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Phenmetrazin ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Amphetamine und der Morpholine Es wurde fruher als Appetitzugler verwendet ist jedoch nicht mehr erhaltlich Daneben wurde es wegen seiner stimulierenden Wirkung als Droge verwendet StrukturformelAllgemeinesFreiname PhenmetrazinAndere Namen 3 Methyl 2 phenylmorpholin 3 Methyl 2 phenyltetrahydro 2H 1 4 oxazin 3 Methyl 2 phenyl 1 4 oxazinan Fenmetrazin PhenmetrazinumSummenformel C11H15NOExterne Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 134 49 6ECHA InfoCard 100 004 677PubChem 4762ChemSpider 4598DrugBank DB00830Wikidata Q3329406ArzneistoffangabenWirkstoffklasse Appetitzugler PsychostimulanzEigenschaftenMolare Masse 177 25 g mol 1Schmelzpunkt 138 140 C 1 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Entwicklungsgeschichte 3 Synthese 4 Wirkung 5 Verwendung als Droge 6 Handelsnamen 7 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenPhenmetrazin gehort zu den Sympathomimetika und wirkt auf das zentrale Nervensystem Als solches dampft es im Gehirn das Appetit und Hungergefuhl und aktiviert indirekt die Sympathikusaktivitat wodurch es unter anderem zu erhohter Wachheit und verringertem Schlafbedurfnis sowie gesteigerter korperlicher und geistiger Ausdauer kommt 4 Durch die euphorisierende Wirkung besteht die Gefahr der Entwicklung einer Abhangigkeit Phenmetrazin inkl seiner Salze ist in Deutschland als verkehrsfahiges nicht verschreibungsfahiges Betaubungsmittel Anlage II zum Betaubungsmittelgesetz geregelt Pharmazeutisch verwendet wurde die Substanz als Phenmetrazinhydrochlorid 5 eine kristalline Substanz die bei 182 C schmilzt und zu 1 g in 0 4 ml Wasser loslich ist 2 Als weiteres Salz ist das des 8 Chlortheophyllins beschrieben Phenmetrazinteoclat 6 3 Methyl 2 phenylmorpholin hat zwei chirale C Atome so dass vier Isomere moglich sind Phenmetrazin wurde als die racemische trans Form beschrieben 7 8 Entwicklungsgeschichte BearbeitenPhenmetrazin wurde 1958 von Boehringer Ingelheim patentiert 1 9 10 Im Jahr 1954 wurden pharmakologische Eigenschaften beschrieben 11 Ziel der Entwicklung war ein Appetitzugler ohne die typischen Nebenwirkungen der Amphetamine 12 Klinische Studien wurden 1954 in Europa durchgefuhrt 13 In Deutschland kamen Phenmetrazin Tabletten 1954 nach einjahriger Testung als Preludin zur Behandlung von Fettleibigkeit auf den Markt 14 15 bereits ein halbes Jahr nach Markteinfuhrung erfuhren die Hersteller vom Gebrauch in Laienkreisen zur Bekampfung von Ermudungserscheinungen 1955 wurde in Deutschland die Rezeptpflicht fur das Mittel eingefuhrt einige Staaten regelten Phenmetrazin 1966 wegen der Suchtgefahr schon betaubungsmittelrechtlich 15 Auch in Deutschland wurde Phenmetrazin spater als Betaubungsmittel eingestuft bevor es wegen lebensbedrohlicher pulmonaler Hypertonien 16 in den 1970er Jahren 17 vom Markt genommen wurde Synthese BearbeitenEs werden Synthesen fur Phenmetrazin und seine Derivate beschrieben 18 19 Sie gehen von Propiophenon aus welches im ersten Schritt mit Brom am a Kohlenstoff bromiert wird Es folgt die Umsetzung mit Monoethanolamin Das Produkt dieser Reaktion kann als Halbacetal oder als offenkettige Verbindung vorliegen Letztere kann durch Natriumborhydrid zum Diol reduziert werden Saurekatalysierte Cyclisierung fuhrt zur Bildung des Morpholin Rings nbsp Wirkung BearbeitenIm Vergleich zu anderen Amphetaminen erzeugt Phenmetrazin weniger