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Paul Richter 21 Juli 1894 in Kaitz heute ein Stadtteil von Dresden 13 August 1942 in Dachau war ein deutscher evangelischer Pfarrer und leistete aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus Er kam im Konzentrationslager Dachau ums Leben und gilt als christlicher Martyrer Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Schule Studium 3 Stationen seines Kirchendienstes 4 Prediger Seelsorger und Bekenner 5 Verfolgung und Haft 6 Gedenken und Ehrungen 7 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenPaul Richter war das alteste von drei Kindern eines selbstandigen Stellmachermeisters und seiner Frau Sein Elternhaus war sehr christlich gepragt und hatte eine enge Bindung an die evangelische Kirche Im Oktober 1921 heiratete Paul Richter die Kantorentochter Johanna Hentsch Nach der Eheschliessung lebte er mit seiner Frau zunachst in Barenstein im Osterzgebirge Bei der Gemeindearbeit und seiner seelsorgerischen Tatigkeit in Barenstein sowie spater in Wilsdruff und Sachsdorf hatte Paul Richter in seiner Frau eine zuverlassige Unterstutzerin Aber auch in seiner uberzeugten Haltung gegen nationalsozialistische Ideologie sowie in der Zeit der Verfolgung war sie ihm eine einsatzbereite Gefahrtin Ihre letzte Begegnung hatten die Eheleute nach Paul Richters Inhaftierung im Fruhjahr 1942 bei einem heimlichen Treffen im Krankenhaus in Plauen als sich der Pfarrer bereits auf dem Transport ins KZ Dachau befand Schule Studium BearbeitenPaul Richter besuchte die Dorfschule seines Heimatortes wechselte dann in die Burgerschule und legte am Wettiner Gymnasium in Dresden sein Abitur ab 1914 nahm er das Studium der evangelischen Theologie auf mit dem Ziel evangelischer Pfarrer zu werden Er begann an der Universitat Kiel setzte das Studium fort an der Universitat Munster anschliessend an den Universitaten in Erlangen und Leipzig 1917 musste er infolge des Ersten Weltkriegs sein Studium unterbrechen und bis 1919 als Sanitatssoldat dienen Im Winter 1919 20 legte er ohne zuvor sein Universitatsstudium in Leipzig wieder aufgenommen zu haben die erste Theologieprufung ab Stationen seines Kirchendienstes BearbeitenVon Juni 1920 bis September 1921 war Paul Richter als Diakonatsvikar in Bad Elster tatig Im Dezember 1920 wurde er als Pfarrer an der Trinitatiskirche in Bad Elster ordiniert Von Oktober 1921 bis 1928 hatte er die erste Pfarrstelle in Barenstein inne Zu Ostern 1928 begann Richter seinen Dienst als Pfarrer an der St Nicolaikirche in Wilsdruff Prediger Seelsorger und Bekenner BearbeitenIm Mittelpunkt der Verkundigung des seelsorgerischen insbesondere des personlichen Handelns von Paul Richter stand die deutliche Orientierung an und das klare Bekenntnis zu Christus Dass das Wort und das Kreuz Christi im Mittelpunkt seines personlichen Lebens und seines Dienstes fur die Gemeinde stand zeigte er in christlichem Engagement im Alltag in seinem standigen Streben nach Gerechtigkeit und durch sein tiefes Verstandnis fur Bedrangte und seine Hinwendung zu Menschen in Armut und Not So leistete er durch menschliche Zuwendung durch Wort Trost und Gebet aber auch durch direkte praktische Hilfe und materielle Unterstutzung bedurftigen Menschen unmittelbaren Beistand Seine Uberzeugung und Haltung wird versinnbildlicht durch ein von ihm selbst gefertigtes Eichenkreuz uber dem Eingang der Friedhofskapelle in Wilsdruff Verfolgung und Haft BearbeitenDie nationalsozialistische Ideologie widersprach dem streng christlichen Denken und Handeln von Paul Richter Nach der Machtergreifung der NSDAP passte er sich nicht den neuen weltlichen Herren an Insofern widersetzte er sich auch der Vereinnahmung und Unterwerfung der Kirche durch den Nationalsozialismus siehe Deutsche Christen Reichskirche Von Anfang an gehorte er dem Pfarrernotbund und der Bekennenden Kirche an Er stellte sich gegen den Rassenwahn und das Fuhrerprinzip die nicht nur in Staat und Gesellschaft sondern auch in der evangelischen Kirche Fuss gefasst