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Pierre Joseph Georges Pigneau de Behaine auch Pierre Pigneaux de Behaine 2 November 1741 in Origny en Thierache 9 Oktober 1799 in Quy Nhơn war ein franzosischer romisch katholischer Vietnammissionar Bischof Mandarin und Lexikograf Pierre Pigneau de Behaine Gemalde von Mauperin 1787 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Der Asienmissionar 1765 1775 1 3 Der Berater von Konig Nguyễn Phuc Anh 1776 1784 1 4 Reise nach Versailles und zuruck 1784 1789 1 5 Der inoffizielle Kriegsminister 1789 1799 1 6 Rolle der Mission 1 7 Pigneaus Auffassung von der Mission 1 8 Der Lexikograf 1 8 1 Die Anfange der vietnamesischen Lexikografie 1 8 2 Pigneaus Worterbuch 1 8 3 Wirkung seines Worterbuchs 1 9 Tod und Ehrungen 2 Werke 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Werk BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Pierre Pigneau de Behaine wuchs im heutigen Departement Aisne zwischen Hirson und Vervins Geburtsort des Weltreisenden Marc Lescarbot im burgerlichen Milieu auf Er hatte elf Geschwister darunter zwei Priester und vier Nonnen Er besuchte das Jesuitenkolleg in Laon Geburtsort des Missionars Jacques Marquette das Priesterseminar in Paris 34 rue de la Montagne Sainte Genevieve und trat bei der Pariser Mission ein Diese schickte den 24 jahrigen Priester in die Asienmission Der Asienmissionar 1765 1775 Bearbeiten Pigneau verliess Lorient im Dezember 1765 und reiste uber Pondichery Juni 1766 Madras Malakka und Macau nach Ha Tien Provinz Kien Giang gegenuber der Insel Phu Quốc in Cochinchina heute in Vietnam wo er im Marz 1767 ankam Bischof Guillaume Piguel 1722 1771 des Bistums Qui Nhơn machte ihn sogleich zum Leiter des Seminars in Hon Đất Im Rahmen der schwierigen politischen Verhaltnisse verbrachte er mehrere Monate im Gefangnis teilweise mit Holzkragen wurde aber wieder freigelassen Angesichts der wachsenden Anfeindungen musste das Seminar Ende 1769 geraumt werden und konnte erst 1771 in Virampatnam bei Pondychery wieder eroffnet werden Dort erreichte ihn 1772 die Ernennung zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Piguel als Apostolischer Vikar und Titularbischof von Adraa franzosisch Adran Er konnte aber erst 1775 nach Ha Tien zuruckkehren Der Berater von Konig Nguyễn Phuc Anh 1776 1784 Bearbeiten 1776 traf Pigneaux auf den 14 jahrigen Prinz Nguyễn Phuc Anh den spateren Begrunder der Nguyễn Dynastie und schlug sich im von 1770 bis 1802 dauernden Krieg zwischen Nord und Sudvietnam nicht auf die Seite des Nordens obwohl das Wohlwollen der dortigen Tay Sơn Dynastie gegenuber der christlichen Mission betrachtlich war sondern auf die Seite des Sudens Als sich Nguyễn Phuc Anh 1780 den Konigstitel gab wurde Pigneau zum allseits respektierten und vom Konig als Grosser Meister verehrten Berater der ihm in der Kriegsfuhrung gegen die Tay Sơn unentbehrlich war Reise nach Versailles und zuruck 1784 1789 Bearbeiten Auf der Suche nach westlicher Unterstutzung fur Phuc Anh begab sich Pigneaux 1784 in Begleitung des Erbprinzen Nguyễn Phuc Cảnh 1780 1801 und von dessen Gefolge nach Pondichery Ankunft Februar 1785 von wo sie sich im Juli 1786 nach Frankreich einschifften Eintreffen Februar 1787 Pigneau erreichte bei Kanzler Lomenie de Brienne im November 1787 den Abschluss eines Beistandsvertrages zwischen Ludwig XVI und Konig Phuc Anh Traite de Versailles de 1787 der freilich wegen der finanziellen Notlage des franzosischen Staates und der dann ausbrechenden Revolution vorerst folgenlos blieb und erst im 