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Der Ritenstreit auch Akkommodationsstreit genannt war eine von etwa 1610 bis 1744 dauernde Auseinandersetzung innerhalb der katholischen Mission vor allem in China und Indien uber Vereinbarkeit bestimmter tradierter Riten mit der katholischen Religion Inhaltsverzeichnis 1 China 2 Indien 3 Literatur 4 WeblinksChina Bearbeiten nbsp Matteo Ricci Li Madou und Paulus Xu Guangqi Seit Beginn des 17 Jahrhunderts entfaltete sich in China eine rege hauptsachlich von den grossen katholischen Orden aber auch der russisch orthodoxen Kirche getragene Missionstatigkeit Besonders unter Kaiser Kangxi 1661 1722 genossen christliche Missionare grosse Freiheiten Innerhalb der Jesuitenmission sprach man sich bis zum Tod Matteo Riccis im Jahre 1610 uberwiegend fur die sogenannte Akkommodation aus Danach wurde den zum Christentum bekehrten Chinesen die Beibehaltung der tradierten Riten und Zeremonien insbesondere die Konfuzius und Ahnenverehrung gestattet Dieses Vorgehen war recht erfolgreich so dass in China um 1720 an die 300 000 Christen gezahlt wurden Riccis Nachfolger Niccolo Longobardo hielt die bisher geduldeten Riten fur unerlaubt Trotz vieler Beratungen innerhalb der Gesellschaft Jesu wurde diese Frage vorerst nicht entschieden Durch die Ankunft der spanischen Dominikaner und Franziskaner die fur eine kompromisslose Mission ohne Zugestandnis an die chinesischen Brauche waren wurde der Konflikt noch verscharft Als Juan Bautista de Morales OP diese Frage Rom vorlegte entschied man dort 1645 gegen die chinesischen Riten Die Jesuiten unter Martino Martini erklarten diese Riten als zivile Brauche und konnten dadurch 1656 von Papst Alexander VII wieder eine Erlaubnis erreichen Charles Maigrot verfasste im Jahr 1693 das Hirtenschreiben Mandatum seu Edictum in dem er sich gegen die chinesischen Riten stellte und erreichte bei Papst Clemens XI im Jahr 1704 ein Verbot der chinesischen Brauche Nach einer Rekursion der Jesuiten wurde dieses Verbot im Jahr 1715 bestatigt In der Folge verbot Kaiser Yongzheng 1724 das Christentum Nach weiteren Prufungen verbot Papst Benedikt XIV mit seiner papstlichen Bulle Ex quo singulari 1742 die chinesischen Riten Dadurch geriet das Christentum in der Folge zusatzlich unter Druck Missionstatigkeit wurde verboten Konvertiten verfolgt und unterdruckt das kirchliche Leben weitgehend in den Untergrund abgedrangt Zahlreiche Missionare mussten das Land verlassen nur die Jesuiten die am Kaiserhof arbeiteten durften bleiben Damit war die Mission insgesamt gescheitert Die verstreut in ganz China bestehenden Gemeinden uberlebten trotzdem bis ins 19 Jahrhundert Das Verbot wurde 1939 infolge der veranderten Lage von Papst Pius XII wieder aufgehoben Als wichtiger Nebeneffekt des Ritenstreits kann die Fulle zeitgenossischer Publikationen gesehen werden in denen europaische Missionare ihre Einschatzungen wiedergeben und die somit wichtige Quellen des damaligen Chinabildes in Europa darstellen Insgesamt soll es uber hundert Druckwerke zum Ritenstreit gegeben haben Indien BearbeitenIn Indien geriet Roberto de Nobili SJ mit seiner Anpassung an hinduistische Riten und Gebrauche in Konflikt mit seinen portugiesischen Mitbrudern Papst Gregor XV gestattete jedoch am 31 Januar 1623 in der Bulle Romanae sedis antistetes Nobilis Missionsmethode Durch die Ankunft der Kapuziner in Indien verscharfte sich der Konflikt Der papstliche Legat Maillard de Tournon untersagte schliesslich die vorsatzliche Anpassung an indisches religioses Brauchtum Papst Clemens XII bestatigte 1734 und 1739 das Verbot Eine abschliessende Verurteilung dieser Missionsweise erfolgte durch Papst Benedikt XIV mit der Bulle Omnium solicitudinum im Jahr 1744 Das Verbot wurde 1940 von Rom wieder aufgehoben Literatur BearbeitenAnton Huonder Der chinesische Ritenstreit Xaverius Aachen 1921 George Minamiki The Chinese rites controversy from its beginning to modern times Loyola University Press Chicago IL 1985 ISBN 0 8294 0457 0 Claudia von Collani Hrsg Eine wissenschaftliche Akademie fur China Briefe des Chinamissionars Joachim Bouvet S J an Gottfried Wilhelm Leibniz und Jean Paul Bignon uber die Erforschung der chinesischen Kultur Sprache und Geschichte Steiner Verlag Wiesbaden Stuttgart 1989 ISBN 3 515 05186 4 Studia Leibnitiana Sonderhefte 18 Gianamar Giovannetti Singh Rethinking the Rites Controversy Kilian Stumpf s Acta Pekinensia and the Historical Dimensions of a Religious Quarrel In Modern Intellectual History Bd 19 2022 Heft 1 S 29 53 doi 10 1017 S1479244320000426 David E Mungello Hrsg The Chinese rites controversy Its history and meaning Steyler Nettetal 1994 ISBN 3 8050 0348 X Weblinks Bearbeitenhttp www ingolstadt de stadtmuseum scheuerer ausstell sj miss1 htm https web archive org web 20050105161403 http www phil uni sb de projekte imprimatur 2004 imp040403 html Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ritenstreit amp oldid 235598024