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Dieser Artikel behandelt das Graberfeld als archaologischen Fundplatz Fur das Naturschutzgebiet siehe Pestruper Graberfeld und Rosengarten 52 874694444444 8 4493888888889 Koordinaten 52 52 28 9 N 8 26 57 8 O Graberfeld von Pestrupp1Pestruper GraberfeldPestruper GraberfeldLage Niedersachsen DeutschlandFundort Landgemeinde WildeshausenGraberfeld von Pestrup Niedersachsen Wann Bronzezeit und Eisenzeit um 900 bis 200 v Chr Wo Landgemeinde Wildeshausen Landkreis Oldenburg NiedersachsenDas Pestruper Graberfeld im westlichen Niedersachsen liegt ca 2 5 km sudsudostlich des Wildeshauser Ortskerns auf halbem Wege zur Wildeshauser Bauerschaft Pestrup und ist eine unter Natur und Denkmalschutz stehende Heideflache des Naturparks Wildeshauser Geest Das etwa 30 ha grosse Gebiet liegt innerhalb des Naturschutzgebietes Pestruper Graberfeld und Rosengarten Mit uber 530 grosseren und kleineren Grabhugeln 1 ist es die grosste bronze und eisenzeitliche Nekropole des nordlichen Mitteleuropas Das Graberfeld ist Teil der Strasse der Megalithkultur und liegt rund 1 km westlich der Hunte im Osten wird es vom Pestruper Moor begrenzt Inhaltsverzeichnis 1 Grabungen Befunde und Fundmaterial 2 Grabhugel 3 Grabbeigaben 4 Interpretation in der Zeit des Nationalsozialismus 5 Traditionelle Heidewirtschaft der Schafskoben 6 Erhaltung der Heidelandschaft Ausdehnung 7 Historische Kulturlandschaft 8 Vandalismus 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenGrabungen Befunde und Fundmaterial BearbeitenSchon im 19 Jahrhundert erfolgten eher unkontrollierte Untersuchungen und Grabungen durch Pfarrer Lehrer und Apotheker Kleinere Grabungen erfolgten durch das Oldenburger Museum in den Jahren 1876 1880 und 1882 eine grossere Grabung 1938 Unter Leitung von Johannes Patzold erfolgte 1958 bis 1959 eine weitere grossere Grabung Das Gebiet wurde 1992 zum unbefristeten Grabungsschutzgebiet erklart 2 Ein Zusammenhang zu den beiden sogenannten Grossen Steinen als Hunenbetten einzustufende Ganggraber etwa einen Kilometer sudlich des Graberfeldes liess sich nicht erweisen Die archaologische Grabung von 1938 konnte unterhalb des Graberfeldes eine spatneolithische Siedlung belegen diese zeitliche Einordnung gilt ebenfalls fur sechs grosse Hugel von denen drei als Konigshugel bezeichnet wurden Fur die meisten Hugel mit etwa 8 m Durchmesser wird eine fruheisenzeitliche Entstehungszeit angenommen Der zumindest bis 2003 alteste bronzezeitliche Fund ist ein Schwert das bereits 1909 sudlich der Hugelgrabkonzentration entdeckt wurde Wahrend die Ausstattung der Graber Einflusse aus den sudlicheren keltischen Kulturen aufweist basiert die Keramiktradition auf heimischen Techniken und Ausgangsstoffen 3 Grabhugel Bearbeiten nbsp Bronzezeitliches Flachbeil aus dem Pestruper GraberfeldDie etwa einen Meter hohen kreisrunden Grabhugel stammen aus der Zeit um 900 bis 200 v Chr gehoren also der spaten Bronze und der Eisenzeit an In den Erdhugeln wurden wahrend dieser sieben Jahrhunderte die Uberreste der zuvor verbrannten Leichname beigesetzt die wahrend der Grabungen in Urnen in situ entdeckt wurden Die Hugel haben einen Durchmesser von 6 bis 12 Metern Einzelgrabungen ergaben dass in der Regel die Grabhugel je eine Urnengrabbestattung bargen in einigen Hugeln konnten auch mehrere Bestattungen nachgewiesen werden Im Nordteil des Graberfeldes findet man einige deutlich grossere tellerartig geformte Hugel von etwa 1 20 m Hohe bei Durchmessern von etwa 30 m weshalb sie auch Konigshugel genannt werden Wahrscheinlich handelt es sich jedoch nicht um Graber sondern um bronzezeitliche Verbrennungsplatze in die erst spater Graber gegraben wurden Einen weiteren Grabtypus bilden etwa 14 hochackerahnliche lange Walle in der Mitte des Graberfeldes Ein 1959 untersuchter Langhugel der 40 cm hoch 8 m breit und 33 m lang war barg ein Knochenlager dazu eine eiserne Nadel Darunter befand sich ein nahezu vollstandig uberdeckter weiterer Grabhugel Unter diesem wiederum befand sich ein Scheiterhaufen nebst Leichenbrand und eisernen Beigaben namlich Gurtelhaken und Schnallen sowie zwei Tongefasse Die Bestattungen fanden in kurzer Abfolge um 400 v Chr statt Grabungsleiter Johannes Patzold deutete die unter dem Grabhugel nachgewiesenen Pflugfurchen als Anzeichen