Nervositat Erregbarkeit Euphorie Schlaflosigkeit 20 und eine Verlangsamung der Pulsrate bei Ubergewichtigen In einer Studie wurde es von ubergewichtigen Kindern bei einer zweimal taglichen Einnahme von einer halben Tablette gut vertragen sodass deren Appetit stark zuruckging sowie durch das wachsende Bedurfnis nach korperlicher Aktivitat die korperliche Leistungsfahigkeit anstieg 12 In einer Studie zum Vergleich von Phenmetrazin und Dextroamphetamin wurde bei Phenmetrazin eine geringfugig hohere Wirksamkeit zur Gewichtsminderung festgestellt 21 Phenmetrazin verstarkt die Freisetzung von Norepinephrin und Dopamin mit einer EC50 von 50 4 5 4 nM bzw 131 11 nM 22 Die Wirkung auf die Freisetzung von Serotonin ist vernachlassigbar bei einer EC50 von 7 765 610 nM 22 Nach oraler Einnahme werden innerhalb 24 Stunden 70 des Phenmetrazins ausgeschieden Davon sind etwa 19 unverstoffwechselt 23 Wahrend in Tierversuchen an Ratten nach subkutaner Injektion beide Stereoisomere gleich wirksam bei der Nahrungsaufnahme waren wirkt die Levoform starker nach oraler Gabe Hinsichtlich der Stimulation des zentralen Nervensystems ist die Dextroform etwa viermal starker bei beiden Applikationswegen 24 Phenmetrazin ahnelt strukturell Ethcathinon den aktiven Metaboliten des Apetitzuglers Amfepramon Diethylpropion der aber selektiv nur auf die Freisetzung von Norepinephrin wirkt Verwendung als Droge BearbeitenPhenmetrazin wurde in vielen Landern als Droge verwendet Als der Konsum von Stimulanzien in Schweden in den 1950er Jahren erstmals gehauft auftrat wurde Phenmetrazin von den Konsumenten gegenuber Amphetamin und Methamphetamin bevorzugt 25 In ihrem autobiographischen Roman Rush schreibt Kim Wozencraft uber die von ihr als euphoriserend und aphrodisierend wahrgenommene Wirkung der Droge Phenmetrazin wurde 1959 in Schweden als Betaubungsmittel eingestuft und 1965 vollstandig vom Markt genommen Die illegale Nachfrage wurde zunachst durch Schmuggel aus Deutschland spater auch aus Spanien und Italien befriedigt Zuerst wurden Preludin Tabletten geschmuggelt doch schon bald begannen die Schmuggler rohes Phenmetrazin Pulver einzufuhren Schliesslich wurde Amphetamin aufgrund seiner grosseren Verfugbarkeit zum dominierenden Stimulans des Missbrauchs Ein bekannter Anwender war Paul McCartney von den Beatles die die Droge zu Beginn ihrer Karriere konsumierten Preludin wurde in den USA in den 1960er und fruhen 1970er Jahren als Droge verwendet Es konnte in Wasser zerkleinert erhitzt und injiziert werden Der Strassenname fur die Droge in Washington DC lautete Bam 26 Phenmetrazin wird weiterhin auf der ganzen Welt verwendet und missbraucht unter anderem in Landern wie Sudkorea 27 Handelsnamen BearbeitenDer Handelsname fur Phenmetrazin Hydrochlorid Tabletten in den USA in Grossbritannien und Deutschland war Preludin Die Kombination von Phenmetrazinteoclat mit Fenbutrazat war in Deutschland als Cafilon Dragees auf dem Markt Einzelnachweise Bearbeiten a b ROMPP Lexikon Chemie 10 Auflage 1996 1999 Band 4 M Pk S 3248 a b Merck Index 14 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden E Mutschler Arzneimittelwirkungen 7 Auflage 1996 WVG S 167 f Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Phenmetrazinhydrochlorid CAS Nummer 1707 14 8 EG Nummer 216 950 6 ECHA InfoCard 100 015 409 PubChem 92159 ChemSpider 83204 Wikidata Q27107702 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Phenmetrazinteoclat CAS Nummer 13931 75 4 EG Nummer 