hatten siehe Deutsche Evangelische Kirche Reichsbischof Mit Hinweis auf die Bibel wandte er sich offen gegen nationalsozialistische Anweisungen von staatlichen Stellen sowie staatskirchliche Verlautbarungen der Kirchenleitung Pfarrer Paul Richter geriet sehr schnell in das Blickfeld der ortlichen NSDAP und Gestapo sowie der regimenahen Krafte in der Kirchenleitung die durch ihn ihre Macht und ihre Glaubwurdigkeit in der Bevolkerung gefahrdet sahen Zunachst erhielt er Predigtverbot Im Marz 1934 wurde er fur sechs Monate von der Ausubung seines Pfarramtes suspendiert und sein Gehalt wurde auf die Halfte reduziert Mit der Auferlegung einer Geldstrafe von 200 Reichsmark versuchte man ihn im Marz 1939 einzuschuchtern Im Oktober 1941 wurde er von der Gestapo in Dresden erst verhort und schliesslich am 10 November 1941 verhaftet Er war bei der Gestapo nach einem Trauergesprach mit der Witwe eines Soldaten der sich an der Front selbst getotet hatte wegen Wehrkraftzersetzung denunziert worden Zu Anfang war Pfarrer Richter im Polizeigefangnis in Leipzig inhaftiert Im Marz 1942 wurde seine Uberstellung in das KZ Dachau verfugt Da er auf dem Gefangenentransport von Dresden nach Dachau infolge der harten Haft und Transportbedingungen eine schwere Nierenkolik erlitten hatte kam er vorubergehend in ein Krankenhaus in Plauen Vogtland Im KZ Dachau war Paul Richter als politischer Gefangener im Pfarrerblock auf einer Stube zusammen mit etwa zwanzig evangelischen und etwa hundert katholischen Geistlichen u a mit Hermann Scheipers und Alois Andritzki untergebracht Er wurde im Arbeitskommando Plantage eingesetzt Dieser harten korperlichen Arbeit bei ungunstiger Witterung unzulanglicher Kleidung und vollig unzureichender Ernahrung war er nicht gewachsen Schliesslich kam er vollig erschopft ins Krankenrevier wo er am 13 August 1942 im Alter von 48 Jahren starb Die Lagerverwaltung notierte als Todesursache Herz und Kreislaufversagen bei Darmkatarrh Gedenken und Ehrungen BearbeitenDer Familie wurde von der KZ Verwaltung Dachau nach dem Tod von Paul Richter ein Blechgefass zugestellt in dem sich die Asche seiner sterblichen Uberreste befinden soll Die Beisetzung fand im Familiengrab auf dem Friedhof der Kirche Leubnitz Neuostra statt Der von der evangelischen Kirchengemeinde Wilsdruff fur den 23 August 1942 geplante Gedenkgottesdienst fur ihren verstorbenen Pfarrer wurde von den Nationalsozialisten verboten Der katholische Priester Hermann Scheipers 1913 2016 der im KZ Dachau mit Paul Richter und weiteren evangelischen und katholischen Geistlichen auf einer Stube untergebracht gewesen war und nach seiner Befreiung aus der KZ Haft von 1952 bis 1960 in Wilsdruff als Kaplan bzw Pfarrer der dortigen katholischen Pfarrgemeinde tatig war trug als einer der letzten lebenden KZ Geistlichen in seinem Buch Gratwanderungen und in seinen Vortragen uber seine Erfahrungen als Priester unter zwei kirchenfeindlichen Staatsideologien durch Informationen auch uber seinen evangelischen Mitbruder und Mithaftling Paul Richter zu dessen ehrendem Gedachtnis bei Paul Richter ist im Evangelischen Namenkalender der Evangelischen Kirche in Deutschland 1 als evangelischer Martyrer verzeichnet Der kirchliche Gedenktag ist sein Todestag 13 August Der Stamm Ortsgruppe der Christlichen Pfadfinder Deutschlands CPD in Meissen ist nach Paul Richter benannt Stamm Paul Richter Meissen ihm und seinen Taten zu Ehren und als klares Bekenntnis nbsp Pfarrer Paul Richter Weg in WilsdruffEinzelnachweise Bearbeiten Frieder Schulz Das Gedachtnis der Zeugen Vorgeschichte Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders Gottingen 1975 S 100 Normdaten Person GND 129300489 lobid OGND AKS VIAF 77389619 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richter PaulKURZBESCHREIBUNG christlicher Martyrer TheologeGEBURTSDATUM 21 Juli 1894GEBURTSORT Kaitz heute ein Stadtteil von Dresden STERBEDATUM 13 August 1942STERBEORT Dachau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Richter Pfarrer amp oldid 239402857