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Peter Sager 17 Januar 1925 in Bern 1 Juli 2006 in Blonay Kanton Waadt war ein Schweizer Politik und Wirtschaftswissenschaftler Osteuropa Experte und rechtsburgerlicher Politiker BGB SVP LPS Er war Grunder und zeitweiliger Leiter der Schweizerischen Osteuropabibliothek und des Schweizerischen Ostinstituts Peter Sager 1986 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und wissenschaftliche Tatigkeit 2 Osteuropa Forschung in der Schweiz 3 Politik 4 Kritik und Kontroversen 5 Sonstiges 6 Schriften von Peter Sager Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAusbildung und wissenschaftliche Tatigkeit BearbeitenPeter Sager wuchs zusammen mit seinem alteren Bruder Hans bei seiner Mutter Anna Sager geb Abderhalden in Bern auf Sein Vater Franz Sager ab 1919 Direktor der Brauerei zum Gurten verstarb bei einem Autounfall im Juni 1925 1 Nach dem Besuch der Primar und Sekundarschule in Bern verbrachte Peter Sager 1940 ein Jahr im Internat Jomini in Payerne heute Ecole en Guillermaux Anschliessend besuchte er das Handelsgymnasium in Lausanne wo er 1945 die Matura abschloss 2 Nach dem Beginn des Studiums in Lausanne zog er noch 1945 wieder nach Bern und schrieb sich an der dortigen Universitat ein um Nationalokonomie mit Betonung auf die Politikwissenschaften zu studieren Ebenfalls 1945 begann seine Tatigkeit fur den Berner Student der damaligen Zeitung der Studierenden der Universitat Bern bei der er ab 1946 als Redaktor tatig war 3 1947 wurde er Mitglied der Studentenverbindung Zofingia zu deren Berner Sektion auch Achmed Huber und Jean Ziegler gehorten 4 Mit der Dissertation Die theoretischen Grundlagen des Stalinismus und ihre Auswirkung auf die Wirtschaftspolitik der Sowjetunion erhielt er 1952 den Titel Dr rer pol 5 Daraufhin besuchte er fur zwei Jahre das Soviet Union Program an der Harvard University wo u a Alexander Gerschenkron Merle Fainsod Zbigniew Brzezinski Robert Lee Wolff und Isaiah Berlin lehrten 6 Er kehrte fur kurze Zeit nach Bern zuruck ging jedoch bereits 1956 wieder in die USA wo er einige Monate Stipendiat am Russian Research Center der Harvard University war 7 Unter dem Eindruck der Ereignisse in Ungarn kehrte er fruhzeitig in die Schweiz zuruck um eine politische Informationsstelle zur Aufklarung uber den Kommunismus aufzubauen 8 Osteuropa Forschung in der Schweiz BearbeitenPeter Sager war Grunder der Schweizerischen Osteuropabibliothek und des Schweizerischen Ost Instituts SOI Wahrend er der Osteuropabibliothek nur bis 1963 vorstand leitete er das Ostinstitut mehr als 30 Jahre von 1959 bis 1991 9 Mit seinen zahlreichen Publikationen und Vortragen zwischen 1957 und 1991 soll er nach eigenen Aussagen circa 2000 Vortrage gehalten haben 10 bestimmte er den Diskurs uber die Ereignisse in Osteuropa in der Schweiz massgeblich mit Zunachst strebte Peter Sager noch eine wissenschaftliche Karriere an widmete sich aber nach dem Ungarn Aufstand verstarkt dem Aufbau des SOI Dieser Rollenwechsel akzentuierte die immer schon vorhandene politisch aufklarerische Note der wissenschaftlichen Feindforschung in der Tatigkeit Sagers Auslandische Geheimdienstkreise qualifizierten ihn deshalb als not very scientific but a first rate propagandist 11 Sager sah sich dem Antikommunismus verpflichtet und polemisierte innenpolitisch insbesondere gegen die schweizerische Neue Linke weshalb er vielen als die Personifizierung des Kalten Kriegers galt 12 Die WoZ schrieb denn auch im Nachruf auf Sager dieser sei im Zweifelsfall nicht der Demokratie und den Menschenrechten verpflichtet gewesen sondern der westlichen Macht Insofern