www.wikidata.de-de.nina.az
Paragraph 175 ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2000 von Rob Epstein und Jeffrey Friedman der Erzahler ist Rupert Everett Mitproduzent und Berater war der deutsche Historiker und Projektleiter fur Westeuropa am United States Holocaust Memorial Museum Klaus Muller Der Film erzahlt die Lebensgeschichten von mehreren Mannern und Frauen die von den Nazis wegen ihrer Homosexualitat aufgrund des 175 der seit 1871 im deutschen Strafgesetzbuch der Sodomiterverfolgung diente verfolgt wurden FilmTitel Paragraph 175Produktionsland Vereinigtes Konigreich Deutschland Vereinigte StaatenOriginalsprache Franzosisch Englisch DeutschErscheinungsjahr 2000Lange 81 MinutenStabRegie Rob Epstein Jeffrey FriedmanDrehbuch Sharon WoodProduktion Janet ColeMusik Tibor SzemzoKamera Bernd MeinersSchnitt Dawn LogsdonBesetzungRupert Everett Erzahler Klaus Muller Interviewer und Historiker Gad Beck sich selbst Heinz Dormer sich selbst Pierre Seel sich selbst Heinz F sich selbst Albrecht Becker sich selbst Annette Eick sich selbst Zwischen 1933 und 1945 wurden 100 000 Personen auf Grund des 175 verurteilt 10 000 bis 15 000 wurden in Konzentrationslagern inhaftiert davon uberlebten 4000 bis Kriegsende Von diesen Personen konnten im Jahr 2000 nur noch weniger als zehn Lebende gefunden werden In der Dokumentation Paragraph 175 erzahlen sechs dieser ehemals Inhaftierten viele bereits weit uber 90 Jahre alt zum ersten Mal ihre Lebensgeschichte und schliessen damit eine historische Lucke Paragraph 175 beleuchtet die bis dahin wenig dokumentierte Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich und die damit verbundenen Konsequenzen im damaligen und spateren Leben der Opfer anhand von personlichen Berichten Die Berichte beginnen alle in den Goldenen Zwanzigern in denen es in den deutschen Grossstadten wie Berlin eine lebendige schwule Szene mit unzahligen schwulen und lesbischen Kneipen Nachtklubs und Kabaretts und trotz bestehendem Paragraphen 175 einer relativen Freiheit gab Viele homosexuelle Jugendliche waren in der deutschen Jugendbewegung aktiv Auch nach Hitlers Machtergreifung wurde die drohende Katastrophe in der Szene nicht erkannt Vermeintliche Sicherheit gab dabei dass mit Ernst Rohm ein fuhrender Nationalsozialist seine Homosexualitat relativ offen lebte Nach der Ermordung Rohms nahm die bis dahin noch nicht so gezielt betriebene Verfolgung Homosexueller durch die Nationalsozialisten drastisch zu Der Paragraph 175 wurde 1935 verscharft und es kam danach in fast allen grossen Stadten zur Schliessung von Homosexuellentreffpunkten zu Razzien und Bespitzelungen Inhaltsverzeichnis 1 Interviewte Personen 1 1 Gad Beck 1 2 Heinz Dormer 1 3 Pierre Seel 1 4 Heinz F 1 5 Albrecht Becker 1 6 Annette Eick 2 Preise und Auszeichnungen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseInterviewte Personen BearbeitenIn der Dokumentation berichten sechs Personen uber ihre Verfolgung wegen des 175 im Dritten Reich Eine weitere Person Karl Gorath 1 mochte nicht mehr uber die Vergangenheit sprechen In der Dokumentation wird er mit seinem Fotoalbum gezeigt aus dem Fotos an die er nicht mehr erinnert werden mochte herausgerissen sind Zwei weitere Personen eine in Polen und eine in Deutschland wurden von Muller aufgespurt lehnten ein Interview jedoch ab Gad Beck Bearbeiten Gad Beck wurde 1923 in eine judisch christliche Familie geboren und verbrachte dort eine gluckliche Kindheit Nach 1933 galten er und seine Zwillingsschwester Miriam als Halbjuden und erlebten wachsenden Antisemitismus Die Anfeindungen in der Schule wurden so schwer dass Gad seine Eltern uberzeugte ihn 1935 in eine judische Schule fur Jungen zu schicken Dort machte er seine erste sexuelle Erfahrung mit