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Plasmodium vivax ist ein einzelliger Parasit aus der Gattung Plasmodium und ein Krankheitserreger der Malaria tertiana Infektionen durch Plasmodium vivax sind haufig und obwohl die Erkrankung als meist relativ gutartig verlaufend angesehen wird tragt der Erreger mit geschatzten 132 bis 391 Millionen Infektionen pro Jahr in den betroffenen Landern erheblich zur Morbiditat bei 1 Historisch hat P vivax unter anderem auch in Europa vermutlich im Zusammenspiel mit anderen Faktoren signifikant zur Sterblichkeit beigetragen und auch heute wird die Schwere der Erkrankung leicht unterschatzt 2 Wie andere Malariaerreger wird Plasmodium vivax von weiblichen Anopheles Mucken ubertragen Das Hauptverbreitungsgebiet ist heute in Asien und im Westpazifik aber auch in Mittel und Sudamerika ist die vivax Malaria bedeutend wahrend der Parasit in Afrika relativ selten ist Plasmodium vivaxTrophozoiten von Plasmodium vivax im gefarbten BlutausstrichSystematikohne Rang Alveolataohne Rang ApicomplexaKlasse AconoidasidaOrdnung HaemospororidaGattung PlasmodiumArt Plasmodium vivaxWissenschaftlicher NamePlasmodium vivax Grassi amp Feletti 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beschreibung 1 1 Geschichte 1 2 Morphologie 1 3 Systematik 2 Verbreitung und Wirtstiere 3 Lebenszyklus 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksEntdeckung und Beschreibung BearbeitenGeschichte Bearbeiten Malaria Erreger wurden erstmals 1880 von Alphonse Laveran beschrieben Laveran ging allerdings von nur einer Art des Erregers aus die er Oscillaria malariae nannte es wird angenommen dass Laveran in Algerien sowohl Erreger der Malaria tropica der Malaria tertiana als auch der Malaria quartana beobachtet hat Diese unterschiedlichen Krankheitsverlaufe und ihre Erreger konnte erst wenige Jahre spater Camillo Golgi differenzieren 1890 schlugen Grassi und Feletti nach Sichtung der Literatur fur den Erreger der Tertiana Malaria den Namen Haemamoeba vivax vor Die Bezeichnung vivax bezieht sich auf die lebhafte amoboide Form junger Trophozoiten im Erythrozyten eine Eigenschaft die die anderen klassischen Malariaerreger nicht zeigen 1885 hatten bereits Marchiafava und Celli den Gattungsnamen Plasmodium vorgeschlagen 1954 wurde die gangige Kombination Plasmodium vivax durch die Internationale Kommission fur Zoologische Nomenklatur fur gultig erklart Morphologie Bearbeiten Wie bei allen Plasmodien kommt auch P vivax in verschiedenen Entwicklungsstadien vor Leberschizonten haben oft eine ovale Form erreichen Grossen von zirka 44 mal 52 Mikrometern und enthalten eine grosse Zahl von Merozoiten die jeweils 0 8 bis 1 2 Mikrometer gross sind Bei der Vermehrung des Parasiten in Erythrozyten sind mehrfache Infektionen einer Zelle nicht ungewohnlich Im Verlauf der Entwicklung der Trophozoiten sind die Erythrozyten normalerweise deutlich vergrossert und weisen eine charakteristische Schuffnersche Tupfelung auf die aber nicht so prominent ist wie bei Plasmodium ovale Die Trophozoiten selber zeigen ein amoboid geformtes Zytoplasma Reife Blutschizonten enthalten 8 bis maximal 24 typischerweise 16 Merozoiten Entwicklungsformen im gefarbten Blutausstrich nbsp Trophozoit mit amoboidem Zytoplasma nbsp Gametozyt nbsp GametozytUnreife Gametozyten sind mikroskopisch leicht von den ungeschlechtlichen Formen zu unterscheiden da ihr Zytoplasma nicht amoboid geformt ist Reife Makrogametozyten fullen die Wirtszelle vollstandig aus das Zytoplasma ist nach Farbung hellblau gefarbt mit verteiltem dunklem Pigment der Zellkern relativ klein Reife Mikrogametozyten zeigen ein blaugraues Zytoplasma mit einem grossen Zellkern Systematik Bearbeiten Traditionell wird Plasmodium vivax mit