war er ein typischer Kalter Krieger wenn auch deutlich weniger simpel als andere Angehorige dieser Kaste 13 Neben dem Aufbau der Osteuropabibliothek seit Ende der 1940er Jahre sammelte Peter Sager seit den 1950er Jahren alte westeuropaische Drucke und Karten uber Russland Diese einzigartige Sammlung Rossica Europeana befindet sich seit 2005 im Besitz der Schweizerischen Osteuropabibliothek 14 Politik Bearbeiten1945 trat Peter Sager in die BGB ein in der sein Vater bereits seit 1919 aktiv gewesen war 15 16 1959 und 1979 kandidierte er fur die BGB bzw die SVP fur den Nationalrat wurde jedoch nicht gewahlt 17 1983 gelang ihm dann fur die Berner SVP die Wahl in den Nationalrat dem er bis 1991 angehorte Von 1984 bis 1991 war er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats sowie deren Vizeprasident und 1987 bis 1991 Vorsitzender von deren Ausschuss fur die Beziehungen zu den europaischen Nichtmitgliedsstaaten 9 Als Osteuropa Experte bestimmte er die Diskussion im Europarat uber die Entwicklungen in den sozialistischen Landern Ende der 1980er Jahre stark mit Sein politisches Interesse ging jedoch weit uber Osteuropa und die Schweiz hinaus So meldete er sich auch zu Themen wie dem Falklandkrieg oder zu Entwicklungen in Lateinamerika zu Wort 18 19 Ende der 1980er Jahre geriet Peter Sager in Widerspruch zu Christoph Blocher den er in einem Interview 2005 als eine entsetzliche Katastrophe bezeichnete Er ist eine Zentrifuge alles was ihm nicht ahnlich ist oder nicht passt schleudert er weg 20 Sager war im Gegensatz zu Blocher ein Befurworter des Beitritts der Schweiz zur Uno 1986 und zum EWR 1992 21 Das Nein zum EWR 1992 bezeichnete er als den wohl grossten aussenpolitischen Fehlentscheid im 20 Jahrhundert 22 Sager trat 1991 aus Protest aus der SVP aus 2003 trat er der liberalen Partei der Schweiz LPS bei Kritik und Kontroversen BearbeitenPeter Sager galt als eine der kontroversesten politischen Personlichkeit in der schweizerischen Nachkriegsgeschichte 23 und war mehrfach heftiger Kritik ausgesetzt auf die er wiederum nicht selten forsch antwortete 1961 wurde er beispielsweise vom Nationalrat Hans Oprecht wegen seiner Haltung zum Osthandel angegriffen Oprecht unterstellte ihm Schizophrenie weshalb Sager ihn wegen Ehrverletzung anklagte Die Klage wurde 1963 abgewiesen 24 In die Kritik geriet Peter Sager u a auch bezuglich seiner Haltung gegenuber der sandinistischen Regierung Nicaraguas In mehreren Zeitungen in der Schweiz warf man ihm vor die Contra Rebellen die wiederum vom CIA finanziert seien in seinen offentlichen Auftritten zu unterstutzen und somit selbst im Dienste des CIA zu stehen 25 Sager antwortete darauf mit der Fallstudie einer Diffamierung Nachrichtenmanipulation durch Nicaragua Propagandisten in der Schweiz 26 und Anzeigen wegen Ehrverletzung Laut Peter Hug geht aus den Unterlagen des militarischen Nachrichtendienstes Sudafrikas hervor dass dieser dem Kontakt u a zu Peter Sager und anderen rechten Politikern grosse Bedeutung fur die Propagierung eines positiven Sudafrikabildes beimass 27 Sonstiges BearbeitenPeter Sager war 1972 Mitbegrunder der Stiftung fur Freiheit und Menschenrechte die in den folgenden Jahren zahlreiche Preise an Personlichkeiten die sich um Freiheit und Demokratie verdient gemacht haben vergab 28 1974 erhielt Peter Sager den Ida Somazzi Preis 29 Schriften von Peter Sager Auswahl BearbeitenZum Studium der Nationalokonomie in der Sowjetunion Grundlagen und Voraussetzungen Verlag Peter Haupt Bern 1951 Die theoretischen Grundlagen des Stalinismus und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik der Sowjetunion Dissertation