rituellen Pflugens im Kontext des Totenkultes Eine etwa 50 cm lange Schwertklinge wurde in die altere Bronzezeit datiert Grabbeigaben BearbeitenNeben dem Leichenbrand in den uber 500 Grabstellen fanden sich Beigaben Neben Tontopfen waren dies vor allem Schmuck und ein ganzer Wagen Allerdings sind diese Grabbeigaben durch den Akt der Verbrennung aber auch durch Korrosion stark ladiert Bei den Schmuckbeigaben handelt es sich um teils recht grosse bronzene Hals und Armreifen die oftmals einen Tonkern enthielten Auch fanden sich Ketten aus Bronze und Glasperlen Gewandnadeln und Fragmente von Gurtelbeschlagen reprasentieren den seinerzeitigen Eisengebrauch Wahrend die Beschaffung von Bronze weitraumige Handelsbeziehungen erforderte liess sich Eisenerz lokal gewinnen was moglicherweise auf eine Kontraktion der Handelsbeziehungen hinweist Einige Schmuckbeigaben ahneln stilistisch solchen aus Suddeutschland und verweisen auf keltische Ursprunge Der einzige bisher nachgewiesene Wagen dessen Existenz eine herausgehobene Stellung des Toten belegt ist nur in wenigen eisernen Artefakten belegt darunter durch einen typischen Achsnagel Interpretation in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenIn der Zeit des Nationalsozialismus erwartete man schon aufgrund der Grosse des Graberfeldes Aufschlusse uber zahlreiche Fragen der germanischen Kultur bevor die ersten systematischen Grabungen erfolgt waren Man versuchte sich der Bedeutung der Statte im Zusammenhang mit denjenigen Vorstellungen zu vergewissern die seit geraumer Zeit gepflegt und unter den Nationalsozialisten zu einem Germanenkult zugespitzt wurden Entsprechend diesen Vorstellungen interpretierte man so Hermann Wille 1933 unter uberschiessender Phantasie die geringsten Anhaltspunkte So wurde etwa eine ganze Reihe von Erwartungen mit der volkstumlichen Bezeichnung Rosengarten fur das Graberfeld verbunden Kurzerhand wurde der Rosengarten als Rossgarten gedeutet und auf dieser Grundlage einer ausufernden Verkettung von Schlussfolgerungen im Zusammenhang mit Pferden unterworfen Es ist vielmehr anzunehmen dass ein in unmittelbarer Nahe gelegenes Rossgehege am Fluss die Benennung fur diesen Platz gegeben hat Eine Bahn von einigen Metern Breite umgibt die grosse ovale 140 Meter zu 100 Meter messende eingeebnete Flache Auf dem mittleren Platz werden an den Kultfesten Kampfspiele aufgefuhrt worden sein Speerwerfen Ringen Fechten und Steinwerfen sowie die von Tacitus erwahnten kultischen Waffentanze der Junglinge zwischen aufgestellten Schwertern und Speeren mussen an dieser Statte statt gefunden haben Dieser Kampfspielplatz schliesst sich an den grossten vorgeschichtlichen Friedehof Nordwestdeutschlands an das Pestruper Graberfeld an Es ist das Totenfeld desselben Volkes das auf dem nahen Kampfspielplatz Kultfeste zu Ehren der Gottheit und der Toten gefeiert hat 4 1934 wurde der 1 Vorsitzende des Heimatvereins Dungstrup Hauptlehrer Wohlers vom Staatsministerium zum Denkmalpfleger bestellt Alle Vereinsmitglieder sollten ein Auge darauf haben dass keinerlei Verschandelung von Natur Denkmalern und Gedenkstatten vorkame Wohlers stellte den Antrag auch den Schafskoben unter Schutz zu stellen 5 1938 wurde das Areal zum Naturschutzgebiet erklart und zwar gemeinsam mit dem benachbarten Rosengarten Traditionelle Heidewirtschaft der Schafskoben Bearbeiten nbsp Schafherde nbsp Ausgebrannter Schafkoben 2011 nbsp Der wieder aufgebaute Schafkoben am Graberfeld 2012Um 1938 errichtete Dietrich Schwarting am Pestruper Graberfeld einen Schafstall und begann mit der Zucht von Heidschnucken Nach seinem Tod fuhrte sein Sohn Georg die Zucht weiter 1968 plante der Heimatverein Dungstrup einen neuen Koben zu bauen der an anderer Stelle auf einem Grundstuck der evangelischen Kirche am Graberfeld entstand Auf dem gepachteten Grund entstand durch Sponsorengelder und mittel sowie unter Mithilfe der Bevolkerung ein Bauwerk das am 22 November 1969 an Schafer Schwarting ubergeben wurde Doch im April 1973 verkaufte Schwarting die Herde und sein Eigentum um nach Kanada auszuwandern Doch andere Schafer ubernahmen die Beweidung Spielende Kinder setzten am 10 April 1976 den Bau in Brand der jedoch bereits am 15 Oktober desselben Jahres wieder eingeweiht werden konnte 1981 entstand eine Scheune fur Stroh Futter und Heu