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Peter Schult 17 Juni 1928 in Berlin 25 April 1984 in Munchen war ein anarchistisch engagierter deutscher Schriftsteller und Journalist sowie ab den 1970er Jahren ein exponierter Teilnehmer und haufig umstrittener Protagonist offentlicher Debatten um Sexualmoral und Sexualpolitik besonders zu Homosexualitat und Padophilie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Teilnehmer offentlicher Sexualitatsdebatten 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren wurde Peter Schult am 17 Juni 1928 in Berlin Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er als jugendlicher Luftwaffenhelfer eingesetzt Zu dieser Zeit war er auch in der Hitlerjugend Als Mitglied einer Jugendbande wurde er 1947 und 1948 wegen Schwarzhandels zu kurzen Gefangnisstrafen verurteilt 1949 wegen fortgesetzten schweren Diebstahls zu 18 Monaten Haft die er wegen einer Amnestie nur bis zum Jahresende verbussen musste 1 Ab 1950 engagierte er sich in Wurttemberg Baden in der Jugendarbeit wurde Mitglied der FDP und der Jungdemokraten als deren stellvertretender Bundesvorsitzender 2 er auch Vizeprasident der Liberalen Jugend Europas wurde Er heiratete und wurde in Stuttgart Leiter eines Mannerwohnheims 2 in dem entlaufene Jugendliche aufgenommen wurden Im Sommer 1954 wurde er festgenommen und wegen schwerer Unzucht mit Personen unter 21 Jahren zu funf Monaten Haft verurteilt Er trat daraufhin von allen Amtern zuruck Von 1955 bis Juli 1961 diente er in der franzosischen Fremdenlegion Gegen Ende des Algerienkrieges desertierte er aus der Fremdenlegion weil er von der Unrechtmassigkeit und der Unmenschlichkeit des Krieges uberzeugt war Er schrieb einen Artikel uber diesen Krieg fur den Spiegel In dieser Zeit begann er immer mehr die herrschenden Gesellschaftsformen zu hinterfragen Von 1961 an lebte er in Munchen Schwabing arbeitete als Hilfsarbeiter im Bruckmann Verlag als Journalist und als Schriftsteller und gab eine Zeitschrift heraus Er verbusste zwei Gefangnisstrafen von funf und vierzehn Monaten wegen homosexueller Beziehungen zu Jugendlichen und weitere Strafen wegen Drogendelikten Er nahm an den Ostermarschen an der Kampagne gegen Springer und an den Anti Notstand Aktionen teil Von 1971 bis 1974 folgte eine dreijahrige Gefangnisstrafe wegen Drogenhandels und Freiheitsberaubung Ab Anfang 1973 wirkte er im Gefangnis fur die Rote Hilfe und nahm im Mai 1973 am zweiten Hungerstreik der RAF gegen den Ausschluss der Verteidiger und die Isolationshaft teil Fritz Teufel machte Volker Schlondorff und Margarethe von Trotta auf Schults Haftsituation aufmerksam die ihn daraufhin regelmassig im Gefangnis besuchten Der SPD Bundestagsabgeordnete Hermann Durr den Schult seit seinem Jungdemokraten Engagement in den 1950er Jahren kannte setzte sich ebenfalls fur ihn ein 3 Nach seiner Entlassung am 21 Februar 1974 Schlondorff und Trotta holten ihn aus der JVA Kaisheim ab folgte die Mitarbeit im Kollektiv Rote Hilfe Munchen Er war Mitarbeiter der Munchner Stadtzeitung Blatt und der Zeitschrift Autonomie Gemeinsam mit dem Verleger des Trikont Verlags Herbert Rottgen engagierte er sich gegen das Verbot der Memoiren des ehemaligen Terroristen Bommi Baumann organisierte eine Solidaritatsaktion von 380 Personen des offentlichen Lebens und erreichte die Freigabe des Werks 4 Teilnehmer offentlicher Sexualitatsdebatten BearbeitenPeter Schult war bekennender Paderast In den auf seine Haftentlassung 1974 folgenden Jahren geriet er durch seine offen ausgelebte Paderastie immer mehr in das Visier der Justiz was seine zunehmend radikaler werdende Ablehnung der etablierten Gesellschaft der herrschenden Sexualmoral und des burgerlichen Lebens uberhaupt verstarkte Im Juni 1976 wurde er beschuldigt