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Das Schweizerische Ostinstitut SOI war ein von 1959 bis 1994 bestehendes Dokumentations und Fachinformationszentrum in der Schweiz uber die kommunistischen Lander insbesondere uber die Ostblockstaaten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ziele und Tatigkeit 3 Kritik 4 Auflosung und Nachfolgeorganisationen 5 Publikationen Auswahl des SOI 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenPeter Sager wurde nach eigener Aussage durch zwei Ereignisse politisch mobilisiert zum einen durch die kommunistische Machtergreifung in der Tschechoslowakei 1948 zum anderen durch die Niederschlagung des Ungarn Aufstands 1956 Als Reaktion auf die Ereignisse in der Tschechoslowakei organisierte er als Student eine Protestaktion begann mit dem Aufbau einer Literaturdokumentation uber den Kommunismus und publizierte unter anderem den Freien Korrespondenz Dienst um uber die Ereignisse im kommunistisch beherrschten Teil Europas zu informieren Die Niederschlagung des Ungarn Aufstands und der sogenannte Sputnikschock 1957 verliehen Sager Ruckenwind fur die Grundung des Schweizerischen Ost Instituts SOI Anfang August 1959 juristisch getrennt von der im gleichen Jahr institutionalisierten Schweizerischen Osteuropa Bibliothek 1 Ihr Domizil hatten Institut und Bibliothek an der Jubilaumsstrasse 43 im Berner Botschaftsviertel Kirchenfeld Ziele und Tatigkeit BearbeitenDas SOI setzte sich zum Ziel als private Organisation die wirtschaftliche und politische Entwicklung im Ostblock zu beobachten und die Untersuchungsergebnisse einem Kreis von Interessierten zuganglich zu machen Dies hat auf wissenschaftliche Art und Weise zu erfolgen Aber jede sachliche Arbeit im Zusammenhang mit dem Kommunismus ist notwendigerweise eine Aufklarung uber das Wesen dieser Bewegung und weist deshalb politischen Charakter auf 2 Der Schwerpunkt der Tatigkeit des SOI lag bei der Aufarbeitung Auswertung und Zusammenstellung von Informationen uber die Vorgange im kommunistisch beherrschten Teil der Welt Sager selbst bezeichnete das SOI als ein Mittelding zwischen popularisierender und wissenschaftlicher Aufklarung 3 Um die Aufklarungsarbeit einem breiten Publikum zuganglich zu machen war das SOI publizistisch tatig und gab neben einer Schriftenreihe verschiedene Zeitschriften heraus wobei die erfolgreichste und fur die Finanzierung des SOI wichtigste Publikation die Zeitschrift Der Klare Blick Kampfblatt fur Freiheit Gerechtigkeit und ein starkes Europa war Der Klare Blick wurde 1969 in Zeitbild umbenannt Zweck der Wochenzeitung war die spezialisierte Aufklarung der offentlichen Meinung in der Schweiz 4 Dank den Einnahmen aus dem Klaren Blick welcher in seinen erfolgreichsten Zeiten uber 10 000 Abonnentinnen und Abonnenten zahlte durch private Spenden und finanziellen Beitragen aus der offentlichen Hand konnte das SOI die anfanglichen finanziellen Schwierigkeiten uberstehen 5 6 Zu den Unterstutzern und Forderern des SOI gehorten neben Parlamentariern fuhrenden Vertretern aus Wirtschaft Wissenschaft und Kultur auch insgesamt sieben zeitweilige Mitglieder des Bundesrats 7 Neben den publizistischen Tatigkeiten hatten die bis zu 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SOI 8 darunter Peter Dolder und Laszlo Revesz zahlreiche weitere Aufgaben Dazu gehorte beispielsweise das Halten von Referaten u a vor Vertretern des Nachrichtendienstes des Eidgenossischen Militardepartements in Bern 9 Kritik BearbeitenGenoss das SOI anfanglich noch einen breiten gesellschaftlichen