doch wurde danach der Schafkoben nicht mehr genutzt Nun stellte die Familie Teerling zweimal jahrlich ihre Schafherde zur Verfugung Die Schaferin Regina Kolhoff aus Wildeshausen ubernahm die Hutung der Heimatverein erwarb das Grundstuck von der Kirche das bis dahin nur gepachtet war 6 Erhaltung der Heidelandschaft Ausdehnung BearbeitenDie trockene Sandheide die das Flora Fauna Habitat Gebiet kennzeichnet soll erhalten bleiben Doch nachdem 2006 festgestellt wurde dass sich eine Reihe neuer Graser auf der Flache angesiedelt hatte und der Heideblattkafer massenhaft aufgetreten war wurde die Heidebeweidung im Jahr 2007 wieder aufgenommen Zudem entstand auf einer Flache von 7 ha neue Heideflache Mittlerweile bringt ein Schafer im Auftrag der Niedersachsischen Landesforsten 7 mit seinen 100 bis 150 Diepholzer Moorschnucken das Gebiet in den angestrebten Zustand so dass ihm 2009 im Erhaltungs und Entwicklungsplan ein guter Zustand attestiert werden konnte 2017 wurde das Pestruper Graberfeld erneut kartiert um den besagten Plan fortzuschreiben Dabei geht es auch um den Schutz der dort lebenden Zauneidechsen und anderer Tierarten Auf dem sudlich angrenzenden 7 ha umfassenden Acker wurde gezielt Mais angepflanzt um dem Boden Nahrstoffe zu entziehen ein Boden wie ihn Heide und Borstgrasweide bevorzugen Nahrstoffarmut ist typisch fur Heideboden womit die Heideflache insgesamt ausgeweitet werden soll 8 Historische Kulturlandschaft BearbeitenDas Graberfeld liegt innerhalb der 2 km grossen historischen Kulturlandschaft Pestruper Graberfeld die von landesweiter Bedeutung ist Diese Zuordnung zu den Kulturlandschaften in Niedersachsen hat der Niedersachsische Landesbetrieb fur Wasserwirtschaft Kusten und Naturschutz NLWKN 2018 getroffen Ein besonderer rechtlich verbindlicher Schutzstatus ist mit der Klassifizierung nicht verbunden 9 Vandalismus BearbeitenIm September 2006 wurden Informationstafeln am Graberfeld aufgestellt die jedoch drei Wochen spater von Unbekannten zerstort wurden Die Tafeln wurden einige Wochen spater erneuert und nur wenige Tage spater erneut zerstort Ende Januar 2008 wurden die Tafeln am Schafkoben zum dritten Mal wieder aufgebaut In der Nacht vom 26 auf den 27 Februar 2011 wurde Feuer an den Schafkoben gelegt der bis 2012 wieder aufgebaut wurde 10 Literatur BearbeitenAnette Bussmann Steinzeitzeugen Reisen zur Urgeschichte Nordwestdeutschlands Isensee Verlag Oldenburg 2009 ISBN 978 3 89995 619 1 S 92 94 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pestruper Graberfeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pestruper Graberfeld im Denkmalatlas Niedersachsen Grabungsschutzgebiet Pestruper Graberfeld im Denkmalatlas Niedersachsen Jana Esther Fries Michael Wesemann Das Pestruper Graberfeld Typisch und herausragend im Denkmalatlas Niedersachsen Das FFH Gebiet NI 167 Pestruper Graberfeld Rosengarten Website Niedersachsische Landesforsten PDF steinzeitreise de Pestruper Graberfeld Beschreibung des Pestruper Graberfeldes auf einer privaten Website Navigator auf das Pestruper Graberfeld fokussierter interaktiver amtlicher Kartendienst des LGLNAnmerkungen Bearbeiten Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd 22 2 Aufl de Gruyter 2003 S 623 625 hier S 623 Dietmar Vonend Pestruper Graberfeld zum Grabungsschutzgebiet erklart In Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 12 1 1992 39 f Rosemarie Muller Pestruper Graberfeld In Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd 22 2 Aufl de Gruyter Berlin New York 2003 S 623 625 Hermann Wille Germanische Gotteshauser zwischen Weser und Ems Leipzig 1933 S 60 62 Digitalisat Der Schafkoben auf dem Pestruper Graberfeld Website des Heimatvereins Dungstrup e V Der Schafkoben auf dem Pestruper Graberfeld Website des Heimatvereins Dungstrup e V Herbstbeweidung beginnt Website der Niedersachsischen Landesforsten 13 Oktober 2017 Mehr Heideflache fur das Pestruper Graberfeld in Delme Report 20 November 2016 Christian Wiegang HK36 Pestruper Graberfeld in Kulturlandschaftsraume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen Landesweite Erfassung Darstellung und Bewertung Hannover 2019 S 178 179 Website des Fordervereins Urgeschichtliches Zentrum Wildeshausen e V Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pestruper Graberfeld amp oldid 238008867