Verlag Peter Haupt Bern 1953 The Working Capital in Soviet Industry Harvard University Cambridge MA 1954 Wissenschaft und Politik in der Sowjetunion Die kommunistische Infiltration in Afrika Zwei Vortrage Schweizerisches Ost Institut Bern 1959 Zusammen mit Richard Daetwiler Die Rolle der Wirtschaftspolitik und insbesondere der Aussenhandelsbeziehungen in der sowjetrussischen Weltpolitik Schriften des Schweizerischen Aufklarungs Dienst Bern 1960 Berichte aus Vietnam Schweizerisches Ost Institut Bern 1968 Die technologische Lucke zwischen Ost und West Schweizerisches Ost Institut Bern 1971 Sri Lanka Testfall fur Moskau Schweizerisches Ost Institut Bern 1973 ISBN 3 85913 072 2 Demokratische Mitte und Totalitarismus 5 Vortrage Schweizerisches Ost Institut Bern 1974 ISBN 3 85913 086 2 Kommunistischer Versuch zur Unterwanderung schweizerischer Kirchen Dokumentation Schweizerisches Ost Institut Bern 1975 ISBN 3 85913 082 X Was haben die Kirchen vom Kommunismus zu erwarten Dokumentation Schweizerisches Ost Institut Bern 1975 Problematische Verwendung kirchlicher Hilfsgelder und Informationstrager Dokumentation Schweizerisches Ost Institut Bern 1975 Jugendkrawalle Symptom einer Fehlerziehung Schweizerisches Ost Institut Bern 1980 ISBN 3 85913 112 5 Desinformation in den Medien Beitrag zur Begriffserklarung mit besonderer Berucksichtigung der Monopolmedien Schweizerisches Ost Institut Bern 1981 ISBN 3 85913 116 8 Europa Ball oder Spieler zerstrittene Macht im Fadenkreuz der Weltpolitik Schweizerisches Ost Institut Bern 1982 Fallbeispiel Falkland Ein Orientierungsmodell Schweizerisches Ost Institut Bern 1984 ISBN 3 85913 118 4 Die sowjetische Aussenpolitik unter Gorbatschow und nach Tschernobyl Krisen im Ost West Spannungsfeld Ursachen und Losungsmoglichkeiten Schweizerisches Ost Institut Bern 1986 ISBN 3 85913 142 7 Die Vorenthaltung der Menschenrechte in Untersuchungshaft und Strafvollzug der DDR Schweizerisches Ost Institut Bern 1986 Fallstudie einer Diffamierung Nachrichtenmanipulation durch Nicarague Propagandisten in der Schweiz Schweizerisches Ost Institut Bern 1986 ISBN 3 85913 145 1 Zusammen mit Jaques Baumgartner Radio DRS und seine Nachrichten Die Nachrichtengestaltung eines Monopolmediums im Zeitraum vom 1 Bis 30 Oktober 1987 Schweizerisches Ost Institut Bern 1987 ISBN 3 85913 155 9 Zusammen mit Jaques Baumgartner SRG DRS und UBI uber jede Kritik erhaben Zwischenbericht uber Reaktionen auf das Projekt Medienanalysen Schweizerisches Ost Institut Bern 1988 ISBN 3 85913 161 3 Nationalismus die neue Gefahr Uber die Ursachen verstarkter Sezessionsbekundungen Stiftung fur Demokratie Bern 1992 ISBN 3 85913 168 0 Leben im zwanzigsten Jahrhundert Tatsachen und Meinungen Verlag Peter Haupt Bern 1994 ISBN 3 258 05021 X Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Tatsachen und Meinungen Verlag Peter Haupt Bern 1996 ISBN 3 258 05317 0 Erlebt uberlegt gelesen gehort nachgetragene Tagebucher Erscheinungsort nicht ermittelbar 2001 Wie weiter mit der Menschheit Empirisch soziologische Reflexionen uber die Probleme der Gegenwart in demographischer und historischer Sicht Hase und Koehler Mainz 2002 ISBN 3 7758 1400 0 Mein Wortbruch Anmerkungen zur Zeit Erscheinungsort nicht ermittelbar 2002 Anti Haltungen Hintergrunde Verschiedenheiten und Verantwortungen wie ich es sehe Ulrich Neuenschwander Stiftung Bern 2004 Letzte Texte auf der Suche nach Klarung Blonay 2005 Literatur BearbeitenChristophe von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Jg 42 Heft 3 2014 S 22 23 Blocher ist eine entsetzliche Katastrophe In Der Bund 22 Januar 2005 S 3 Gluckliches Leben zwischen zwei