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Eine Palliativstation ist eine raumlich zusammenhangende Versorgungseinheit palliativmedizinischer Fachrichtung an einem Krankenhaus bzw einem Palliativzentrum Sie unterscheidet sich von den meisten anderen Bettenstationen durch eine wohnlichere Gestaltung und einen hoheren Personalschlussel Das dort tatige Personal verfugt zumeist uber besondere Qualifikationen in Palliative Care Auf einer Palliativstation werden Symptome und Komplikationen bei unheilbar kranken Menschen behandelt nicht die zugrunde liegende Krankheit Ausserdem wird psychosoziale Unterstutzung angeboten die bei Bedarf auch Angehorige mit einbezieht Inhaltsverzeichnis 1 Organisationsform 2 Aufnahmekriterien 3 Aufgaben 4 Finanzierung 5 Palliativ Konsiliardienst 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseOrganisationsform BearbeitenVom 19 bis zum beginnenden 20 Jahrhundert entstanden haufiger auch Krankenhauser fur Krebskranke und Tuberkulosepatienten die kurative und palliative Funktionen miteinander verbanden 1 Nachdem sich im Rahmen der Hospizbewegung ambulante Begleitung und stationare Hospize etabliert hatten wurde mit der 1973 in Montreal am Royal Victoria Hospital begonnenen 2 Einrichtung von Palliativstationen eine weitere Lucke in der Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen geschlossen Durch die Palliativstation wird die Hospizidee im Krankenhaus wo immer noch die meisten Menschen sterben integriert Als Krankenhausstation stehen den Patienten einer Palliativstation einerseits alle Moglichkeiten eines Krankenhauses zur Verfugung wie zum Beispiel arztliche Versorgung zu jeder Zeit Andererseits ist die raumliche Gestaltung meist wohnlicher und die Gesamtatmosphare ruhiger als auf anderen Bettenstationen Aufnahmekriterien BearbeitenAuf Palliativstationen werden Menschen mit einer fortgeschrittenen unheilbaren Krankheit wie beispielsweise Krebs AIDS oder ALS aufgenommen die unter erheblichen akuten Beschwerden leiden oder sich in einer erkrankungsbedingten psychosozialen Krise befinden Sie mussen uber ihren Krankheitszustand sowie ihre Prognose aufgeklart und sich daruber im Klaren sein dass hier keine krankheitsspezifische Therapie stattfindet Ein erhohter Pflegebedarf allein ist kein Aufnahmekriterium jedoch konnen bestimmte Situationen wie zum Beispiel exulzerierende Tumorwunden oder angstauslosende Atemnot eine aufwandige Versorgung und damit eine Einweisung auf die Palliativstation notwendig machen Wenn in der hauslichen Versorgung die Begleitung durch ein Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung nicht mehr ausreicht oder nicht verfugbar ist ist eine Aufnahme im Akutfall ebenfalls moglich um Patienten und Angehorige zu entlasten 3 Entscheidend ist die Notwendigkeit zusatzlicher palliativmedizinischer Massnahmen mit dem Ziel die Lebensqualitat des Patienten zu erhalten oder zu verbessern Nach erfolgreicher Behandlung der Beschwerden kann eine Entlassung in die gewohnte Umgebung angestrebt werden Aufgaben BearbeitenIn der Behandlung gelten die Prinzipien der Palliative Care danach werden diagnostische therapeutische und pflegerische Massnahmen nur dann angewendet wenn sie einerseits dem Willen des Betroffenen entsprechen und andererseits mit hoher Wahrscheinlichkeit eine positive Auswirkung auf seine Lebensqualitat haben Die Untersuchungen wie auch die Behandlung beschranken sich daher auf moglichst wenig belastende Verfahren Durch medizinische pflegerische und andere Massnahmen wie beispielsweise Physiotherapie oder psychologische Unterstutzung wird versucht eine weitgehende Linderung der belastenden Symptome zu erreichen Die durch das Zusammenleben der Patienten auf der Station ermoglichten sozialen Kontakte konnen zum Wohlbefinden der palliativmedizinisch Behandelten beitragen 4 Ziel ist den Patienten anschliessend zuruck in das hausliche Umfeld zu entlassen da die Aufenthaltsdauer wie auch auf anderen Krankenhausstationen zeitlich begrenzt ist Vor der Entlassung organisiert der Sozialdienst die weitere Versorgung in Zusammenarbeit mit den Angehorigen und ist beim Stellen von Antragen behilflich Muss davon ausgegangen werden dass nach der Entlassung ins hausliche Umfeld eine ahnliche medizinisch pflegerische Versorgung wie auf der Palliativstation rund um die Uhr notig ist wird diese nach Verordnung und Absprache mit allen Beteiligten von einem Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung SAPV ubernommen Ist eine ausreichende Versorgung zuhause oder im Heim nicht moglich oder nicht gewunscht wird die Verlegung in ein Hospiz vermittelt Bei Wartezeit auf einen freien Hospizplatz wird der weitere Aufenthalt auf der Palliativstation in der Regel ermoglicht was aber zu Schwierigkeiten mit