vielen anderen Primaten infizierenden Plasmodien in die Untergattung Plasmodium eingeordnet Eine sehr nahe mit P vivax verwandte Art ist P simium die bei Affen in Brasilien gefunden wurde Nach bisher vorliegenden Gensequenzen sind beide Arten praktisch identisch und es wird vermutet dass P simium durch einen Wirtswechsel von P vivax vom Menschen zu den Affen entstanden ist 3 Nah verwandt aber eindeutig zu unterscheiden sind eine Reihe von Plasmodienarten die in Asien verschiedene Makaken infizieren darunter P cynomolgi und P simiovale aber auch Plasmodium knowlesi Es wird angenommen dass P vivax seinen Ursprung bei diesen Plasmodien hat und vor mehreren 100 000 Jahren in Asien von Makaken auf den Menschen ubergegangen ist 3 Die Nahe von P vivax zu P knowlesi wurde auch durch Analysen der vollstandig sequenzierten Genome beider Arten bestatigt die eine weitgehende Syntanie der Chromosomen zeigten 4 Ein in der Literatur P vivax like genannter seltener Malariaerreger sieht zwar mikroskopisch aus wie P vivax ist aber molekular sehr ahnlich dem P simiovale moglicherweise sogar identisch mit diesem 5 Verbreitung und Wirtstiere BearbeitenGrundsatzlich kann Plasmodium vivax weltweit in gemassigten und tropischen Regionen vorkommen vor allem in Kustengebieten Marschen und ahnlichen Gegenden Beispielsweise existierte der Parasit bis ins 20 Jahrhundert in Deutschland als Erreger des Marschenfiebers 6 Heute beschrankt sich die Verbreitung auf tropische und subtropische Lander Die grosste Zahl an Erkrankungen haben ihren Ursprung in Sudostasien und im Westpazifik In Mittel und Sudamerika sind die absoluten Fallzahlen geringer P vivax verursacht aber dort mehr als 70 aller Malariafalle 1 In Afrika sind Infektionen mit P vivax vergleichsweise selten da grosse Teile der dortigen Bevolkerung gegen den Parasiten resistent sind P vivax benotigt zum Eindringen in die Erythrozyten ein Wirtsprotein das Duffy Antigen dieses Antigen fehlt bei mehr als 90 der Bevolkerung in West Zentral und Ostafrika 7 Der Mensch gilt als der einzige relevante Reservoirwirt fur Plasmodium vivax Experimentell konnten Schimpansen und Gibbons sowie eine Reihe von Neuweltaffen aber keine Makaken infiziert werden Ob mit dem sehr ahnlichen vermutlich identischen P simium infizierte Affen ein epidemiologisch relevantes Reservoir fur Infektionen des Menschen darstellen ist unklar Wirte fur P simium sind der Braune Brullaffe und selten auch der Sudliche Spinnenaffe das Verbreitungsgebiet von P simium beschrankt sich auf Walder in der Kustenregion im sudlichen und sudostlichen Brasilien 8 Inzwischen wurden P vivax P simium auch mittels PCR in wilden Brullaffen gefunden 9 Eine Vielzahl von Arten aus der Gattung Anopheles kann P vivax ubertragen dies ist auch die Ursache fur das grosse potentielle Verbreitungsgebiet des Parasiten Unter anderem ist auch die in Europa heimische Art Anopheles atroparvus P vivax ein geeigneter Vektor fur den Parasiten Lebenszyklus BearbeitenDer Lebenszyklus von P vivax gleicht im Wesentlichen dem anderer Plasmodien Der Parasit zeigt einen obligaten Wirtswechsel Die Sporozoiten gelangen durch infizierte Stechmucken in die Blutbahn des Menschen wandern von dort in die Leber und dringen in Hepatozyten ein in denen sie sich ungeschlechtlich durch Schizogonie vermehren Die Inkubationszeit dieser Leberphase betragt mindestens acht Tage Die Leberschizonten produzieren jeweils grosse Zahlen von Merozoiten die freigesetzt werden und Erythrozyten befallen ublicherweise solche im Retikulozyten Stadium In diesen Zellen findet eine weitere ungeschlechtliche Vermehrung statt Die Generationszeit bei der Vermehrung in den Erythrozyten betragt im Mittel 48 Stunden oder etwas weniger Da die Entwicklung oft