Katastrophen Peter Sager 1925 2006 Zum Tod eines Kalten Kriegers In Wochenzeitung WoZ 13 Juli 2006 S 12 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Peter Sager in swissbib Basel Bern Antikommunismus als Antitotalitarismus Zum Gedenken an Peter Sager In NZZ 5 Juli 2006 Peter Hug Mit der Apartheidregierung gegen den Kommunismus Die militarischen rustungsindustriellen und nuklearen Beziehungen der Schweiz zu Sudafrika und die Apartheid Debatte der Uno 1948 1994 Verleihung des Somazzi Preises 1974 an Peter Sager Marc Tribelhorn Der Kommunistenfresser Wie Peter Sager im Kalten Krieg zu einer der umstrittensten Personlichkeiten der Schweiz wurde NZZ vom 22 Juli 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 16 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 39 40 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 66 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 74 75 Peter Sager Die theoretischen Grundlagen des Stalinismus und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik der Sowjetunion Bern Verlag Peter Haupt 1953 100 S Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 132 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 151 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 159 a b Christophe von Werdt Peter Sager In Historisches Lexikon der Schweiz 7 Februar 2011 abgerufen am 7 Juli 2019 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 159 Christophe von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Jg 42 2014 H 3 S 23 Peter Sager Blocher ist eine entsetzliche Katastrophe In Der Bund 22 Januar 2005 S 3 Gluckliches Leben zwischen zwei Katastrophen Peter Sager 1925 2006 Zum Tod eines Kalten Kriegers in WoZ 13 Juli 2006 S 12 Rossica Europeana Memento des Originals vom 13 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www unibe ch Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 63 65 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Haupt Verlag Bern 1996 S 176 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 184 185 Siehe Fallbeispiel Falkland Ein Orientierungsmodell Verlag Schweizerisches Ost Institut Bern 1983 Fallstudie einer Diffamierung Nachrichtemanipulation durch Nicaragua Propagandisten in der Schweiz Verlag Schweizerisches Ost Institut Bern 1986 Peter Sager Blocher ist eine entsetzliche Katastrophe In Der Bund 22 Januar 2005 S 3 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Haupt Verlag Bern 1996 S 215 218 sowie 318 329 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Haupt Verlag Bern 1996 S 323 Antikommunismus als Antitotalitarismus Zum Gedenken an Peter Sager In NZZ 5 Juli 2006 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Haupt Verlag Bern 1994 S 217 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Haupt Verlag Bern 1996 S 224 Fallstudie einer Diffamierung Nachrichtemanipulation durch Nicaragua Propagandisten in der Schweiz Verlag Schweizerisches Ost Institut Bern 1986 Peter Hug Mit der Apartheidregierung gegen den Kommunismus Die militarischen rustungsindustriellen und nuklearen Beziehungen der Schweiz zu Sudafrika und die Apartheid Debatte der Uno 1948 1994 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Haupt Verlag Bern 1996 S 16 Verleihung des Somazzi Preises 1974 an Peter SagerNormdaten Person GND 118604848 lobid OGND AKS LCCN n50016264 VIAF 95331865 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sager PeterKURZBESCHREIBUNG Schweizer Politikwissenschaftler und PolitikerGEBURTSDATUM 17 Januar 1925GEBURTSORT BernSTERBEDATUM 1 Juli 2006STERBEORT Blonay Waadt Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Sager Politiker amp oldid 235531773