der Kostenerstattung fuhren kann wenn die Vorgaben des Kostentragers fur die langere Krankenhausbehandlung nicht mehr erfullt sein sollten 5 Sollte eine Entlassung oder Verlegung nicht mehr moglich sein stellt die Palliativstation dem Sterbenden angemessenen Raum und Begleitung zur Verfugung Finanzierung BearbeitenPalliativstationen sind in Deutschland erstmals 1983 an der Chirurgischen Klinik der Universitatsklinik Koln eingerichtet als Akut Stationen an Krankenhausern realisiert und unterliegen dem dortigen Finanzierungssystem Gesetzlich krankenversicherte Patienten mussen den fur stationare Versorgung ublichen Eigenanteil aufbringen Die Finanzierung der wohnlichen Ausstattung einer Palliativstation und anderer Annehmlichkeiten kann der Krankenhaustrager nicht aus dem Budget bestreiten hierfur werden Spenden gesammelt Palliativ Konsiliardienst BearbeitenUm die Situation schwerkranker und sterbender Menschen auf ihren Allgemeinstationen zu verbessern halten einige Krankenhauser und Kliniken einen Palliativ Konsiliardienst in Deutschland Palliativmedizinischer Konsiliardienst vor Dieser Dienst besteht aus einem multiprofessionell zusammengesetzten Mitarbeiterteam Die Kerngruppe des Teams setzt sich aus Medizinern und Pflegefachleuten zusammen die uber eine palliativmedizinische bzw pflegerische Weiterbildung verfugen Erweitert wird das Team von Mitarbeitern aus dem Sozialdienst sowie Seelsorgern Psychologen Physiotherapeuten Pharmazeuten Schmerztherapeuten und Ernahrungsberatern Der Konsiliardienst kann fur schwer erkrankte Krankenhauspatienten angefordert werden die nicht auf einer Palliativstation versorgt werden konnen oder mussen Er ermittelt den Bedarf an Palliative Care und berat anschliessend vor allem das betreuende arztliche und Pflegepersonal bezuglich der weiteren Vorgehensweise Erst in zweiter Linie wendet sich der Dienst an den Patienten und dessen Angehorige Durch die Weitergabe palliativer Prinzipien mittels der konkreten Arbeit aber auch mit der Ausgestaltung interner Fortbildungsangebote verbreitet der Palliativ Konsiliardienst das spezifische Wissen Damit kann langerfristig eine Veranderung der Haltung innerhalb der Klinik bewirkt werden 6 7 Literatur BearbeitenA Bremer B Roesner G Pott Aufgaben und Funktion einer Palliativstation In G Pott D Domagk Hrsg Integrierte Palliativmedizin Schattauer Stuttgart 2013 Stein Husebo E Klaschik Hrsg Palliativmedizin Springer Science amp Business Media 2009 S 33 35 Michael Stolberg Die Geschichte der Palliativmedizin Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute Frankfurt am Main 2011 S 241 245 Die ersten Palliativstationen Johann Christoph Student Elisabeth Burger Stationares Hospiz Alternative oder komplementare Einrichtung zur Palliativstation In Eberhard Aulbert Eberhard Klaschik Dieter Kettler Hrsg Beitrage zur Palliativmedizin Band 5 Palliativmedizin Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung Schattauer Stuttgart 2002 S 52 58 Weblinks BearbeitenNationales Hospiz und Palliativregister der Deutschen Gesellschaft fur Palliativmedizin Interview Rheinruhrmed mit Christoph Gerhard uber Vorteile von Palliativ Konsiliardiensten gegenuber Palliativstationen Auflistung aller deutschen Hospiz und Palliativeinrichtungen mit online Suchmaschine Palliativstationen Soziales amp Recht abgerufen am 26 Mai 2011Einzelnachweise Bearbeiten Michael Stolberg Die Geschichte der Palliativmedizin Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute Frankfurt am Main 2011 S 210 226 und 241 243 Balfour Mount J Andrew Billings What is palliative care In Journal of palliative medicine Band 1 1998 S 73 81 hier S 73 J Gartner K Jaroslawski Aufnahmekriterien auf die Palliativstation 3 1 2 Mogliche Aufnahmekriterien Netzwerk onkologische Spitzenzentren aktualisierte Fassung 2019 abgerufen am 13 Juli 2022 Gunter Kirsch Maria Blatt Bodewig Soziale und emotionale Belastung und Unterstutzung durch Mitpatienten In Eberhard Aulbert Friedemann Nauck Lukas Radbruch Hrsg Lehrbuch der Palliativmedizin Schattauer Stuttgart 1997 3 aktualisierte Auflage 2012 ISBN 978 3 7945 2666 6 S 1139Y 1147 A Bremer B Roesner G Pott Aufgaben und Funktion einer Palliativstation In G Pott D Domagk Hrsg Integrierte Palliativmedizin Schattauer Stuttgart 2013 S 59f Friedemann Nauck Palliativmedizinischer Konsiliardienst im Krankenhaus In E Aulbert F Nauck L Radbruch Hrsg Lehrbuch der Palliativmedizin Schattauer Stuttgart 2007 S 125 126 Dachverband Hospiz Osterreich Datenerhebung 2014 Definitionen der einzelnen Organisationsformen nach OBIG S 4 Memento des Originals vom 29 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hospiz at abgerufen am 29 April 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palliativstation amp oldid 237176119