einem Mann als er seinen Sportlehrer nach dem Unterricht in der Dusche verfuhrte Stolz und mit der fur ihn typischen Offenheit prahlte er gegenuber seiner Mutter uber seine Eroberung Seine Eltern waren nur wenig uberrascht und akzeptierten seine Homosexualitat 1941 trat Beck der Widerstandsgruppe Chug Chaluzi bei die unter anderem Quartiere und Nahrungsmittel fur Juden beschaffte Immer mehr Juden wurden nun aus ihren Wohnungen verschleppt und in die Konzentrationslager abtransportiert so auch ein blonder judischer Junge in dessen Haus Beck ubernachtet und mit dem er die Nacht verbracht hatte Die Gestapo interessierte sich jedoch nur fur den Jungen und seine Mutter Beck stand nicht auf der Liste 1942 versuchte Beck seine erste grosse Liebe Manfred Lewin aus einem Gestapo Lager zu befreien indem er sich als Hitlerjunge ausgab Tatsachlich konnte er mit seinem Freund das Lager verlassen Lewin wollte jedoch seine Familie nicht zurucklassen und so musste Beck hilflos zusehen wie Lewin freiwillig in das Lager zuruckging Heinz Dormer Bearbeiten Heinz Dormer wurde 1912 in Berlin geboren und schloss sich in seinen fruhen Jahren kirchlichen Gruppen an Mit 15 nahm er an Berlins wildem Leben in den Schwulenbars teil und entdeckte seine Passion fur das Theater 1929 grundete er seine eigene Jugendgruppe in der Pfadfinderbewegung den sogenannten Wolfsring Durch die Arbeit in der Gruppe konnte Dormer viele seiner Interessen verbinden sexuelle Affaren Amateurtheater und Reisen Seit 1932 arbeitete Dormer als Landesmarkfuhrer auf der nationalen Ebene in der Pfadfinderbewegung Trotz seines Widerstandes wurde Dormers Pfadfindergruppe im Oktober 1933 dann wie alle anderen Jugendorganisationen der Hitlerjugend angeschlossen Im April 1935 wurde Dormer wegen homosexueller Aktivitaten mit Mitgliedern der Gruppe angeschuldigt Es begann eine Serie von Inhaftierungen in Gefangnissen und in Konzentrationslagern aufgrund des Paragraphen 175 Er berichtet vom singenden Wald aus dem das unmenschliche Gebrull und Geschrei der dort von den KZ Schergen maltratierten und ermordeten Opfer klang Dormer Der singende Wald da bekam jeder Gansehaut Der singende Wald unerklarlich da versagt das menschliche Hirn und vieles bleibt noch ungenannt Pierre Seel Bearbeiten Pierre Seel wurde 1923 in Haguenau im Elsass geboren Als die Deutschen 1940 das Elsass annektierten begannen sie systematisch nach asozialen Elementen zu suchen Sie wiesen die franzosische Polizei an Rosa Listen anzulegen um die Homosexuellen zu uberwachen Seel kam auf diese Liste als er bei der Polizei den Diebstahl seiner Uhr anzeigte die ihm in einem bekannten Homosexuellentreffpunkt gestohlen wurde Von den Deutschen wurde er zunachst verhaftet und schliesslich ins Sicherungslager Vorbruck Schirmeck uberstellt Dort wurde er misshandelt und gefoltert indem ihm zum Beispiel ein 25 Zentimeter langes Holzstuck eingefuhrt wurde Sein schlimmstes Erlebnis dort war dass er mit ansehen musste wie sein Freund Jo auf dem Appellplatz von den Schaferhunden der Wachmannschaft bei lebendigem Leib zerfleischt und aufgefressen wurde Heinz F Bearbeiten Heinz F wurde 1905 bei Hannover geboren In den 1920er und 30er Jahren war er Teil der schwulen Szene in Berlin wo er auch Magnus Hirschfeld traf 1935 wurde einer seiner Freunde verhaftet und gab unter Druck die Namen von anderen Homosexuellen preis F wurde verhaftet und ohne Anklage oder Prozess in das Konzentrationslager Dachau gebracht wo er 1 5 Jahre festgehalten wurde Ein oder zwei Jahre nach seiner Freilassung wurde er aufgrund einer Affare mit einem Stricher erneut verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht Dort blieb er bis er wenige Tage von Kriegsende in die Wehrmacht eingezogen wurde F verbrachte mehr