenfalls dort die Kapitel 3 4 und 6 im Laufe des Jahres 1955 Das vollstandige Buch in sieben Kapiteln wurde 1957 veroffentlicht Im Jahr 1960 erschien die erste 1994 eine zweite deutsche Ubersetzung Namensgeber des Werkes ist dessen Hauptfigur Timofei Pnin ein stets tragikomischer zum Ungluck neigender Antiheld ein altlicher liebenswerter und feinsinniger Collegeprofessor in den USA wahrend der 1950er Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Der Erzahler N 3 Form der Erzahlung 4 Rezeption 5 Ausgaben Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung Bearbeiten nbsp Der Schatten des Grauhornchens Maar 1 taucht in jedem Kapitel auf nbsp Ein wahrer Freund ist Pnins Vermieter Laurence Clements der dem Kanonikus Van der Paele in Jan van Eycks Madonnenbildnis gleicht 2 Ausschnitt 1436 Professor Pnin gilt am provinziellen College von Waindell im Staat New York je nach Ansicht als ruhrend altmodischer Gelehrter akademisches Original europaisches Kleinod oder als unmoglicher Kauz In seinen kaum besuchten Kursen lehrt er Russisch und russische Literatur seine im Amerika des Kalten Krieges nutzlose Muttersprache Sein Leben sieht Professor Pnin vorwiegend gekennzeichnet von Verlusten Er verlor als Jugendlicher kurz hintereinander seine beiden sehr geliebten Eltern bald darauf seine geliebte Heimat an die Bolschewiki seine grosse Jugendliebe an die Morderhande der SS im Holocaust seine neuen Zufluchten Prag und Paris an die einmarschierende Wehrmacht und die Liebe seiner Frau Lisa schliesslich auf dem Schiff das ihn 1940 nach Amerika bringt an einen anderen smarteren Mann Professor Pnin ist ein Verlierer und ein Verlorener in vielfaltiger Art entwurzelt und bleibt in Amerika stets ein Fremdkorper auch wenn er nach vielen Jahren mit nur einem Nansen Pass die neue Staatsburgerschaft stolz und freudig annimmt Mit der amerikanischen Kultur oder wie er es begreift dem ganzlichen Fehlen von Kultur kommt er nur muhsam zurecht Er erlernt die englische Sprache nur schwer und spricht sie so gebrochen dass er auch nach Jahren fur die Formulierung seiner Vorlesungen und Vortrage die Hilfe eines Assistenten benotigt Nach mehr als einer Dekade ist es ihm noch immer nicht gelungen sich in Amerika ein Zuhause zu schaffen auch nicht in Waindell weil er sich offenbar in der neuen Welt nicht zuhause fuhlt So wird Waindell zu Beginn des Buches als universitarer Unterschlupf bezeichnet Ein durchgangiges Motiv des Romans sind die Fortschritte Pnins sich in Amerika hauslich einzurichten Er wohnt zunachst in Lehrkorperwohnheimen oder zur Untermiete Zaghaft versucht er in einer ehemaligen Rumpelkammer der Universitat ein eigenes Buro zu seinem bescheidenen aber privaten Kabinett seiner Gelehrsamkeit einzurichten es zu pninisieren Durch einen bald darauf dort ebenfalls einquartierten und Pnin zutiefst unsympathischen Professor aus Osterreich und dessen Hund wird dieser Versuch zunichtegemacht Privat gelingt es ihm allmahlich das zunachst ganz unsentimentale Untermietverhaltnis in das eines Hausgastes mit Familienanschluss zu uberfuhren bis die Tochter seiner Vermieter nach ihrer gescheiterten Ehe wieder zuhause einzieht fur Pnin ein neuer Verlust Nach einem unbefriedigenden Intermezzo als Untermieter bei zwei greisen Brudern schafft er endlich den Sprung und schafft sich ein Heim Er wird Herr seines eigenen Hauschens nur um auf seiner Einweihungsparty zu erfahren dass der Direktor seines Lehrstuhls Waindell zu verlassen gedenkt und sein Nachfolger ausgerechnet N ist Da Pnin aus personlichen Grunden jegliche Zusammenarbeit mit oder besser unter N ablehnt muss er seine Stellung am College aufgeben und sich anderswo um einen Lehrauftrag bemuhen Professor Pnin ist wieder heimatlos All diese Verluste die grossen und kleinen Niederlagen tragt Pnin tapfer Sein Motto ist Man muss sich dem Schicksal stellen Trotz aller Nackenschlage des Schicksals verzweifelt er nicht Er ist ein im Grunde heiterer optimistischer Geist Andererseits ist er sich der Heimtucke belebter und unbelebter Objekte und vor allem des Zufalls stets peinlich bewusst Deshalb ist er ubervorsichtig und auf eine umstandliche Art aufwandig bemuht Unglucke nicht zu vermeiden sondern auszuschliessen nur um dann sein ungluckliches Schicksal umso sicherer