www.wikidata.de-de.nina.az
Das Partikulargericht personliches Gericht Einzelgericht auch besonderes Gericht ist Gegenstand der Lehre der romisch katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen uber das Schicksal der Seele nach dem Tode Das Partikulargericht gehort zu den sogenannten vier letzten Dingen Tod Gericht Himmel und Holle Im Partikulargericht erfolgt die Abwagung der guten und bosen Taten eines Menschen unmittelbar nach dessen Tod Der Erzengel Michael als Seelenwager Fresko in der Pfarrkirche AulzhausenIn der christlichen Ikonographie wird beim Gericht dem Erzengel Michael die Rolle als Seelenwager zugeordnet Inhaltsverzeichnis 1 Theologie des Partikulargerichts 2 Historiker 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTheologie des Partikulargerichts BearbeitenDen Evangelien und der Apostelgeschichte zufolge werden am Ende aller Zeiten die Toten auferstehen um vor den Richter Jesus Christus gestellt zu werden der nach Gottes Weisung richten wird Der Hauptunterschied zwischen Partikulargericht und dem Endgericht ist dass das Partikulargericht direkt nach dem Tode jedes Menschen stattfindet und nicht erst am Jungsten Tag Es handelt sich um Gottes Gericht uber die Seele des einzelnen und ist nicht wie das Jungste Gericht zugleich mit der Auferstehung des Leibes verbunden Die Lehre vom Partikulargericht entwickelte sich in Verbindung mit jener uber das Purgatorium uber die Lauterung die eine Seele nach dem Tod erfahrt sofern sie nicht als heilig unmittelbar in den Himmel aufgenommen wird Den Schriften einiger fruher Kirchenvater wie Justin der Martyrer Irenaus und Clemens von Alexandria und des Kirchenschriftstellers Tertullian zufolge werden die geretteten Seelen nicht vor dem Tag des Jungsten Gerichts in den Himmel eingelassen und verbringen die Zeit zwischen dem Tod und der Auferstehung an einem schonen Ort wo sie ihre Verherrlichung erwarteten 1 Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin 1225 1274 begrundet das Partikulargericht in seiner Summa theologica Jeder Mensch sei sowohl Einzelperson als auch Teil des ganzen Menschengeschlechtes Daher gebuhre ihm ein doppeltes Gericht Das Einzelgericht werde nach dem Tod uber ihn gesprochen aber nicht fur den Leib sondern nur fur die Seele Das zweite Gericht musse stattfinden uber ihn als Teil des ganzen Menschengeschlechtes Die Strafe wurde im letzten Gericht vervollstandigt denn nach ihm werden die Gottlosen an Leib und Seele zugleich gepeinigt 2 Die Bulle Benedictus Deus Papst Benedikts XII von 1336 uber die Gottesschau der Seelen nach dem Tode Visio beatifica fuhrt zugleich aus dass die Seelen derer die in Todsunde gestorben seien gleich nach ihrem Tod in die Unterwelt hinabsteigen wo sie mit den Qualen der Holle gepeinigt werden Im Katechismus der Katholischen Kirche heisst es unter Berufung auf den hl Irenaus Papst Benedikt XII und die Dokumente des Konzils von Trient Jeder Mensch empfangt im Moment des Todes in seiner unsterblichen Seele die ewige Vergeltung Dies geschieht in einem besonderen Gericht das sein Leben auf Christus bezieht entweder durch eine Lauterung hindurch oder indem er unmittelbar in die himmlische Seligkeit eintritt oder indem er sich selbst sogleich fur immer verdammt 3 Historiker BearbeitenDer Mediavist Philippe Aries vertritt die These dass die Lehre vom Partikulargericht im Laufe des 14 und 15 Jahrhunderts an Bedeutung gewonnen habe Den Grund dafur sieht Aries in der wachsenden Bedeutung des einzelnen Menschen der sich im Spatmittelalter zunehmend mit der Vorbereitung eines guten Sterbens Ars moriendi auseinandersetzte Eine kontroverse Position vertritt der russische Historiker Aron Gurewitsch Er ist der Meinung dass beide Gerichte Jungstes Gericht und Partikulargericht in der Vorstellungswelt des gesamten Mittelalters unabhangig voneinander koexistierten Gurewitsch spricht von einer paradoxen Koexistenz zwischen der wie er sie nennt kleinen Eschatologie und der grossen Eschatologie die jedes Individuum in zweifacher Weise betreffe wenn es um sein eigenes Schicksal gehe und zugleich fur ihn als Mitglied der Gemeinschaft die am Jungsten Tag gerichtet werde Fur den franzosischen Historiker Jacques Le Goff vollzog sich die Entstehung des Partikulargerichts am Ende des 12 Jahrhunderts analog zur Entstehung der Lehre uber das Purgatorium Siehe auch BearbeitenTotengerichtLiteratur BearbeitenPhilippe Aries L homme devant la mort Paris 1977 Aaron Gurjewitsch Die Darstellung von Personlichkeit und Zeit in der mittelalterlichen Kunst Weimar 1984 Jacques Le Goff La naissance du purgatoire Paris 1981Einzelnachweise Bearbeiten John McHugh Particular Judgment in The Catholic Encyclopedia Vol 8 New York Robert Appleton Company 1910 https www newadvent org cathen 08550a htm Summa theologica q 88 Katechismus der katholischen Kirche 1022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Partikulargericht amp oldid 224342570