ein achtjahriges Madchen eine Nacht lang zu sich nach Hause verbracht zu haben um es sexuell zu missbrauchen Die Vorwurfe fuhrten zu Auseinandersetzungen auch innerhalb der linken Szene Schult bestritt die Tat unter Verweis auf sein Desinteresse an Madchen und eine fehlende Glaubwurdigkeit des Kindes wurde aber zu 27 Monaten Haft verurteilt 5 Im Mai 1979 kam es wegen zweier Vergehen mit Minderjahrigen zu einem weiteren Strafverfahren das mit einer Bewahrungsstrafe endete Am 1 Februar 1982 wurde Schult in einem weiteren Prozess in dem er offentlich durch Volker Schlondorff Margarethe von Trotta Birgitta Wolf sowie den Verein fur sexuelle Gleichberechtigung unterstutzt worden war zu einer Freiheitsstrafe von 34 Monaten wegen funf homosexueller Vergehen mit Jugendlichen und dreimaligen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt Die angesichts der Vorstrafen geringe Strafhohe begrundete das Gericht damit dass das Alter der unter 14 jahrigen Kinder fur Schult nicht erkennbar war und dass ein Schaden in der Entwicklung der Kinder offensichtlich nicht eingetreten ist 6 Ab Herbst 1982 klagte Schult in der Haft uber gesundheitliche Beschwerden ein Schatten auf seiner Lunge wurde von den Gefangnisarzten aber als harmlos diagnostiziert und eine weitergehende Behandlung abgelehnt Im Herbst 1983 wurde Lungenkrebs festgestellt Nun setzten sich Prominente und bekannte Aktivisten wie Klaus Croissant Hans Christian Strobele Helmut Gollwitzer Dorothee Solle Peggy Parnass und Peter Paul Zahl sowie die Bundestagsfraktion der Grunen und der FDP Landtagsabgeordnete Fritz Flath fur Schults vorzeitige Haftentlassung ein Die Justizbehorden lehnten dies ab Schult wurde aber aus der Justizvollzugsanstalt Kaisheim in die Berliner Lungenklinik Heckeshorn verlegt Von dort floh er im Marz 1984 zunachst mit einem gefalschten Pass nach Ostberlin und dann nach Sudfrankreich Einige Wochen spater kehrte er nach Munchen zuruck wo die Behorden auf eine erneute Verhaftung verzichteten und einem Gnadengesuch stattgegeben wurde Am 25 April 1984 starb er im Krankenhaus Neuperlach durch innere Blutungen aufgrund eines Magengeschwurs 7 8 9 Sein Nachlass liegt im Forum Queeres Archiv Munchen Werke Auswahl BearbeitenBesuche in Sackgassen Aufzeichnungen eines homosexuellen Anarchisten Autobiographie Trikont Verlag 1978 Gefallene Engel Erzahlungen Essays Streitschriften Gmunder Verlag 1982 Herbst in Haidhausen Romanfragment aus dem Nachlass Kiel 1985sowie Artikel Essays und Statements in verschiedenen Publikationen Poor Boy Blues in Lesebuch Hg Joachim S Hohmann Foerster Verlag Frankfurt 1979 Padophilie heute Berichte Meinungen und Interviews zur sexuellen Befreiung des Kindes 1980Literatur BearbeitenFlorian Mildenberger Beispiel Peter Schult Padophilie im offentlichen Diskurs Mannerschwarm Verlag Bibliothek Rosa Winkel Hamburg 2006 ISBN 3 935596 40 5 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Peter Schult im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Mildenberger S 87 a b Willi Winkler Das Opfer Grischa Suddeutsche Zeitung 16 August 2013 S 9 Mildenberger S 109 schreibt vermutlich in einer Vornamensverwechslung Heinz Durr Mildenberger S 125 Mildenberger S 126 Zitiert nach Mildenberger S 149 Mildenberger S 152 ff https www spiegel de fotostrecke die erfindung des stadtmagazins fotostrecke 108040 html Der Spiegel 12 1984 Schicksalhafter AblaufNormdaten Person GND 118611313 lobid OGND AKS LCCN n79050308 VIAF 18014974 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schult PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und JournalistGEBURTSDATUM 17 Juni 1928GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 25 April 1984STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Schult amp oldid 232784766