19 Jahrhundert Vorwand fur die franzosische Kolonialpolitik in Indochina wurde Pigneau und Prinz Canh verliessen Frankreich im Dezember 1787 und segelten uber Pondichery zuruck nach Cochinchina wo sie im Juli 1789 ankamen Der inoffizielle Kriegsminister 1789 1799 Bearbeiten Pigneau nahm seinen Platz an der Seite von Phuc Anh wieder ein erhielt den offiziellen Titel eines Erziehers des Erbprinzen war aber in Wirklichkeit bis zu seinem Tod 1799 der starke Mann am Hofe und in dem fortdauernden Krieg gegen die Tay Sơn der entscheidende Stratege Er besorgte westliche Offiziere als militarische Berater und Fuhrer liess eine Flotte nach westlichem Vorbild bauen Befestigungen nach Art von Vauban anlegen und scheute sich auch nicht da die Hilfe Frankreichs ausblieb eigene Geldmittel in grosser Hohe einzusetzen um Waffen und Munition zu kaufen Unterstutzt wurde er darin von einem kleinen Kreis von Landsleuten vor allem von Victor Olivier de Puymanel 1768 1799 und Jean Marie Dayot 1760 1809 der zusammen mit seinem Bruder ein Kartenwerk der Kusten Indochinas anlegte Die Franzosen handelten nicht als Patrioten wie man im 19 Jahrhundert meinte sondern im Eigeninteresse da ihnen die politische Entwicklung in Frankreich die Ruckkehr versperrte Rolle der Mission Bearbeiten Pigneaus eigentliche Aufgabe die Mission geriet uber der standigen Kriegsfuhrung zunehmend ins Hintertreffen Im Versailler Vertrag wurde sie nicht einmal erwahnt Wahrend der Erbprinz nach der Ruckkehr aus Frankreich erst wieder lernen musste seine christliche Orientierung hinter das Staatswohl zuruckzustellen galt Pigneaus Dienstherr Phuc Anh als Atheist Im Jahre 1797 fur das entsprechende Zahlen vorliegen gestaltete sich die Situation folgendermassen Pigneau fuhrte Krieg fur ein Land mit 25 000 Christen gegen ein Land mit 40 000 Christen Entsprechend negativ ausserten sich die Missionare der gegnerischen Seite uber seine Aktivitaten Pigneaus Auffassung von der Mission Bearbeiten Pigneau war ein entschiedener Vertreter der Inkulturation Als Intellektueller der sich den gesamten sprachlichen und kulturellen Hintergrund der chinesisch vietnamesischen Kultur erarbeitet hatte war er sich bewusst dass manche europaische Normen betreffend Liturgie und geistliche Gewandung in Asien als lacherlich wahrgenommen wurden Mit dem Vatikan dem er europazentriertes Denken vorwarf lag er deswegen dauerhaft im Streit eine Art Neuauflage des Ritenstreits zwischen Jesuiten und Papst im 17 Jahrhundert Ahnliches gilt fur die Direktoren der Pariser Mission die selbst nie Frankreich verlassen hatten Der Lexikograf Bearbeiten Als Mittel der Annaherung vor allem an die ortliche Elite bemuhte sich Pigneau von Anfang an intensiv um die Kenntnis des Chinesischen und Vietnamesischen In Virampatnam erstellte er ein Worterbuch das als Teil der vietnamesischen Lexikographiegeschichte zu wurdigen ist Die Anfange der vietnamesischen Lexikografie Bearbeiten Mit dem von dem Portugiesen Francisco de Pina 1585 1625 entwickelten Schriftsystem zur Schreibung von Vietnamesisch auf der Basis lateinischer Buchstaben mit diakritischen Zeichen verfassten Gaspar do Amaral 1594 1646 fur Vietnamesisch Portugiesisch und Antonio Barbosa 1594 1647 fur Portugiesisch Vietnamesisch heute verlorene Worterbucher die der Jesuit Alexandre de Rhodes 1593 1660 fur sein 1651 in Rom erschienenes dreisprachiges Worterbuch Dictionarium annamiticum lusitanicum et latinum nutzte Pigneaus Worterbuch Bearbeiten Dieses Worterbuch lag Pigneau vor als er von September 1772 bis Juni 1773 unter