als acht Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern Als der Krieg endete war F 40 Jahre alt und ging Heim zum Geschaft seiner Eltern das nun von seinem Bruder und seiner Mutter gefuhrt wurde Sein Vater war inzwischen verstorben Er fand niemanden mit dem er uber die sein Schicksal und die Jahre seiner Gefangenschaft sprechen konnte Jetzt im Alter von 92 Jahren erzahlt F seine Geschichte zum ersten Mal in seinem Leben Albrecht Becker Bearbeiten Albrecht Becker wurde 1906 in Thale geboren Der attraktive und immer gut gekleidete Achtzehnjahrige verliebte sich in einen 45 jahrigen Mann mit dem er etwa zehn Jahre zusammen lebte Durch ihn lernte er eine Reihe von Kunstlern und einflussreichen Leuten kennen die ihn auf Reisen in die Welt mitnahmen 1935 hatte er Affaren mit drei oder vier Studenten Da er etwa zehn Jahre alter als die Studenten war hielt man ihn fur den Verfuhrer Bei seiner ersten Befragung antwortete Becker auf die Frage ob er homosexuell sei Ja das weiss doch jeder Bei der folgenden Verurteilung aufgrund des Paragraphen 175 hatte er das Gluck nicht in das Konzentrationslager Dachau zu kommen sondern er wurde zu drei Jahren verurteilt die er in einem normalen Gefangnis absitzen musste Nach seiner Freilassung musste er feststellen dass es in seinem Heimatdorf fast nur noch Frauen gab und so meldete er sich freiwillig fur die Wehrmacht da er unter Mannern sein wollte Annette Eick Bearbeiten Annette Eick wurde 1909 in Berlin als Tochter einer angepasst lebenden judischen Familie geboren Sie nannten sich Jom Kippur Juden da sie nicht sehr religios waren aber doch die Feiertage einhielten Eick entdeckte im Alter von zehn Jahren dass sie lesbisch ist Ende der 1920er Jahre besuchte sie zum ersten Mal einen Club im Norden Berlins der uberwiegend von proletarischen Madchen besucht wurde Die vielen maskulinen Lesben gekleidet in ihrem besten Sonntagsanzug einem Smoking schuchterten sie zunachst ein Dort lernte sie Ditt kennen die sie an Marlene Dietrich erinnerte und die sie zunachst abblitzen liess 1938 bereitete sie sich auf einem Bauernhof in der Nahe Berlins auf ihre Ausreise aus Deutschland vor Nach den Novemberpogromen wurde sie von dort in ein Polizeigefangnis gebracht Die Frau des Polizisten liess die Turen absichtlich offen sodass Eick entkommen konnte und zuruck zu dem inzwischen niedergebrannten Bauernhof ging wo sie in den Trummern ihren Reisepass fand Mit einem Fahrrad wollte sie dann zuruck nach Berlin zu ihren Eltern fahren Unterwegs kam ihr der Postbote entgegen der einen Brief von Ditt fur sie dabei hatte Ditt war inzwischen nach England ausgewandert und schickte ihr nun die Einreisepapiere Ihr Bruder Horst Julius Eick emigrierte nach Danemark Andere Verwandte emigrierten ebenfalls Berta Biermann nach San Francisco Charlotte Eick nach Danemark Lise Zimmermann nach Palastina Annette Eicks Eltern blieben jedoch in Berlin und wurden in Auschwitz ermordet Preise und Auszeichnungen BearbeitenDokumentarfilm TEDDY Gewinner und FIPRESCI Preis in der Sektion Panorama im Rahmen der Berlinale 2000 Regiepreis auf dem Sundance Film Festival 2000 Publikumspreis fur die beste Dokumentation auf dem San Francisco International Lesbian and Gay Film Festival 2000Weblinks BearbeitenParagraph 175 in der Internet Movie Database englisch NPR All Things Considered Interview von Rob Epstein zum Tod von Pierre Seel 2 Dezember 2005 Audio Datei Cristina Moles Kaupp Gefahr fur Volk Staat und Rasse In der Doku Paragraph 175 zwingen funf Manner ihren Blick zuruck Filmkritik fluter de 6 Februar 2002Einzelnachweise Bearbeiten https twitter com holocaustmuseum status 1137100696606695424 s 21 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paragraph 175 Film amp oldid 230348461