237 701 8 ECHA InfoCard 100 034 260 PubChem 84106 ChemSpider 75877 Wikidata Q27276355 R B Franklin The fate of phenmetrazine in man and animals with observations on amphetamine and norephedrine metabolism in tamarin monkeys Doctoral thesis University of London 1974 F H Clarke cis and trans 3 Methyl 2 phenylmorpholine Journal of Organic Chemistry Band 27 1962 3251 3253 PDF Boehringer Albert Boehringer Ernst Improvements in or relating to the preparation of substituted morpholines GB773780 Patent US2835669A Process for the production of substituted morpholines Angemeldet am 29 Juni 1953 veroffentlicht am 20 Mai 1958 Erfinder Otto Thoma Prioritat nationale Erstanmeldung 1 Juli 1952 DE O Thoma H Wick Uber einige Tetrahydro 1 4 oxazine mit sympathicomimetischen Eigenschaften In Arch Exp Pathol Pharmakol 222 Jahrgang 1954 S 540 a b Antonio Martel Preludin Phenmetrazine in the Treatment of Obesity In Can Med Assoc J 76 Jahrgang Nr 2 1957 S 117 20 PMID 13383418 PMC 1823494 freier Volltext Oriana Josseau Kalant The Amphetamines Toxicity and Addiction 1966 ISBN 0 398 02511 8 Spiegel Wie Champagner Spiegel 2 Marz 1960 a b Bomben auf St Pauli Spiegel 14 Februar 1966 Abnehmen Mehr Schaden als Nutzen Zur Gewichtsreduktion bei gesunden Ubergewichtigen Arznei Telegramm Nr 12 1999 Harry Auterhoff Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie WVG 1978 S 413 Gavin McLaughlin Michael H Baumann Pierce V Kavanagh Noreen Morris John D Power Synthesis analytical characterization and monoamine transporter activity of the new psychoactive substance 4 methylphenmetrazine 4 MPM with differentiation from its ortho and meta positional isomers In Drug Testing and Analysis Band 10 Nr 9 September 2018 S 1404 1416 doi 10 1002 dta 2396 PMID 29673128 PMC 7316143 freier Volltext wiley com abgerufen am 24 August 2020 Patent US20130203752 Phenylmorpholines and analogues thereof Veroffentlicht am 20 Mai 2011 Erfinder Bruce E Blough Richard Rothman Antonio Landavazo Kevin M Page Ann Marie Decker PHENMETRAZINE hydrochloride In Journal of the American Medical Association Band 163 Nummer 5 Februar 1957 S 357 PMID 13385162 Hampson J J A Loraine J A Strong Phenmetrazine and Dexamphetamine in the Management of Obesity In The Lancet 275 Jahrgang Nr 7137 1960 S 1265 7 doi 10 1016 S0140 6736 60 92250 9 PMID 14399386 a b Rothman RB Baumann MH Therapeutic potential of monoamine transporter substrates In Current Topics in Medicinal Chemistry 6 Jahrgang Nr 17 2006 S 1845 59 doi 10 2174 156802606778249766 PMID 17017961 bentham direct org Memento des Originals vom 26 Marz 2017 im Internet Archive abgerufen am 19 August 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bentham direct org Anthony C Moffat M David Osselton and Brian Widdop Clarke s Analysis of Drugs and Poisons ISBN 0 85369 473 7 Engelhardt A Studies of the Mechanism of the Anti Appetite Action of Phenmetrazine In Biochem Pharmacol 8 Jahrgang Nr 1 1961 S 100 doi 10 1016 0006 2952 61 90520 2 Brecher Edward M The Swedish Experience Abgerufen am 31 Oktober 2009 Leon Dash Rosa Lee HarperCollins 1996 S 109 Choi H Baeck S Jang M Lee S Choi H Chung H Simultaneous analysis of psychotropic phenylalkylamines in oral fluid by GC MS with automated SPE and its application to legal cases In Forensic Science International 215 Jahrgang Nr 1 3 10 Februar 2012 S 81 87 doi 10 1016 j forsciint 2011 02 011 PMID 21377815 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phenmetrazin amp oldid 229241144