Mithilfe von acht Muttersprachlern sein zweispaltiges Dictionarium Anamitico Latinum erstellte das zwei vietnamesische Schriften benutzte die lateinische Quốc Ngữ und links davon die chinesische Han Nom Das Worterbuch wurde zu seinen Lebzeiten nicht gedruckt Erst 1999 kam es in Saigon zum Druck des Exemplars Wirkung seines Worterbuchs Bearbeiten Pigneaus ungedrucktes Worterbuch war die Hauptquelle fur das 1838 von Jean Louis Taberd 1794 1840 publizierte Dictionarium Anamitico Latinum primitus inceptum ab illustrissimo P J Pigneaux Faksimiledruck Paris 2001 und ging von da in das von Joseph Simon Theurel 1829 1868 verfasste aber erst 1877 postum erschienene Dictionarium anamitico latinum ein von wo es noch erhebliche Wirkung auf den zweibandigen Dictionnaire annamite von 1895 ausubte den Paulus Huinh Tịnh Của 1834 1907 in Saigon veroffentlichte Tod und Ehrungen Bearbeiten Als Pigneau mitten im Krieg mit fast 58 Jahren an der Ruhr verstarb wurde er am 16 Dezember 1799 auf eigenen Wunsch in seiner vietnamesischen Bekleidung beerdigt 40 000 Menschen 120 Elefanten und ein in Tranen aufgeloster Konig begleiteten den Sarg zum funf Kilometer vor Saigon gelegenen Mausoleum 1983 zerstort 1902 wurde ihm vor der Kathedrale Notre Dame von Saigon ein Denkmal errichtet zwischen 1960 und 1970 zerstort das ihn mit Prinz Canh zeigte wobei er in der rechten Hand den Versailler Vertrag hochhalt Am 11 Mai 1914 wurde in seinem Geburtshaus in Origny en Thierache ein Museum eroffnet seit 1953 in Gemeindebesitz Besichtigung nach Voranmeldung Werke BearbeitenTự vị Annam Latinh 1772 1773 Dictionarium anamitico latinum 1772 1773 Nha xua t bản Trẻ TP Ho Chi Minh 1999 Grand Cathechisme cochinchinois 1782 60 Seiten chinesisch Literatur BearbeitenElisabeth Arnoulx de Pirey Il en viendra de l Orient et de l Occident Essai biographique sur quelques pretres envoyes en Extreme Orient par les Missions etrangeres de Paris Tequi Paris 2001 Claude Lange und Jean Charbonnier L Eglise catholique et la societe des Missions etrangeres au Vietnam Vicariat apostolique de Cochinchine XVIIe et XVIIIe siecles L Harmattan Paris 2005 Frederic Mantienne 1953 Pierre Pigneaux Eveque d Adran et mandarin de Cochinchine 1741 1799 Les Indes savantes Paris 2012 Hauptquelle dieses Beitrags fruhere Fassung Mgr Pierre Pigneaux eveque d Adran dignitaire de Cochinchine Eglises d Asie Paris 1999 Dinh Hoa Nguyen Vietnamese Lexicography In Worterbucher Dictionaries Dictionnaires Ein internationales Handbuch zur Lexikographie Dritter Teilband hrsg von Franz Josef Hausmann Oskar Reichmann Herbert Ernst Wiegand und Ladislav Zgusta Berlin New York 1991 S 2583 2589 Weblinks BearbeitenAngaben zu Pierre Pigneau de Behaine in der Datenbank der Bibliotheque nationale de France Literatur von und uber Pierre Pigneau de Behaine im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Personaleintrag auf der Homepage der katholischen Hierarchie Geschichte des Museums in Origny franzosisch Bebilderte Lebensgeschichte franzosischNormdaten Person GND 11543559X lobid OGND AKS LCCN nr94011964 VIAF 73845075 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pigneau de Behaine PierreALTERNATIVNAMEN Pigneaux de Behaine Pierre Joseph Pigneau de Behaine Pierre Joseph Georges AdranKURZBESCHREIBUNG franzosischer romisch katholischer Vietnam Missionar Bischof Mandarin und LexikografGEBURTSDATUM 2 November 1741GEBURTSORT Origny en ThieracheSTERBEDATUM 9 Oktober 1799STERBEORT Quy Nhơn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Pigneau de Behaine amp oldid 225297687