Ruckhalt im beratenden Ausschuss waren anfanglich Vertreter aller wichtigen politischen Parteien vertreten geriet das Institut immer mehr in Kritik Insbesondere das Aufbegehren der Nachkriegsgeneration und die Identitatskrise der Schweizer Gesellschaft 1968 sowie die weltpolitische Entspannung in den 1970er Jahren bedeuteten dabei Wendepunkte In der offentlichen Wahrnehmung nahm die Bedrohung durch die Sowjetunion ab und auch das SOI zielte immer mehr auf die Gefahrdung von innen In Gruppierungen der Neuen Linken die von Moskau und Peking gesteuert seien sah das SOI eine Gefahr fur die offene Gesellschaft Gefahr drohte laut dem SOI insbesondere durch die Friedensbewegung die Antikernkraft Bewegung und die angeblich sowjetkommunistisch unterwanderten Medien welche zu den neuen sowjetischen Angriffslinien 10 zahlten Sager selbst war ein vehementer Befurworter von Kernkraftwerken was ihn in den 1980er Jahren weiterer Kritik aussetzte Das SOI wurde zu einer immer umstritteneren Einrichtung und verlor zunehmend an gesellschaftlichem Ruckhalt 1975 trat das letzte sozialdemokratische Mitglied aus dem beratenden Ausschuss des SOI aus 11 12 Kritiker stellten Sager immer wieder als Marionette Washingtons dar Tatsachlich sollte das SOI nach Planen des Direktors des niederlandischen Geheimdienstes Louis Einthoven zu einem zentralen Baustein des antikommunistischen Interdoc Netzwerkes werden und dazu auch Gelder von der CIA erhalten was Sager aber abgelehnt habe da er die Kontrolle uber das Institut nicht habe verlieren wollen 13 In den 1980er Jahren fiel das SOI vor allem dadurch auf dass Peter Sager und seine Mitstreiter mit Medienanalysen die angebliche kommunistische Unterwanderung des schweizerischen Mediensystems zu beweisen versuchten 14 Insbesondere die Schweizerische Radio und Fernsehgesellschaft SRG geriet dabei in die Schusslinie des SOI 15 Auflosung und Nachfolgeorganisationen BearbeitenWahrend den Reformbewegungen Michail Gorbatschows und dem Zusammenbruch des sowjetischen Staatssystems ging die Zahl der Zeitbild Abonnenten zuruck und auch die Mitgliederzahlen im Forderverein schwanden Peter Sager uberlegte sich nach eigenen Aussagen bereits 1989 das SOI zu schliessen Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat entschied er sich dann aber zunachst sich den neuen Aufgaben zuzuwenden die durch die veranderte Situation in Ost und West entstand 16 1991 wurde das Aktienkapital des SOI in die neugegrundete Stiftung fur Demokratie SFD eingebracht 17 Aus den Aktivitaten der Stiftung im Bereich der Organisation eines West Ost Wissensaustausches entwickelte sich der bis heute existierende Verein Forum Ost West FOW heraus 18 Die zeitgleich mit dem SOI von Sager gegrundete Schweizerische Osteuropabibliothek wurde 1997 als Filiale der Stadt und Universitatsbibliothek Bern angeschlossen und ist heute Teil der Universitatsbibliothek Bern 19 Publikationen Auswahl des SOI BearbeitenFreie Korrespondenz Dienst erschienen von 1948 bis 1950 und von 1958 bis 1978 Wirtschaftsdienst erschienen 1959 1976 Informationsdienst erschien fur verschiedene Lander zwischen 1958 und 1983 Swiss Press Review and News Report erschien von 1959 bis 1994 die franzosische Ausgabe Revue de la presse suisse von 1962 bis 1991 und die spanische Revista de la prensa suiza mit Unterbrechungen von 1962 bis 1991 Literatur BearbeitenPeter Haber Der papierene Reiz In Basler Magazin Nr 42 18 Oktober 2003 S 3 Memorandum uber das Schweizerische Ost Institut In Heiner Hasler und Carl Holenstein Hrsg Schweizerisches Ost Institut