www.wikidata.de-de.nina.az
Phallotoxine sind neben den Amatoxinen weitere giftige Inhaltsstoffe bestimmter Arten der Wulstlinge Amanita so Gruner Knollenblatterpilz A phalloides sowie die weissen Knollenblatterpilze Fruhlings A verna als auch Kegelhutiger Knollenblatterpilz A virosa Gruner Knollenblatterpilz Amanita phalloides enthalt neben Phalloidin und andere Phallotoxinen auch noch Amatoxine Bei einer Knollenblatterpilz Vergiftung spielen die Phallotoxine die als bizyklische Heptapeptide aus sieben ringformig verbundenen Aminosauren aufgebaut sind eine geringere Rolle als die verwandten Oktapeptide der Amatoxine da sie nicht wie diese uber den Darm aufgenommen werden Gelangen sie dennoch in die Blutbahn ist ihre Wirkung rascher und ebenfalls hochtoxisch Die Phallotoxine gehoren zu den Zytoskelett Inhibitoren und blockieren dessen Umbau Ihre Eigenschaft als Stabilisatoren fur Aktinfilamente macht man sich in der Molekularbiologie zunutze um Elemente des Zellskeletts besser darstellen zu konnen Phallotoxine sind zumeist amorphe wasserlosliche Feststoffe Bis heute sind sieben naturlich vorkommende bekannt die alle ein gleiches Grundgerust aufweisen neben Phalloidin auch Phalloin Phallisin Phallacin Phallicidin Phallisacin und Prophalloin Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Merkmale 3 Vertreter 4 Vorkommen 5 Wirkungsweise 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Skelettformel von PhalloidinAls eines der Toxine des Grunen Knollenblatterpilzes Amanita phalloides wurde der Hauptvertreter der Phallotoxine das Phalloidin erstmals 1936 von Feodor Lynen und Ulrich Wieland kristallin dargestellt im Chemischen Institut der Uni Munchen unter Leitung Heinrich Wielands 1 Die Struktur dieses Peptids untersuchte Theodor Wieland ab den 1950er Jahren naher Es war das erste entdeckte cyclische Peptid 2 Die helikale Konformation seines besonderen Strukturelements einer Thioetherbrucke uber ein S Atom konnte erst spat geklart werden dieses macht es zu einem bicyclischen Peptid mit aussergewohnlicher Rigiditat und hoher Stabilitat Merkmale BearbeitenAlle naturlich vorkommenden Phallotoxine sind Cyclopeptide aus sieben Aminosauren von denen zwei als Tryptathionin uber eine zusatzliche Sulfid Querbrucke verbunden werden sodass ein bicyclisches Heptapeptid vorliegt Ahnliche Strukturmerkmale weisen die aus acht Aminosauren aufgebauten Amatoxine auf wo die Trp Cys Querbrucke als Sulfoxid ausgebildet ist Im Unterschied zu diesen Oktapeptiden sind die Phallotoxine bei oraler Aufnahme nahezu unwirksam da sie vom gesunden Darm nicht aufgenommen werden Gelangen sie jedoch durch Schleimhautwunden oder injiziert in die Blutbahn entfalten sie rasch ihre Toxizitat insbesondere in Zellen der Leber und konnen innerhalb weniger Stunden todlich wirken Die letale Dosis LD50 Maus i p betragt fur den Hauptvertreter Phalloidin 2 bis 3 mg kg Allen Phallotoxinen ist das gleiche Grundgerust gemeinsam die einzelnen Vertreter unterscheiden sich voneinander in den Resten von Seitenketten nbsp Die Phallotoxine unterscheiden sich durch funf variable Seitenreste R1 bis R5 am Grundgerust Vertreter BearbeitenName R1 R2 R3 R4 R5Phallacin CH3 H CH CH3 2 COOH OHPhallacidin CH3 OH CH CH3 2 COOH OHPhallisacin CH2OH OH CH CH3 2 COOH OHPhallisin CH2OH OH CH3 CH3 OHPhalloidin CH3 OH CH3 CH3 OHPhalloin CH3 H CH3 CH3 OHProphalloin CH3 H CH3 CH3 H nbsp Phallacin nbsp Phallacidin nbsp Phallisacin nbsp Phallisin nbsp Phalloidin nbsp Phalloin nbsp ProphalloinVorkommen BearbeitenIn verschiedenen Arten der Knollenblatterpilze wurde Phalloidin neben weiteren Phallotoxinen sowie den Amatoxinen gefunden Der Kegelhutige Knollenblatterpilz Amanita virosa enthalt ausserdem Virotoxine den Phallotoxinen ahnliche monozyklische Heptapeptide bei denen eine innere Querbrucke fehlt Der Gelbe Knollenblatterpilz Amanita citrina dagegen der auch mit weisser Variante auftritt enthalt lediglich Bufotenin Wirkungsweise BearbeitenDas wesentliche Wirkprinzip ist eine Hemmung des fur Zellbewegungen notigen Umbaus des Zytoskeletts Phallotoxine binden irreversibel an polymerisiertes Aktin das F Aktin aus dem Aktin Filamente bestehen und behindern damit den Ab und Umbau dieser filamentosen Strukturen Die hohe Affinitat zum F Aktin der Mikrofilamente wird in spezifischen molekularbiologischen Farbetechniken genutzt um Anteile des Cytoskeletts sichtbar zu machen Siehe auch BearbeitenIm Unterschied zu den Phallotoxinen welche die Depolymerisation von F Aktin behindern wirken die Latrunculine besondere Toxine mariner Schwamme und Schnecken als Zytoskelett Inhibitoren indem sie die Polymerisation von G Aktin zu Mikrofilamenten storen Literatur BearbeitenEintrag zu Phallotoxine In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 2 Januar 2015 Theodor Wieland Amatoxine Phallotoxine die Gifte des Knollenblatterpilzes Chemie in unserer Zeit 13 Jahrg 1979 Nr 2 S 56 63 Einzelnachweise Bearbeiten Theodor Wieland Moderne Naturstoffchemie am Beispiel des Pilzgiftstoffes Phalloidin Vorgetragen in der Sitzung vom 25 April 1981 Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 642 46451 5 S 22 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bernd Gutte Peptides Synthesis Structures and Applications Academic Press 1995 ISBN 978 0 08 053859 4 S 33 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phallotoxin amp oldid 232277330