synchron verlauft kommt es am Ende jedes Vermehrungszyklus zu einer massenhaften Freisetzung neuer Parasiten die mit einem Fieberschub verbunden ist Aus der Periodizitat der Fieberschube leitet sich die Bezeichnung Malaria tertiana ab Einige wenige Plasmodien entwickeln sich in den Erythrozyten zu Geschlechtsformen den Gametozyten Im Gegensatz zum ebenfalls weit verbreiteten Malariaerreger Plasmodium falciparum entstehen bei P vivax Gametozyten schon vor dem Ausbruch der Krankheit 2 Dadurch konnen Stechmucken die Parasiten schon weiterverbreiten noch bevor die Krankheit erkannt und behandelt wird Die Mikrogametozyten und Makrogametozyten konnen von Mucken bei einer Blutmahlzeit aufgenommen werden und im Darm des Insekts einen neuen Entwicklungszyklus in Gang setzen Nach einer Verschmelzung der Gameten werden im Darm neue Sporozoiten gebildet die in die Speicheldruse der Mucke wandern von wo sie auf einen neuen Wirt ubertragen werden konnen Die Entwicklungszeit in der Mucke betragt bei 25 C zirka 11 bis 12 Tage Selbst bei 16 C kann P vivax seine Entwicklung in der Mucke vollenden Nicht alle Leberparasiten werden in die Blutbahn freigesetzt Es verbleiben Ruheformen sogenannte Hypnozoiten in der Leber die nach Wochen oder Monaten zu auch Rezidiven genannten Ruckfallen fuhren konnen Diese Rezidive tragen erheblich zur Morbiditat bei Die Hypnozoiten mussen durch eine Behandlung mit Primaquin eliminiert werden Einzelnachweise Bearbeiten a b R N Price E Tjitra C A Guerra S Yeung N J White N M Anstey Vivax malaria neglected and not benign In Am J Trop Med Hyg 77 6 Suppl Dez 2007 S 79 87 PMID 18165478 a b K Mendis B J Sina P Marchesini R Carter The neglected burden of Plasmodium vivax malaria In Am J Trop Med Hyg 64 1 2 S 2001 S 97 106 PMID 11425182 a b O E Cornejo A A Escalante The origin and age of Plasmodium vivax In Trends Parasitol 22 12 Dez 2006 S 558 563 PMID 17035086 J M Carlton J H Adams J C Silva S L Bidwell H Lorenzi E Caler J Crabtree S V Angiuoli E F Merino P Amedeo Q Cheng R M Coulson B S Crabb H A Del Portillo K Essien T V Feldblyum C Fernandez Becerra P R Gilson A H Gueye X Guo S Kang a T W Kooij M Korsinczky E V Meyer V Nene I Paulsen O White S A Ralph Q Ren T J Sargeant S L Salzberg C J Stoeckert S A Sullivan M M Yamamoto S L Hoffman J R Wortman M J Gardner M R Galinski J W Barnwell C M Fraser Liggett Comparative genomics of the neglected human malaria parasite Plasmodium vivax In Nature 455 7214 9 Okt 2008 S 757 763 PMID 18843361 S H Qari Y P Shi I F Goldman V Udhayakumar M P Alpers W E Collins A A Lal Identification of Plasmodium vivax like human malaria parasite In Lancet 341 8848 27 Mar 1993 S 780 783 PMID 8095999 W Kohler M Kohler Zentralblatt fur Bakteriologie 100 years ago malaria in north west Germany In Int J Med Microbiol 298 5 6 Jul 2008 S 339 343 PMID 17897879 R Rosenberg Plasmodium vivax in Africa hidden in plain sight In Trends Parasitol 23 5 Mai 2007 S 193 196 Epub 2007 Mar 13 PMID 17360237 L M Deane Simian malaria in Brazil In Mem Inst Oswaldo Cruz 87 Suppl 3 1992 S 1 20 PMID 1343676 A M Duarte S Malafronte Rdos C Cerutti Jr I Curado B R de Paiva A Y Maeda T Yamasaki M E Summa V Neves Ddo S G de Oliveira C Gomes Ade Natural Plasmodium infections in Brazilian wild monkeys reservoirs for human infections In Acta Trop 107 2 Aug 2008 S 179 185 PMID 18620330Literatur BearbeitenG Robert Coatney William E Collins McWilson Warren Peter G Contacos The primate malarias U S National Institute of Allergy and Infectious Diseases Bethesda 1971 Kapitel 5 S 43 ff Plasmodium vivax PDFWeblinks BearbeitenBildergalerie des Centers for Disease Control and Prevention CDC zu P vivax Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plasmodium vivax amp oldid 210913627