AG eine Dokumentation Teil B Das Schweizerische Ost Institut Rorschach 1963 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Tatsachen und Meinungen Haupt Bern 1994 ISBN 3 258 05021 X Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Tatsachen und Meinungen Haupt Bern 1996 ISBN 3 258 05317 0 Christoph Von Werdt Antikommunismus als Antitotalitarismus das Schweizerische Ost Institut In Peter Martig Hrsg Berns moderne Zeiten Das 19 Und 20 Jahrhundert neu entdeckt Berner Zeiten Stampfli Verlag AG Bern 2011 ISBN 978 3 7272 1199 7 S 41 45 Christophe Von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Band 42 Nr 3 2014 S 22 23 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber das Schweizerische Ostinstitut in der Schweizerischen Osteuropabibliothek in Bern Christoph Von Werdt Die Schweizerische Osteuropabibliothek und die Ostforschung in der Schweiz Universitatsbibliothek Bern Geschichte der Schweizerischen Osteuropabibliothek SOBEinzelnachweise Bearbeiten Christoph Von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Nr 3 2014 S 23 Zitiert nach Dokumentation Schweizerisches Ost Institut AG Teil B1 Nr 3 Memorandum uber das Schweizerische Ost Institut S 3 Christoph von Werdt Die Schweizerische Osteuropabibliothek und die Osteuropaforschung in der Schweiz Dokumentation Schweizerisches Ost Institut AG Teil B1 Nr 3 Memorandum uber das Schweizerische Ost Institut S 3 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert Tatsachen und Meinungen Verlag Paul Haupt Bern 1994 S 193 Christophe von Werdt Antikommunismus als Antitotalitarismus das Schweizerische Ost Institut In Peter Martig Hrsg Berns moderne Zeiten Das 19 Und 20 Jahrhundert neu entdeckt Stampfli Verlag AG Bern 2011 S 44 Christophe von Werdt Antikommunismus als Antitotalitarismus das Schweizerische Ost Institut In Peter Martig Hrsg Berns moderne Zeiten Das 19 Und 20 Jahrhundert neu entdeckt Stampfli Verlag AG Bern 2011 S 44 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Tatsachen und Meinungen Verlag Paul Haupt Bern 1996 S 13 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Tatsachen und Meinungen Verlag Paul Haupt Bern 1996 S 142 Zitiert nach Christophe von Werdt Antikommunismus als Antitotalitarismus das Schweizerische Ost Institut In Peter Martig Hrsg Berns moderne Zeiten Das 19 Und 20 Jahrhundert neu entdeckt Stampfli Verlag AG Bern 2011 S 44 Christophe von Werdt Antikommunismus als Antitotalitarismus das Schweizerische Ost Institut In Peter Martig Hrsg Berns moderne Zeiten Das 19 Und 20 Jahrhundert neu entdeckt Stampfli Verlag AG Bern 2011 S 44 45 Christoph Von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Nr 3 2014 S 23 Christoph Von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Nr 3 2014 S 23 Peter Haber Der papierne Reiz in Basler Magazin Nr 42 18 Oktober 2003 S 3 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Tatsachen und Meinungen Verlag Paul Haupt Bern 1996 S 230 233 Christoph von Werdt Antikommunismus als Antitotalitarismus das Schweizerische Ost Institut In Peter Martig Hrsg Berns moderne Zeiten Das 19 Und 20 Jahrhundert neu entdeckt Stampfli Verlag AG Bern 2011 S 45 Peter Sager Leben im zwanzigsten Jahrhundert 2 Tatsachen und Meinungen Verlag Paul Haupt Bern 1996 S 338 Christoph Von Werdt Peter Sager und die Ostforschung in der Schweiz In Religion und Gesellschaft in Ost und West Nr 3 2014 S 23 Universitatsbibliothek Bern Geschichte der Schweizerischen Osteuropabibliothek SOB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizerisches Ostinstitut amp oldid 226920978