zu erfullen und zielgenau in neue ganz andere Unglucke zu geraten Seine Ubervorsichtigkeit und Angst beziehen sich auch auf seinen Korper dessen Befindlichkeit er stets argwohnisch beobachtet Gelegentlich auftretende Herzrhythmusstorungen weiss Nabokov mit traumhaften Visionen der Vergangenheit zu verbinden und so dem Leser in Einschuben geliebte Personen der Vergangenheit oder weit zuruckliegende Erlebnisse Pnins vorzustellen Der Erzahler N BearbeitenDer Leser sieht alles durch die Augen des Pnin beobachtenden Erzahlers N Vermutungen mit N konnte Nabokov seine eigene reale Person in den Roman eingebracht haben scheitern an der biografischen Realitat N ist obwohl selbst eine Figur des Romans uber weite Strecken ein allwissender Erzahler der sich sogar wiederholt direkt an den Leser wendet Er verfugt uber genaue Kenntnis der Gefuhlslage Pnins in jedem Moment er vermag die Handlung des Romans an jedem beliebigen Schauplatz zu beschreiben ohne Rucksicht auf die eigene Anwesenheit dort oder die von Pnin nimmt dann aber plotzlich wieder die Rolle eines Ich Erzahlers auf der mit Pnin zumindest einen Teil seiner Vergangenheit und die Liebe Lisas teilte und behauptet ihn 40 Jahre lang nicht gesehen zu haben Moglicherweise wegen dessen einstigem Verhaltnis mit Lisa versucht Pnin immer wieder N auf Distanz zu halten Form der Erzahlung BearbeitenDie Geschichte prasentiert sich nicht als klassischer Roman mit einem durchlaufend erzahlten Handlungsstrang Stattdessen reihen sich Kapitel von unterschiedlicher Lange als scheinbar lose Folge von Erzahlungen aneinander Im Zentrum steht stets Pnin der in immer neuen Zusammenhangen gezeigt wird Pnin in der Bahn auf dem Weg zu einem Vortrag Pnin als Untermieter Pnin als Dozent im Kampf mit der englischen Sprache Pnin und das Zusammentreffen mit seiner ihn noch immer ausnutzenden Exfrau Lisa Pnin und Lisas Sohn Victor fur den Pnin Geld und vaterliche Gefuhle aufbringt Pnin in Gesellschaft anderer Exilrussen Pnin als Hausherr und Gastgeber Zunachst noch kaum verbunden schliessen sich diese Beschreibungen schliesslich kunstvoll zu einem Kreis in dem das Ende des Romans zugleich auch dessen Anfang ist Das Buch das sich vordergrundig als unspektakulare Annaherung an die leicht lacherlich wirkende Person Pnins prasentiert ist durchwoben von einem komplexen Geflecht aus Beziehungen Andeutungen Hinweisen Motiven und Symbolen Der Roman bezaubert vor allem durch die filigrane fein verastelte Geschichte die hinter der Figur Pnins immer durchscheint So verbindet Nabokov in Pnin heitere an Puschkin erinnernde Leichtigkeit mit den Abgrunden menschlicher Tragik Rezeption BearbeitenDie Figur des Professor Pnin wird auch in Nabokovs Fahles Feuer von 1962 erwahnt Ausgaben Auswahl BearbeitenPnin Heinemann 1957 Pnin Ubersetzt von Curt Meyer Clason Rowohlt Reinbek 1960 Pnin Ubersetzt und Herausgegeben von Dieter E Zimmer Rowohlt Reinbek 1994 Sonderausgabe 2004 Pnin Ulrich Matthes liest Pnin in der Ubersetzung von Dieter E Zimmer Audioverlag 2002 Das Horbuch wurde 2003 mit dem Deutschen Horbuchpreis 2003 fur Beste Unterhaltung und als Horbuch des Jahres 2002 ausgezeichnet Literatur BearbeitenDieter E Zimmer Anhange zur Pnin Ausgabe 1999 Pnins Leben Ein Kalender Nachwort des Herausgebers Veroffentlichungskalender Literaturverzeichnis Anmerkungen Michael Maar Sieben Arten Nabokovs Pnin zu lesen Siemens Stiftung Munchen 2003 Michael Maar Solus Rex Die schone bose Welt des Vladimir Nabokov Berlin Verlag Berlin 2007 Galya Diment Timofey Pnin Vladimir Nabokov and Marc Szeftel Nabokov Studies Volume 3 1996 S 53 75Weblinks Bearbeiten Pnin ubersetzt Vortrag von Ubersetzer Dieter E Zimmer 2003 PDF 104 kB Einzelnachweise Bearbeiten Michael Maar Solus Rex S 101 Pnin 2004 S 139 Normdaten Werk GND 4519017 3 lobid OGND AKS Romane und Erzahlungen von Vladimir Nabokov Maschenka Konig Dame Bube Lushins Verteidigung Der Spaher Die Mutprobe Gelachter im Dunkel Verzweiflung Der Zauberer Die Gabe Solus Rex Einladung zur Enthauptung Das wahre Leben des Sebastian Knight Das Bastardzeichen Die Schwestern Vane Lolita Pnin Fahles Feuer Ada oder Das Verlangen Durchsichtige Dinge Sieh doch die Harlekine Das Modell fur Laura Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pnin amp oldid 239455265